Von merida –
Zwei Varianten hatte ich im Vorfeld dieser Tour überlegt. Ich wollte zum Kühtaisattel, das war gesetzt. Aber fahre ich die ganze Strecke durch das Inntal hin und zurück? Das hätte rund 200 km und 2 Durchquerungen des Inntals inklusive Innsbruck. Alles machbar, aber da meiner Meinung nach der Inntalradweg nicht unbedingt spannendes Terrain ist, und außerdem für den Nachmittag Regen angekündigt war, entscheide ich mich für Variante 2: Von Jenbach aus mit dem Zug bis Oetztal Bahnhof, und dann mit dem Rad zurück. So stehe ich zur frühest möglichen Zeit im Frühstückssaal des Hotels und sehe zu, dass ich was zu Essen bekomme. Bald bin ich abfahrtsbereit, und lasse mich gemütlich zum Jenbacher Bahnhof rollen. Zwar sind am Ticketschalter noch Leute vor mir, ich bekomme aber noch rechtzeitig meine Fahrkarte, allerdings hat der Zug Verspätung. Das wäre halb so wild, müsste ich nicht in Innsbruck umsteigen. Der Anschlusszug wartet allerdings, so dass die Fahrt reibungslos klappt. Beim Losfahren in Oetztal Bahnhof streikt allerdings mein Powermeter. Die Batterie ist leer. Mist, und die Ersatzbatterie liegt im Hotel! Naja, dann muss es halt ohne gehen. Schnell noch die entsprechenden Garmin-Datenfelder rekonfigurieren, denn während der Fahrt auf leere Datenfelder zu schauen ist doof. Dann geht's auf nach Oetz. Das Wetter ist bislang hervorragend, zwar hängen ein paar Wolken am Himmel aber noch deutet nichts auf Regen hin. Allzu warm ist es auch nicht. Optimales Wetter zum Pässe fahren. Auch wenn auf der Straße nach Oetz reger Verkehr herrscht, hinauf zum Kühtai ist erfreulich wenig los. Der einzige Radfahrer am Berg bin ich aber nicht, und auch nicht der erste. Obwohl ich früh dran bin kommt mir kurz vor den Serpentinen vor Ochsengarten schon ein anderer Rennradfahrer entgegen. Von einer mir entgegenkommenden Fahrerin eines VW-Busses werde ich gefragt ob ich mein Handy noch hätte. Sie hätte mich einige Minuten vorher überholt, und da hätte das Handy sehr weit aus der Trikottasche geschaut. Netter Hinweis, aber zum Glück nicht nötig, denn das Handy ist noch da.
Durch Ochsengarten verschnaufe ich ein wenig, was auf dem recht flachen Stück dort auch gut möglich ist. Hinter Ochsengarten begegne ich auch zum ersten Mal einigen der Namensgebenden Kühen entlang der Straße. Sann geht es so deftig zur Sache, dass ich das Gefühl bekomme ob jemand meinte man müsse jetzt möglichst schnell Höhenmeter nachholen. Das Steilstück geht ordentlich in die Beine und ist verdammt lang. Als es endlich wieder flacher wird, ist das eine wahre Wohltat für die Beine. Zwar kommen noch einige Steilrampen, die allerdings deutlich weniger schwer sind. Kurz vor dem Stausee werde ich von einigen anderen Fahrern überholt. Eindrucksvoll liegt die Staumauer des Finstertaler Stausees über der Straße, die Stichstraße dorthin ist allerdings abgesperrt, so dass dieser Ausflug ausfallen muss. An der Passhöhe mache ich ein paar Fotos und verspeise einen Riegel bevor ich mich in die Abfahrt werfe. Die macht richtig Spaß und ist in der Tat richtig schnell, auch wenn ich nicht volles Tempo fahre. Man bekommt aber einen guten Eindruck wo beim Oetzi die berühmt berüchtigt hohen Geschwindigkeiten gefahren werden. Ebenso merkt man deutlich, warum der Kühtai in der Regel vom Oetztal unter die Räder genommen wird, denn rauf macht diese Straße mit ihren endlos langen Geraden und den Lawinengalerien im unteren Teil mit Sicherheit nicht so viel Spaß.
In Kematen angekommen nehme ich direkt die Straße zur Axamer Lizum unter die Räder. Bis Axams ist noch unangenehm viel Verkehr was sich aber ab Axams, wo die eigentliche Auffahrt ins Skigebiet beginnt dankenswerterweise beruhigt. Schnell noch am Örtlichen Brunnen ein wenig den Schweiß abgewaschen und ein wenig abgekühlt gehe ich nun den nächsten Berg an. In Kehre 3 (Hier wird von unten nach oben gezählt) mache ich noch einen kleinen Fotostop bei immer noch gutem Wetter.
Dann zieht es sich aber ziemlich schnell zu, und wenige Höhenmeter unterhalb des Ziels höre ich auch schon das erste Rumpeln in der Ferne. Ich lege noch einen Zahn zu, um die Auffahrt zügig zu beenden, denn ich will zumindest wieder im Tal sein, wenn der Regen losgeht.
Schnell noch ein paar Fotos gemacht und auf nach unten. Das Tal erreiche ich trockenen Reifens und auch Innsbruck kann ich noch ohne Regen durchqueren obwohl nun im Westen schon deutlich eine Regenwand sichtbar wird. Es folgt nun eine Wettfahrt gegen den Regen. Während es um mich herum immer dunkler wird, und die Regenwand im Westen näher zu kommen scheint, halte ich mich entlang des Inntalradweges in Richtung Jenbach. Noch sind etwa 40 km zu fahren, ob da reicht um trocken anzukommen? Der Regen von Westen scheint an Innsbruck hängen zu bleiben, aber jetzt zieht es auch von Norden aus dem Karwendel dunkel heran. In Wattens überquere ich den Inn und erreiche Terfens wo es endgültig zu tröpfeln beginnt. Noch etwa 20 km. Unterstellen oder weiterfahren?
Da ich eh nichts brauchbares zum Unterstellen finde, fahre ich weiter. Mein Softshell-Trikot hält auch noch eine Weile halbwegs trocken, doch der Regen wird immer stärker. Als ich einmal durchnässt bin hat Unterstellen dann auch keinen Sinn mehr, und so fahre ich durch, bis ich in strömendem Regen den Jenbacher Bahnhof erreiche. Da meine Gästekarte mit kostenloser Busfahrtkarte ab Jenbach gilt, schenke ich mir den Anstieg zum Achensee und steige dort nass aber zufrieden in den Bus nach Eben.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren