Von Jan – Wieder zieht es uns nach Südafrika. Eine epische Rennradreise mit Start und Ziel in Kapstadt. Zum Auftakt und zur Akklimatisierung führen wir dich auf eine Erkundungsfahrt auf die Kap-Halbinsel, die für sich schon ein Highlight ist. Es folgt eine sechstägige Rundfahrt, bei der du auf der ersten Etappe den Tafelberg hinter dir immer kleiner werden siehst. Auf der letzten fährst du wieder darauf zu. Magisch! Dazwischen liegt eine unglaubliche Menge exotischer Erfahrungen, die du in Europa nicht machen kannst. Die pulsierende Metropole Kapstadt, das karge Hinterland, die wunderschön saftig grünen Weinberge von Franschhoek, die fruchtbaren Worcester Plains, die kleine Karoo hinter Montagu, schon eine Halbwüste. Und dann die epische Königsetappe mit ganz viel afrikanischer Weite. Der Franschhoek Pass und der Bainskloof Pass. Und zum krönenden Abschluss die Cape Town Cycle Tour, das größte Radrennen der Welt.
Von Jan – Herzlich Willkommen zur Berichterstattung aus Südafrika 2024! Endlich beginnt auch für mich die Reisesaison, wie immer beginnt meine Reisesaison in Südafrika – eine Reise, die ich mir nicht entgehen lasse. Sie ist nur eine von zwei quäldich-Reisen, die ich seit Jahren jedes Jahr begleite. Jedes Jahr gerne begleite!
Pünktlich um halb neun sind alle abfahrtsbereit vor dem Hotel, als auf einmal Hektik aufkommt. Christian ist so freundlich und nimmt den Abfahrtsplatten auf sich. Einen Platten gibt es schließlich immer vor der Abfahrt zur Einrollrunde, und alle sind Christian dankbar, dass er diese Rolle so selbstlos annimmt. Kurz darauf rollen Daneels sportive Gruppe und Thorkilds ausdauernde Gruppe vom Platz, und auch ich sammle meine entspannten Schäfchen zum Aufrbuch. Doch bald schon fahren wir auf Daneels Gruppe auf. Ich will ihm schon sagen, dass er es etwas übertreibt mit dem lockeren Einrollen, als er mir erklärt: L. aus B. kann nicht aufs kleine Blatt schalten. Kein Problem, L. aus B. ist stark und kann die Etappe auf der Scheibe fahren.
Nein, Gruppe 1 biegt Richtung Radladen ab, wir fahren. Durch Seapoint und Clifton nach Camps Bay, wo uns mit den Twelve Apostles der erste Wow-Moment der Tour überrascht. Konzentriert fahren wir Richtung Suikerbossie, dem ersten Minianstieg der Tour. An einer kurzen Fotopause für die beeindruckende Felsformation der Zwölf Apostel fährt Gruppe 2 an uns vorbei. A. aus B. hatte auf einmal keinen Freilauf mehr. Wie gut, dass wir diese Einrollrunde am Samstag haben. Meine Gruppe fährt einfach. Suikerbossie hoch mit tollen Blicken auf den Strand von Llandudno, Suikerbossie runter mit tollen Blicken auf Hout Bay. Dann Chapman's Peak Drive, einfach eine der schönsten Küstenstraßen der Welt. Zugegebenermaßen von der anderen Seite, also fahren wir noch runter nach Nordhoek und machen eine wunderbare Pause im Café Roux für ein zweites Frühstück.
Gegen Nachmittag soll der Wind zunehmen, daher entscheiden wir uns gegen die Verlängerung Richtung Misty Cliffs. Fahren Chapmans Peak Drive, Suikerbossie, Camps Bay. So schön hier! Die Seitenstraße zum Kloof Nek ist schon seit letzten November gesperrt, aber für Radfahrer problemlos fahrbar. Diese Blicke auf die Zwölf Apostel rechts, Lion's Head links. Auf dem Weg zu Signal Hill dann erste Blicke auf den Tafelberg hinter uns, schon mit einer dramatischen Wolkendecke umhüllt, klares Zeichen der zunehmenden Winde. Wir genießen die Blicke auf den Hafen und die Innenstadt von Kapstadt, und den Blick auf den Tafelberg durch den Yellow Frame.
Dann dramatischer Wind im Stadtzentrum von Kapstadt. Wir schieben die letzten Meter zum Hotel. Aber alle gut angekommen nach einer wunderschönen Auftaktetappe in Südafrika.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der heutige Tag ist ganz der Akklimatisierung gewidmet. Nebenbei fahren wir auf fantistischen Strecken, die wir am Sonntag beim Cape Argus noch einmal fahren werden, am Atlantik entlang, an den 12 Aposteln vorbei, Sukiebossie hoch, nach Hout Bay und zum ikonischen Chapmans Peak Drive.
Auf dem gleichen Weg geht es zurück bis Camps Bay, dann hoch zum Signal Hill. Fantastische Blicke auf Kapstadt und den Tafelberg stimmen dich auf eine erfüllte Rennradwoche in der Kapregion ein.
Von Jan – Das war ein Tag nach meinem Geschmack! Wenn auch etwas windig heute morgen in Kapstadt. Der Wind sollte doch nachlassen! Aber bis Blouberg haben wir kein Problem, denn da bläst der Wind von hinten. Ein Problem haben wir auch nicht wegen des Verkehrs, denn wir haben Jacques dabei von den Cape Town City Traffic Services, der uns mit Blaulicht aus der Stadt geleitet. Nötig wäre es nicht, es ist kaum Verkehr auf der N1. Aber cool ist es trotzdem. Und auch Jacques versichert mir in Blouberg, dass er gerne mehr solcher Sonntagsschichten hätte.
Am Yellow Frame in Blouberg könnte die Sonne gerne rauskommen, aber immerhin sehen wir den Tafelberg und die Skyline von Kapstadt klar vor uns. Hier teilen wir die Gruppen, und... was die anderen gar nicht wissen und ich auch nicht wusste... Jacques bleibt mit seinem Polizeiauto bei mir und Riaan bei der entspannten Gruppe. So sind wir nicht wesentlich langsamer als Torkhild mit seiner Gruppe 2, denn sie müssen an den roten Ampeln halten. Der Wind kommt nun von der Seite, aber er ist konstant und nicht zu stark, eine positive Überraschung.
In Joostenberg halten wir erstmals zur Mittagsverpflegung. Leider bläst der Wind noch, wir sind schon relativ platt nach 70 Kilometern. Aber Jacou baut in Windeseile ein stärkendes Buffet für uns auf. Im Schatten, denn mittlerweile brennt die Sonne. 12 Kilometer haben wir noch im Verkehr auf der R304 bis Stellenbosch vor uns, und es ist erst 13 Uhr. Wir liegen gut in der Zeit, und wir gönnen uns einen Kaffee in der Wein-, Universitätsstadt und Eichenstadt.
Mit dem Helshoogte Pass steht der erste echte Anstieg der Tour an, sicherlich nicht der leichteste 250-Höhenemeter-Happen, den die quäldich-Reisen bereit halten, denn die Sonne brennt mittlerweile unbarmherzig auf uns herab. Ich höre aber kein Jammern, es könnte ja auch wirklich schlimmer sein. Insbesondere angesichts der fantastischen Aussicht auf das fruchtbare Franschhoek Valley und dessen Weinreben von der Passhöhe.
Jetzt sind es noch 10 Kilometer Abfahrt und 16 Kilometer harte Arbeit gegen den Wind in den Weinort Franschhoek, der direkt von vorne kommt, die unser Guide Riaan aber stoisch im Wind für uns bricht. Die letzten vier Kilometer zu unserem wunderschönen Hotel im dolomitesken Franschhoeker Felsatrium umgeben von Weinreben sind dann Schaulaufen der Extraklasse. Highfive und Vorfreude auf ein tolles Abendessen, während wir den Tag am Pool ausklingen lassen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Los geht's! Wir verlassen die Stadt auf direktem Weg nach Norden, den Tafelberg im Rücken. Ganz entspannt folgen wir dem Atlantik bis Bloubergstrand. Gruppenbild mit Tafelbergblick. Nun teilen wir die Gruppen auf. Allenfalls leicht wellig geht es koninuierlich, aber kaum merklich bergan nach Stellenbosch, der Wein- und Universitätsstadt. Nun liegt nur noch der Helshoogte Pass vor uns, an dem wir das wunderschöne Tal von Franschhoek erreichen. In der Abfahrt liegt das dekadente Weingut Boschendal, unser erster Übernachtungsort. Schon dieser: unvergesslich!
Von Jan – Gestern Abend wurde eine Reisewarnung für das Westkap ausgesprochen: "Bitte bleiben Sie aufgrund der Stürme und Gewitter zu Hause." Und tatsächlich sind heute in Kapstadt sintflutartige Regenfälle heruntergekommen. Gestern Abend aber sah es noch so aus, als könnte es auch uns treffen. Hat es aber nicht! Nach einem ausführlich, aber zeitlich beschränkten Frühstück in unserem tollen Hotel hier in Franschhoek starten wir heute morgen früh um 8:15 Uhr, um den Regenfällen weitestgehend aus dem Weg zu gehen. Dennoch sehen wir natürlich nichts, als wir in die Wolken vom Franschhoek Pass einfahren. Schade, aber immerhin haben wir ihn gestern von unten gesehen, und das tolle, fruchtbare, dolomiteske Weintal Franschhoek Valley auf uns wirken lassen können.
Oben ziehen die Wolken auf, wir sehen sogar die letzte Kehre und blicken hinab auf Franschhoek. Nur die Quelle, die hier aus dem Fels tritt, und an der die Locals aus vielen Kilometern Umkreis ihr Trinkwasser beziehen, zieht heute keine Interessenten aus der Gruppe an. Die Flaschen sind noch voll. Ab jetzt ist es trocken; wir stürzen uns in die Abfahrt zum Theewaterskloof Dam, einem riesigen Stausee, der Kapstadt mit Trinkwasser versorgt. Hier fahren wir links in das landwirtschaftlich geprägte Villiersdorp. Die Erntesaison läuft auf Hochtouren, ein apfelbeladener Truck nach dem anderen überholt uns, riesige Trucks mit so vielen Tonnen Äpfeln wie man sie in Deutschland nicht sehen würde. Aber in Villiersdorp ist Schluss damit, danach haben wir Ruhe auf der Landstraße. Aber erstmal fallen wir in Kelkiewyn ein und bekommen Toasties und Café. Eine authentisch ländliche Erfahrung mit Extrakäse und entspanntem südafrikanischen Service.
Jetzt ist der kleine Rooihoogte Pass nur noch eine Welle, dann geht es hinunter zuM Brandvlei Dam bei Tempo 40+. Gruppe 1 fährt hier 60+ und Leo fährt die schnellsten 5 Kilometer seines Lebens. "So this is road cycling" erschallt es in Gruppe 2.
Gruppe 3 hingegen hat noch nicht genug von dem Tag und nimmt 8 Kilometer Umweg zur Ou Meul in der Dutoitskloof Winery in Kauf. Denn was wollen wir um 2 im Hotel? "Die Massage ist bereit" textet Ernst. Wir verbummeln dennoch eine gute Stunde in der Winery. Und kommen genau vor dem Regen in Goudini Spa an.
Heute Nacht wird wohl das Gewitter runter kommen. Drückt uns die Daumen für den morgigen Sonnenaufgang!
Ab zur Massage!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
15 km können wir uns bis in den malerischen Ort Franschhoek einrollen, wo sich der gleichnamige Pass vor uns aufbaut. Auf sieben Kilometern überwindet er 460 Höhenmeter und ist damit einer der sportlichsten Anstiege am Westkap. Die durchfahrene Szenerie ist beeindruckend. Franschhoek liegt in einem weiten Kessel, der von hoch aufragenden Felswänden begrenzt wird. Der Ausblick erreicht alpine Ausmaße. Dolomitesk! Nach der Abfahrt erreichen wir den Theewaterskloof Dam und bald darauf Villiersdorp. Die nächsten 50 km nach Worcester folgen vornehmlich flach dem Breerevier Valley. Ein kleiner Pass, der aus dieser Richtung kaum wahrnehmbar ist, bringt etwas Abwechslung hier im Nirgendwo. Worcester liegt dann wieder in einem äußerst fruchtbaren Tal, dem Breede Valley, das sich rund um Worcester und Goudini zu einer weiten Hochfläche verbreitert. Sie wird von hohen Bergen umgürtet und intensiv für den Obstanbau genutzt - ein wunderschönes Tal, besonders beim Sonnenaufgang.
Von Jan – Drei Straßen führen von Worcester nach Robertson, und nur eine davon ist asphaltiert: Die R60, die somit auch den ganzen motorisierten Verkehr aufnehmen muss. Der Seitenstreifen ist breit, die Fahrt ist sicher, aber die R60 geht auf dieser Etappe 56 km ermüdend ohne große Abwechslung geradeaus. Die ersten 35 km bis zur R60 sind nett, das Finale durch die wild-schroffe Coghmanskloof hingegen phänomenal und die Straße nach jahrelangen Renovierungsarbeiten endlich fertig.
Die 25 km lange Erweiterung ab Robertson durch das vom Weinbau geprägte, liebliche Bonnievale ist wieder befahrbar und sehr empfehlenswert!
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Von Jan – Was für rasante 125 km heute! Bestes Radfahrwetter bei 25 Grad, leichter Rückenwind und ein Etappenprofil mit Flow, Flow, Flow! Wie immer habe ich die Erwartungshaltung vor der heutigen Etappe etwas gebremst, weil auf der R60 viel Verkehr herrscht. Macht aber nichts, weil wir die 26 Kilometer bis zum größten roten Stuhl Afrikas mit einer passenden Gruppe wie im Flug vergeht. So wie heute, als Gruppe 2 unter Thorkilds Führung speeddated, als hätte sie nie einen anderen Windwechsel praktiziert. Entspannt spulen wir die zweiprozentige Steigung ab, um vom höchsten Punkt aus die Etappe in ein Hochgeschwindigkeitsfeuerwerk zu verwandelnt. Wirbelnde Beine, strahlende Gesichter. Wir erreichen die Rooiberg Winery, eine Oase im Nichts, in der wir im Garten sitzen, Café trinken, und Poached eggs and Avo on Toast essen. Es dauert etwas, aber es stört nicht, denn wenn wir so weiter fahren, wären wir eh um eins im Hotel, und das brauchen wir heute nicht.
Nach den obligatorischen Bildern am Red Chair absolvieren wir in Windeseile die restlichen Kilometer auf der R60, dann biegen wir im Weinort Robertson auf die wunderschöne Route durch Bonnievale ein. Blüten, Blüten, Blüten, und Weinreben soweit das Auge reicht. In Bonnievale wurde mir das Relish Café empfohlen, dass ich gerne ausprobieren würde, und tatsächlich wollen alle anderen auch. Es ist nur noch eine knappe Stunde nach Montagu, und da werden wir immer noch früh genug sein, um die heutige Massage zu genießen und vor der morgigen Königsetappe noch ordentlich zu entspannen. Wir essen Burger und Toasts, trinken Milchshakes und lassen es uns gut gehen.
Nun steht nur noch der einsame Skilpadhoogte Pass an, eine rasante Abfahrt nach Ashton, und die beeindruckende Felsschlucht durch die Coghmanskloof, die mich an die Schluchten der Südalpen erinnert. Wir erreichen Montagu, wo die Bäume blühen und die Vögel zwitschern.
Zeit zum Abendessen, Zeit, früh ins Bett zu gehen, denn morgen erwarten wir ein frühes Frühstück um 5 Uhr und einen frühen Start um 6.15 Uhr.
Bis morgen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
25 km länger, und nur 38,8 km R60 statt 56 km mit Umweg durch das vom Weinbau geprägte, liebliche Bonnievale.
Empfehlenswert! Empfehlenswert aber auch: vor der Königsetappe Kräfte sammeln!
Das Bild zeigt den Sonnenaufgang am Startort, aufgenommen im Jahr 2020.
Von Jan – 195 km im März? "Das sind doch Etappen für den August", kommentiert @hdoerschlag heute auf Strava. Stimmt, und auf dieser Etappe im März in Südafrika, wo alle über sich hinauswachsen. Aber es gibt einfach keinen Grund, anzuhalten. Wir starten in der Dämmerung um 6.15 Uhr, zwanzig Minuten vor Sonnenaufgang. Wir fahren den ersten Anstieg über 50 Kilometer und zwei Pässe, Burgers Pass und Rooihoogte Pass. Heute morgen bei frischen 12 Grad und bedecktem Himmel, eine Premiere für die Königsetappe. Am Rooihoogte Pass steigen wir in die Wolken. Es ist frisch, die erste Verpflegung verschieben wir auf später. Warum sollten wir hier ins Auto steigen?
Einen Kilometer später fahren wir schon durch die Sonne auf der Hochebene im Nirgendwo. Hier fahren wir konzentriert Windschatten und nutzen die Gruppe zu unserem Vorteil. Am Horizont sehen wir Gruppe 2 über die Kuppe fahren, die kurz vorher Mittagspause gemacht hat. Kurz darauf halten wir zum Jacken ausziehen. Es ist einfach zu warm geworden, und es ist windstill. Kurzerhand entschließen wir, die Mittagspause hier einzulegen. Sonst müssen wir zu lang an der N1 auf die Polizei warten, die nun mit Gruppe 2 beschäftigt sein wird.
Konzentriert verpflegen wir uns, ohne Hektik, aber auch nicht ausschweifend, denn heute müssen wir die Standzeiten gering halten. Also geht es weiter, den Hochpunkt der Hochebene können wir von unserer Mittagsverpflegung schon sehen, ab jetzt geht es in Stufen rasant zur N1, wo uns die Polizei mit Blaulicht erwartet. Auf dieser Straße hatte ich mit Daneel 2017 ohne Begleitfahrzeug einmal eine brenzlige Situation, aber jetzt haben wir ein eigenes Fahrzeug hinter uns UND die Polizei, die auf diesem zwölf Kilometer Schnellstraßenabschnitt hinter uns einfach mal die ganze Straße dicht mach.
Die N1 ist geschafft. High Five! Nun beginnt der magische Teil, am Aquila Big 5 Game Reserve vorbei wartet die Erfahrung, die man nicht in Worte fassen kann: die weite Afrikas umgibt uns, und wir treten treten treten. Mittlerweile gegen den ausffrischenden Wind an. Was für Kontraste. Das Thermometer klettert auf über 30 Grad, während wir über Die Venster auf die Bäume an der Sutherlandkreuzung zufahren. "Die Sutherlandkreuzung", oder einfach nur "The Trees" ist seit jeher der zweite große Pausenpunkt unserer Tour, und noch nie habe ich ihn so früh und so entpannt erreicht wie mit dieser Gruppe. Warum sollten wir aufgeben?
Es ist kurz vor zwei, und wir haben nur noch 72 Kilometer vor uns, und nur noch einen Anstieg auf den Hottentots Kloof Pass. Nun kommen wir nicht mehr ganz so schnell voran, die Hitze und die Tageskilometer fordernd ihren Tribut. Oben beginnt die 30 Kilometer lange, gestufte Abfahrt nach Ceres, den ersten Außenposten der Zivilisation nach 160 Kilometern Nichts, wo wir uns Kaffee, Kuchen und MIlchshakes mehr als verdient haben.
Jetzt denkt keiner mehr ans Aufgeben. Es geht über Mitchells Pass durch die Schlucht, und dann auf die Landstraße Richtung Tulbagh. Bernd S kann es nicht wahrhaben, dass es bald vorbei ist, und gibt dem Reifengott noch ein Schlauchopfer.
Große Begeisterung in den Gesichtern aller Gruppen in Tulbgh über einen wunderbaren Tag und eine fantastische Etappe. Und ja, wir sind über uns hinaus gewachsen! Auf dieser Königsetappe im März in Südafrika!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein epischer Tag liegt vor uns. Ein früher Start. drei ausgewachsene Pässe, extreme Gegensätze der fruchtbaren Täler und kargen Gebirgsregionen, die Kühle am Morgen und die Hitze der Karoo. Diese Etappe zeigt unglaublich viel vom Reiz und der Weite Südafrikas.
Nach 160 km erst erreichen wir den ersten Ort, den ersten Vorposten der Zivilisation entlang unserer Strecke. Gestärkt ist der weitere Ritt ins wunderschöne Tulbagh nur noch ein hochverdientes Schaulaufen.
Von Jan – "Hier könnte ich eine ganze Woche hin und her fahren", sagt Beatrice, als wir uns am Ende der Etappe am Taal Monument weit über Paarl treffen. "Der schönste Pass der Woche" findet auch Felix. Einer der schönsten Pässe der Welt, finde ich – deswegen ist der Pass ja auch auf meiner Favoritenliste. Und einzigartig. Diese Felsformation, diese wunderbar geschwungene Straße, die natürliche Felseinfassung zur Schlucht. Wunderbar.
Heute fahre ich bei Daneel in Gruppe 1 mit, und rasant sind die ersten 30 Kilometer zum Fuß des Anstiegs abgespult. Kurz vor dem Abzweig überholen wir noch die vor uns gestartete Gruppe 2, dann geht es in der großen Fusionsgruppe in den Pass. Am Preekstoel stellen wir die Fusionsgruppen zum Gruppenfoto auf, danach heißt es Freigabe, die sogleich von Felix, René, Frank und mir für eine kleine Spieleinlage genutzt wird. So anstrengend war Bainskloof Pass noch nie! Aber Spaß hat's gemacht. Da Daneel hinten ist, darf ich auch in der Abfahrt etwas Spaß haben, und die Abfahrt IST toll. Ganz laufen lassen kann man dennoch nicht, denn hinter jeder Kurve könnte ein Baboon lauern.
Wir sammeln uns im Café La Vita auf der Terrasse, wo wir alle zusammen sitzen. Es gibt Crêpes und Burger, und Café und alles, was das Herz begehrt. Frank reicht es dann mal mit der Pause, und er fragt Felix, ob er nochmal mit ihm Bainskloof Pass hochfahren möchte. In dem Moment sind alle fertig, die Zahlung funktioniert erstaunlich schnell, und schon ist die eine Hälfte von Gruppe 1 auf dem Weg zurück Richtung Pass, die andere Hälfte mit Torkhild Richtung Paarl und Richtung Taal Monument.
Die Bainskloof-Pass-II-Gruppe lässt es aber entspannt angehend – keine Spielchen... Wir machen Fotos oben am Gedenkstein und genießen die wunderbare Abfahrt nochmals; diesmal bleibe ich natürlich pflichtbewusst hinten.
Die zweite Burgerrunde im La Vita wird ausgeschlagen, jetzt wollen wir nach Paarl. Wir nehmen den weiten Weg rund um den Paarl Mountain. Hier sehen wir den Tafelberg in der Ferne unter den Wolken hängen. Bei uns scheint die Sonne. Zu fünft kreiseln wir zügig im Wind.
Nun klappt die Straße nach oben. 180 Höhenmeter, über weite Strecken bei 12 % Prozent in Richtung Taal Monument. Uns kommt Gruppe 2 entgegen, oben treffen wir noch Gruppe 3, wo uns Riaan einen Vortrag über das Taal Monument und die Sprache Afrikans hält. Danke!
In Paarl kenne ich ein schönes Café, wo wir eine erfüllte Etappe ausklingen lassen. Eine Etappe mit einer Doppelbefahrung eines der schönsten Pässe der Welt!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der Bain's Kloof Pass wurde in den letzten Jahren generalsaniert. Was vorher schon weltweit einmalig war, wird nun noch durch spiegelglatten Asphalt gekrönt. Eine Ikone des Westkaps und trotz des geringen sportlichen Anspruchs ein Muss in jedem südafrikanischen Palmares, und allein dessen Befahrung eine Reise nach Südafrika wert. Eine rasante Abfahrt mit spektakulären Blicken führt uns hinunter nach Wellington und weiter nach Paarl, wo wir noch zum Taal Monument auffahren. Das Denkmal erinnert an die Gründung der Sprache Afrikaans.
Von Jan – Wir sind zurück in Kapstadt! Nach dem großartigen Bainskloof Pass gestern stand nur noch das Schaulaufen an, oder die "Champs-Élysées of the Tour", wie es Torkhild gestern Abend ausgedrückt hat. Aufgrund eines morgentlichen Schauers müssen wir die früheste Abfahrt auf 10 Uhr setzen, an der Gruppe 3 pünktlich unser letztes Etappenhotel im Hinterland, das Lemoenkloof Boutique Hotel, verlässt. Im Viertelstundenabstand folgen Gruppe 2 und 1, da wir die Gruppen am Stadtrand von Kapstadt sammeln möchten, um von dort unter polizeilicher Unterstützung in die Mothercity hinein zu fahren.
Es ist bedeckt, rechts gehen vor dem Paardeberg sogar weitere Schauer herunter. Den Tafelberg sehen wir nur schemenhaft in den Wolken. Erst kurz vor der Contermanskloof überholt uns Gruppe 2, zu der ich hinüberspringe, um wenigstens noch einige Kilometer neben Torkhild fahren zu können, der heute seine Guidepremiere meisterhaft abschließt. An der Burgundy Estate treffen wir die Polizei, besser gesagt: Jacques wieder, der uns auch am Sonntag aus der Stadt herausgeführt hat. Nach der ersten Kreuzung zischt es neben mir. Daneels gestern neu aufgezogener Reifen ist aufgeschlitzt. Das ist jetzt neu für mich: von der Polizei überwacht habe ich noch nie einen Schlauch gewechselt, und erstmals diese Woche muss ich mich eines Reifenhebers bedienen, um den Schlauchlosreifen auf die Felge zu bekommen*. Allzulang hält uns das glücklicherweise nicht auf, und glücklicherweise dringen wir dank Jacques gekonnter Absperrtechnik zügig Richtung Innenstadt vor. Und auf einmal löst sich der Nebel vor uns auf, und glasklar liegt er vor uns: der Tafelberg. Was für ein Gänsehautmoment.
Gruppenbild am Yellow Frame mit Tafelberg, und dann bekommt Torkhild seinen Champagner, besser gesagt seinen MCC** auf der Terrasse des Radisson Blu an der Waterfront, wo eine unvergessliche Reise mit viel Applaus für das heimische Team aus Ernst, Jacou, André, Riaan, Torkhild und Daneel endet.
Damit ist unser Anteil an der Organisation fast erledigt. Ein weiteres Highlight der Reise aber steht nach dem morgigen Ruhetag am Sonntag an: das größte Radrennen der Welt, die Cape Town Cycle Tour.
*Nebenbemerkung: wir raten von der Verwendung von Schlauchlosreifen auf unseren Rennradreisen ab, weil es im Versagensfall der Dichtmilch teils fast nicht möglich ist, einen Schlauchlosreifen mit Schlauch wieder auf die Felge zu bekommen.
** Méthode Cap Classique, der Kap-Champagner
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute geht es zurück nach Kapstadt. Schon bald sehen wir zum ersten Mal den Tafelberg, auf den wir ab jetzt zufahren. Noch ein letztes Gruppenbild am Tafelbergblick an der Waterfront, und dann hoch die Tassen am Atlantik im Radisson Hotel.
Von Jan – Den heutigen Tag hast du zur freien Verfügung. Vielleicht fährst du mit der Gondel auf den Tafelberg, oder besuchst den Kap-Nationalpark.
Oder du fährst eine kleine Vorbelastung auf den Signal Hill? Oder machst einfach nichts. Morgen wartet das Argus!