Von majortom – In acht Etappen fahren wir vom Breisgau an die Côte d'Azur. Nachdem wir Schwarzwald und Jura durchquert haben, wartet mit der Bergankunft auf dem Col du Grand-Saint-Bernard das erste alpine Highlight. Anschließend folgen wir weitgehend der Route des Grandes Alpes und überqueren so prestigeträchtige Pässe der französischen Alpen wie Col de l'Iséran, Col du Galibier, Col d'Izoard und Cime de la Bonette.
Streckenänderungen vorbehalten!
quäldich-Reise Fernfahrt Freiburg-Nizza
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Fernfahrt Freiburg-Nizza vom 11. bis 20. August 2017.
Von majortom – Vom Breisgau an die Côte d'Azur. Heute beginnt unsere achttägige Fernfahrt vom Freiburg am Fuße des Schwarzwaldes in die Mittelmeermetropole Nizza. Gestern schon sind wir in Freiburg eingecheckt, und die erste Nervosität legt sich auch bald, als das Abendessen vor uns steht und alle feststellen, dass auch die anderen Teilnehmer nur mit Wasser kochen und nur zu einem geringen Prozentsatz sportliche Überflieger sind. Wieder einmal haben wir eine sehr nette Gruppe zusammen.
Und so stehen wir dann um neun Uhr abfahrtbereit im Freiburger Öko-Stadtteil Vauban. Da sich niemand in die sportive Gruppe traut, brechen Stefan und Tom gemeinsam in einer Hybridgruppe auf. Und gerade als wir aufbrechen wollen, rollt auf die Minute pünktlich (und zu meiner großen Freude) auch der Alpensegler Johannes ein, der uns bis zum Gipfel des Schauinslands begleiten wird. Ein wenig Großstadtverkehr will noch überwunden werden, dann rollen wir auf Günterstal zu und sind kurz darauf schon im Anstieg zu Freiburgs Hausberg. Das Wetter meint es verhältnismäßig gut mit uns, denn der Regen hat pünktlich zum Start aufgehört - lediglich die zu erwartenden niedrigen Temperaturen auf 1200 m Höhe sorgen für eine hohe Windjackendichte im Peloton.
Also hinein in die erste Rampe des Schauinslands, wohlwissend dass es hinterher immer flacher wird und man doch recht gemütlich raufrollen kann. Bald darauf der erste (und einzige Defekt) des Tages, der Platten ist jedoch schnell behoben, und wir jagen der voraus geeilten Gruppenmitgliedern hinterher. Um den Gipfel wabern noch die Nebelschwaden, doch ein wenig Aussicht hinab in die Rheinebene haben wir. Ein schöner Berg zum Auftakt. Am Gipfel verabschiede ich mich dann von Johannes und jage der Gruppe hinterher. Guide sucht Gruppe, mit hohem Tempo über die Panoramastraße, die heute leider nur wenig Panorama bietet und nur erahnen lässt, wie schön es hier bei Sonnenschein ist.
In Todtnau wartet die Gruppe brav auf mich, und auch Torte gesellt sich mit einer ausdauernden Rumpfgruppe zu uns - der Rest ist wohl schon mit Stefan weiter. Wir cruisen bei Gegenwind das Wiesental hinunter und biegen dann auf den wildromantischen, einsamen Anstieg zum Zimmerplatz ab. Zum Glück habe ich gestern vor den vielen Abzweigungen gewarnt, denn sonst hätten wir wohl einige Teilnehmer im Schwarzwaldnirvana verloren. So aber können alle die schmale Straße am Hang des Wiesentals genießen - ein Traum! Wir erreichen Gresgen und nehmen dann die kurze Abfahrt nach Tegernau im kleinen Wiesental.
Hier formiert sich eine tadellose Zweierreihe, und wir rollen sehr effizient auf die Mittagsverpflegung in Steinen zu. WIe verabredet haben sich Erich und Moni am Freibad postiert, das bei den heutigen Wetterverhältnissen nicht allzu gut besucht ist, so dass wir den ganzen Parkplatz für uns haben. Das liebevoll bereitete Buffet lässt wie so oft keine Wünsche offen, und das Ehepaar Schneider erntet völlig verdiente Jubelschreie.
Weiter geht es nach Lörrach, ein kleiner Nupsi bis Weil am Rhein, und dann überqueren wir den Rhein und verlassen Deutschland. Bienvenue en Alsace! Wir befinden uns im Großraum Basel, so dass hier ausnahmsweise mal ein wenig mehr Verkehr ist, doch schon bald sind wir wieder auf ruhigen, idyllischen Elsässer Landstraßen unterwegs. Die Zweierreihe formiert sich wieder, und wir fliegen Delemont entgegen. Rennrad-Flow, trotz Südwestwind, der uns frontal entgegen bläst. Drei Nupsis sind noch zu überwinden, an denen wir den Verband auflösen, doch die Gruppe läuft sehr homogen und wir müssen oben nur kurz warten.
Vor dem letzten Anstieg nach Movelier überqueren wir dann die Schweizer Grenze, das dritte Land auf der heutigen Etappe. Doch es rollt noch gut, und so sind wir schnell oben und können die finale Abfahrt nach Delémont in Angriff nehmen. Unter großem Jubel rollen wir vor dem Hotel ein. Erste Etappe abgehakt. Sieben fehlen noch.
Weisheit des Tages:
"Wo nur die Sonne scheint, ist meistens Wüste."
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Die Fernfahrt beginnt gleich mit einer langen Etappe von Freiburg nach Delémont, die durch den Südschwarzwald und über Ausläufer des Jura führt. Gleich drei Länder werden auf der Etappe befahren.
Noch ist Nizza weit weg... Wir starten in der hübschen Universitätsstadt Freiburg am Rande des Schwarzwalds. Und wir starten mit dem Hausberg Freiburgs, gleichzeitig dem wohl bekanntesten Anstieg des Schwarzwalds, dem Schauinsland. Dieser hat mit etwa 1000 Höhenmetern zwar quasi-alpine Ausmaße, ist aber nicht so schwer und sollte sich in der Morgeneuphorie gut wegdrücken lassen. Wir genießen die Panoramastraße zum Notschrei mit tollen Ausblicken auf das Feldbergmassiv. Die Abfahrt führt uns nach Todtnau im Wiesental, dem wir einige Kilometer folgen, bevor wir über eine wunderschöne, einsame Nebenstrecke nach Tegernau ins kleine Wiesental wechseln. Dieses führt uns fast bis vor die Tore von Basel. Wir überqueren den Rhein und erreichen das Elsass. Zunächst flach, dann deutlich hügeliger fahren wir entlang der französisch-schweizerischen Grenze, die wir erst mit dem finalen Anstieg nach Movelier überqueren. Danach folgt nur noch die Abfahrt in den Zielort Delémont.
Von majortom – Delémont. Wolkenverhangener Jura, aber trocken. Weniger Beinlinge als gestern. Es kann losgehen. Gruppensortierung. Heute mit Gruppe zwei a.k.a. ausdauernder Gruppe. Rausrollen auch Delémont. Einrollen durchs Delsberger Becken. Die Gorges du Pichoux wartet. Vorschusslorbeeren bei der Etappenbesprechung. Gerechtfertigt. Herrliche Schlucht. Enger Felstunnel. Über uns aufragende Felsen. Kein GPS-Empfang. Wilder Jura.
Baustellendurchquerung glückt dank überlegenem Scouting. Weiterrollen nach Bellelay. Kuhweiden. Mehr Kühe als Autos. Idyllischer Jura. Wellen. Kackwellen. Die Gruppe harmoniert. Flow.
Mont Crosin mit 200 Höhenmetern. Rasante Abfahrt nach Saint-Imier. Man sieht schon den Chasseral-Turm. Bedrohlich. Da müssen wir rauf. Zweigeteilter Anstieg. Lange Geraden im Wald bis Les Pontins. Dann Abzweigung nach links. Reger Sonntagsausflüglerverkehr. Schmale Straße. Bovistops. Steil. Sensationeller Col de Chasseral. Hochalpine Landschaft. Wildromantischer Jura. Bester Picknickspot zwischen Kuhfladen. Ein Hoch auf Moni und Erich. #underichspült
Lange Abfahrt. Jackenentledigung Teil 1. Jackenentledigung Teil 2. Aussicht auf die Seen. Leider kein Alpenblick. Augustsonne im Seeland. Es wird warm. Flachpassage. Flow kommt auf. Hervorragendes Tempomanagement durch freiwillige Windbrecher. Kleine Abfahrt an den See. Tröpfelbrunnen. Entscheidung zur Kaffeepause.
Kaffeepause in Payerne. Nur mäßig freundlich. Großes Bier für Klaus. Teures Cola für den Major. Eigenwillige Latte macchiato-Interpretation. Dann Kackwellenteil. Lange Etappe. Die Gruppe harmoniert immer noch. Souveränes Wellenwegquetschen. Abfahrt nach Romont. Schöne Aussicht auf die mittelalterliche Altstadt auf dem Hügel. Erste Ausfallerscheinungen. Erich übt Besenwagen.
Wellen, Wellen, noch mehr Wellen. Komischerweise kein Fluchen zu hören. Kilometer runterzählen bis Bulle. Einrollen in Bulle. Chambres executives deutlich schöner als angekündigt. Warten aufs Abendessen. Augustsonne im Gruyère. Geile Etappe.
Weisheit des Tages:
"Wir haben eine mittelschwere Juraetappe vor uns..." Jan Sahner, quäldich-CEO, bei einer Etappenbesprechung zur Schweiz-Rundfahrt 2012.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Die zweite Etappe zwischen Delémont und Bulle durchquert den Schweizer Jura und das Mittelland. Vom schönen Col de Chasseral werden wir die Alpen jedoch schon sehen können.
Ein paar Flachkilometer zum Auftakt, dann geht es in den Jura hinein, jenes zerklüftete Mittelgebirge, wo es über die Jurafalten hinweg ständig auf und ab geht. Der Jura empfängt uns mit der wildromantischen Pichoux-Schlucht, dann haben wir die hügelige Hochfläche erreicht. Unser Weg führt uns weiter nach Süden, und mit dem Col du Mont Crosin und dem Col de Chasseral folgen die Pässe nun Schlag auf Schlag. Insbesondere der Chasseral weiß mit grandioser Landschaft zu gefallen, und der Blick von der Passhöhe in Richtung Alpen kann bei schönem Wetter absolut atemberaubend sein. Die östlichste Jurafalte fällt steil ins Schweizer Mittelland ab, und so haben wir eine lange Abfahrt in Richtung des Bieler und des Neuenburger Sees vor uns. Auf der zweiten Etappenhälfte ist das Profil zunächst flach, wir fahren entlang des Lac de Neuchâtel. Am Schluss geht es jedoch schon in Richtung der Voralpen, und auf welligem bis hügeligem Terrain ist einiges an Durchhaltevermögen gefragt. Die Etappe endet in Bulle im Kanton Fribourg.
Von majortom – Herzliche Grüße aus dem Speisesaal "Le Pain Sucré", wo inzwischen schon die Vorspeise (Salat) über den Tresen gegangen ist und postwendend von der hungrigen Grand-Saint-Bernard-Bezwinger-Meute vernichtet wurde. Wir harren nun dem Hauptgang (Rindfleisch wahlweise à point oder bien cuit mit Roesti). Unser geschätzter und gutaussehender Chef Jan wäre jetzt der Versuchung erlegen, seiner Berichterstatterpflicht mit ein paar nichtssagenden warmen Worten (Yeah! Sensationell! Episch! Flow! Jetzt Essen!) nachzukommen und ansonsten auf seine verwackelten Poserbilder von seinem potthässlichen Plastikrad zu verweisen. Nicht so wir; wir berichten wie gewohnt ausführlich von der heutigen Königsetappe durch das Gruyère, das Rhonetal und den Grand Saint Bernard hinauf. Mit 130 km und 3200 Hm sicher eine der härtesten Etappen, die wir je bei den quäldich-Reisen aufgelegt haben.
Herrliches Sommerwetter erwartet uns heute morgen in Bulle, und pünktlich um 8 Uhr 30 starten wir mit Respekt und Vorfreude in die Etappe. Während die sportiven (nach dem schnellsten Verfahrer in der Geschichte der quäldich-Reisen) sofort mit Zug auf der Kette lospreschen, rollen wir Entspannten ganz relaxed das Gruyère hinauf, Heimat des gleichnamigen Käses. Die Schaukäsereien lassen wir rechts liegen und cruisen gemütlich bis Montbovon, wo wir auf den unscheinbaren Anstieg zum Lac d'Hongrin abbiegen. Die schmale, nahezu verkehrsfreie Straße findet sofort großen Gefallen, und durch idyllische Voralpenlandschaft geht es auf die Berge zu. Leider ist hinter Allières Schluss mit Schweizer Zuckerasphalt, und wir müssen die steilen Rampen im Wald teils auf kurzen Schotterabschnitten, teils auf mäßigem Asphaltbelag zurücklegen. Immer höher schrauben wir uns hinauf in die Berge und werden Zeuge eines lautstarken Almab-, auf- oder -umtriebs. Dann noch durch den dunklen Tunnel, und wir kommen am blau in der Augustsonne glitzernden Lac de l'Hongrin raus. Herrlich!
Ein paar Kilometer trennen uns noch vom Col des Mosses, dann geht es in rasanter Abfahrt hinab nach Aigle im Rhonetal. Hier ist es nicht nur sommerlich warm, sondern sommerlich heiß, aber wir cruisen gemütlich das Rhonetal gen Süden bis Martigny, wo Erich und Moni mit einem erneut opulenten Buffet auf uns warten. Ein Hoch auf das fränkische Dream-Team!
Und damit bleiben uns nur noch die 42 km und knapp 2000 Hm auf den Grand Saint Bernard. Gehöriger Respekt vor diesem langen Anstieg, doch die prestigeträchtige Bergankunft lockt. Zunächst geht es noch locker bergauf, nur die autobahnartige Straße hier hinauf und das entsprechende Verkehrsaufkommen sind gewöhnungsbedürftig und erfordern mitunter starke Nerven. Doch Kilometer für Kilometer kurbeln wir aufwärts, und ganz langsam weicht die drückende Hitze höhenbedingt auch angenehmen Radfahrtemperaturen. Sehr starke Nerven erfordert dann die etwa 4 Kilometer lange Galerie am Stausee entlang, in der es zu allem Überfluss auch noch eine Baustelle mit Ampelregelung gibt. Alle sind sehr froh, als sie das Ende dieser Galerie und gleichzeitig auch den Beginn der finalen Passstraße erreichen. Hier nimmt der Tunnel durch den Berg einen Großteil des Verkehrs auf, und auch der Pass offenbart mit der felsigen, hochalpinen Landschaft endlich seine schöne Seite. Lustigerweise steht am Tunnelportal eine Kilometerangabe bis Nizza: 323 km. Wir werden noch etwas länger brauchen.
Ich habe mich inzwischen dem Grupetto bestehend aus dem jungen Glück und Bier-Klaus angeschlossen, und zu viert nehmen wir den Schlussanstieg in Angriff. Da es nun auch nochmal deutlich steiler wird, und schon...
(Unterbrechung für den Hauptgang: Steak mit Roesti, perfekt medium gebraten, allerdings hätte es noch fünf Minuten länger ruhen können.)
... und schon einige Körner verbraten sind, geht es jetzt nochmal an die letzten Reserven. Doch die hochalpine herrliche Kulisse gibt natürlich nochmal eine Extra-Motivation, und wir kämpfen uns Kehre um Kehre empor, bis wir schließlich auf die Bernhardiner-Passhöhe zu rollen. Eine harte Etappe, die den einen oder anderen auch an seine Grenzen gebracht hat, aber auch eine wunderschöne Etappe mit dem einsamen Anstieg zum Hongrin-See und dem langen, kräftezehrenden Bernard. Ein Kandidat für die Bergankunft des Jahres.
Weisheit des Tages:
"Immer wenn ich traurig bin, trink ich einen Korn.
Wenn ich dann noch traurig bin, trink ich nochn Korn.
Wenn ich dann noch traurig bin, trink ich nochn Korn.
Und wenn ich dann noch traurig bin, fang ich an von vorn."
(Heinz Ehrhardt)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Auf der dritten Etappe erreichen wir die Alpen. Nach dem Col des Mosses wartet die monumentale Bergankunft auf dem Grand Saint Bernard.
Fast bis nach Italien geht es auf der dritten Etappe. Nach dem Etappenstart in Bulle geht es zunächst durch das Gruyère, der Heimat des vermutlich zweitbekanntesten Schweizer Käses (nach dem Emmentaler). Auf einer herrlich einsamen, abenteuerlichen Nebenstrecke entlang des Hongrin-Stausees steuern wir den Col des Mosses an und haben die Waadtländer Voralpen erreicht. Eine lange Abfahrt führt uns nach Aigle im Rhonetal, wo einige Flachkilometer auf uns warten. Zu sehr sollten wir im Flachen jedoch nicht auf die Tube drücken, denn der Schlussanstieg wird uns heute alles abverlangen. Ab Martigny geht es hinauf zum Col du Grand Saint Bernard, 45 km und 2000 Hm bergauf. Es handelt sich um den wohl höhenmeterreichsten Pass der Alpen. Bis zum Nordportal des Tunnels müssen wir uns die gut ausgebaute Straße zwar noch mit vielen motorisierten Verkehrsteilnehmern teilen, dafür gehört das felsige Schlussstück zu den schönsten Eindrücken, die die Alpen zu bieten haben. Die Etappe ist am Pass zuende – wir übernachten heute auf 2473 m Höhe. Sicher ein eindrückliches Erlebnis, wenn die Sonne untergeht, die Sterne herauskommen, und man die Lichter weit unten im Tal nur noch erahnen kann...
Von majortom – Halbzeit bei Freiburg-Nizza. Wir haben heute Italien durchquert, sind in Frankreich angekommen und melden uns aus dem savoyardischen Seez. Vier wunderschöne Etappen liegen hinter uns, vier hoffentlich genauso schöne Etappen noch vor uns. Bevor wir uns aber in erneuten Lobhudeleien über unsere eigene ebenso gelungene wie überlegene Streckenplanung ergießen, müssen wir einen riesengroßen Dank aussprechen. Ohne quäldich-User droopy, der die entsprechende Passbeschreibung verfasst hat, wären wir wohl nie auf die Route des Salasses aufmerksam geworden, jene wunderschöne Hangstraße oberhalb des Aostatals, die unsere Reise heute um ein gigantisches Highlight bereichert hat. Vielen Dank auch an droopy für den direkten Kontakt und die Ermunterung, die Straße zu befahren. Alles weitere zu den Salassern findet sich in der Passbeschreibung.
Nach all den langen Etappen der letzten Tage durch Schwarzwald, Jura, die Voralpen und auf den Grand Saint Bernard sind wir heute mal froh um eine etwas kürzere Etappe. 95 km sind es effektiv, wenn man die 25 km Abfahrt vom Bernard streicht, die wir dank der gestrigen Bergankunft heute ja geschenkt bekommen. Schönrechnen ist alles. Und so sausen wir im Morgengrauen hinab ins Aostatal, da schon die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint, ist es ganz und gar nicht so kalt wie befürchtet, und die Abfahrt durch herrliche Hochalpenlandschaft macht großen Spaß. Dennoch haben wir Moni und Erich an der Abzweigung auf die Route des Salasses postiert, damit Jacken und Beinlinge bei unserem treuen Helferduo abgeworfen werden können.
Und dann geht es ab auf die Höhenstraße. Herrliches Panorama hat droopy versprochen, hinab ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge. Mangels detaillierten Höhendaten ist die Hangstraße die große Unbekannte unserer Tour, und ein wenig mulmig ist mir schon. Doch als sich schon bald die sagenhaften Panoramen auf schneebedeckte Gipfel bis hin zum Montblanc-Massiv einstellen, sind die Restzweifel bald verflogen, und auch die Höhenmeter dank einiges auf und ab, die nicht im Profil enthalten waren, sind gut investiert. Sensationelle Route des Salasses - für mich bislang der Höhepunkt dieser Reise! Die spektakuläre Serpentinenabfahrt - landschaftlich eigentlich schöner als die bekannten Lacets de Montvernier - tut dann ihr übriges. Breites Grinsen bei allen, als wir wieder im Tal ankommen.
Die zweite Tageshälfte kann da nicht so ganz mithalten. Das Aostatal hochcruisen bis Morgex, wo Moni wieder für uns an der Schnittchenfront schuftet, während Erich nur schwer davon abgehalten werden kann, seine Pistole auszupacken, um eine höchstens mäßg begabte Blasmusikkapelle zum Verstummen zu bringen, die direkt neben unserem Parkplatz Stellung bezogen haben. Danke an Moni und Erich!
Noch ein paar Kilometer im Aostatal fehlen, bis es in den Piccolo San Bernardo geht, den kleinen Bruder des Passes, auf dem wir heute gestartet sind. Auch er ist lang, breit ausgebaut und recht stark befahren, doch nur mäßig steil, und so finden wir einen guten Tritt für diese letzte Herausforderung des Tages. Teile der ausdauernden und der entspannten Gruppe legen noch einen Zwischenstopp in La Thuile bei Cappuccino, Cola und Eis ein, um noch ein wenig italienisches Flair zu tanken - schließlich sind wir heute Abend schon wieder in Frankreich angekommen.
Die zweite Hälfte des Passes erfordert dann Durchhaltevermögen. Da allerdings auch die Landschaft immer hochalpiner und schöner wird, und die Steigungen weiterhin eher moderat bleiben, können wir im Hybrid-Grupetto schön hochkurbeln. Auf den letzten drei dem Wind ausgesetzten Kilometern sind dann die Guide-Toms als Windbrecher gefordert, und schon stehen wir an der Passhöhe. 25 km Abfahrt bis Villard-Dessus (nicht Villard-Dessous). Halbzeit!
Weisheit des Tages:
"Wenn du ein enges Herz hast, was nützt dir die weite Welt?"
(armenisches Sprichwort, laut der Wand im Zimmer 401 auf dem Grand Saint Bernard)
Grüße des Tages:
... gehen nach Tiefencastel an Peter, Denny und Jens und alle Teilnehmer unserer Schweiz-Reise, die parallel stattfindet. Wir hoffen, ihr habt genauso schöne eindrucksvolle Tage wie wir!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Heute geht es hinab ins Aostatal und über den Col du Petit Saint Bernard nach Savoyen.
Nach der schweren Bergankunft gestern ist die heutige Etappe deutlich leichter. Sie ist zwar lang, aber die ersten etwa 25 km sind rauschende Abfahrt – am frühen Morgen natürlich entsprechend warm angezogen. Allzu unaufmerksam sollte man allerdings nicht ins Tal jagen, denn sonst verpasst man den Abzweig auf die Route des Salasses, die oberhalb des Aostatals am Hang entlang führt und uns einige Kilometer auf der viel befahrenen Hauptstraße erspart. Und zudem noch hübsche Ausblicke auf die umliegende Bergwelt serviert. Ein Stück Hauptstraße bis Pré-Saint-Didier bleibt uns dann jedoch nicht erspart. Ab hier allerdings geht es wieder in die Berge, der kleine Bruder des Grand Saint Bernard steht auf dem Programm. Auch der Col du Petit Saint Bernard ist lang, und man muss sich die Kräfte gut einteilen, dafür hat man von oben einen der schönsten Blicke auf den Montblanc. Die Abfahrt vom Pass führt uns bis ins savoyardische Seez, oberhalb von Bourg-Saint-Maurice gelegen, wo wir die Nacht verbringen.
Von majortom – Tag fünf, Nizza rückt immer näher. Wir hatten erneut einen wundervollen Tag auf dem Rad, mit dem (zumindest im oberen Teil) sehr schönen Col de l'Iséran, der auch ohne den Superlativ des höchsten Alpenpasses mit herrlicher hochalpiner Landschaft zu überzeugen weiß. Zur Stunde harren wir des Essens in unserem Etappenort Aussois, die Stimmung ist hervorragend.
Am Morgen in Seez ist es im Schatten am Westhang deutlich kälter als auf dem Col du Grand Saint Bernard 24 Stunden früher. Aber es geht ja sofort in den ersten Hangstraßennupsi, so dass uns schnell warm wird. Anstelle der Abfahrt nach Bourg-Saint-Maurice und der Hauptstraße die Tarentaise hinauf haben wir uns abermals für die Hangstraße entschieden, die uns quasi verkehrsfrei, aber nicht höhenmeterneutral bis Sainte-Foy-Tarentaise führt. Dort müssen wir dann wohl oder übel auf die Hauptstraße, die zwar landschaftlich schön, aber auch entsprechend befahren ist. Augen zu und durch in die erste Hälfte des langen Anstiegs zum Col de l'Iséran. Mäßige Steigungen, doch der Respekt vor der sehr langen Passauffahrt überwiegt.
Etwas später haben wir das Flachstück entlang am Stausee unterhalb von Val d'Isère erreicht und können wieder aufdrehen. Vor den Tunnels und Galerien wurde gewarnt, tatsächlich ist es fast schon grandsaintbernardesk, der angenehmste Teil der Tour wird das hier nicht, aber was solls... jeder Kilometer bringt uns dem Höhepunkt des heutigen Tages näher. In Val d'Isère kehren dann Teile meiner entspannnten Gruppe für einen Kaffee ein. Zu meiner Freude treffen wir hier auch den alten quäldich-Forumshasen Jörg, der mit Packtaschen schwer bepackt auf seiner eigenen Tour zum Mittelmeer unterwegs ist.
Einen Kilometer nach Val d'Isère schlägt dann bei einem Gruppenmitglied die Defekthexe zu. Kette total verbogen, was mir zunächst nicht allzu viele Schweißperlen auf die Stirn treibt, da unsere Guiderucksäcke mit Kettenschlössern ja bestens ausgestattet sind. Etwas später werde ich doch etwas nervös, nachdem ich festgestellt habe, dass das Kettenschloss mit dieser speziellen Marke nicht kompatibel ist. Letztendlich rettet uns ein Sportgeschäft in Val d'Isère, wo uns eine neue Kette fachmännisch montiert wird. Wir sind wieder en route, nur mit etwas mehr als einer Stunde Verzögerung unterwegs. Schweren Herzens gebe ich Erich und Moni den Marschbefehl, nicht auf unser Zwei-Mann-Grupetto zu warten, da sonst das Gepäck für die Sportiven zu spät am Hotel wäre. Der Foodblogger integriert dankenswerterweise den Rest der entspannten Gruppe in seine ausdauernde Gruppe.
Also zu zweit über die zweite Hälfte des Iséran. Doch trotz Verzögerung liegen wir noch gut in der Zeit, so dass wir den Anstieg entspannt angehen können. Die herrliche Landschaft mit wolkenlosen Montblanc-Blicken tut ihr übriges, die Motivation ist hoch, und selbst bei Ketten-Klaus kehrt das Lächeln schon bald zurück. Immer hochalpiner wird die Landschaft, und es kündigt sich jetzt schon an, dass man sich wie angesagt auf dem 2770 m hochen Iséran mit den umgebenden Gipfeln auf Augenhöhe wähnt. Ein hartes Stück Arbeit war es allerdings schon, da sind wir uns einig, als wir schließlich auf der Passhöhe stehen.
DIe Abfahrt ist wegen starken Windes und mittelmäßigen Straßenbelags keine reine Freude, aber immerhin ist es in Bonneval-sur-Arc schon wieder deutlich wärmer, so dass wir aufgrund des verpassten Monibuffets auf einen Crêpe einkehren. Lecker und gern genommene Kalorien, verspricht doch der Westwind in der Maurienne, dass auch die eigentlich flachen bis abfallenden Schlusskilometer nochmal ein Kampf werden. Zu zweit ist nicht viel mit belgischem Kreisel, und so ist das Tempo eher moderat. Der Col de la Madeleine wird wie geplant auf dem großen Blatt durchgedrückt (na ja, fast), die folgenden KIlometer bis Lanslebourg gibt es als Abfahrt geschenkt. Zäh wird es nochmals auf den letzten acht Kilometern hinauf in den Etappenort Aussois, doch auch diese werden letztendlich souverän weggequetscht. Auf zum Schmutzbier!
Weisheit des Tages:
"Le bonheur qu'on a, vient du bonheur qu'on donne."
(Edouard Irgendwer; stand heute morgen auf dem Frühstückstablett)
Grüße des Tages:
... gehen heute an Apfelstrudel-Jörg nach Lanslebourg. Viel Spaß auf deiner Tour!
Egotrip des Tages:
Ein auf eigenen Wunsch anonymes Gruppenmitglied hängt noch ca. 500 bis 600 Höhenmeter zum Stausee Plan d'Aval oberhalb von Aussois an. WIr würden ja "Chapeau!" sagen, aber wir wollen diesen egomanischen Angeber nicht auch noch in seiner Hybris bestätigen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Ab Seez steigen wir mit der fünften Etappe auf die Route des Grandes Alpes ein und fahren über den Col de l'Iséran in die Haute-Maurienne.
Nur ein Pass steht heute wiederum auf dem Programm, aber der hat es so richtig in sich, handelt es sich doch beim Col de l'Iséran um den höchsten echten Alpenpass. Die Cime de la Bonette, die uns am letzten Tag erwartet, ist zwar nochmal ein paar Meter höher, aber sie ist eben kein echter Pass, und der Superlativ gebührt dem Iséran. Und man spürt auch irgendwie, dass dieser Pass etwas besonderes ist – während man auf anderen Pässen immer noch von höheren Bergen umgeben ist, wähnt man sich hier mit ihnen auf Augenhöhe. Auf einen langen Anstieg folgt eine lange Abfahrt, zunächst nach Bonneval-sur-Arc und dann dem Arc-Tal entlang. Nur zu unserem Etappenort, dem Skiort Aussois, müssen dann noch ein paar Höhenmeter überwunden werden.
Von majortom – Whoee... schon um halb vier alle im Hotel (bis auf die, die noch geplante und ungeplante Zusatztouren einlegen). Und das nach einer herrlichen Etappe über den Col du Galibier bei strahlendem Sonnenschein und grandioser Fernsicht bis hin um Montblanc-Gipfel. Was für ein Tag.
Und natürlich krame ich zum Galibier wieder die Renko-Anekdote heraus. Zur Erinnerung, bei unserer ersten Savoyen-Reise anno 2013 haben wir das Double Télégraphe/Galibier aufgeteilt durch eine Übernachtung in Valloire uns somit den Galibier nach Meinung von quäldich-Ehrenredakteur und Schotterstraßenentdeckerlegende Renko kastriert. Galibier émasculé, so seine Worte. Und erst vor zwei Wochen, bei der Savoyer-Alpen-relaxed-Reise konnten wir diese Schande ausmerzen und beide Pässe am Stück fahren. Heute wiederholen wir dieses Kunststück auf unserer Etappe zwischen Aussois in der Haute Maurienne und Serre Chevalier in der Nähe von Briancon. Ganz nebenbei haben wir so auch die Schlusskilometer einer der Königsetappen der diesjährigen Tour de France nachgefahren, die ja auch über Télégraphe/Galibier nach Serre Chevalier führte - wovon im übrigen viele Anfeuerungsschriftzüge auf der Straße zeugen. Es gibt nur einen Haken: aus logistischen Gründen haben wir den Erichundmonicruiser heute mitten im Galibier-Anstieg postiert, so dass niemand den Galibier komplett ohne abzusteigen gefahren ist (Kordula wäre gerne, aber mit vereinten Kräften haben wir sie nach dem Mittagsimbiss auch wieder in die Klickpedale befördert). Ich biete Renko also hiermit als Vorschlag zur Güte die Bezeichnung "Galibier mi-émasculé" (mittelkastriert) an...
Heute morgen beginnt es zunächst mit einer 400 Höhenmeter langen Panoramaabfahrt von Aussois hinunter ins Arc-Tal nach Modane. In der Sonne ist es aber auch morgens schon so warm, dass trotz der 1500 m Höhe nur vereinzelt noch Windwesten getragen werden. Ein heißer Tag bei nahezu wolkenlosem Himmel steht uns bevor - gute Bedingunen also, um heute das Souvenir Henri Desgrange abzugreifen. In Modane schaltet unsere entspannte Gruppe sofort in den Turbo-Modus. Der unerschrockene Stefan bricht an der Spitze des Feldes den Wind, und in langgezogener Einerreihe sausen wir das leicht abfallende Teilstück bis Saint-Michel-de-Maurienne hinab.
Hier ist jedoch Schluss mit lustig. 12 Kilometer Vorgeplänkel bergauf bis zum Col du Télégraphe. Die Auffahrt ist jedoch nicht allzu gemein und liegt dazu auch noch größtenteils im Schatten, so dass wir rasch den immer unangenehmeren Temperaturen im Tal entwischen können. Inzwischen sollte sich ja jeder an die langen Pässe gewöhnt haben. Und tatsächlich finden alle einen guten Tritt, und das nächste Wiedersehen gibt es auf der Passhöhe, wo zur Feier des schönen Sommertages schon die ersten Cappuccini geschlürft werden. Dolce Vita in allen Gruppen.
Eine kurze Zwischenabfahrt nach Valloire, und dann geht es in den Galibier. Hier ist man schon so hoch oben, dass die Auffahrt von Beginn an hochalpin wirkt. Die Sonne brennt vom Himmel, der Schweiß läuft in Strömen, aber die Endorphine versetzen uns in den Galibier-Rausch. Herzlich willkommen ist dann aber doch der Verpflegungsspot kurz vor dem Ende des Tals, bevor der harte Teil des Passes beginnt. Einmal mehr haben sich Schnittchenmoni und Becherspülerich nicht lumpen lassen und fahren ein opulentes Buffet auf.
Nach und nach brechen die Gruppen ausdauernd und entspannt dann in die letzten neun Kilometer des Aufstiegs auf. Der Pass ist einfach wunderschön mit dem Panorama der schroffen Gipfel, der weiten Landschaft, und auch die Scharen von Rennradfahrern aller Couleur gehören einfach dazu. Immer näher rückt die Passhöhe oberhalb der bedrohlichen Wand, dann sind wir am Tunnel, die Steigung zieht noch einmal an, der nichtgrüßende Amerikaner wird in einer gnadenlosen Konterattacke niedergerungen, und da ist das Passschild. Belagert von allerlei Radkollegen und anderen Touristen, doch schließlich scheucht Stefan alle anderen weg, und wir nehmen Aufstellung zum Gruppenbild. Zwischen Barre des Ecrins im Süden und dem Montblanc im Norden. Ein toller Moment. Mi-émasculé zwar, aber wen kümmert das schon.
Rasante Abfahrt zum Lautaret, Tarte de Pomme, Orangina, Espresso, Galibier-Bier. Nochmal Dolce Vita. Und bis zum Ziel in La-Salle-les-Alpes geht es nur noch bergab.
Weisheit des Tages:
"Allez brilliant people!"
(stand auf der Galibier-Straße)
Grüße des Tages:
Gehen heute nach Berlin an quäldich-CEO Jan, der sehnsüchtig auf den Anruf des Berichterstatters wartet, um schnöde Marketingangelegenheiten zu besprechen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Ein weiteres Monument wartet auf der sechsten Etappe zwischen Aussois und Briançon auf uns: der mythsiche Tour-de-France-Berg Col du Galibier.
Die Etappe beginnt mit einer kurzen Abfahrt nach Modane, wieder im Talgrund der Maurienne gelegen. Bis Saint-Michel-de-Maurienne haben wir dann ein stärker befahrenes Stück vor uns, können auf der leicht abfallenden Strecke aber hoffentlich ein hohes Tempo treten. Dann geht es als Vorgeschmack auf den Galibier hinauf auf den Col du Télégraphe – der jedoch nicht nur Vorgeplänkel ist, sondern auch landschaftlich zu gefallen weiß. Eine kurze Abfahrt in den Skiort Valloire, und dann wartet der Galibier auf uns. Hier ist Ausdauer und Zähigkeit gefragt, aber die grandiose Alpenkulisse und die Vorfreude auf ein herrliches Alpenpanorama an der Passhöhe sollte schon für ordentlich Motivation sorgen. Vom Galibier geht es dann zunächst bergab auf den Col du Lautaret, den wir sozusagen im Vorbeifliegen mitnehmen. Eine langgezogene Abfahrt später erreichen wir den Etappenort Briançon, wo sich am Abend ein Spaziergang in die vom Baumeister Vauban errichtete Festung lohnt. In unseren ****-Hotel & Spa kann man jedoch auch einfach mal entspannt die Beine hochlegen...
Von majortom – Herzlich willkommen zur nahezu-Live-Berichterstattung von der Fernfahrt Freiburg-Nizza. Wir melden uns heute aus der Schmutzbierlounge auf der Terrasse vor dem Hotel zu Jausiers, um von einer erneut sehr schönen Etappe bei hochsommerlichen Bedingugen quer durch die Hochdauphiné und Hochprovence zu berichten. Der Panaché-Zapfhahn glüht, noch eine Etappe steht aus bis Nizza, die Stimmung ist wie immer hervorragend.
Der Tag beginnt mit einem sensationellen Frühstück im Hotel Grand Aigle in La Salle-les-Alpes - allerdings nicht ganz so sensationell wie das gestrige Abendessen im Restaurant Le Cavaillou, das in der langjährigen Historie der quäldich-Reisen mit vielen, vielen ebenso leckerer wie kalorienreicher Abendessen noch heraussticht. Volle Punkte auf der Gastroskala also für Serre-Chevalier. Die direkte Auswirkung: alle Bäuche sind prall gefüllt, als wir heute Morgen fast pünktlich um neun Uhr starten, und wir rollen gemütlich das erste Teilstück bis Briancon.
Gerade als es in den Anstieg zum Izoard geht, bekomme ich noch einen Anruf vom Hotel, so dass ich wieder mal mit Rückstand in den Pass starte. Aber was solls, es rollt schön bergauf, am Vormittag ist es noch angenehm kühl, und im mediterran anmutenden Kiefernwald ist es meistens schattig. Vielleicht im unteren Teil nicht der spektakulärste Pass unserer Tour, aber man hat immer wieder schöne Ausblicke auf die umgebenden schroffen Gipfel, dann beginnt der Kehrenhang, und viel schneller als erwartet haben wir die finalen Kilometer in offenem Gelände mit sensationellen Ausblicken erreicht. Oben auf der Passhöhe sammeln wir uns zum Gruppenfoto an der Passschildersatzsäule, doch leider beherrscht der engagierte Fotograf die Kamera des Berichterstatters nur unzureichend und macht nur ein verwackeltes Video. Also Ersatzgruppenbild mit Casse deserte-Panorama.
Apropos Casse deserte: die ersten Kilometer der Izoard-Abfahrt durch die mondlandschafteske Felsenlandschaft gehören mit zu den schönsten Abschnitten der Tour. Zumindest den Abschnitten mit der höchsten Fotostop-Dichte. Und dann geht es in die rauschende Abfahrt, unterbrochen nur durch zwei Guiderucksack-Einsätzen, allerdings nicht bei unserer Gruppe, sondern bei gestrandeten Italienern (lockerer Kurbelarm mittels Minitool angezogen) und gestrandeten deutschen Tourenradlern (Mini-Standpumpe zur Plattenaufpumpung geliehen). So dass ich mich im flacheren Abschnitt nach Guillestre im Einzelzeitfahrtempo als Poursuivant auf die Jagd nach der Gruppe begeben muss und die sehr schöne Guil-Schlucht kaum wahrnehme. Das übliche Schnittchenschlemmen in Guillestre folgt, und ab geht es in den Col de Vars.
Verdammt heiß ist es inzwischen geworden, was uns erst im Anstieg so richtig klar wird, als die heiße Luft über der Straße steht. Der Pass ist im unteren Abschnitt am steilsten, und jeder Höhenmeter ist hart erkämpft. Eine Quelle spendiert frisches eau de source, und kurz darauf steht in Vars schon der übliche Cappuccino-Stop an, der gleichzeitig eine Durchmischung der Gruppen ausdauernd und entspannt darstellt. Zeit ist noch genug, die restlichen Höhenmeter sind überschaubar. So geht es dann in der Hybridgruppe zum Col de Vars und auf frisch asphaltierter Straße hinab ins Ubaye-Tal.
Das letzte Hindernis: Gegenwind. Doch unsere Geheimwaffe Tortentom bricht stoisch und kraftvoll den Wind an der Spitze, und unser Grupetto rollt in Jausiers ein. Siebte Etappe abgehakt. Eine fehlt noch. Laut einem Schild in Jausiers 143 km bis Nizza. Laut unserem Roadbook schaffen wir es in 140 - irgendwo scheinen wir also eine geheime Abkürzung eingebaut zu haben...
Weisheit des Tages:
"Panaché auf dem dem Portemonnaie!"
(Ausruf von Bier-Klaus, nachdem ein namentlich nicht genannter Schussel ein Glas umgekippt hat)
Grüße des Tages:
... gehen heute an die Tour de Frace, der wir wohl den neuen Asphalt in der Abfahrt vom Col de Vars verdanken.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Die siebte Etappe führt über den Col d'Izoard und den Col de Vars von Briançon nach Jausiers.
Zwei Pässe stehen heute auf dem Programm. Der Anstieg zum Col d'Izoard beginnt direkt in Briançon, so dass die Beine schnell auf Hochtouren kommen müssen. Dafür können wir nun spüren, dass wir so langsam in den Süden kommen, die Gegend wird trockener und mediterraner. Am Col d'Izoard sollte man sich dann nicht allzu schnell in die Abfahrt stürzen, denn die verwitterte Landschaft, die Casse Déserte, auf der Südseite will entsprechend gewürdigt werden. Die Abfahrt führt uns bis nach Guillestre, wo es nahtlos in den zweiten Anstieg des Tages über geht: den Col de Vars. Dieser wird auf der Route des Grandes Alpes immer nur als Übergangspass angesehen, da der Skiort Vars nicht gerade schön ist, doch mehr als 1000 Höhenmeter wollen überwunden werden, so dass man ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Dann erreichen wir das Ubaye-Tal und können bis zum Etappenort Jausiers gemütlich ausrollen lassen.
Von majortom – Samstag Nachmittag, die Sonne brennt vom Himmel. Wir biegen ein auf die Promenade des Anglais, das azurblaue Mittelmeer rechts neben uns, und cruisen gemächlich - die Touristenmassen würden es kaum anders zulassen - die Flaniermeile von Nizza entlang. Die Anzeige der Restdistanz am Garmin geht Meter für Meter nach unten, gleich werden wir unsere epische Tour mit einem Bad im Mittelmeer feiern. Freiburg-Nizza, vom Breisgau an die Côte d'Azur. Schwarzwald, Jura, Schweizer Mittelland, Freiburger Voralpen, Aostatal, Savoyen, Dauphiné, Hochprovence, Seealpen. 940 km, 19000 Höhenmeter. Unglaublich.
Ein paar Tage zu spät erst tippe ich diesen rudimentären Bericht der Schlussetappe, die uns immerhin noch auf die 2800 m hohe Cime da la Bonette geführt hat - am Abend selbst war leider keine Zeit. Doch die Erinnerungen sind geblieben an eine monumentale Tour mit einer sensationellen Gruppe!
Dank des Tages:
Natürlich an das Team. Stefan und Tom haben nicht nur ihren bayerischen Charme eingebracht, sondern auch verlässlich, motiviert und sehr engagiert ihre Gruppen über die Alpen und ins Ziel geführt. Erich und Moni, das fränkische Dream-Team haben Tag für Tag schwere Koffer geschleppt, Schnittchen serviert und Plastikbecher gespült. Sie alle zusammen hatten immer ein offenes Ohr für alle, waren quasi rund um die Uhr zur Stelle, und haben nicht zuletzt mir als Reisechef den Rücken frei gehalten. HERZLICHEN DANK euch vieren!
Grüße des Tages 1:
... gehen an Sille, Jan, Gerold und Thomas vom Südalpen-Team. Auch euch eine wunderschöne Woche!
Grüße des Tages 2:
... natürlich nochmal an Peter, Jens und Denny vom Schweiz-Team. Danke für eure unterhaltsamen Berichte!
Grüße des Tages 3:
... an die Tochter von Ketten-Klaus, die geheimen Informationen zufolge die letzten Tage wohl zum größten Fan unseres Reiseblogs geworden ist.
Ordnungswidrigkeit des Tages:
Ein Kiosk verkauft uns auch nach 22 Uhr gewissermaßen unter der Ladentheke noch Dosenbier. Wir müssen die Dosen aber in der Tasche verstecken, als wir den Laden verlassen.
App des Tages: Untappd. Ohne diese App hätte der Foodblogger sich bei besagtem Kiosk nie auf ein Rhum-flavored Wasauchimmer eingelassen...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Auf der Schlussetappe wartet mit der 2802 m hohen Cime de la Bonette noch das Dach unserer Tour auf uns. Dann allerdings geht es bis zum Mittelmeer praktisch nur noch bergab.
Durchatmen, letzte Kräfte mobilisieren, denn heute Abend wartet das Mittelmeer auf uns. Ein Hindernis gilt es jedoch noch zu überwinden, und das ist nicht irgendein Hindernis, sondern der höchste Punkt der Woche. Der Col de la Bonette ist 2715 m hoch, was auf der Rangliste der Alpenpässe immerhin noch zu Platz vier reichen würde, doch das hat den Erbauern der Straße im Mercantour-Nationalpark wohl nicht gereicht. Und so musste es noch eine Panoramaschleife sein, die Cime de la Bonette, die die Marke von 2800 m Höhe überschreitet. Bei all dieser Diskussion um Höhensuperlative darf man jedoch nicht vergessen, was für ein grandioses landschaftliches Erlebnis der Pass ist. Die lange Abfahrt vom Pass führt uns dann sozusagen direkt bis nach Nizza. Sie führt zunächst ins Tinée-Tal, das ins Var-Tal mündet, und der Var mündet bei Nizza ins Mittelmeer. So können wir wahlweise nochmal richtig Tempo aufnehmen, oder aber unsere Fernfahrt gemütlich ausklingen lassen. So oder so, nach der Ankunft an der Promenade des Anglais in Nizza winkt ein Bad im azurblauen Meer. Und am nächsten Morgen der Rücktransport per Reisebus nach Freiburg.