Von majortom – Tour en France. Einmal quer durch Frankreich – vom Elsass bis an die Atlantikküste. Für diese Grand Tour lassen wir die bekannten Tour-de-France-Pässe in Alpen und Pyrenäen für einmal links liegen und wenden uns den einsamen, wunderschönen Mittelgebirgen unseres Nachbarlandes zu. Fast unberührte Landschaften, einsame Straßen, Pässe, Schluchten, Weitblicke. Die Ballons der Vogesen, die einsamen Schluchten des Jura, die Vulkanlandschaft der Auvergne. Plus Ausrollen durch den unbekannten Südwesten Frankreichs – und Ankunft an der Dune de Pilat, der höchsten Düne Europas!
Von majortom – Es ist wieder Grand-Tour-Time bei quaeldich.de. Zum zweiten Mal nach Berlin-Venedig geht es auf große Reise; quer durch Frankreich soll uns die Tour führen, vom Rhein bis an den Atlantik. Der Titel der Reise, Freiburg-Bordeaux, wurde nun gestern endlich als die dreisteste Werbemasche des Jahres identifiziert. Bordeaux werden wir nämlich gar nicht sehen, dafür in der unmittelbaren Nähe von Bordeaux die höchste Düne Europas, die Dune du Pilat.
Doch bevor wir in die Berichterstattung einsteigen, muss ich erst noch einmal eine persönliche Anmerkung loswerden. Da es meine Grand-Tour-Reiseleiter-Premiere ist, bin ich ziemlich nervös angereist. Ich wusste zwar, dass ich mich auf die Streckenplanung verlassen kann (das kann bei quaeldich.de eh keiner besser als ich), aber was die Organisation im Hintergrund anbetrifft, das Material und die drei Begleitfahrzeuge, war es Neuland für mich. Umso erleichternder, dass ich bei der Ankunft in Freiburg überhaupt keinen Masterplan brauchte. Unser Helferteam bestehend aus der großartigen Sille, dem fantastischen Heinz und dem gutaussehenden Pascal nahm sofort alles in die Hände und schuftete noch bis spät in die Nacht, um alle Fahrzeuge sachgerecht zu beladen und auf dem verbotenen Busparkplatz abzustellen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an euch drei!
Und so ging es heute Morgen los. Bei bestem Radfahrwetter, sonnig und nicht zu heiß. In der schönen Universitätsstadt Freiburg im Breisgau, für mich als Ex-Freiburger auch ein besonderes Vergnügen. Die Gruppen 1 und 2 haben wir zusammengelegt, damit auch die Hybridgruppe die Verbandrechte genießt und im Stadtgebiet die Radwege nicht benutzen muss. Es gibt zwar einige Navigationsschwierigkeiten am Anfang, aber diese werden souverän durch Alexanders Ortskenntnis ausgebügelt. Und weil es so schön läuft, bleiben die Gruppen auch noch zusammen. Flow kommt auf, als wir durch die Rheinebene cruisen - der Chef wäre stolz auf uns. Und am Horizont zeichnen sich die Ballons (Ballon d'Alsace und Grand Ballon) ab; das gestrige Gewitter hat uns heute klare Luft und gute Fernsicht hinerlassen. Links von uns die Gipfel des Schwarzwaldes, Schauinsland, Belchen, Hochblauen. Ein Rennradparadies hier, das wir leider nur streifen können.
Bei Fessenheim überqueren wir den Rhein. Ich habe kein Frankreich-Schild gesehen, und so müssen wir allein an den Rappel-Verkehrsschildern feststellen, dass wir nun in Frankreich sind. Das wir bis Arcachon auch nicht mehr verlassen werden. Das marode Atomkraftwerk verbirgt sich im Wald und trübt nicht die elsässische Idylle, und in Fessenheim-Ort warten Pascal und Sille mit der ersten Getränkeverpflegung. Coläle und Apfelschorle. Wir können uns Zeit lassen, denn wir liegen gut im Zeitplan. Als Gruppe 3 unter der Führung von René und Karin eintrifft, beginnen jedoch die ersten mit den Hufen zu scharren, und wir machen uns auf den Weg.
Bis zur D2 zwischen Ensisheim und Pulversheim. Das weiß ich so genau, weil ich den Besenwagen dorthin beordern musste. Der Schock: der erste Massensturz meine Guide-Karriere. Zu diesem Zeitpunkt fahre ich in der letzten Reihe, höre den Crash, bevor ich ihn sehe. Glücklicherweise stellt sich bald heraus, dass sich der Humanschaden auf Schürfwunden und Prellungen beschränkt (muss man wohl als Glück im Unglück bezeichnen). Der Materialschaden betrifft drei Räder, eines davon machen wir mit Hilfe eines Ersatzlaufradsatzes wieder flott. Trübt natürlich die Stimmung... nach gerade mal 50 Kilometern.
Den Großteil der Gruppe haben wir schon vorgeschickt nach Thann, wo wir die Mittagsverpflegung haben. Und so haben wir deutlichen Rückstand, den es aufzuholen gilt. Ich weise gleich zu Anfang darauf hin, dass ich wohl der limitierende Faktor in unserer Vierergruppe bin - dennoch nehmen wir ordentlich Fahrt auf. Drei Kilometer vor Thann streiche ich die Segel. Von Andreas erfahre ich kurz darauf, dass er zu diesem Zeitpunkt 300 Watt getreten hat. Also halten sich meine Minuspunkte wohl in Grenzen. Wir erreichen Thann, wo wir im Restaurant Engelbourg mit leckerem (ironiefrei) Coq au Riesling aka. Menu sportif versorgt werden. Trotz Massenansturm verlieren weder die Teilnehmer noch das Personal die Neven - danke!
Hier beginnt der zweite Teil der Etappe. War es bislang ausschließlich flach - 70 km, 6 Höhenmeter - geht es nun hinein in die Vogesen. Zunächst den "Quäl dich, du Sau!"-Pass Col du Hundsruck, auf der schönen Forststraße. Ein 400-Höhenmeter-Aufgalopp zum Ballon d'Alsace - an dieser Stelle herzliche Grüße an den Protagonisten von 1997, der (laut Alexander) wohl heute nicht so schöne Landschaft sieht wie wir... An der Passhöhe trennen wir dann endlich die Gruppen 1 und 2. Die Abfahrt nach Masevaux läuft schön, und ich navigiere uns auf den Doller-Radweg, der auch Gruppentauglich ist und uns das Tal hinauf in den Ballon-Anstieg hinein führt. Leider bläst der Wind das Tal hinunter und bremst uns etwas aus.
Am Ballon d'Alsace zolle ich dann meinem Trainingsrückstand Tribut und lasse mich zurückfallen - anders geht es nicht. Die Organisation der Tour (und der folgenden Reisen) hat mich in den letzten Wochen wohl doch zu sehr in Anspruch genommen. So bekomme ich dann aber immerhin auf die Gruppe 3 mal zu Gesicht, die uns von hinten auffährt. Mit letzter Kraft schleppe ich mich zum Ballon hinauf, und bin überwältigt von der Aussicht in Richtung Jura und Schwarzwald. Erst in der Abfahrt fällt mir dann ein, dass ich ja noch über das Belchendreieck kulturklugscheissen hätte können. Was solls.
Wir verpflegen uns an der Passhöhe bei Pascal, dann stürzen wir uns in die Abfahrt. Nach Belfort geht es nur noch bergab bis tendenziell bergab. Weil uns René und Karin mit Gruppe 3 im Nacken sitzen, schlägt unser quäldich-Zeitfahrmeister Tortentom auf den letzten Kilometern ein hohes Tempo an. Das Hotel müssen wir fast ganz umrunden, um den Eingang zu finden. Macht nichts. Affligem in der Hotelbar. Jan würde sagen: YEAH!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Unsere Grand Tour beginnt in der schönen Universitätsstadt Freiburg im Breisgau im Südwesten Deutschlands. Von hier aus sind es nur etwa 25 flache Kilometer durch die Rheinebene, bis wir den Rhein überqueren und so nach Frankreich gelangen. Ins Elsass, genau gesagt, und wir fahren weiter in den endlosen Weiten des Oberrheingrabens, doch die Vogesen grüßen nun schon vom Horizont und kommen immer näher. Bei Thann haben wir das Mittelgebirge schließlich erreicht, und über den Col de Hundsrück - wo angeblich 1997 der berühmte Satz „Quäl dich, du Sau!“ fiel - arbeiten wir uns auf den Ballon d'Alsace vor, einen der bekanntesten Vogesen-Gipfel, der an schönen Tagen Fernsicht bis in die Schweizer Alpen bietet, auf jeden Fall aber bis in den Jura und den Schwarzwald. Von diesem Gipfel geht es nur noch hinab in die Burgundische Pforte, wo wir den Etappenort Belfort erreichen.
Von majortom – 1. Die Zitadelle von Belfort wurde nach Plänen des Festungsbaumeisters Vauban errichtet. Der Löwe von Belfort hingegen wurde von Bartholdi erbaut, dessen bekanntestes Bauwerk die Freiheitsstatue ist.
2. Am besten startet man eine Etappe in der Gruppenreihenfolge von 1 nach 4, um Überholungen im Stadtverkehr zu vermeiden.
3. Man ist aber relativ schnell aus Belfort wieder draußen.
4. Selten ist eine meiner Gruppen so gut über einen Kackwellenabschnitt gekommen wie heute unsere Gruppe 2 auf dem ersten Etappenviertel. Das liegt nicht nur am ausgezeichneten Tempomanagement des Foodbloggers an der Spitze, sondern auch an allen Teilnehmern. Sowieso wird in perfekter Zweierreihe gefahren, und Handzeichen werden sehr gewissenhaft weitergegeben. Chapeau!
5. Unser erster klassifizierter Anstieg führt hinauf nach Roches-les-Blamont. Kurz darauf wartet Pascal mit der ersten Verpflegung auf uns.
6. Sille hat Orangina besorgt. Ein Hoch auf Sille.
7. Dann geht es hoch zur Passage de la Douleur. Dieser ungewöhnliche Name für einen Pass (übersetzt "Passage des Schmerzes") geht auf einen Uhrmacher aus Neuchatel zurück, der die Schweiz wegen religiöser Unruhen verlassen musste und in den französischen Jura emigrierte. Er stieg regelmäßig zur Passage de la Douleur hoch, von wo aus er seine ehemalige, für ihn unerreichbare Heimat wenigstens sehen konnte, und wurde dabei vom Schmerz überwältigt.
8. Noch mehr Schmerz dürften die Resistance-Kämpfer erlitten haben, zu deren Ehre an der Passage de la Douleur ein Mahnmal errichtet wurde.
9. Die Abzweigung in Montécheroux meistern alle souverän.
10. Ab dem hübschen Städtchen Saint-Hippolyte, wo Doubs und Dessoubre zusammen treffen, cruisen wir das Dessoubre-Tal hinauf.
11. Die Doubs-Quelle nahe unseres Etappenziels Pontarlier (wir werden morgen daran vorbei fahren) ist die mündungsfernste Quelle des Rhone-Systems. In your face, Rhonegletscher! Das liegt daran, dass der Doubs zunächst nach Nordern fließt, sich dann aber umentscheidet und eine 180-Grad-Wende nach Süden macht.
12. Wir sind inzwischen im Jura angekommen. Ich mag den Jura.
13. Unsere Geheimwaffe im Jura mit seinen tief eingeschnittenen Tälern, wo sich die Höhenmeter rasend schnell summieren, ist das Dessoubre-Tal, das uns ca. 30 nahezu flache Kilometer erlaubt. Der idyllischste Abschnitt der Etappe. Unsere zweite Geheimwaffe sind Tortentom und Francois, die die kompletten 30 Kilometer von der Spitze des Feldes fahren.
14. In Gigot kehren wir zur Mittagspause ein.
15. Die Spezialität des Hotel-Restaurant Gigot: Truite à la meunière. Wir bekommen: menu sportif. Allerdings mit Perlhuhn. Also ein nobles menu sportif.
16. Dann erreichen wir den Cirque de Consolation. Hier entspringt der Dessoubre mittels dreier Karstquellen aus einer senkrechten Felswand.
17. Die geheime explorative Variante, von der sich der Sous-Chef bessere Blicke auf die Felswand erhofft, entpuppt sich als Reinfall. Wegen einer Baustelle ist die Straße gesperrt, und wir müssen umdrehen. Mea culpa.
18. Im folgenden Abschnitt über die Jura-Hochfläche muss sich der Major für seine nicht rasierten Beine gegenüber Team Suisse rechtfertigen.
19. Pontarlier ist nun theoretisch nicht mehr weit. Weiß nur keiner.
20. Wir fahren lieber noch ins Loue-Tal ab, der einzige Abstecher dieser Reise, der einen signifikanten Umweg mit sich bringt.
21. Napoleon wurde von seiner Geliebten auch liebevoll "Napie" genannt.
22. Das Loue-Tal zaubert trotz des Umwegs ein kollektives Grinsen auf unsere Gesichter, ist die Straße an der Felswand entlang doch sensationell und bietet tolle Ausblicke das Tal hinab. (Leider konnten wir in der rasend schnellen Abfahrt keine Fotos schießen.)
23. Pascal und Sille haben instinktiv einen noch viel besseren als den geplanten Standort für unsere letzte Getränkeverpflegung des Tages gefunden.
24. Das Loue-Tal ist schön.
25. Der längste Anstieg des Tages führt aus dem Tal hinauf nach Longeville. Wir erklimmen sozusagen die Höhenmeter gleich wieder, die wir mit der Abfahrt verballert haben.
26. Dann trennen uns nur noch ein paar Kackwellen von Pontarlier.
27. Einen dieser Fakten haben wir uns nur ausgedacht. Wer als erstes der Reiseleitung nennen kann, welcher das ist, erhält einen Chickenburger auf eigene Kosten! (Einsendeschluss 11.8. um 18.30 Uhr).
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der Jura ist das möglicherweise unterschätzteste Mittelgebirge Frankreichs. Aufgrund der zerklüfteten Topographie summieren sich hier auch auf Strecken ohne längere Anstiege die Höhenmeter sehr schnell. Wir halten die Höhenmeteranzahl jedoch weitgehend in Grenzen, indem wir über einen längeren Zeitraum dem Flusstal des Dessoubre folgen – unsere Geheimwaffe sozusagen. Ab Belfort geht es zunächst wellig entlang der Burgundischen Pforte, dann wird es jedoch immer hügeliger, als wir die Ausläufer des Jura erreichen. An der Passage de la Douleur erreichen wir einen ersten Hochpunkt, bevor es hinab nach Saint-Hippolyte geht - spätestens jetzt haben wir das einsame, fast verkehrsfreie Hinterland des Jura erreicht. Wir folgen nun dem Dessoubre, bis fast zu dessen Quelle, die im imposanten Talkessel Cirque de la Consolation liegt. Hier erklimmen wir eine weitere Geländestufe. Wir fahren ab ins tief eingeschnittene Loue-Tal, einem weiteren Höhepunkt der Etappe, nur um mit der Cote de Longeville den längsten Anstieg des Tages in Angriff zu nehmen. Dann fehlen nur noch wenige wellige Kilometer bis zum Etappenziel in Pontarlier. Eine lange, aber auch sehr lohnenswerte Etappe!
Von majortom – Wir sind im Departement Ain angekommen. Da gestern meine Aussprache dieses Begiffes große Heiterkeit hervor gerufen hat, suche ich mir heute Abend dann beim Abendessen einen Freiwilligen, der den Bericht vorlesen darf, und verwende das Wort "Ain" dabei so häufig wie möglich.
Der Tag beginnt mit einem explodierenden Wasserhahn im Zimmer der Toms relativ unentspannt. Binnen Minuten steht das gesamte Chambre 45 unter Wasser, was den unterbezahlten Mitarbeiter an der Rezeption jedoch nur geringfügig aus der Ruhe bringt. Erst als er sich nach einiger Diskussion die Bescherung ansieht, wir er doch etwas weiß um die Nase (inzwischen läuft das Wasser schon aus dem Zimmer raus) und macht sich auf die Suche nach dem Haupthahn. Tatsächlich gelingt es nach einer Weile, und wir kommen sogar noch pünktlich zum Start im Nachbarhotel.
Es ist recht kühl auf 900 m Höhe in Pontarlier, aber blauer Himmel verspricht einen heißen Tag. Es herrscht eine schöne Morgenstimmung auf der Hochebene, die letzten Nebelschwaden über den Seen im jungen Doubs-Tal verziehen sich gerade, und wir cruisen noch gemütlich dahin. Ein wenig geht es zwar schon bergauf, aber meist nur ganz sanft, so dass alle Gruppen ordentlich Tempo aufnehmen können, und auch eine die Straße querende Kuhherde kann uns nur kurz aufhalten. Und schon geht es in rasanter Abfahrt hinab zu Pascal und Verpflegung Nummer eins.
Auf dem zweiten Etappenviertel wird es ein wenig welliger, aber noch immer kommen wir gut voran. Besonders die schmale Straße kurz vor der Mittagspause in Moirans-en-Montagne ruft Begeisterung hervor, ist sie doch mit schönen Ausblicken auf den Jura-Hauptkamm an der Grenze zur Schweiz garniert. Auf dem Speisezettel heute: Putensteak. Nun haben wir bald alle Varianten des menu sportif durch.
Das Highlight der Etappe erwartet uns kurz darauf nach zwei recht harmlosen Wellen. Hinter Montcusel geht es steil bergab ins Ain-Tal, wo der Ain zu einem Stausee aufgestaut ist. Am Aussichtspunkt genießen wir die herrlichen Blicke auf den Zusammenfluss von Ain und Bienne, die umliegenden steilen Felswände und die bewaldeten Hügel, sowie natürlich den in der Mittagssonne glitzernden See. Inzwischen ist es richtig heiß geworden. Der Hochsommer ist zurück. Die Abfahrt ist schmal, aber wunderschön, und auf der folgenden Passage am Ain-Stausee entlang quetscht Tom souverän an der Spitze des Feldes gegen den Wind. Abkühlung verschaffen uns kurz darauf die gut gelaunten Sille und Pascal mit Wasserpistolen.
So richtig anstrengend wird es nochmal am einzigen klassifizierten Anstieg des Tages, der Côte de Corveissat. Nicht wegen des Anstiegs - der ist eher moderat - sondern wegen der Hitze. Jetzt läuft der Schweiß in Strömen. Die Gruppe dagegen ist kaum zu halten voller Vorfreude auf den absoluten Höhepunkt des Tages. Den Pass schlechthin in Frankreich. Den Col de France!
Hammeranstieg. Ain, Ain, Ain. Schöne Grüße aus Bourg-en-Bresse.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Spätestens am dritten Tag sind wir in La France Profonde, dem ,,tiefen" Frankreich angekommen. Hier ist es einsam und ländlich auf den rauen Hochebenen des Jura. Nach dem Start in Pontarlier fahren wir eine ganze Zeit lang quasi parallel zur Schweizer Grenze entlang des jungen Doubs, wiederum parallel zu den Jurafalten, so dass nicht allzu viele Höhenmeter zu erwarten sind. Saftig grüner Wald und Weideflächen erwarten uns, Hochmoorlandschaften und einsame Landstraßen. Schließlich erreichen wir den Fluss Ain, der zu einer ganzen Reihe malerischer Seen angestaut ist. Ein letzter Anstieg zwischen Corveissat und Dhuys, und wir verlassen den Jura so langsam, gelangen in die Bresse, Heimat der bekannten Bresse-Hühner, und machen heute Quartier in dessen Hauptort Bourg-en-Bresse.
Von majortom – Regenetappe. Das haben wir uns verdient.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Burgunder ist viel schöner als Bordeaux! Immer tiefer hinein ins das dünn besiedelte Zentrum des Landes führt uns die vierte Etappe, durch das bekannte Weinanbaugebiet Beaujolais bis hinein ins Zentralmassiv des Departments Loire. Die Etappe startet zunächst mal wieder flach - es geht durch die sumpfige Ebene zwischen dem Jura und der Saône, und hier können wir zunächst rasch Kilometer gut machen. In Belleville-sur-Saône überqueren wir den Fluss und erreichen so das Beaujolais. Die erste wirkliche Prüfung des Tages ist der Mont Brouilly, dem Gebirge gewissermaßen vorgelagert und so ein schöner Aussichtspunkt - auch die Profis waren schon mehrmals im Rahmen der Frühjahrs-Fernfahrt Paris-Nizza hier. Dann verlassen wir die Weinbau-Gegend und tauchen in das bewaldete Gebirge ein. Col de la Croix Montmain und Col de la Croix de Fourche lauten die melodischen Namen den beiden Pässe, die uns vom Etappenziel in Roanne trennen.
Von majortom – Truffade! Die unglaublich leckere Kartoffelpampe, die es heute Mittag gab, heißt Truffade, ist eine auvergnatische Spezialität und besteht aus Kartoffeln, lokalem Käse (besipielsweise Cantal) und Knoblauch. Dazu wird meist (so auch heute) Schinken und Salat gereicht. Und somit genossen wir heute am fünften Tag das erste geflügelfreie Mittagessen dieser Tour. Wer braucht schon das menu sportif?
Aber der Reihe nach. Nachdem das angekündige Zwischentief gestern nicht eingetroffen ist, schaut es heute morgen pünktlich zum Start vorbei und taucht das Hotel im schmucken Roanner Vorort in Nieselregen. Gruppe 1 verweigert den Aufbruch und hofft auf bessere Zeiten, Gruppe 3 dagegen ist kaum zu halten und fährt noch 5 Minuten vor der Aufbruchzeit los. Gruppe 4 beobachtet das ganze gut gelaunt unter den Bäumen aufgereiht. Und meine Gruppe 2 macht sich als nächstes raus. Torte navigiert uns gekonnt durch Roanne, so dass wir bald auf die Monts de la Madeleine am Horizont zusteuern. Die erste Hügelkette sehe gar nicht so hoch aus, meint mein Nebenmann. Ich überlege kurz und mutmaße, dass die nächste, höhere Gebirgskette sich wohl noch im Nebel verbirgt.
Der Niesel hat zeitweise aufgehört oder ist nicht mehr vom Spritzwasser zu unterschieden. Dann setzt er wieder ein, hört gleich wieder auf, es bleibt also nass. Den ersten Teil des Anstiegs bis La Croix Trévingt quetschen wir souverän weg, dann tauchen wir tatsächlich in den Nebel ein. Leicht surreale Atmosphäre, dunkler Wald, kaum Sicht. Märchenhaft, findet Torte. Wir schlagen uns zu Sille und Pascal durch, die das Getränkebuffet wieder mal um einige Leckereien erweitert haben, auf der nebligen Passhöhe des Col de la Loge des Gardes aber kaum zu entdecken sind. Lange möchte in der Kälte aber sowieso keiner warten. "Wo geht es lang?" werde ich gefragt und deute vage in den Nebel, wo ich die Straße vermute.
Die Abfahrt ist gar nicht so kalt wie vermutet, und gleich darauf beginnt der Kackwellenteil der Etappe. Und der Plattenteil der Etappe - irgendwie setzen der raue Asphalt und spitze Rollsplittsteinchen den Reifen wohl besonders stark zu. Die Pannenwertung führt Gruppe 1 mit sieben verifizierten Platten an, gefolgt von Gruppe 2 mit derer drei, davon entfallen zwei auf den Berichterstatter, woraufhin dieser Asyl im Horstschen Ersatzbesenwagen beantragt und gewährt bekommt. Das gibt mir die Gelegenheit, im Restaurant in Thiers anzurufen, um dort anzukündigen, dass wir zu spät sind, aber gleich alle auf einmal eintreffen werden.
So kommt es dann auch. Kaum habe ich meinen Mantel und Schlauch gewechselt, fährt meine Restgruppe vor, und kaum sitzen alle am Tisch, trifft auch die hungrige Gruppe 3 ein. Wir quetschen uns so gut es geht ins Restaurant und sind begeistert von der Truffade. Der kurz darauf eintreffenden Gruppe 1 ist die Wartezeit zu lang, und sie beschließen, sich anderweitig zu verpflegen. Und Gruppe 4 kann nach kurzer Wartezeit unsere Plätze einnehmen. Etwas chaotisch, aber lecker ist es!
Sille und Pascal sehen wir aufgrund der späten Mittagspause schon kurz darauf wieder und cruisen dann mit dem unzerstörbaren Tortentom an der Spitze durch die Ebene auf Clermont-Ferrand zu. Die Sonne kommt raus, der Puy de Dome thront am Horizont. Das letzte Stück durch die Vororte ist etwas zäh, aber immerhin verteidigen wir ca. 30 Sekunden Vorsprung vor Gruppe 1 ins Ziel.
Sensationelle Etappe. Und völlig geflügelfrei.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Weiter nach Westen bis an den Fuß des bekannten Puy de Dome führt die fünfte Etappe. Wir verlassen Roanne an den Ufern der jungen Loire und fahren weiter durch hügeliges bis bergiges Terrain. Die Anstiege sind sanft, aber die Höhenmeter summieren sich doch recht schnell. Zunächst steht der Col de la Loge des Gardes auf dem Programm, dicht gefolgt vom Col du Beau Louis, dann folgt ein ständiges Auf und Ab, bis wir Thiers an der Durolle erreichen. Ab hier wird es dann deutlich entspannter, und schon bald haben wir das Etappenziel in Clermont-Ferrand erreicht.
Von majortom – Königsetappe! Anders kann man das heutige Teilstück zwischen Clermont-Ferrand und Aurillac, quer durch den Parc des Volcans d'Auvergne nicht bezeichnen. Und zwar eine Königsetappe mit 160 Kilometern und über 2900 Höhenmetern – die gemeinsten Etappen der vergangenen Deutschland-Rundfahrten von quaeldich.de lassen grüßen. Dafür geht es heute durch eine einzigartige Landschaft, die von Vulkankegeln geprägte Auvergne. Die Etappe beginnt in Richtung des Puy de Dome. Dieser bekannteste Vulkan der Auvergne war in früheren Zeiten ein Protagonist der Tour de France; heutzutage kommt man leider gar nicht mehr mit dem Rad auf den Gipfel. Und so führt uns unsere Etappe bald dann auch Richtung Süden, an den ganzen Puys vorbei zum Col de Ventouse. Hier sind wir auf dem Plateau angelangt und fahren durch kuppiertes Gelände weiter nach Besse. Dann fahren wir leicht abfallend eine ganze Weile nach Süden entlang des Rhue-Tals, bis die Route wieder ansteigt zum 1589 m hohen Col de Pas de Peyrol in der Nähe des Puy Mary. Und dann ist auch die Königsetappe so gut wie geschafft, denn wir fahren bis zum Etappenziel Aurillac fast nur noch bergab.
Von majortom – Man kann natürlich immer noch einen drauf packen. Und wenn man schon mal in der Auvergne ist, kann man sich hier natürlich auch ultimativ austoben. Zusätzlich zur Regelplanung bieten wir also noch einen Abstecher nach Mont-Dore an; mit dem Col de Guéry und dem Col de la Croix Saint Robert stehen noch zwei zusätzliche Pässe auf dem Programm, und die Ausbeute summiert sich auf 3400 Höhenmeter!
Von majortom – Aufmerksame Leser unseres Reiseblogs werden es bereits bemerkt haben. Gestern haben wir es nicht mehr geschafft, von der Königsetappe durch die Vulkanlandschaft der Auvergne noch einen Bericht zu verfassen. Das ist natürlich unentschuldbar, denn die Königsetappe war sensationell. Eine unvergleichliche Landschaft, tolle Fernblicke, Teilnehmer, die über sich hinaus wachsen... Episch, würde Jan sagen.
Aber gestern ist gestern und heute ist heute, und nichts ist so alt wie die Schlagzeile vom Vorabend. Und so widmen wir uns heute natürlich auch der heutigen Etappe zwischen Aurillac und Cahors, durch die Ausläufer des Zentralmassivs der Auvergne und dann entlang des Lot-Tals. Flachetappe, könnte man sagen. Stimmt natürlich nur beginnt, denn auf dem ersten Etappenviertel wartet schon die eine oder andere Welle auf die Gruppen. Ich habe mich dagegen elegant abgeseilt, um noch letzte organisatorische Details des Abschlussabends klären zu können, und fahre mit Pascal zur Getränkeverpflegung vor. Glücklicherweise ist das organisatorische Detail mit einem fünfminütigen Telefongespräch geklärt, ich helfe noch beim Aufbau, doch dann fahre ich meiner Gruppe aus dem Lot-Tal hinauf nach Cassanouize entgegen. Tatsächlich treffen wir uns inmitten der Abfahrt, und ich stoße sozusagen noch vor der Getränkeverpflegung dazu. Glücklicherweise hat Pascal gut auf den Guiderucksack aufgepasst, den ich dort vergessen hatte.
Also habe ich mich um das nominell härteste Etappenviertel gedrückt, dennoch wird auch bald klar, dass auch der Flachteil durch das Lot-Tal nicht ohne ist. Es ist sommerlich warm, die Sonne brennt, der Schweiß rinnt. Das Lot-Tal ist allerdings beeindruckend, interessante Felsformationen, ein träge dahinplätschernder Fluss, an das schmale Ufer geklatschte Dörfer. Wir genießen den Flow einerseits, spüren aber auch die fordernden vorangegangenen Etappen in den Beinen. Kurz verlassen wir das Tal für die einzige Bergwertung des Tages, die aber nur ein kurzer Anstieg in den unspektakulären Ort Montedon ist.
Kurz darauf sind wir wieder im Tal angekommen, und das Restaurant La Madeleine überrascht uns mit einer "Assiette anglaise", die aus Charcuterie, kalter Hühnchenkeule, Salat und Fritten besteht. Fritten! Allein schon das sorgt für neu mobilisierte Kräfte für die zweite Etappenhälfte.
Weiter geht es also im Lot-Tal. Und weiter ändert sich die Landschaft peu à peu, nette verschlafene Dörfer wechseln sich ab mit überhängenden Felsen. In den Tunnels wird "kürzer" gerufen, um die dort herrschende Kühle noch ein wenig länger genießen zu können. Fahrtwind kühlt, und so halten wir uns auch bei Pascal und Sille diesmal nur kurz auf. 40 Kilometer fehlen noch, also nochmal Zähne zusammen beißen. Der unermüdliche Tortentom ist nicht aus der ersten Reihe zu verdrängen und schlägt ein recht gemäßigtes Tempo an, dennoch fängt wohl der eine oder andere an, sehnsüchtig die Kilometer herunter zu zählen.
Und dann erreichen wir schließlich Cahors. Noch zwei Etappen bis zum Meer. Die Vorfreude steigt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nach der harten Etappe gestern lassen wir es heute etwas gemütlicher angehen. Mit 162 Kilometern ist zwar auch dieses Teilstück nach Cahors recht lang, nach dem ersten hügeligen Etappendrittel folgen wir jedoch für den Rest des Tages dem sich durch die Ausläufer des Zentralmassivs windenen Flusses Lot. Ab Aurillac geht es zunächst in Südlicher Richtung; das Terrain ist hügelig und leicht zermürbend, doch eine letzte Abfahrt von Cassaniouze führt uns dann ins Lot-Tal. Bis auf ein kurzes Stück vor Capdenac, wo wir auf die Höhen des Plateaus ausweichen, bleiben wir im malerischen Tal und genießen den Flow. Etappenziel ist das malerische in einer Flussschleife gelegene Örtchen Cahors.
Von majortom – Kein Regen am Morgen. Kaffeebereitstellung klappt einigermaßen. Gute Laune. Welches Gepäck in welche Boxen? Disziplinierte Startreihenfolge. Ein bisschen Gruppenshuffling. Dann los. Angenehm kühl.
Lot-Tal, Teil zwei. Weniger flussdominiert, mehr höhenmeterdominiert. Flow. Perfekte Zweierreihe. Spaß. Schmale Straßen. Partageons la route. Funktioniert mäßig gut.
Euphorie. Coläle bei Pascal und Sille. Gruppe drei kommt. Schnell weiter. Gruppe vier kommt auch. Ganz schnell weiter. Bergwertungsnupsi ohne detailliertes Profil. Keine Freigabe. Quetschen im Verband.
Schöne Abfahrt zurück zum Lot. Verabschieden vom Lot. Hügel, Hügel, Hügel. Höhenmeterkalkulationen und -schätzungen werden über den Haufen geworfen. Weitblicke. Sonnenblumen. Weinstöcke. Monflanquin. Schwarzer Prinz. Ein Pastagericht! Herr Bender hat nicht angerufen. Unangenehm kühl.
Die Hügel werden niedriger. Die Kilometer schmelzen zusammen. Schon wieder Getränkeverpflegung. Euphorie. Anruf vom Freiburg-Nizza-Team (herzliche Grüße!). Einzelzeitfahren für den Berichterstatter. Hinabrollen ins Garonne-Tal. Schon in Marmande. Hab ich mein Gepäck in der richtigen Box?
Dosenbier am Pool. Vorfreude auf den Atlantik.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die wohl leichteste Etappe unserer Tour ist die achte Etappe zwischen Cahors und Marmande. Die Ausläufer des Zentralmassivs haben wir inzwischen verlassen und dringen mehr und mehr in die Ebene Südwestfrankreichs vor. Es ist nicht mehr weit zum Atlantik, also heißt es heute die Konzentration hoch halten und bei möglicherweise heißen Hochsommertemperaturen einen kühlen Kopf bewahren. Kein Punkt der Etappe liegt höher als 200 m. Am Anfang folgen wir weiter dem Tal des Lot, doch bei Fumel verlassen wir dieses und dringen weiter nach Westen vor. Wenn kein starker Westwind weht, sollten wir Marmande bald erreicht haben.
Von majortom – Der Atlantik ist nicht mehr weit, die letzte Etappe jedoch zumindest was die Wegstrecke betrifft noch einmal eine Herausforderung. Etwa 168 km ist unsere Grand Tour noch lang. Les Landes heißt die Landschaft, die wir heute durchqueren, was man mit „Die Heiden“ übersetzen könnte. Eigentlich sind es Kiefernwälder auf sandigem Boden, die die Atlantikküste und deren Hinterland südlich von Bordeaux prägen. Große Anstiege sind nicht mehr zu überwinden, und so kann uns eigentlich nur noch der Westwind oder die große Hitze einen Strich durch die Rechnung machen. Nach 138 Kilometern erreichen wir dann den Atlantik an der Dune du Pilat, der höchsten Düne Europas. Hier postieren wir auch unsere Getränkeverpflegung, so dass wir die Räder am Begleitfahrzeug stehen lassen und die Ankunft am Meer auf der Düne genießen können. Die Tour d'honneur führt bis in den Etappenort Arcachon.