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majortom –
Der 1439 m hohe Col de Bleine kann mit einem Superlativ aufwarten. Es handelt sich nämlich um den höchsten Straßenpass in den Südlichen Provenzalischen Alpen, also jenem Teil der Provenzalischen Alpen westlich bzw. südlich des Var und südlich des Verdon. Er überquert den Gebirgszug des Haut-Thorenc zwischen dem Estéron-Tal im Norden und dem Lane- und dem Loup-Tal im Süden, ist also eine Verbindung zwischen zwei wunderschönen Schluchtenlandschaften, nämlich Clue de Saint-Auban oder Clue d'Aiglun als befahrbare Abschnitte der Estéron-Schlucht sowie dem Gorges du Loup. Neben den tief eingeschnittenen Tälern sind auch malerische, an den Hang gebaute provenzalische Dörfer prägend für die Region, beispielsweise Roquestéron, Conségudes oder Gréolières.
Auch wenn der Col de Bleine der höchste Pass der Region ist, sind seine Auffahrten nicht ganz so beeindruckend. Dies liegt – natürlich – an den bereits relativ hoch gelegenen Ausgangspunkten. Auf der Nordseite ist dies der Col de La Faye (1133 m), im Süden eine Les Quatre-Chemins genannte Kreuzung (1166 m); nur etwa 4 km östlich davon befindet sich der Übergang über das Hochplateau Le Plan du Peyron. Charakteristisch für den Pass ist der typische Provenzalische Kiefernwald. Dies ist wohl auch Ausdruck davon, dass das Haut-Thorenc für feuchte Meeresluft die erste ernstzunehmende Barriere darstellt, und hier wesentlich mehr Regen fällt als in den niedrigeren Höhenzügen weiter südlich, wo nur spärliche Vegetation vorherrscht. Leider hat man so nicht allzu viel Aussicht. Der Pass ist trotzdem schön zu fahren, dank des schönen Serpentinenhangs auf der Nordseite und generell der fast schon verlassen wirkenden Einsamkeit und Verkehrsarmut der gesamten Region.
Dank eines dichten Straßennetzes gibt es zahlreiche Möglichkeiten für schöne Touren in den Südlichen Provenzalischen Alpen, die den Col de Bleine beinhalten. Im Südosten führen Col de Vence und Col de l'Êcre aus dem Luftline nur ca. 40 km entfernten Nizza in die Alpen hinein, eine weitere empfehlenswerte Zugangsmöglichkeit ist der Gorges du Loup, der dann in den Anstieg zum Le Plan du Peyron weitergeht. Ebenfalls empfehlenswert ist wegen eines schönen Aussichtspunktes die Stichstraße in den Mini-Skiort Gréolières-les-Neiges; hier hat man vom selben Höhenzug aus all die traumhafte Aussicht bis in die Hochalpen des Mercantour, die man am Col de Bleine vermisst. Über Col de Castellaras und Col du Ferrier erreicht man die Route Napoléon und somit die berühmte Parfumstadt Grasse. Westlich des Col de Bleine ist auch die Verdon-Schlucht nicht weit. Im Norden sollte man, auch wenn die Abschnitte jeweils nur sehr kurz sind, im Estéron-Tal die Schluchten Clue de Saint-Auban und Clue d'Aiglun befahren. In Saint-Auban schließen sich dann Col du Buis und Col de Saint Barnabé an. Richtung Nordosten findet man keine weiteren Pässe, aber auch die Höhenstraße oberhalb des Estéron-Tals über Roquestéron ist es wert, befahren zu werden.
(Wir danken nimra für die ursprüngliche, inzwischen überarbeitete Beschreibung.)