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Regionsbeschreibung Muntanyes de Prades

Bild Von AP

1. Allgemeine Informationen

Von den vier Provinzen Kataloniens ist die Provinz Tarragona die einzige, die keinen Anteil an den Pyrenäen hat. Was gleichzeitig bedeutet, daß man dort zwar kein Hochgebirge findet, nichtsdestotrotz aber doch einige Mittelgebirge, von denen neben den Ports de Tortosa-Beseit die Muntanyes de Prades das größte sind. Von den Stränden um Salou und Cambrils ist es nicht weit bis dahin, ein Stück nach Norden und schon ist man da.
Die Muntanyes de Prades bestehen aus verschiedenen kleineren Bergketten und umfassen eine Fläche von etwa 260 km². Wie zum Beispiel der Montseny oder der Montserrat sind sie Teil der Serralada Prelitoral. Mit 1202 m ist der Tossal de Baltasana die höchste Erhebung der Gegend. Größter Ort ist Prades auf über 900 m Höhe. In der Vergangenheit wurde an den Wäldern der Muntanyes de Prades beträchtlichen Raubbau betrieben, weswegen es ein wenig überrascht, daß vor allem an der Nordseite noch große Waldflächen erhalten sind, in denen sogar seltene Bäume wie die Pyrenäeneiche wachsen. Es gibt Überlegungen, die Muntanyes in den Rang eines Naturparks zu erheben....warten wir ab, was die Zukunft bringt. Wer sich näher mit dem Gebiet befassen möchte, der sei auf die Internetseiten www.pradesmontsant.com und www.muntanyesdeprades.com verwiesen.

2. Geschichtlicher Exkurs

In der Vergangenheit waren die Muntanyes eine Zeitlang Grenzland zwischen der maurischen und der christlichen Kultur. Davon zeugen zwei Orte am Rand der Muntanyes. Zum einen wäre da im Westen das Dorf Siurana (arabisch Xibrana), das auf einem Felsvorsprung 250 m über dem Priorat thront, und von dem aus man einen fantastischen Rundblick hat. Dort sind noch die Reste einer maurischen Festung erhalten, die das Herzstück einer Kette von Burgen war, mit denen die Muselmanen versuchten, die katalanische Reconquerida aufzuhalten. Wegen der schwierig einzunehmenden Lage fiel die Festung erst im Jahre 1153 oder 1154 n. Chr. (die Angaben variieren), als zum Beispiel das viel weiter im Süden gelegene Tortosa schon längst vor den christlichen Rittern die Waffen gestreckt hatte.

Am Nordrand der Muntanyes wiederum steht das Monestir de Poblet, gegründet auf Betreiben des Graf-Königs Ramon Berenguer IV ein paar Jahre vor dem Fall von Siurana von Zisterziensermöchen des französischen Klosters von Fontfroide im Roussillon. Poblet war im 14. und 15. Jahrhundert eines der Machtzentren des katalanisch-aragonesischen Reiches und ist noch heute eine der größten Klosteranlagen Europas. Viele der katalanisch-aragonesischen Grafkönige sind hier in Sarkophagen begraben, z.B. Jaume el Conqueridor (der heißt so, weil er u.a. die Balearen und València zurückeroberte) oder Pere el Cerimoniós (unter dem das Kloster Regierungssitz wurde).
Nach der Vereinigung der kastilischen und der katalanisch-aragonesischen Kronen verlor das Kloster logischerweise an Einfluß, da die Musik nun am kastilischen Königshof spielte. Den Tiefpunkt seiner Geschichte erreichte es dann im 19. Jahrhundert, als es verschiedene Male geplündert und von den Mönchen 1835 verlassen wurde. Es ging sogar soweit, daß man die Überbleibsel einiger Könige aus den Sarkophagen kippte, die darauf zunächst in einer Kirche in l'Espluga de Francolì und später in Tarragona zwischenbestattet wurden. Im 20. Jahrhundert erinnerte man sich wieder an das Kloster und verhinderte in einem ersten Schritt, daß es weiter sein trauriges Dasein als Lager für billiges Baumaterial fristete. 1940 kehrten ein paar Mönche zurück (natürlich nicht die, die 105 Jahre vorher gegangen waren). Die Knochen der Könige folgten 7 Jahre später, oder um genau zu sein, am 4. Juni 1952. Die Neubegräbniszeremonie war keine schöne Sache, da der Diktator Franco anwesend war und die Gelegenheit nutzte, sein modriges Regime zu präsentieren. Das letzte wichtige Datum in der Geschichte des Klosters ist das Jahr 1991, denn damals wurde es von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet.

Wer also in der Gegend vorbeikommt, sollte einen Besuch Siuranas und Poblets einplanen. Wobei der Verfasser dieser Zeilen allerdings anfügen muß, daß ihm persönlich das Monestir de Santes Creus, ebenfalls nicht weit entfernt östlich der Muntanyes gelegen und eine Zeitlang beinahe so einflußreich wie Poblet, besser gefällt, weil es nicht so pompös wirkt.

3. Radfahren in den Muntanyes de Prades

Eigentlich ist die Gegend radfahrerisches Niemandsland, da weder allzu viele Einheimische noch Touristen hier unterwegs sind. Dabei gibt es kaum Verkehr, die Straßen sind in gutem Zustand und die Landschaft ist abwechslungsreich. In den Muntanyes führen alle Wege, wie der Name andeutet, letztendlich nach Prades. Egal ob man die Berge von Nord nach Süd oder von West nach Ost durchquert, man kommt dort durch.
Neben den Auffahrten in die Muntanyes wie dem Coll de l'Arena oder La Mussara gibt es noch kürzere Anstiege wie den Coll de Capafonts oder die Sackgasse hoch nach Rojals. Zum Reinschnuppern bietet sich die folgende Tour an, die etwa 100 km lang ist und 1900 Hm hat, wobei ein Teil der Strecke auch durch das Priorat führt:
Ausgangs- und Endpunkt: Maspujols und dann
La Mussara – Mont-Ral – Capafonts – Coll de Capafonts – Prades – Vilalonga de Prades – Ulldemolins – Coll d'Albarca – Cornudella de Montsant – Coll d'Alforja – Les Borges del Camp und von da aus zurück nach Maspujols (Achtung, wer die Abzweigung im oberen Teil von les Borges del Camp verpaßt, landet auf der südlich gelegenen Schnellstraße).
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