Von majortom – Wir fahren in den Ötztaler und Bergamasker Alpen traumhafte Pässe. In Tirol, Südtirol und der Lombardei – manche unbekannt wie der Croce Domini und der einsame Vivione, manche weltberühmt wie Gavia, Stelvio und Timmelsjoch. Wir durchfahren bedeutende Kulturlandschaften und einsame Bergregionen, Rollerpässe und echte Kracher. Kurz – der Alpengiro hat alles, was eine einwöchige Tour bieten kann.
Gestern Samstag hat sich die 19-köpfige Truppe zur Quäldich-Reise durch die Ötztaler und Bergamasker Alpen in Innsbruck zum Abendessen getroffen und bereits örtliche Kulinarik genossen, ergänzt mit radfahrerspezifischer Kost.
Am nächsten Morgen klappt alles wie am Schnürchen, als ob wir schon länger miteinander unterwegs sind: ordentlich frühstücken, Gepäck pünktlich im Begleitfahrzeug, Vorher-Foto, gute Laune, 08.55 Uhr ready zum Etappenstart.
Innsbruck zeigt sich Sonntagmorgens von der verschlafenen Seite. Ist uns recht, denn unser Track führt erstmals durch die Stadt bevor wir offenes Gelände erreichen. Die alte Römerstrasse nach Matrei bietet ein erstes Highlight: schön, wellig, wenig Verkehr. Ab Matrei fahren wir auf den Spuren des Ötztalers Richtung Brenner. In Gruppe 1 stürzt ein Fahrer, zum Glück «nur» Lackschaden und mit vierfacher Manpower konnte die Schaltung wieder zurechtgerückt werden. Die Abfahrt nach Sterzing mit Gegenwind liess sich nicht wie eine Abfahrt anfühlen. Doch mit der Mittagsverpflegung in Aussicht liessen sich ungeahnte Kräfte mobilisieren.
Der Quäldich-Transporter, ein mächtiges Gefährt, ist bei der Höhenbeschränkung zum geplanten Parkplatz angebrannt. Thomas Bond(e) liess sich nicht unterkriegen und hat eine passende Alternative gefunden, um das Buffet aufzubauen. Gemäss dem Andreas, Guide der ausdauernden Gruppe haben zwei Gäste das interne Ausscheidungsfahren bestanden und sie an Gruppe 1 übergeben. Neu also zu fünft in der Fluchtgruppe.
Unterwegs zum zweiten Anstieg, dem Jaufenpass. Ganz nach dem Motto «Feuer frei» war dann schnaufen am Jaufen Programm. Der kühlende Wind auf 2094 m.ü.M. war eine erfrischende Wohltat zu den bisherigen Temperaturen. Das Thermometer soll während der Abfahrt nach St. Leonhardt wieder steigen. So fühlt es sich an wie in einem sich aufheizenden Backofen mit Umluft. Wir prägen uns die Ortschaft St. Leonhardt und die Strecke durchs Passiertal gut ein, denn da kommen wir am Freitag wieder durch, in der Gegenrichtung. Nachdem Florian uns seine Bergfahrqualitäten gezeigt hat, geniessen wir im Windschatten seine Zeitfahrqualitäten nach Meran. Mehrere aufgefräste Stellen im Asphalt schütteln uns ordentlich durch, bevor die pflastersteinbesetzten Strassen Merans unsere Beinmuskulatur mit leicht lockernden Vibrationen erfüllen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Es geht los. Der Brenner ist mit Sicherheit kein Pass, der schon im Vorfeld Begeisterungsstürme hervor rufen wird, gilt er doch als wichtigster Alpenübergang für den Schwerlastverkehr und somit als ziemlich stark befahren. Auf der alten Brennerstaße, auf der wir zunächst unterwegs sind, ist jedoch deutlich weniger los, und wir können recht entspannt in unsere Pässewoche starten. Und auch der abschließende Teil der Brennerstraße ist erträglich, da doch die Autobahn den größten Teil des Verkehrs aufnimmt. Damit haben wir die Alpensüdseite erreicht, haben wir Südtirol erreicht. Es folgt die Abfahrt nach Sterzing, und dann der hochalpine Jaufenpass zwischen dem Eisack- und dem Passeiertal, mit dem wir ein erstes Ausrufezeichen setzen. Im Etappenort Meran sind wir dann schon mitten in Südtiroler Vinschgau, zwischen mediterran anmutenden Apfelplantagen und alpinen Gipfeln.
Die Schlafqualität der letzten Nacht bei 30 Grad in den Hotelzimmern war unterschiedlich. Einige schliefen wie Babys, andere wurden nachtaktiv. Der Ventilator schuf nur wenig Abhilfe beim Versuch, ins Reich der Träume abzutauchen. Dementsprechend sah Marco heute Morgen etwas verquollen aus der Wäsche.
Die heutige Etappe ist vom Profil her der gestrigen ähnlich, zwei Anstiege, etwas kürzer, ein Tick mehr Höhenmeter. Auch das Thermometer verspricht ähnliche Werte anzuzeigen.
Wir schlängeln uns durch den Berufsverkehr Merans, 20 Minuten gemütliches einrollen zum Fusse des Gampenpasses. Der Hubbel lässt sich schön gleichmässig fahren, keine unerwarteten zweistellige Steigungsprozente. Ein Fahrer aus Gruppe 2 nutzt dieses Profil so geschickt aus, dass er den Schwung aus dem Kreisverkehr zum Beginn bis zur Passhöhe mitnimmt und einen Teil von Gruppe 1 hinter sich lässt. Bis zur Verpflegung erwartet uns die verdiente Abfahrt und ein kurzes, flaches Ausgeplänkel. Die Temperatur steigt und die Apfelplantagen beginnen ihre Dimensionen zu offenbaren. Beim Warten an einer Baustellenampel stellt sich die Frage: «was heisst eigentlich ‘Apfel’ auf Italienisch?». Die Rotphase hält so lange an, dass die Antwort gegoogelt werden kann: «mela». Obwohl heute das Begleitfahrzeug am vereinbarten Platz steht, rauscht Gruppe 1 erstmal am Abzweig vorbei, hört die inbrünstigen «liiiinks» Rufe des Guides nicht.
Da der zweite Hubbel erst nach 25 km Verdauungsfahrt nach der Verpflegung beginnt, kann man ohne Bedenken, dass es einem den Bauch umdreht, schmausen.
Das Highlight des heutigen Tages ist aus meiner Sicht der Val di Sole-Radweg, einfach top! Touri-Modus rein und den geschwungenen Weg durch Wald, Plantagen und entlang dem Torrente Noce geniessen. Zwei Kilometer bis Dimaro sind allerdings auf der Bundesstrasse zu fahren und der Backofen hat neu Unterhitze mit Grillfunktion.
Die Idee, vor dem Campo Carlo Magno an einem Brunnen zu halten, stellte sich als nicht schlecht heraus. Auch wenn aus Gewichtsgründen nicht beide Flaschen aufgefüllt werden, kann nochmals gekühlt werden, was gekühlt werden muss.
Beim zweiten Hubbel des Tages werden zuerst die Höhenmeter gesammelt und wird gegen Ende zum Rollerberg. Der Veranstalter wird nun seinem Namen gerecht. Oben erstmal Cola, Fanta, Espresso, Cappuccino, Torta und Gelati. Alles wieder gut. Die Etappe endet mit einer kurzen Abfahrt nach Madonna di Campigilo, 25 Grad. Diese Nacht wird’s kühler.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Wir starten in der malerischen Innenstadt von Meran, aber wir sind recht bald en route und auf dem Weg in die unbekannten Kleinode der Alpensüdseite. Nach einer kurzen Passage im Etschtal zwischen Meran und Bozen geht es los mit dem Gampenpass. Es folgen 30 vornehmlich abfallende Kilometer ins Val di Sole im nordwestlichen Trentino. Statt der unangenehmen Staatsstraße fahren wie hier lieber den unabhängig geführten Radweg. Wir beschließen die Etappe mit der Befahrung des Campo Carlo Magno, wo Karl der Große in einem seiner Züge nach Rom mit seinem Tross kampiert haben soll und genießen den schönen Ausblick auf die Brentagruppe in Madonna di Campiglio.
Am Frühstückstisch wird rege über die anstehendende Etappe spekuliert, v.a. wie wohl der Anstieg zum Doppelpass Goletto di Cadino (Hochpunkt)/Corce Domini (eigentliche Passhöhe) wohl wird. Denn mit 29 km und 1640 zu bezwingenden Höhenmetern kommt endlich ein Berg. Die Gespräche werden von zwei sich überlagernden Musikstücken, die aus den Lautsprechern trällern, begleitet. Der Pegelregler steht anfangs noch auf 10, die Einstellung der gestrigen Discoveranstaltung.
Die Sonne heizt auf 1500m gut ein, es ist wärmer als erwartet. Bereits beim Verladen des Gepäcks fliessen die ersten Schweisstropfen.
Die ersten 61km werden gemäss Roadbook keine grosse Herausforderung darstellen: Abfahrt bis Carisolo, Warm Up mit Flow bis Tione via Bono, ab Ponte Caffro am Seeufer, Verpflegung mit hübscher Aussicht über den Lago I’Idro. Einzige Herausforderung, beim Ortsausgang von Madonna di Campiglio den Abzweig Richtung Brescia/Trento zu erwischen.
Die Verpflegung befindet sich heute am Beginn des Anstiegs, d.h. essen mit Bedacht. Gruppe 3 löst Gruppe 1 am Buffet ab, auf geht’s!
Der Anstieg zeigt sich erstmals von der lieblichen Seite. Mit einstelligen Steigungsprozenten tasten wir uns an den Berg. Doch das Höhenprofil hat auch rot eingefärbte Passagen. Die Rampen wechseln sich glücklicherweise immer wieder mit Flachpassagen ab, sodass etwas entspannt und durchgeatmet werden kann. Die Distanz zum Pass wird kleiner, die Höhenmeter schmelzen, die Zeit vergeht ruckzuck. Schmucke schlängelt sich die Passstrasse durch bewaldetet Passagen und bietet beim Goletto di Cadino eine atemberaubende Aussicht. Hier werden fleissig Fotos mit dem Gipfelkreuz geschossen, bevor wir zum Refugio weiterfahren. Da herrscht emsiges Treiben, viele Motorradfahrer belegen die Tische auf der Terrasse und wir stürzen uns in die Abfahrt. Was für ein (fas nicht enden wollendes) Ding! Unten im Ort, in Bienno, finden wir an einer Tankstelle den versteckten Trinkbrunnen, um nochmals die leeren Flaschen zu füllen. Denn ja, es ist wieder heissheissheiss.
An der Tour de France steht das Zeitfahren an. Davon inspiriert führt uns Florian in einem Affenzahn die letzten 12km nach Boario Terme, wo Thomas uns auf dem Hotelparkplatz mit einem Wasserschlauch in Empfang nimmt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Am dritten Tag dringen wir noch weiter nach Süden in die Bergamasker Alpen vor, wo mit dem Goletto di Cadino ein alpines Juwel auf dem Plan steht. Madonna di Campiglio liegt auf etwa 1500 m Höhe - für uns geht es am Morgen also erstmal bergab. 60 km Abfahrt durch das Sarcatal bis Tione, hier sollten wir vorübergehend einen hohen Schnitt hinlegen können. Die dazwischen liegende Auffahrt nach Bondo ist zwar eine kleine Welle, kann aber den Flow zerstören, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Bei Ponte Caffaro am schönen Idrosee biegen wir rechts ab auf eine schmale Provinzialstraße in Richtung Bagolino. Hier beginnt der wunderbare, herrlich einsame Goletto di Cadino / Croce Domini, ein Pässedouble, das alles bereit hält, was wir Rennradfahrer in den Alpen lieben. Schmale Straße, einsame Berglandschaften, schöne Panoramen. Am Ende der Abfahrt beziehen wir Quartier in Boario Terme.
Die sanften Trompetenklänge vom Vorabend im Frühstücksraum sind verklungen und die schon beim gestrigen Abendessen erblickte Nutella-Station (5 Liter Pot) ist für uns bereit. Genug für alle und genug, um die Speicher zu füllen, für eine Etappe ohne oder mit Mortirolo.
Der nächtliche Regen verdampft vom Boden und erfüllt die Luft mit Feuchtigkeit, es fühlt sich an wie im Tropenhaus. Die Hoffnung, dass es sich ausgeregnet hat, soll schon bald zerschlagen werden.
Für die Strasse zum Passo del Vivone ist unser Begleitfahrzeug zu mächtig, zu schwer. Daher gibt’s heute kein Buffet à la Thomas und somit auch keinen Zugang zu den Jacken im Handgepäck. Also werden die Trikottaschen mal ordentlich gefüllt.
Die Route kündigt eine lange Auffahrt an, 36km mit 1640 Hm. Anfangs leicht ansteigend, rollt sich gut weg. Dann, Blitz und Donner. Der Regen lässt noch etwas auf sich warten, aber schon bald entlädt das Gewitter auch seine Wassermassen. Dies lässt drei aus Gruppe 1 unterstehen in der Hoffnung, dass es schnell vorüber geht. Der Rest fährt unbeirrt weiter. Nach 10 Minuten wieder blauer Himmel, wieder in den Sattel. Die Passstrasse wird zunehmend schmaler und schlängelt sich elegant den Berg hoch. Die Aussicht einfach fabelhaft und die Auffahrt als die schönste bisher auf der Reise bezeichnet.
Das Personal im Rifugio oben am Gipfel reibt sich die Hände, als unser Tross mit hungrigen und durstigen Radfahrern einfällt. Ist heute bestimmt einer der umsatzreicheren Tage im Jahr.
Die Abfahrt nach Malonno war anstrengender als erwartet: schwierige Lichtverhältnisse, ruppig, Risse und Löcher im Asphalt und teils liegt Grünzeug auf der Strasse, dem Unwetter geschuldet. Und mit nicht so viel Tempo haben wir souverän den angekündigten Abzweig in der Rechtskehre erwischt. Es wird länger je mehr übersichtlicher und bis Edolo wieder leicht ansteigend.
Nach längerem Zögern nimmt sich die ganze Gruppe 2 und 1 dem Angebot an, den Mortirolo als Stichstrasse mitzunehmen, 12km, 1000 Hm hoch und wieder runter. Wir sind schliesslich nur einmal hier und es ist ja die einfachere Auffahrt, nicht die berühmt berüchtigte vom Giro d’Italia. Die drohende Wolkenfront gewährt uns keine lange Pause auf beim Mortirolo-Stein. Schnell ein Foto, klick, klick und runter, Erholung während der Abfahrt.
Es warten die letzten 14km bis Ponte di Legno, abwechselnd mit Bundes- und Nebenstrasse, angetrieben vom Regen, der nicht einsetzte.
Beim Hotel erwartet uns Thomas mit einem Willkommens-Snack, perfekt nach so einer Tour. Herzlichen Dank!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Weit weg scheint der touristische Trubel von Innsbruck oder Südtirol. Dennoch - oder vielleicht gerade deswegen - sind die einsamen Pässe Bergamasker Alpen diesen Schlenker tief hinein ins lombardische Niemandsland wert. Auch der Vivione ist ein besonderes Kleinod. Nach einigen Kilometern Schonfrist beginnt sofort die einsame, schmale Passstraße, die uns hinauf in die Berge führt. Die Abfahrt führt uns dann ins Val Camonica zurück, alle Höhenmeter quasi umsonst also, aber das wird wohl niemand bereuen. Ein nur leicht ansteigendes Schlussstück das Tal hinauf rundet dann die Etappe ab, die in Ponte di Legno endet.
Aufgrund von einer Wlan-Mangellage auf dem Stilfser Joch erscheint der gestrige Etappenbericht erst heute.
Mit den angekündigten 68km, davon 25km Abfahrt, kann die heutige Strecke als Ruheetappe bezeichnet werden. Ok, die knapp 3000 Hm dürfen nicht ausser Acht gelassen werden. Auf dem Menü stehen zwei Anstiege, Gavia und Stilfser Joch.
Das spätere Frühstückt um 07.30 Uhr gewährt uns mal länger zu schlafen. Die Dame im Service ermahnt uns, dass nichts – keine Frucht, keine belegten Brote, kein Kuchenstück oder Croissant für nachher – mitgenommen werden darf. Videokameras im Raum helfen dabei, die Gäste zu überwachen. Der Bratwurststand bei der Bergankunft auf dem Stilfser Joch bietet eine gute Alternative als After-Race-Snack.
Das Hotel in Ponte di Legno befindet sich bereits im Anstieg zum Gavia, ohne einrollen in den Berg. Wegen des höheren Berühmtheitsgrad sind deutlich mehr Radfahrerinnen und Radfahrer anzutreffen. Dröhnende Motorrad-Karawanen durchbrechen die ansonst idyllische Stille der Berglandschaft. Der Tunnel 3km vor der Passhöhe wurde neu asphaltiert und mit Licht ausgestattet.
Das Frühstück noch nicht ganz verdaut, erreichen wir unseren Verpflegungspunkt am Gavia. Hier soll der Col-Stein 20 Euro kosten, Wucher!
Ganz zu unserer Freude zeigen sich grosse Teile der Abfahrt in neu geteertem Glanz. Sogar ein Mädchen auf einem Einrad zirkelt runter. Kurzer Stopp, Jacke ab und flüssig weiter nach Bormio, rasante 25km auf gut ausgebauter und übersichtlicher Strasse.
Gemütlicher Einstieg in den Stelvio, bis Gruppe 1 von zwei belgischen Jungspunden überholt wird und Nico sich an ihnen festbeisst. Es soll nicht bei den zweien bleiben, diverse Profifahrer/Teams ziehen an vorbei und lassen uns über ihren Tritt bloss staunen. Die entspannte Gruppe eröffnet einen Kilometer vor der Bergankunft die Defekt-Saison, ein loses Pedal. Mit einem Griff zum Inbusschlüssel und einem gekonnten Dreh wird das Problem vom Guide fachmännisch mir nichts dir nichts behoben. Guten Appetit bei Bratwurst im Vinschgerbrot con crauti.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Eine so kurze Etappe gibt es selten auf unseren Rundreisen, allerdings sind auch diejenigen Etappen mit mehr als 3000 Höhenmetern rar gesät. Heute lautet das Motto also: kurz und knackig. Ein Pässedouble steht heute auf dem Programm, das wohl kaum prestigeträchtiger sein könnte. Der wunderschöne Gavia und das sagenumwobene Stilfserjoch. Direkt in Ponte di Legno beginnt die Auffahrt zum Gavia, und wir fahren ihn von seiner Schokoladenseite, auf der schmalen, an den Abgrund geklatschten Straße, wo Rennradfahren auch mal Abenteuer sein darf. Und nach der Abfahrt nach Bormio geht es direkt weiter zum Stilfserjoch. Natürlich ist die Ostrampe deutlich berühmter, aber auch die Westauffahrt von Bormio muss sich keineswegs verstecken und bietet alles, was das Pässefahrerherz begehrt! Und abfahren müssen wir heute nicht mehr – die Etappe endet mit einer Bergankunft auf 2757 m Höhe direkt an der Passhöhe!
Der Wetterbericht für die längste Etappe der Reise ist durchzogen. Mal früher, mal später, mal mehr, mal weniger Regen. Doch Hauptsache, trocken los.
Die gestrige Bergankunft beschert uns die morgendliche 25km lange Abfahrt nach Prad. Alle, von Kopf bis Fuss gut eingepackt, scharren in der Hotellobby mit den Hufen. Damit nämlich nicht in Winterbekleidung bis nach St. Martin weitergefahren werden muss, können wir überschüssige Kleider unten wieder im Begleitfahrzeug abgeben. Doch dafür braucht Thomas 15min Vorsprung, um vor uns am Platz zu sein. Die Strecken, von wo nach wo, die Hotels und was es zu essen gab, wann welche Pässe auf dem Programm standen, beginnen sich in den Erinnerungen zu vermischen. Auch wie viele Übernachtungen – noch zweimal oder einmal schlafen – auf der quäldich-Tour noch bleiben, weiss man nicht mehr so genau.
Die Defekt-Saison in Gruppe 3 geht weiter, zum Glück noch vor der Abfahrt. Diesmal geht es um die Kurbel, die fester am Schuh als am Tretlager hält.
Nachdem das Tenü wieder auf Sommer gewechselt wurde, führt der Track entlang dem Vinschgauer Radweg immer leicht abfallend der Etsch entlang 45km bis nach Meran, ein Highlight.
In Meran herrscht Rush Hour, was für uns etwas Geduld bedeutet. Wir lassen uns mit dem Verkehr treiben und schlagen den Weg durchs Passiertal ein. Diesmal in der Gegenrichtung wie der vom letzten Montag. Dies bedeutet auch, dass es hoch statt runter geht. Gerade noch rechtzeitig vor dem einsetzten Regen (japp, bis jetzt trocken durchgekommen), fahren wir in St. Martin ein, wo uns ein letztes Mal Thomas bewirtet. Aufgrund der Wetterlage werden die Brote aus dem Bus on demand ausgegeben. Speicher füllen, Flaschen voll machen, Regenklamotten an, Timmelsjoch ahoi. 5km Verdauungsfahrt bis zum Beginn des Anstiegs in St. Leonhard, wo ich die Regenjacke bereits wieder ausziehe. Zu warm und das bisschen Regen ist vernachlässigbar. Dann zurücklehnen, es sich gemütlich machen und einfach kurbeln, für 1850 Hm auf 28,7km. Petrus meint es gut mit uns und der Himmel reisst auf, oben am Berg strahlender Sonnenschein. Perfekt für ein Gipfelfoto. Kurze Abfahrt und dann ein letztes Schmankerl, die Gegensteigung zur Mautstation Hochgurgl. Das Streckenprofil stimmt tatsächlich mit den verbleibenden knapp 200 Hm bis zum Etappenziel, schaffen wir. Sogar ein Schlusssprint die Auffahrt hoch zum Hotel liegt noch drin.
Die total eingesauten Räder erfreuen sich an der Waschanlage der Bora-Profis. Und ich an der warmen Dusche im Alpenhotel Laurin.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die heutige Etappe hat es richtig in sich, auch wenn nur ein einziger Pass wartet. Aber die Anfahrt ans Timmelsjoch zieht sich, wie schon viele Teilnehmer des Ötztaler Radmarathons leidvoll erfahren haben.
Nach der Abfahrt vom Stelvio am Morgen fahren wir knappe 25 km das Vinschgau hinab, vornehmlich auf dem von Apfelplantagen gesäumten Etschtalradweg. Ab Meran fahren wir das Passeiertal hinauf nach St. Leonhard, umgekehrt zur Richtung am Montag. Und dann beginnt die endlose Auffahrt zum Timmelsjoch, 1800 Höhenmeter am Stück – das hat man selten in den Alpen. Bitte beachten: 120 Höhenmeter Gegensteigung in der Abfahrt Richtung Sölden hinauf zur Mautstation. Unser Hotel liegt kurz dahinter in Hochgurgl.
Traditionsgemäss verfasse ich den letzten Bericht der Tour in Mundart.
Sletscht Mol zMorgäbüffe, sletscht Mol Täsche packä, sletscht Mol igremä, sletscht Mol «habt ‘ne gute Etappe». Doch zerst no sNochhär-Foti, zum Glück hämmer dradenkt und denn leider offiziell dänand tschau sägä. Mir sind zwor nonig ganz fertig und gsehnd dänand uf dä Strecki nomel, aber nümä alli mitänand. Und well dä Thomas sGepäck vor üs bim Hotel wött ha und er en mega langä Heiwäg hät, gits usser em Umkleidestopp vor Längenfeld hüt kein Halt mit Happahappa usem Bus. Es stellt sich usä, dass nur öbber dB-Variante über dä Stilzer Sattel machä wött, dä Rest fahrt normal ufs Kühtai, wies au am Ötztaler gfahre wird. Zum Stilzer Sattel fahrt mer noch Ötz nochli wiiter und chunt denn inen sehr steilä Astig mit 1000 Höhämeter uf 9,5km. Also viel im zweistellige Prozentberich. Zum Glück händs grad öbbä die Hälfti en Baum gfällt, wos no ufde Stross versäget, und mir händ ä chlini Verschnufspause. Noch dä churze Abfahrt chunt mer denn in normalä Ufstiig zum Kühtai, wo au di andere fahret. Und als öbs bis jetzt flach gsi wär, chunt gad di nöchst Rampä. Also nomel dZäh zämäbissä. sKühtai isch rächt unrhyhtmisch zum fahre, mol steil, denn wieder flach, steil, flach, liecht steil…, und es zeiht sich, bis mer denn endlich dobä isch. Mir händ au no än Handbiker gseh. Da chönt i nie, alles nur mit dä Arme. Dobä hämmer denn no paar vode Gruppe 3 troffe. Sie händ denn im Resti Pausä gmacht, Gruppä 2 isch scho wiiter und mir sind au gad Richtig Innsbruck. Dä Wetterbricht hät nämli nochli Rägä agsait. Und nomel nass werdä wömmer nöd.Chunt denn aber nöd go rägnä. dAbfahrt isch mega schnell, goht guet abwärts und schö langzogni Kurve, do chammers richtig laufä loh. Ab und zue chunt ä Viehgatter, holpärät ghörig wemmer drüber fahrt. Ruckzuck simmer dunä zKematä, jetzt chömmer no gmüetlich bis Innsbruck via Völs usrollä. Im Hotel chammer no duschä, wemmer wött. Denn gohts für vieli heizuä, ä paar händ no ä Aschlussnacht buechät. Isch ä lässi Tour gsi mit eu, hät Spass gmacht! Bis zum nöchstä Mol.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Wie so oft: einen haben wir noch. Und so darf es auch auf der Schlussetappe nochmal ein namhafter Pass sein. Mit dem Kühtaisattel komplettieren wir gleichzeitig auch die imaginäre Runde des Ötztaler Radmarathons. Allerdings starten wir heute auf 2100 m Höhe, so dass es erstmal bergab geht. Lange bergab, durch Sölden durch und noch weiter, 45 km insgesamt, bis in Oetz die Auffahrt zum Kühtai beginnt. Der Pass kann uns jetzt auch nicht mehr schrecken, und so werden wir ihn hoffentlich in vollen Zügen genießen können. Die rasante Abfahrt führt uns abschließend fast bis nach Innsbruck, wo der Kreis sich nach einer Woche schließt.