Von tobsi –
Nach einem reichhaltigen Frühstück sollte heute die Zillertaler Höhenstraße und damit das Hauptziel dieses Urlaubs bezwungen werden. Doch ich ließ es erst einmal ruhig angehen, da auch an diesem Tag in Hippach das Erntedankfest und die Einführung eines neuen Pfarrers für hektisches Treiben im Ort sorgte. Das ganze Dorf war in Tracht auf den Beinen und begab sich zur im Ort liegenden Freilichtbühne. Dabei trugen einige zu viert größere Heiligenfiguren und die aus Ähren hergestellte große Erntedankkrone. Diese sollten feierlich bei einer Prozession durch das Dorf getragen werden. Weiterhin war der Schützenverein und die Musikkapelle in Tracht bzw. Uniform angetreten. Im Freien wurde dann bei wunderbarem Sonnenschein dem Gott für die Ernte gedankt und der neue Pfarrer eingeführt. Der in Reih und Glied angetretene Schützenverein sorgte dann auch für ein ordentlich lautes Salut.
Mit diesem wunderbaren Erlebnis im Kopf machte ich mich dann kurz vor Mittag auf den Weg über Laimach nach Zell am Ziller, das Ausgangspunkt der Auffahrt zum Gerlospass ist. Wie bei der Auffahrt nach Hochfügen sind auch hier die ersten Kilometer die steilsten. Doch im Gegensatz zu Hochfügen pendelt sich die Steigung eher bei 7 % ein, doch diese zeigten bei mir an diesem Sonntag ihre Wirkung bei mir. Eher quälend kurbelte ich mich durch die Kehren nach oben. Weiter oben erspähte ich dann das erste Mal in diesen Tag ein paar Rennradler, die für mich eine Zeit lang den Fixpunkt darstellten und mir ein bißchen Motivation gaben das doch recht zähe Kurbeln zu überstehen. Unterhalb von Hainzenberg war der Fixpunkt also die Radler eingeholt und es galt sich an anderen Dingen aufzuziehen. Ein Aufflackern der Motivation kam dann mit dem Erreichen des langen flachen Stücks über Gmünd und Gerlos, wo ich dann langsam meine Souplesse wiederfand. Nach Gerlos zog die Steigung dann wieder etwas an, doch diesmal ging es doch schon wesentlich besser. Das Flachstück hatte seine Wirkung gezeigt. Durch die Kehren ging es dann oberhalb des Dürrlassboden über den Gerlospass hinauf nach Königsleiten, das als Umkehrpunkt dienen sollte. An einem Aussichtspunkt stärkte ich mich kurz und genoss den schönen Blick auf den großen Stausee. Danach folgte die lange Abfahrt hinunter nach Zell am Ziller. Zurück nach Hippach folgte nun der schwerste Teil des Tages, vor dem ich großen Respekt hatte. Obwohl die Auffahrt aus Hippach hinauf zum Melchboden "nur" 14 km und knapp über 1400 Hm hat und damit nur unwesentlich mehr als die Auffahrt zum Fuscher Törl von der Mautstelle aus, ist es ein ganz anderer und sauharter Anstieg. Das Fuscher Törl bin ich im letzten Jahr ohne größere Probleme hinaufbekommen, aber welche Probleme noch auf mich warteten wusste ich am Anfang des Anstiegs noch nicht. Mit einem guten Rhythmus, wie ich fand, nahm ich die ersten Kilometer in der vollen Sonne, die mich ordentlich ins Schwitzen brachte. Doch mit jedem Höhenmeter kumulierte sich die Anstrengung und damit das Nachlassen der nicht vorhandenen Souplesse. Den Garaus machten mir die unheimlich steilen Rampen auf Höhe von Hochschwendberg. Hier versteckte sich der Mann mit dem Hammer, der allerdings wohl auch etwas mit dem Anstieg zu kämpfen hatte und mich nicht richtig traf. So quetschte ich mich eher schlecht als recht an der Mautstraße vorbei zum höchsten Punkt der Zillertaler Höhenstraße zum Melchboden. Auf dem Weg dorthin gab mir die atemberaubende Landschaft mit einzeln stehenden Lärchen und rauer Almlandschaft ein wenig Kraft. Außerdem gab mir eine Wanderin ein wenig Auftrieb mit der ich etwas scherzen konnte, dass es nicht mehr weit wäre, obwohl immer noch gut 200 Hm fehlten. Oben am Melchboden musste ich dann erst einmal den wunderbaren Blick ins Zillertal genießen, den ich in der Auffahrt eher quälend genießen konnte. Mein Fazit lautete hier, dass die Bilder von Stefan und Renko, die bei der Beschreibung der Zillertaler Höhenstraße zu sehen, nicht zu viel versprochen hatte. Es war einfach traumhaft und grandios. Einziger Wermutstropfen bei der Weiterfahrt über die Zillertaler Höhenstraße war doch der viele Verkehr. Ich hätte wohl doch nicht bis zum Sonntag warten sollen, um die Zillertaler Höhenstraße zu erklimmen. Auf schmaler und zum Teil auch steile Straße ging es über die Hirschbichlalm, wo anscheinend jedes Auto versuchte zu parken, in Richtung Auffahrt Zellberg. Aber nicht ohne mit großem Grinsen und Erstaunen die Landschaft zu genießen. Nach der Hirschbichlalm geht es dann weiter bergab in ein Waldstück. Hiermit verschwand vorerst die Möglichkeit weiter den atemberaubenden Blick ins Zillertal zu genießen. Doch hier ließ der Verkehr deutlich nach, so ging es stressfreier vorbei an der Auffahrt von Zellberg zur Aufahrt aus Aschau. Diese nahm ich nicht, stattdessen standen gut 300 Hm an, um den zweiten Hochpunkt Zirmstadel zu erreichen. Dies 300 Hm schmerzten dann nochmals ordentlich, wo ich mich für die Weicheivariante entschied. Ich drehte nich etwa um, um gleich nach Aschau abzufahren, sondern mein gesunder Menschenverstand sagte mir, nicht noch eine Auffahrt an diesem Tag in Angriff zu nehmen, wie ich es eigentlich ursprünglich vorgehabt hatte. Am Zirmstadel angekommen genoss ich noch ein wenig den Ausblick und kam mit einem Holländer ins Gespräch, der wohl sehr angetan von meiner Leistung. Wenn der wüsste, welche Schinderei diese Auffahrten wirklich sind. Auch die Abfahrten zurück ins Zillertal sind dank der schmalen, steilen Straßen nicht wirklich ein Genuss, dennoch versuchte ich in der Abfahrt das Optimum aus Sicherheit und Geschwindigkeit herauszuholen. Viel zu schnell war dann die Abfahrt hinunter nach Kaltenbach beendet. Von Kaltenbach ging es flach über Aschau und Laimach zurück nach Hippach, wo ich nochmals etwas für den Schnitt machte und ich schnell nach Hause wollte.
In Hippach angekommen, genoss ich dann die Sauna im Garberwirt und entspannte mich ein wenig im Ruheraum. Der Tag hatte wohl seine Wirkung gezeigt, als ich doch sehr müde etwas zu lange ausgeruht hatte und fast das Abendessen verpasst hätte. Tag 3 mit zwei schönen Auffahrten, in denen ich doch teilweise richtig litt, war auch leider viel zu schnell zu Ende gegangen.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren