Von Bergziegenmutant –
Nach einem hervorragenden Frühstück ging es um 8:45 los zu meinem schon lange im Kopf schwebenden Projekt Männlichen - Alp Grindel. Es würde hart werden, dies war mir klar. Aber es befindet sich in einem für mich schönsten Gebiet der Alpen, umgeben von den Traumbergen des Berner Oberlandes. Schon der erste Blick am Morgen aus dem Hotelzimmer direkt auf den Eiger war Atemberaubend. Er war zwar oben in Wolken gehüllt aber trotzdem eine Majestät.
Die Auffahrt zum Männlichen gestaltete sich als gut machbar, steil aber gleichmäßig. Trotz Satteltaschen waren wir unter zwei Stunden unterwegs bis zur Bergstation. Die letzten knapp 95 hm bis zum eigentlichen Gipfel schenkten wir uns und genossen dafür lieber das Wolkenspiel und die Blicke auf die Bergriesen und die Tiefblicke auf Wengen und Lauterbrunnen. Danach folgte die Abfahrt nach Grindelwald mit Begegnungen mit Murmeltieren und Weidevieh.
Dann kam sie, die unglaubliche Auffahrt auf die Alp Grindel. Beschrieben von einem meiner großen QD Vorbilder "Renko" wurde genau dies wahr was er so treffend beschrieben hat. Es ist im Kernstück so steil und die Rampe lässt nicht nach. Zum ersten mal in meiner Tourenradkarriere merkte ich, dass ich mit einem relativ schweren Rad und blöderweise gleich zwei Satteltaschen unterwegs war. Trotz meiner super kleinen Bergübersetzung von 24/34 zog es mich gleich zu Anfang des Kernstückes (auf 4 Kilometer konstant zwischen 17 und 19%) buchstäblich nach hinten. Ich kämpfte wie selten zuvor. Nach ca. zwei drittel der Extremrampe auf ca. 1650 Meter Höhe war es dann vorbei - ich musste vom Rad (kurz bevor ich runterfiel) und erst mal 5 Minuten auf die Straße sitzen. Wieder rauf aufs Rad und weiter drücken und kämpfen. Weitere zwei mal mußte ich runter und ausschnaufen. Immer so zwischen 3,5 und max. 5 km/h "schnell" unterwegs quälte ich mich diese Rampe hoch. Das beste war noch, dass kurz vor Unterläger plötzlich ein komisches, leicht rauschendes Geräusch von hinten kam und dann ein älterer, schätze mal gut 70 jähriger Herr locker und leicht an mir vorüber fuhr. Ein kurzes Gespräch und weg war er. Er radelte ein Flyer mit Nummerntäfelchen welches wohl sehr leistungsstark ist. Aber er bewegt sich damit in dieser steilen Bergwelt - toll. Ein zufällig kurz nach der Überholstelle entgegenkommender Wanderer bemerkte noch: "Der sieht aber wesentlich entspannter aus als du". Also weiterquälen. Doch das Gefühl endlich dort oben auf der Alpe Grindel (Oberläger) war dann überwältigend. Geschafft - Projekt Männlichen - Alp Grindel.
Auch Ulrich mußte unglaublich mit der Auffahrt kämpfen, auch er mußte ein paar mal anhalten. Ihm ging es ähnlich wie mir und war genauso überwältigt vom Projekt.
Eins war nun aber klar - das noch gesteckte Ziel den Grimsel an diesem Tag auch noch zu fahren wird nicht durchführbar sein. Also Plan B mit der Übernachtung in Innertkirchen. Aber direkt dort hin - niemals! Wenn schon nicht der Grimsel, dann doch wenigstens noch die paar Höhenmeter nach Hasliberg. Also runter zur Großen Scheidegg und runter zur Rosenlaui - kurze Einkehr mit Ovo und Kuchen und dann runter nach Meiringen. Die Auffahrt nach Hasliberg (bei QD als Hohfluh bezeichnet) war sehr schön durch den herbstlichen Wald und dann die steilen Hochflächen des Hasliberges. Weiter dann zum Brünigpass (der zweite Pass an diesem Tag nach der Großen Scheidegg den wir von oben nach unten anfuhren). Dort war dann für kurze Zeit die Einsamkeit vorbei da dieser stark befahren ist. Es ging ja aber dann runter und dann weiter über die Aareschlucht zum Zielort Innertkirchen. Dort übernachteten wir sehr günstig und gut im Hotel Alpina.
Nach den Strapazen dieses wunderschönen Tages hatten wir uns Bier und "Krumme" verdient. Nicht sehr sportlich aber man will ja auch noch das Leben genießen.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren