Von helmverweigerer – Mit der Fernfahrt von Garmisch nach Florenz steht die wohl vielfältigste Reise an die quaeldich je im Programm hatte. Es geht durch drei Länder, voralpines Gebiet, wir überqueren die Alpen, leiden an steilen Südtiroler Pässen, gastieren über dem Gardasee, durchqueren die Po-Ebene, fahren in einem Tag über den gesamten Apennin, landen am Mittelmeer, dann durch die Marmorsteinbrüche von Carrara und die Apuanischen Alpen wo uns ein kleines Apennindorf beherbergt um am letzten Tag durch die toskanischen Hügel in die imposante Altstadt der Kulturmetropole Florenz einzufahren.
Eckdaten:
* 8 Etappen
* 1073 km / 18'565 Höhenmeter
* Ziel: Altstadt von Florenz
* 100 Leute, 5 Gruppen mit je 2 Guides
* Alpen, Gardasee, Po-Ebene, Apennin, Mittelmeer
* Gepäcktransport und Begleitfahrzeuge
* Getränke- und Mittagsverpflegung
* Organisierter Rücktransport von Florenz nach Garmisch
quäldich-Reise Fernfahrt Garmisch-Florenz
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Fernfahrt Garmisch-Florenz vom 24. Juni bis 3. Juli 2016.
Von Jan – Nachts geht ein heftiger Gewitterregen über Grainau ab, wo wir im Hotel am Badersee perfekt empfangen werden. Nach dem umfangreichen Frühstück und einleitenden Worten am Start starten alle Gruppen pünktlich um 9 Uhr auf die erste Etappe über Namlossattel und Hahntennjoch nach Imst.
Das Wetter macht es uns leicht, es rollt, der Himmel strahlt blau. Auf einmal Unruhe im Gruppenkopf, Welle durchs Peloton, Sturz. Sehr unnötig, aber glücklicherweise vom Sturzopfer perfekt abgefangen. Ab da ist die Wachsamkeit erhöht, die Gruppe läuft. Vom Namlossattel werde ich positiv überrascht. Ich hatte nicht viel erwartet, schließlich führt eine recht breite Straße hinüber. Aber die Tiefblicke hinunter zur Lech und die wunderbaren Wälder, Wiesen und Felsen rechts und links der Strecke lassen Urlaubsstimmung aufkommen.
Schnell ist die Passhöhe und nach einigen flüssigen Kurven die Mittagspause in Namlos erreicht. Viel zu früh, klar, Hunger hat eigentlich noch niemand. Aber der Kaiserschmarrn schmeckt und die Sonne strahlt. Über Peter erreicht uns die Nachricht einer Sperrung am Hahntennjoch – eine Mure ist abgegangen, Sperrung bis 12. Perfekt, es ist 5 vor. Tatsächlich wird die Ampel mit unserer Ankunft auf grün geschaltet, und wir beginnen eine der schönsten Anfahrten der nördlichen Alpen: die Nordanfahrt zum Hahntennjoch. Die berüchtigte Startrampe führt uns von Elmen in eine sanfte Almenlandschaft, in der wir noch einmal verschnaufen können.
Wenig später aber macht der Anstieg ernst, und fast kehrenfrei zieht sich die Straße gen Himmel. Ich schließe mich dem Gruppetto an, und nicht mehr alle können den Blick vom Asphalt heben, um die zunehmend imposant werdenden, massiven Felsformationen rechts und links der Straße zu genießen.
An der Passhöhe wartet Daniel mit der Getränkeverpflegung. Wir halten die Pause kurz, denn es riecht förmlich nach Regen. Trocken erreichen wir nach rasanter Abfahrt Imst. Im Schlussanstieg einzelne Tropfen, aber weiter nördlich Inn-aufwärts steht die Regenwand.
Einmal um halb drei am Hotel – das kommt bei der Deutschland-Rundfahrt so gut wie nie vor. Gruppe 1 ist schon eine Stunde lang hier, und auch Gruppe 3 kommt noch trocken ins Ziel. Deutlich weniger Glück hatten Gruppen 3 und 4, die zu lang an der Mittagsverpflegung aufgehalten und am Hahntennjoch voll vom Gewitter erwischt wurden, mit dicken Hagelkörnern, die die Straße bedeckten. Die Größenangaben der Hagelkörner schwanken und nehmen mit fortschreitender Stunde weiter zu. Tatsächlich aber war es wohl dramatisch und die Einschläge schmerzhaft. Nach weiteren Murenabgängen konnten die Begleitfahrzeuge am Timmelsjoch erst nach Stunden nach Imst abfahren. Nun sind aber endlich alle im Hotel, und das Abendessen beginnt pünktlich um 18 Uhr.
Mit Bangen schauen wir auf das Wetter von morgen. Zwischen 4 Grad / Nebel, 10 Grad / Regen ist alles drin. Drückt uns die Daumen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Erster Tag einer langen, anspruchsvollen, abenteuerlichen Tour. Das bedeutet eine schlechte Nacht und viel Nervosität: In welche Gruppe gehöre ich, wie stark sind die anderen, wer ist dabei, wie ist das Fahren in der Gruppe, wie läuft das hier ab, etc. ....
Dazu ist Tag 1 da. Es ist für alle ein spezieller Tag. Die Guides sind genauso aufgeregt wie die Teilnehmer, die Abläufe im Team laufen noch nicht ganz rund, die Beine genausowenig.
Profil und Streckenlänge von Tag 1 sind ideal um in den Touralltag reinzukommen. Es gibt zwei Anstiege zu bewältigen. Die Streckenlänge ist kurz, so dass es nicht weiter schlimm ist wenn wir uns etwas Verspätung einhandeln weil noch nicht jedes Rädchen ins andere greift. Und zum Schluss gibt es noch eine kleine Bergankunft, so dass man sich am Ende des Tages bestimmt weiss, in welcher Gruppe man in den Folgetagen am besten aufgehoben ist.
Bereits nach etwas mehr als 10 Kilometern verlassen wir Deutschland und überqueren die Grenze nach Oesterreich. Beständig geht es durch das Tal der Loisach leicht bergauf, bevor wir in Bichlbach ins Berwangertal abbiegen und zum Namlossattel hochfahren. Ein schöner, leicht zu fahrender Pass der eher Mittlegebirgs- als Alpencharakter hat und uns daher einen guten Vorgeschmack auf die bevorstehenden Anstiege im Apennin gibt.
Der Pass führt auf der anderen Seite hinunter in das Tiroler Lechtal, welchem wir nur kurz flussaufwärts folgen, um dann Richtung Hahntennjoch abzubiegen. Nach noch recht angenehmer Fahrt durch das Bschlaber-Tal macht der Pass zum Schluss richtig ernst. So werden wir am heutigen, ersten Tag auch darauf eingestimmt was uns bei der Alpenüberquerung und den Pässen im Südtirol noch erwarten wird: dunkelrote Farbe im Steigungsprofil.
Dabei sollten wir natürlich nicht vergessen die Alpenkulisse zu geniessen und hoffen dass am heutigen Samstag im Frühsommer noch nicht allzuviele Wochenendausflügler unterwegs sind.
Die Abfahrt bringt uns nach Imst an den Inn. Unser Hotel und Etappenziel liegt aber nicht im Talboden, sondern etwas erhöht in der Gemeinde Arzl. Also ein kleiner Bergpreis auf den letzten 2 Kilometern.
Von Jan – Ein Hoch auf den Arzlerhof. Wunderbares Abendessen, wunderbarer Wellnessbereich (von mir leider nicht besucht), wunderbares Frühstück.
Die Etappe beginnt ruhig. Über die Sautenser Höhe fahren wir Richtung Ötztal, durch Kiefernhaine und Almen, auf und ab.
Das Ötztal selber zieht sich, aber wir fahren diszpliniert und zügig. Nicht zügig genug für zwei unserer Strategen, die sich nach vorne absetzen.
In Sölden treffen wir auf Daniel, der uns im Ortskern verpflegt. Ich nutze die Gelegenheit und kläre noch eine letzte Frage mit dem Hotel Die Berge, in dem wir beim Alpengiro die letzte Nacht verbringen.
Nein, das mache ich NICHT, um auf Strava die Gruppe 1 anzugreifen. Ich rolle die Gruppe auf und mache Fotos.
Schön ist es am Timmelsjoch, windig ab der Mautstation. Sehr schön wird es danach, und das beste: es bleibt trocken bis oben. Für uns. Weniger Glück hat hier Gruppe 5, die noch in der Auffahrt vom Regenguss erwischt werden.
Peter ist oben auf der Passhöhe sehr begehrt. Er verwaltet die Tagesrucksäcke. Für die Abfahrt wird alles angezogen, was die Taschen bereithalten. Denn es ist kalt. 4 Grad, trocken.
In der Abfahrt beginnt es zu tröpfeln. Die Mittagsverpflegung in Schönau ist unglaublich schnell organisiert, kaum habe ich den ersten Bissen von meinem Salat genommen, steht auch schon ein riesiger Teller mit Pasta vor mir. Dazu ein köstliches Dessert und ein Caffè, und schon kann es weiter gehen.
Nach einem Reifenplatzer in der Abfahrt, der gekonnt ausbalanciert wird, sammeln wir uns im Kreisverkehr von St. Leonhard und stechen gen Meran. Es beginnt zu regnen, erst leicht. Das Tempo ist hoch. Zu hoch für uns. Drei Mann liegen auf dem Asphalt, Hautabschürfungen, eine geprellte Hüfte. Hoffentlich ists morgen besser.
Danach öffnet der Himmel die Schleusen. Kilometerlang gehts durch den Starkregen nach Meran, die Verpflegung wird rechts liegen gelassen. Aber irgendwie ist es geil. Nass sind wir eh, und es ist warm. Die entgegenkommenden Autos duschen uns zusätzlich – egal!
Hinter Meran dann blauer Himmel und Trockenheit und eine wunderbare Strecke durch die Südtiroler Apfelplantagen, und tatsächlich erwischt uns nur noch ein weiterer Schauer vor der Ankunft in Bozen.
Das Prädikat "nasseste Gruppe" können wir dennoch nicht für uns beanspruchen. Gruppe 3 von Tom und Ingo hat es übler erwischt: 60 km Dauerregen.
Jetzt ist auch Gruppe 5 da. Abendessen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Zur heutigen Etappe braucht man eigentlich gar nicht so viel zu sagen. Bereits an Tag 2 steht das Dach unserer Reise auf dem Programm, die Cima Coppi, das Timmelsjoch. Da bereits auf dem Weg von Oetz nach Sölden reichlich Höhendifferenz ansteht ist es eigentlich ein Anstieg über 55 Kilometer.
Unser Startort Arzl liegt auf einer Gebirgsterrasse über dem Inn, wo das Pitztal ins Inntal mündet. Als Einstieg in den Tag fahren wir über die Sautenser Höhe und vermeiden so die Hauptstrasse im Tal und gelangen über Nebenstrassen zum Einstieg des Oetztal.
Nun beginnt besagter Anstieg zum Timmelsjoch das uns ins Passeiertal bringt. Zuerst lange 32 Kilometer mit 740 Höhenmetern bis Sölden, wo der eigentliche Anstieg zum Joch beginnt. Mit den diversen Zwischenabfahrten auf dieser epischen Auffahrt sind mehr als 2'000 Höhenmeter zu bewältigen.
Aber auf dem Timmelsjoch ist auf unserer langen Fahrt nach Florenz auch ein markanter Punkt erreicht. Wir wechseln von der Alpennord- auf die Alpensüdseite und überqueren die Grenze in unser Zielland Italien.
Nun geht es lange bergab durchs Passeiertal durch verschiedene Vegetations- und Klimazonen. Vom hochalpinen Timmelsjoch landen wir Ausgangs Passeiertal im mediterranen Meraner Becken.
Durch das von Obstbäumen geprägte Etschtal fahren wir auf Nebenstrassen bis zu unserem namhaften Zielort Bozen, Landeshauptstadt von Südtirol und Zusammenschluss von Etsch- und Eisacktal.
Von helmverweigerer – Die lange Variante von Tag 2 ist schon eine richtige Königsetappe. Wir begnügen uns nicht mit dem Timmelsjoch. Kurv vor Meran biegen wir von der Talstrasse ab und knöpfen uns die östliche Talseite vor um nach Bozen zu gelangen. Und wie es halt so ist im Südtirol: steil.
Über diese Strasse vermeiden wir fast das komplette Etschtal, was uns aber nicht nur tolle Ausblicke in jenes gewährt sondern auch nochmals 1'000 Hohenmeter extra reinbuttert. Aber darum geht es ja bei diesen Touren, also nicht Jammern!
Freilich könnte man die Kletterpartie über Jenesien noch etwas ausdehnen, aber wir belassen es mal bei diesen knapp 4'000 Höhenmetern, die Reise ist noch lang ...
Von helmverweigerer – Der Weg nach Trento wäre eigentlich nicht weit. Keine 60 Kilometer flach durchs Etschtal sind es von der Landeshauptstadt von Südtirol in diejenige vom Trentino. Aber wenn wir schon mal im Südtirol sind wollen wir natürlich auch Pässe fahren. So viel weiter ist unser Weg gar nicht, aber ein paar Höhenmeter bauen wir natürlich schon ein.
Heute steht der Passo di Lavazè auf dem Programm. Der direkte Weg durchs Eggental ist nicht so prickelnd, die Strasse führt durch ein paar unangenehm zu fahrende Tunnels und ist recht stark befahren. Da wählen wir doch lieber den einsamen Weg über Obergummer mit herrlichen Blicken auf Rosengarten und Schlern.
So gelangen wir fast verkehrsfrei nach Birchabruck und nehmen den angenehm zu fahrenden Passo di Lavazè in Angriff. Es warten knappe 1'000 Höhenmeter auf 13 Kilometer verteilt. So ist punkto Höhenmetern nach 40 Kilometern das Tageswerk fast vollbracht.
Der Lavazè bringt uns ins Val di Fiemme nach Cavalese.
Nur kurz fahren wir durch das Val di Fiemme (Fleimstal) Richtung Trento, denn kurz nach Cavalese - in Castello di Fiemme - ist es zwar immer noch dasselbe Tal mit demselben Fluss, heissen tut es aber jetzt Cembratal und das bleibt auch so bis zur Einmündung ins Etschtal. Uns erwarten noch 50 Kilometer mit ein paar kleineren Anstiegen, tendentiell geht es aber bergab.
Wir fahren nicht über die Talstrasse sondern fahren entlang der südlichen Talflanke, was uns deutlich bessere Ausblicke bietet. Kurz vor das Cembratal ins Etschtal mündet wuppen wir aus dem Tal raus um aus östlicher Richtung nach Trento einzufahren.
Von Jan – Heute steht die Königsetappe auf dem Programm: Obergummer und Lavazé in der Standardvariante, Obergummer, Reiterjoch und Manghen in der Erweiterung.
Aus organisatorischen Gründen fährt der Berichterstatter heute in Gruppe 1. Etwas mulmig ist mir vor dem Start schon bei dem Gedanken. Gruppe 1 ist sehr stark, noch stärker als in den Vorjahren.
Einrollen können wir uns nicht lang, nur 6 km entlang der Eisack, die unglaublich viel Wasser führt, eine Erinnerung daran, wie viel Wasser gestern herunter gekommen ist. Heute ist der Himmel strahlend blau, als wäre nichts gewesen.
Nach 6 km also beginnt der Anstieg nach Obergummer. 1000 Höhenmeter auf 10 Kilometern, ein richtiges Brett mit schönen, weiten Tiefblicken nach Bozen. Die Luft ist wunderbar klar – hat sich also doch gelohnt, die Dusche gestern.
Rasant fahren wir hinunter ins Eggental, wo Daniel mit der Verpflegung wartet. Lauschig stehen wir in der Sonne zwischen starkem LKW-Verkehr ins hier ansässige Kieswerk. Weiter geht's Richtung Obereggen / Lavazé. Kurz nach dem Abzweig kommt Oli von hinten. „Problem! 2 sind falsch gefahren&dquo; – ich versuche die Fehlgeleiteten zu erreichen... erfolglos. 200 Höhenmeter später entscheide ich mich, umzudrehen und ihnen nachzufahren. Die Mittagsverpflegung in Tesero fänden sie ohne Track nie. Kurz vor dem Lavazé dann eine SMS: „Wir haben den Abzweig verpasst, fahren direkt zur Verpflegung.&dquo; OK, sie HATTEN einen Track.
So entgeht mir das Reiterjoch, das ich gegen ein Bier von Rottitom tausche, als Entschädigung für die seelischen Qualen, die ich durch das entgangene Gipfelglück erleide.
Tatsächlich erreichen die Reiterjoch-Befahrer die Mittagsverpflegung in Tesero mit leuchtenden Augen. Nicht nur bergauf ein Traum, auch bergab vom Feinsten. 104,56 km/h weiß der Schnellste zu verkünden. Ein Hoch auf La Trattoria in Tesero – klappt super!
Dann noch über den Manghen. Geil! Erst 8 km sanfter, dann 8 km steil erst durch den Wald, dann durch die Almen. Noch geiler die Abfahrt über die schönere Südrampe. Landschaftlich wie fahrerisch ein Leckerbissen.
In der 40 km langen vornehmlich flachen Schlussphase schwinden langsam die Körner, aber vor halb sechs sind wir nach einer rasanten Schussabfahrt in Hotel in Trient. Geil wars!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Gestern war die Tour B beinahe eine Königsetappe, heute machen wir die 4'000 voll und verleihen der Tour somit das königliche Attribut.
Bis Birchabruck fahren wir wie Tour A um die Eggentalstrasse zu vermeiden. Statt dem Lavazè fahren wir das weniger bekannte Reiterjoch. Dieses wird wohl für einige Teilnehmer Neuland bedeuten, war die Scheitelstrecke doch bis 2012 geschottert und wurde erst für den Giro asphaltiert.
Die Strasse ist schmal, steil bis sehr steil, keine verkehrstechnische Bedeutung und wir befahren das Joch von der deutlich schöneren nördlichen Seite. Königlich halt ...
Auch das Reiterjoch bringt uns ins Val die Fiemme, gar nicht unweit vom Abzweig zum Lavazè über welchen Tour A ins Tal gelangt. Doch wir fahren nicht talabwärts Richtung Trento sondern zweigen nach kurzer Fahrt im Tal ab Richtung Manghen. Schliesslich schrammt das Reiterjoch haarscharf an der 2'000er Grenze vorbei und für eine Königsetappe muss die 2 vorne schon mal stehen. Am Manghen soll uns das gelingen. 16 Kilometer bergauf, zweigeteilt in 8 recht flache und 8 recht steile. Die Abfahrt des Manghen bringt uns weiter südlich ins Valsugana. Dann 30 Kilometer durchs Tal - falso piano - mit einigen fiesen Wellen. Das wird kein Zuckerschlecken, bevor es dann zum Schluss tatsächlich noch ein paar Kilometer bergab nach Trento geht.
Args... der Bericht aus dem Krankenhaus ändert doch einiges: Verdacht auf Pneumothorax nach einem Sturz auf dem Etschtalradweg bei 15 km/h nach einem Reifenplatzer. Soweit aber alles in Ordnung. Thomas B. aus D. – wir sind ganz bei dir!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute liegt das Ziel etwas oberhalb des Gardasees, es ist die letzte Alpenetappe und vor uns liegt die Poebene. Grund genug heute nochmals etwas Hubarbeit zu verrichten damit man am Ende des Tages die Nase voll hat von den Bergen und sich auf eine tempreiche Flachetappe freut. Wie gut dass sich uns zum Erreichen dieses Unterfangens der Monte Baldo in den Weg stellt.
Zu Beginn kommt aber ein Vorgeschmack auf die morgige Etappe und ich denke, nach den drei harten Tagen über die Alpen sind die 50 flachen Kilometer durchs Etschtal gar nicht so schlecht. Wir folgen der Etsch, nehmen es gemütlich und benutzen den Radweg um die verkehrsreichen Strassen zu vermeiden.
Auf den Monte Baldo fahren wir nicht über die klassische Variante von Mori sondern folgen der Etsch noch ein Stück um den Berg aus östlicher Richtung über Avio in Angriff zu nehmen. Die Strasse aus Avio ist bei etwas mehr Höhendifferenz und etwas kürzerer Strecke nicht anspruchsvoller, denn sie verläuft regelmässiger als das nördliche Pendant ab Mori wo man auf einer Zwischenabfahrt auch wieder Höhe einbüsst. Der Grund für die Wahl der Auffahrt liegt aber in der schönen Strassenführung, auch ist davon auszugehen dass auf dieser kaum bekannten Nebenstrasse wenig los ist. Im oberen Teil der Auffahrt trifft man dann auf die Variante aus Mori und fährt daher die ganze Monte-Baldo Kammstrasse mit den tollen Ausblicken Richtung Gardasee und Etschtal.
Nach der Hochstrasse geht es runter Richtung Gardasee - nicht ohne einen netten Zwischenanstieg.
Weiter sollte man auf der Rechnung haben dass uns nach der Abfahrt noch ein gemeiner 400 Höhenmeter Anstieg von unserem Etappenziel San Zeno di Garda trennt.
Von helmverweigerer – Nach den strengen beiden Tagen im Südtirol gibt es heute nicht viel Extrawürste auf Tour B. Wir fahren dieselbe Strecke auf den Monte Baldo wie Tour A. Auf der Abfahrt zweigen wir aber auf eine Nebenstrasse ab von welcher eine Stichstrasse zur Malga Valfredda führt. Diese schöne Strasse knöpfen wir uns vor und wer weiss, vielleicht werden wir oben ja sogar irgendwo mit einem Kaffee bedient und sonst geniessen wir einfach die Aussicht.
Zurück auf besagter Nebenstrasse folgen wir ihr weiter in südlicher Richtung wo sie dann wieder auf die normale Monte Baldo Abfahrt trifft und wir wieder der normalen Planung von Tour A folgen.
Von Jan – Ein frischer Sommerwind und einige Wolken am Himmel lassen früh morgens in San Zeno die Hoffnung auf eine frische 170 km lange Flachetappe durch die Po-Ebene aufkeimen. Herrlich liegt der Gardasee unter uns.
Rasant verbrennen wir die 500 Hm hinunter zum See. Wir finden ein gutes Gruppentempo und fahren flüssig über die Hügel südlich der Voralpen.
Nach der Getränkeverpflegung wird der Belag schlechter. Mit hohem Tempo und viel Spaß jagen wir über Straßen, die mehr aus Schlaglöchern als aus Asphalt bestehen.
Wunderbare Mittagsverpflegung im La Crepa in Isola Dovarese mit handgemachten Teigtaschen mit regionalen Kräutern, Tagliatelle mit regionalem Ragú und sensationellem Gelato zum Nachtisch.
Weiter donnern wir Richtung Salsomaggiore Terme. Die bewölkte Verheißung erweist sich als Trugbild. Die Sonne brennt, die Temperaturen kratzen an den 40 Grad. Ein heißer Fön bläst uns ins Gesicht.
Heiß herbeigesehnt das Bad im Po, an den Daniel die Getränkeverpflegung kurzfristig verlegt hat. Die Badegruppe badet, aber nur zu kleinen Teilen.
Auf den letzten 50 Kilometern schwinden Kraft und Motivation. Wir nehmen raus und schaukeln die Etappe zuende. Gerade die letzten, leicht ansteigenden Kilometer gegen den Wind mit katastrophalem Asphalt zehren.
Finale Furioso am Eisladen in Tabiano Bagni. Die Belegschaft stammt noch aus den Hochzeiten des Ortes, Ende der 60er Jahre. Ebenso Tella et Talla im Friseurladen nebenan. Voodoo!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Hochgebirgsetappen und grossen Alpenpässe liegen hinter uns und das ein oder andere Bein wird sich auch dementsprechend müde anfühlen. Eins vorweg: Wer denkt, im Apennin werde es einfacher, nur weil die Pässe weniger hoch sind, der irrt.
Doch zuerst müssen wir hin zum Apennin. Dazu gilt es die Po-Ebene zu durchqueren. Wieviele Körner diese Etappe kostet hängt von zwei Faktoren ab: Tempo und Temperatur.
Auf jeden Fall wird man sich - im Gegensatz zu den vergangenen Passfahrten - auf dieser Etappe im Windschatten schonen können.
Auf den ersten Blick mag diese Etappe langweiig erscheinen. Doch das ist sie nicht. Gerade diese Etappe macht einen Teil des Reizes der Reise aus, nämlich in 8 Tagen eine Vielzahl an Landschaften, Kulturen, Regionen und Ländern zu durchfahren. Weiter fahren wir viel über Nebenstrassen, oftmals sehr verkehrsarm, wo die Po-Ebene viele schöne Facetten hat.
Neben dem hügeligen Start am Gardasee und dem Schlussteil in den Ausläufern des Apennin gilt es auch in der Ebene einige Wellen zu drücken.
So richtig topfeben ist unsere Flachetappe nämlich nur auf kurzen Abschnitten.
Das heutige Ziel ist das Meer, die thyrrenische Küste, Etappenort Forte dei Marmi (wo die Gruppe sich auf zwei Hotels verteilen wird).
Der Weg dorthin ist lang und auch wenn nominell auch nur ein Pass auf dem Programm steht, die Höhenmeter addieren sich bei der Überquerung des gesamten Apennin.
Natürlich: es ginge auch einfacher. De facto könnten wir durch das grosse Tal des Taro, welcher am Passo del Bocco (den Ligurienteilnehmern natürlich ein Begriff) entspringt und etwas südlich von Salsomaggiore Richtung Po fliesst. Dann über den Passo del Brattello ins Tal der Magra welche bei La Spezia ins Meer fliesst. Dieser Weg wäre wohl lang, aber deutlich einfacher. Aber auch schade um all die tollen Nebenstrassen welche man bei einer Apenninquerung fahren kann! Also wählen wir die Nebenstrassenvariante.
Hügelig geht es los und wehmütig werden wir an die Asphaltdecke in Südtirol zurückdenken. Mal gut, mal schlecht, hier muss man immer auf alles gefasst sein und sich konzentrieren. Über kleine Strassen erreichen wir nach 25km und den ersten paar hundert Höhenmetern besagtes Tarotal. Diese folgen wir nun ein Stück um praktisch flach tiefer in den Apennin vorzustossen.
Wie im Mittelgebirge üblich gibt es mehrere Varianten um zum Pass zu gelangen. Wir wählen eine witzige Variante welche eher das Prädikat Nebenst-strasse als Nebenstrasse verdient. Hier werden wir ziemlich alleine sein. Die Strasse ist auf gängigen Karten noch geschottert eingezeichnet, wurde aber kürzlich asphaltiert. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Sie verläuft fast parallel zur ebenfalls schönen Hauptstrasse über den Cisa, welche aber sehr üble Asphaltabschnitte enthält. Unsere Strasse zweigt etwas später aus dem Tal ab und steigt daher auch etwas steiler an. In Berceto treffen wir auf die Haupt-Passstrasse, hier mündet auch eine dritte Variante aus dem Tarotal ein und eine Variante über den Passo della Sillara und Passo del Cirone verleitet zu einem Umweg ins Magratal - Apennin halt, Optionen ohne Ende. Wir bleiben aber standhaft und folgen - angesichts des restlichen Tagesprogramms - dem direkten Weg zum Passo della Cisa der hier auf 900 Metern Höhe für einige Kilometer komplett abflacht, der Schlussanstieg hoch zum Pass ist dann kaum mehr der Rede wert.
Nach einer langen Abfahrt erreichen wir Pontremoli, den Hauptort des Magratals. Das Magratal ist verkehrtechnisch wichtig und deshalb stark befahren. Wir wählen daher eine Nebenstrasse bis Villafranca in Lunigiana. Hier wechseln wir für einige Kilometer auf die Hauptstrasse bis Aulla. Nicht nur theoretisch wäre es möglich, der Magra weiter zu folgen und flach weiter bis in die Versilia und unser Etappenziel zu fahren. Sicher eine Option für müde Teilnehmer, mit dem Makel dass der Verkehr stetig zunimmt je näher man dem Ziel kommt.
Die Variante die wir in der Regelplanung drin haben führt hingegen über einen tollen Anstieg zu dem auf 600 Metern gelegenen Fosdinovo. Je höher wir kommen umso imposanter werden die Ausblicke auf die Apuanischen Alpen welche sich auf deutlich über 2'000 Meter erheben und mit den bizarren Felsformationen an vergangene Tage im Südtirol erinnern.
Eine Kammstrasse führt dann in südliche Richtung und bietet erstmals schöne Blicke aufs Meer. Eine tolle Abfahrt bringt uns praktisch auf Meereshöhe nach Carrara, ein kleiner Anstieg rüber nach Massa und zum Schluss müssen wir uns noch durch das Versilia-Gedränge nach vorne an die Küste wuseln.
Von helmverweigerer – Nach der Rolleretappe vom Vortag kommt das Brett heute gerade richtig. Da die Planung für Tour A schon saftig ist, packen wir gar nicht so viel mehr drauf. Immerhin können wir uns drei Pässe ins Palmarès eintragen lassen.
Mit dem ersten geht es gleich los. Der Passo di Sant'Antonio kommt gerade richtig sich wieder an das Auf und Ab zu gewöhnen. 450 Höhenmeter, keine bösen Steigungen, viele Kurven.
Auch auf den folgenden 35km geht es nur Hoch und Runter, auch wenn keine benannten Pässe mehr dabei sind. So gelangen wir - wie Tour A - zum Einstieg in die Nebenstrasse zum Passo della Cisa. In Berceto wählen wir aber dann den angesprochenen Umweg über den Passo della Sillara und den Passo del Cirone und gelangen so ins Magratal nach Pontremoli.
Ab hier sind die beiden Touren A und B dann wieder identisch.
Von helmverweigerer – Das wars mit dem Abstecher ans Meer. Aber ehrlich: Ist doch auch besser so, in den Bergen ist es eh schöner.
Zum Beispiel auf dem Passo del Vestito. Ein Pass der in meiner Gunst ganz weit oben steht. Nur kurz ist der flache Küstenstreifen der Versiglia, dann geht es schon bald zurück in den einsamen Apennin. Schon die ersten Kurven machen Spass. Der Streckenverlauf des Vestito ist sehr abwechslungsreich, oftmals mit Blick aufs Meer bei gleichmässiger Steigung. Oben kommt man dann sehr nahe an die gigantisch grossen Steinbrüche von Carrara, deren Spuren man von weit sieht. Faszination und Schrecken zugleich. Gewaltig zu sehen was für eine Pracht in diesen Bergen steckt und irgendwie auch elend zu sehen was der Mensch draus macht. Aber auf alle Fälle eine äusserst abwechslungsreiche Passfahrt mit tollen Ausblicken.
Über den Vestito geangt man in das Tal des Serchio und die Garfagnana. Eine tolle Ecke mit dem pittoresken Hauptort Castelnuovo.
Ab Castelnuovo folgt eine ewig lange Auffahrt zum Passo delle Radici. Es gibt zwei Varianten, eine führt über San Pellegrino in Alpe und dürfe etwas vom Härteren sein was man im Apennin fahren kann. Tag 7 einer anspruchsvollen Tour - wir haben daher die gemässigtere Variante eingeplant, die mit 30km Länge auch nicht ohne ist.
Der Radici bringt uns in die Emilia-Romagna, Provinz Modena. Nicht nur auf administrativer Ebene vollzieht sich ein Wandel, auch landschaftlich ändert sich das Bild. Am Fusse des 2165 Meter hohen Monte Cimone ist das Bild weiter, weniger enge Täler, so dass sich etwas Agrarwirtschaft etabliert hat und sich die Kornfelder farblich vom satten Grün abheben.
Unser Zielort ist Sestola. Im Winter ein in die Jahre gekommener Skiort. Diesem Umstand ist es überhaupt zu verdanken dass unsere grosse Gruppe im Apennin Unterschlupf findet.
Von helmverweigerer – Die erste Hälfte der Etappe fahren wir wir Tour A.
Natürlich stellt sich die Frage: San Pellegrino in Alpe oder nicht. Ich werde es jedem selbst überlassen, den Weg auf den Radici zu wählen. Der Treffpunkt ist einfach, oben auf dem Radici.
Angesichts des Umstandes, dass heute mit 3660 Höhenmetern abermals ein harter Tag ist, empfehle ich, wie Tour A die sehr gleichmässige, lange Variante zu fahren.
Es wäre schade, nur weil die Auffahrt nach San Pellegrino steil ist, die Extrarunde am Schluss des Tages nicht mehr fahren zu können. Steil sind wir ja schon in Südtirol einiges gefahren.
Wir dem auch sei, nach der Abfahrt zweigt Tour B von Tour A ab. Wir fahren noch 30km und 700 Höhenmeter extra die uns auf einer langen Hangquerung schöne Ausblicke auf den Monte Cimone und ein tolles Finale nach Sestola bringen.
Von Jan –
Geile Einfahrt! Geile Lage! Geiles Hotel!
Der Stress von Sestola ist vergessen.
Jetzt genießen wir Florenz.
Berichte werden nachgeliefert.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute wartet die Tour d'honneur nach Florenz. Grösser könnte der Kontrast fast nicht sein zwischen dem kleinen, einfachen Bergort Sestola und der Weltstadt Firenze, einem der grössten Touristenmagneten Italiens.
Es wartet nochmals eine stattliche Anzahl Kilometer, aber die Etappe wird durch den Umstand entschärft dass der Startort mehr als 900 Meter höher liegt als das Ziel.
So geht es denn auch gleich 15 Kilometer bergab bevor wir den äusserst angenehm zu fahrenden Anstieg zum Valico Masera unter die Räder nehmen. Es ist der erste von insgesamt 4 Anstiegen. Wir bewegen uns am Rande des Apennin in einer Hügelzone und pendeln immer so zwischen 300 und 800 Metern Höhe. Dabei müssen wir in den Tälern schon durch dichter besiedelte Ecken fahren um dann im nächsten Anstieg gleich wieder ruhige Strassen vorzufinden.
Landschaftlich macht sich die Toskana mit jedem zurückgelegten Kilometer stärker bemerkbar, die Hügel sind von Agrarwirtschaft geprägt und wir erleben auch auf der letzten Etappe unserer Reise abermals ein wechselndes Landschaftsbild.
Auf den ersten 75 Kilometern fahren wir immer in östlicher Richtung um der stark besiedelten und industriell geprägten Zone um Pistoia auszuweichen.
Danach wenden wir uns in nach Süden, ein letzter Anstieg über 300 Höhenmeter bringt uns ins Val Bisenzio. Beinahe 30 Kilometer geht es nun bergab bis Prato. Eine tolle Abfahrt, jedoch wird die Verkehrsbelastung immer grösser je näher wir Prato kommen, einer der Vororte von Florenz.
Nun warten wahrscheinlich noch die hässlichsten 25 Kilometer der ganzen Reise auf uns, aber das bringt eine Stadt halt mit sich. Wir haben aber einigen Aufwand betrieben um die Gruppen statt über den direktesten Weg auf einer etwas ruhigeren Variante in die Stadtmitte zu führen. Zudem ist Samstag, da ist sicher alles etwas entspannter.
Fakt ist, dass wir - am Ziel angekommen - nicht nur stolz sein können auf das was hinter uns liegt, sondern uns auch daran erfreuen dass wir mit dem Rad von Deutschland bis wenige Meter vor den imposanten Dom von Florenz gefahren sind.
Unser Ziel und Hotel liegt an der Piazza della Santissima Annunziata, ideal gelegen um in Ruhe in der lebendigen Stadt anzukommen und die berühmten Orte mit einem Fussmarsch zu besichtigen.
Das letzte Abendessen nehmen wir in einem schönen Ristorante direkt hinter dem Domplatz ein.
Von helmverweigerer – Auf Tour B weiten wir die Fahrt duruch die toska-emilianische Hügelzone noch etwas aus. Wir fahren daher ab Sestola in nördliche Richtung los und beschreiben einen weiten Bogen im Uhrzeigersinn. Nach der Flussquerung des Scoltenna wartet der toll zu fahrende Anstieg nach Renno. Unzähligen Serpentinen auf 7 km bei nur 300 Höhenmeter Aufstieg, herrlich.
Es folgen 70 Kilometer welche im Höhenprofil «pastellfarben» sind. Will heissen, unerforschtes Gebiet. Eigentlich der erste richtig explorative Abschnitt auf dieser langen Fahrt von Garmisch nach Florenz welcher nicht vorgängig erkundet wurde.
Wir erwarten daher einige Überraschungen punkto Landschaft, nicht-vorhergesehenen Zwischenab- und auffahrten und steileren Abschnitten als erwartet!
Ab Kilometer 90 treffen wir dann auf die Strecke von Tour A, also wieder bekanntes Gelände. Und fahren die gleiche Strecke nach Firenze centro.