Von Jan – Das Abenteuer Montenegro startet und endet in Kotor und führt in sieben Etappen quer durchs Land. Die wunderschöne Bucht von Kotor ist ebenso dabei wie die Küstenregion an der Adria, oder die einsamen Karstlandschaften des nahezu unberührten Hinterlands.
Anmerkung: Die Höhenmeter-Anzahl liegt deutlich über dem angezeigten Wert. Dies liegt daran, dass in unserem Tourenplaner nicht alle Strecken mit barometrischen Höhendaten vorliegen.
Streckenänderungen vorbehalten!
quäldich-Reise Montenegro-Rundfahrt
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Montenegro-Rundfahrt vom 2. bis 10. September 2017.
Von Jan – Gleich Mitternacht. Es ist abenteuerlich in Montenegro. Organisatorisch ist einiges anders als gedacht, da bleibt der Bericht auf der Strecke. Für heute müssen die Bilder sprechen. Ich hoffe, ich komme nochmal dazu, DIESE Etappe zu beschreiben. Von einem anderen Stern.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Montenegro-Rundfahrt beginnt mit einem absoluten Highlight: dem herrlichen Serpentinenanstieg hinauf nach Krstac und weiter zum Jezerski vrh. Dann wenden wir uns nach Norden, bis zum Etappenort Niksic.
Die zum Welterbe gehörende Altstadt von Kotor wäre ja allein schon eine Reise wert, doch damit nicht genug. Wir beginnen unsere Montenegro-Rundfahrt mit einem der wohl schönsten Anstiege Europas - ungelogen. Der herrliche Serpentinenhang oberhalb der fjordartigen Bucht von Kotor... das ist wohl einzigartig. Der Anstieg ist zwar lang, aber nicht besonders anspruchsvoll. An der Passhöhe von Krstac haben wir dann die Wahl: geradeaus weiter Richtung Norden, oder noch eine Zusatzschleife durch das Lovcen-Gebirge, inklusive der Sichstraße zum Jezerski vrh, wo sich das Njegos-Mausoleum befindet. Hier liegt der Gründer des montenegrinischen Staatswesen begraben, der quasi im Nebenjob auch noch der bedeutendste Dichter des Landes war. Wir fahren ab nach Centinje, der historischen Hauptstadt Montenegros und überwinden noch ein paar Höhenmeter zum Cekanje-Pass. Die zweite Etappenhälfte führt dann über wellige 60 km nach Niksic, der zweitgrößten Stadt Montenegros, wo sich auch die größte Brauerei des Landes befindet.
Von Jan – Oh, wow! Das war eine Etappe. Nach den anfänglichen Organisationswirrungen blieb heute Nacht nur wenig Raum für Schlaf. Die Beseitigung der anfänglichen Organisationshürden nimmt nochmals etwas Zeit in Anspruch, so dass wir wieder erst eine halbe Stunde später los kommen. Macht aber nichts, die Stimmung ist gut, und es herrscht bestes Wetter in Niksic, der zweitgrößten Stadt Montenegros, Stammsitz der größten Brauerei (Niksicko) des Landes und auch nur ein größeres Dorf. Kein Wunder, hat doch ganz Montenegro nur 600.000 Einwohner.
Chef-Inspirator Peter hatte die ersten 55 km als die verkehrsbelastetsten der ganzen Tour in schwärzesten Farben ausgemalt. Die Relität sieht anders aus. Selbst vor der Weggabelung nach Zabljak hält sich der Verkehr in engsten Grenzen, und hinter dem Abzweig sehen wir in Richtung Pluzine fast gar kein Auto mehr. Die Saison endet in Montenegro schlagartig am letzten Augustwochenende, und das ist seit heute zu Ende. Gar nichts mehr los. Peter hatte mir heute morgen noch relativ hektisch von der Nebenstraße über Bukovac berichtet, auf der man in die Piva-Schlucht hinab blicken kann. Die Expidition ist aber erfolgreich. 25 % der Expeditionsteilnehmer halten rechtzeitig an, um ein Foto zu machen. Nämlich Michael. Die anderen freuen sich umso mehr über seine Bilder und genießen unabhängig davon die traumhafte Nebenstraße, vorbei an Poljen in Karstlandschaft mit etwas weniger begeisternden Blicken in die tiefe Pivaschlucht, an dessen Grund türkis-farbenes Wasser leuchtet. Nach Ende der Nebenstraße steht der letzte Anstieg des in Stufen bergauf führenden Anfangsteils an. Oben wartet Charly mit dem Begleitbus, und bietet Pfirsiche, Äpfel, Nektarinen, Bananen und Burek feil. Und Wasser. Das ist besonders willkommen, sind doch schon 1000 Hm absolviert.
Die Abfahrt nach Pluzine läuft wie Sau, bis zum Tunnel. Absolute Schwärze, Vorantasten, Schimmer am Ende des Tunnels, Freiheit wiedergewonnen! Und hinab zum Piva-Stausee nach Pluzine. Pluzine ist ein Dorf mit eigenem Kfz-Kennzeichen.
Am Stausee beginnt der Anstieg zum Durmitor-Sedlo. Die sogleich schmale Straße verschwindet in einem grob in den Fels gehauenen Tunnel und gewinnt hernach mit herrlichen Rückblicken auf den Stausee durch viele weitere Tunnel schnell an Höhe. Der rotbraune Fels leuchtet in der Nachmittagssonne. Der härteste Teil des Anstiegs liegt vor Trsa, das wissen wir von Peter, auch wenn das Höhenprofil uns keine Auskunft darüber gibt.
Kurz vor Trsa nimmt die Steigung tatsächlich ab, der Wald tritt zurück, die unendliche, prärieartige Karstlandschaft breitet sich aus. Ein schneller Kaffee in Trsa muss sein, auch wenn ein kühler Wind pfeift, wenn die Sonne zeitweise von Wolken verdeckt wird. Herrlich, diese Weitblicke. Vor uns dräuen die alpinen Felsen des Durmitor-Gebirges. Und wow! Was für ein Licht. Gestochen scharfe Konturen im hellgrauen Fels, grün gesprenkelt vom hellen Moos und dunklen Krüppelkiefern. Die Gipfelregion ist der Wahnsinn. So schön wie der Galibier, so einsam wie der Pailheres, so gewaltig wie das Stilfser Joch. Man muss es gesehen haben. Und es ist so wie gestern in der Etappenbesprechung prophezeit: das Leiden tritt in den Hintergrund in Anbetracht dieser überwältigenden Landschaft.
Dennoch erreiche ich ziemlich fertig die Unterkunft in Zabljak, aber um halb sechs, nicht wie um halb acht gestern. So sind die Bilder schon vor dem Abendessen hochgeladen, und nach dem Essen bleibt noch Zeit für einen Bericht, auch wenn er dem Erlebten nicht ansatzweise gerecht wird.
Aber eins steht nach zwei Tagen fest: diese Reise kommt 2019 wieder ins Programm. Ich weiß, dass noch weitere Highlights folgen, aber allein für die zurückliegenden zwei Etappen lohnt die weite Reise in dieses abenteuerliche Land. Ich bin gespannt auf morgen, und ich bin gespannt, ob sich Mitstreiter finden für die geile Extremrunde durch die Piva-Schlucht (O-Ton Peter).
Ich werde berichten.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Es geht weiter nach Norden, Richtung Durmitor-Nationalpark, wo wir den wunderschönen Pass Durmitor Sedlo überqueren.
Wir lassen Niksic hinter uns und tauchen sofort wieder in die einsame Karstlandschaft ein. Das Terrain bleibt wellig, aber es sind sanfte Wellen in einsamer Landschaft.Etwa 60 Kilometer Anfahrt haben wir vor uns, bis wir Pluzine erreichen, einen Stausee überqueren und den Durmitor Sedlo vor uns haben. Dieser Pass durchquert den Nationalpark gleichen Namens, der über karge Hochebenen umgeben von schroffen Gipfeln führt. Ein Traum. Die Abfahrt führt uns direkt in den Zielort Zabljak, Wintersport- und Kurort, wo wir gleich zwei Nächte bleiben.
Von Jan – Durmitor zum Zweiten. Da mein Handy den Regen der Auftaktetappe vom Flughafen nach Kotor am Samstag nicht überlebt hat, fahre ich heute morgen um 8 mit dem Begleitfahrzeug ins Stadtzentrum von Zabljak, um mir im Telekom-Shop ein neues zu kaufen. Der Versuch, das gestern zu erledigen, scheitert an den Öffnungszeiten: 8-15 Uhr. Aber, immerhin, 8 Uhr, das sollte vor dem Etappenstart zu schaffen sein. Es dauert, ein Smartphone ohne SIM-Lock oder gar mit Dual-SIM gibt es nicht, also hole ich mir ein Alcatel-Onetouch für 29 Euro. SIM-locked auf T-Mobile Montenegro. Sensationell!
Dann aber schnell zurück zum Hotel, das klappt gerade noch, um heute, an Tag 3, endlich einmal pünktlich um neun Uhr los zu fahren. Dann winkt mich die Polizei raus. Strafe für zu schnelles Fahren: Euro 20, zu zahlen im Postbüro von Zabljak, gegen die Quittung bekäme ich dann auch den Führerschein zurück, der als Pfand zu hinterlegen ist
Also doch wieder Start um 9.35 Uhr. Ich gebe den Schmidt-Brüdern die Gelegenheit, mich heute kaputt zu spielen, alle anderen verteilen sich auf die verschiedensten Optionen des heutigen Tages, die möglich sind, weil wir heute einmal nicht Koffer packen müssen, sondern in Zabljak bleiben, um ringsum Schabernack zu treiben. Der Meistbetriebene ist die 86-km-Runde über Durmitor Sedlo, Trsa, Susice-Schlucht und Stulac Sedlo, die uns AP ans Herz gelegt hat. Aber auch Peters E3- hoch zum Stulac, zurück, Wanderung zum Curovac und versprochene Megablicke in die Taraschlucht erfreut sich großer Beliebtheit. Auf die geile Extremrunde über 148 km und 3500 Höhenmeter durch die Piva-Schlucht hat sich noch niemand eingeloggt.
Die Schmidtbrüder schlagen gleich vom Start weg ein hohes Tempo an, ich denke mir, das wird was geben, erfreue mich aber trotz meiner leichten Unruhe an dem blauen Himmel, der einen heißen Tag verheißt. Und Bräunung, oder... äh... Sonnenbrand, denn ich habe in all der Hektik natürlich keine Sonnencreme aufgetragen. Glücklicherweise ist Josh das hohe Anfangstempo mitgegangen, und lässt mich während der Fahrt seine Sonnencreme aus seinem Rucksack kramen. Zum Anhalten bleibt natürlich keine Zeit, also Schnelleincremung auf dem Sattel, und weiter geht's mit der munteren Jagd auf Rainer und Winfried.
Schnell ist der Abzweig zum Durmitor Sedlo erreicht und die Hauptstraße hinter uns gelassen. Wieder steht die Sonne in unserem Rücken, so wie gestern, als wir den Pass aus der anderen Richtung gefahren sind. Ich mag Streckendopplungen auf einer Rundfahrt grundsätzlich nicht so gerne, hier ist es ein Muss, und so, wie wir hier fahren ist es einfach traumhaft. Abends von Westen, morgens von Osten, die Abendsonne und die Morgensonne im Rücken. Die nicht einmal 400 Höhenmeter zum Pass sind bei starkem Rückenwind schnell absolviert, ein unglaublicher Genuss bei diesem Licht. Und auch, wenn die andere Richtung sicher die Schönere ist, bringt es auch heute morgen wieder richtig Spaß. Auch der zweite Anstieg nach der Zwischenabfahrt ist schnell absolviert, der Basketballkorb wird natürlich nochmals fotografiert, und auch die Prärie vor Trsa ist heute morgen genau so schön wie gestern. An dem Pavillon, an dem Peter gestern auf dem Boden lag, um uns zu fotografieren, sammeln wir uns zur Lagebesprechung. Hier hatten uns die "Entspannten" auf Grund überlegener Renntaktik gestern rechts überholt. Das Votum fällt eindeutig aus: heute ist kein Tag für die Extremrunde, denn alle wollen auch noch zum Curovac wandern und in die Taraschlucht schauen. Also biegen wir nicht links ab auf die Abkürzung zum Piva-See, sondern fahren wellig weiter nach Trsa, wo wir einen sehr guten Espresso und einen himmlischen Apfelkuchen essen. Hinter Trsa biegen wir rechts ab, passieren eine Schafherde und tauchen in den Wald vor Nedajno ein. Eigentlich wollen wir hier zu Mittag essen, aber der Apfelkuchen hält noch vor. Kurz hinter Nedajno erreichen wir die Susice-Schlucht, in die wir etwas abseits der Straße wunderbar tief hineinblicken können. Und gleich darauf hinunter fahren, denn der weitere Weg nach Crne Gore geht hinunter in die Schlucht und auf der anderen Seite wieder bergauf. Jeweils sehr steil auf sehr schmaler, aber guter Straße mit ziemlich vielen Geröllablegerungen. Vorsicht ist geboten, und am Lenker ziehen ist angesagt, als die Steigung 17 % erreicht. Jetzt wirds anstrengend, und Bilder will ich schließlich auch noch machen.
Oben angekommen ergeben sich fast genauso gute Schluchteinblicke wie auf der Gegenseite, und auch die weiten Blicke in die Ferne sind sagenhaft. Welle über Welle überblickt man, bis in der Ferne die für uns namenlosen Felsgrate ferner Gebirge aufragen. Und wir kämpfen uns weiter hoch Richtung Stulac Sedlo. Ich könnte jetzt tatsächlich langsam etwas zu Essen vertragen, und Rainer und Winfried fahren, was das Zeug hält. Am Stulac bin ich wirklich froh oben zu sein. Wir diskutieren, welche der Felsnasen unter uns wohl der Curovac ist, und können ahnen, wo die Taraschlucht liegt. Die Felsabbrüche zur Linken sind auf jeden Fall begeisternd. Von meiner Vorabfahrt letzter Woche kenne ich etwas weiter unterhalb ein Berggasthaus, das wir nun ansteuernd wollen. Aber auch die Blicke hier sind wunderbar und reichen bis hinunter nach Zabljak und weit darüber hinaus. Und an dem Berggasthaus kann man sogar den schwarzen See sehen, eine weitere Touristenattraktion von Zabljak. Wir essen Kacamak, Polenta mit Joghurtsauce. Nahrhaft, aber keine kulinarische Großtat.
Kalt ist es hier oben, wir ziehen alles an, was wir dabei haben und stürzen uns in die Abfahrt. Wieder grandiose Ausblicke über Felsgrate, Ferne und Zabljak. Wir verlieren schnell an Höhe und sind überrascht, dass wir fast schon in Zabljak sind, als der Abzweig zum Curovac nach links ausgeschildert ist. Wellig geht es für viereinhalb Kilometer dahin, dort steht Peter mit dem Begleitauto und wandert mit uns zum Curovac. 15 Minuten sind angekündigt, als Berglauf schafft man das auch, aber schon früh auf dieser Wanderung ergeben sich tolle Bilder in die Schlucht, die schnell deutlich machen, dass sich dieser Fußmarsch lohnen wird – ein Novum auf quaeldich-Reisen.
Leider ist der Akku meiner Kamera pünktlichen zum Abmarsch geplättet, und so fotografiere ich mit Peters Spiegelreflex. Über auch für ungeübte Bergsteiger gut gehbare, steile, verwinkelte, verwachsene Pfade erreichen wir den Curovac und blicken fast 900 m tief in die Tara-Schlucht. Wow!
Insgesamt eine der abwechslungsreichsten Fahrten, die ich je gemacht habe, mit stets ändernden Landschaften und Eindrücken. Großartige Etappe! Danke, AP!
Und fast schon wieder Mitternacht. Mir fallen die Augen zu. Doch kaputt gespielt. Danke, Rainer und Winfried! Bis morgen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am dritten Tag führt eine Rundtour durch den Durmitor-Nationalpark über die höchsten Pässe des Landes: Durmitor Sedlo und Stulac Sedlo.
Wir haben die Qual der Wahl. Da wir noch eine Nacht in Zabljak bleiben, ist auch ein kompletter Ruhetag drin, mit Besuch im Wellness-Bereich unseres ****-Hotels (vielleicht aufgewertet durch eine Wanderung zum „schwarzen See“). Oder man fährt ganz gemütlich auf den Stulac sedlo, der direkt von Zabljak seinen Ausgang nimmt, garniert mit einem Abstecher zum Aussichtspunkt oberhalb der imposanten Tara-Schlucht. Oder man fährt die Rundtour über Durmitor sedlo (den kennen wir zwar schon, aber der lohnt sich auch nochmal in Gegenrichtung) und Stulac sedlo (der sogar nochmal eine Spur wilder und abgelegener ist - aber vollständig asphaltiert). Zeit genug für einen Abstecher in die Sauna ist dann auch noch...
Von mascheihei – Anmerkung der Reiseleitung: aus gegebenem Anlass berichtet heute ein Teilnehmer von unserer vierten Montenegro-Etappe, nämlich Markus:
Nach drei großartigen Etappen klang es heute eher nach einer ruhigeren Etappe. Aber die Strecke zauberte allen ein strahlen ins Gesicht, davon später mehr. Zwei Etappen standen zur Wahl. Entweder durch die tiefste Schlucht Europas und vorbei an der Brücke Durdevica oder einfach vorbei an der Tara-Schlucht, ohne Sehenswürdigkeiten, eigentlich ohne alles. Die meisten folgten Peters Ratschlag (inzwischen glauben wir ihm alles) und fuhren an der Schlucht vorbei. So machte sich Paul mit seiner Gruppe auf den Weg durch die Schlucht und die Mehrheit folgte Jan und Peter. Nach 5km bogen wir von der Hauptstraße ab und hoch ging es durch ein kleines Wäldchen und schon hatten wir wieder 300HM auf der Uhr. Oben angekommen gab es eine sensationelle Hochebene ohne Menschen, große Weite eingerahmt vom Durmitor. Wo gibt es so etwas noch in Europa?
Und dann rollte es auf einsamen Sträßchen bergab. Welch ein Flow! Das Wetter, die Gegend, die Strecke - lauter strahlende Gesichter – Rennradherz was willst du mehr? Und während wir fuhren änderte sich die Landschaft. Eben noch trockene Hochebene, befanden wir uns plötzlich in einem Tal, welches auch in den Alpen liegen könnte. Wald - alles war grün. Sensationell - 15 min bergab mit dem Rad fliegen und in einer neuen Welt. Doch ein großer Unterschied zu den Alpen, es gibt fast keine Menschen.
Dann schnell in ein Café und 12 Kaffee geordert. Und schon gab es eine Touristenattraktion im wahrsten Sinne des Wortes. Die Rad-Touristen waren die Attraktion.
Mit Kaffee gestärkt kurbelten wir uns wieder auf einer einsamen Straße hoch zum Semolj.
Um uns dann endgültig in Richtung Moraca-Schlucht ins Tal zu stürzen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am vierten Tag setzen wir die Rundfahrt fort, fahren ein Stück durchs Tara-Tal und gelangen über welliges Terrain bis nach Kolasin.
Die Etappe kommt ohne nominellen Pass aus, was es auf quäldich-Reisen ja nur selten gibt. Mit landschaftlichen Highlights wird dennoch nicht gespart. Dafür sorgt schon die Tara-Schlucht, ihres Zeichens die tiefste Schlucht Europas, die in dieser Hinsicht sogar noch die Verdon-Schlucht in der Provence schlägt. Wir nehmen Abschied vom Skiort Zabljak und fahren zunächst noch ab ins Tara-Tal. Hier ist ein kurzer Abstecher zur Durdevica-Brücke Pflicht, ein sehr imposantes Bauwerk, das eine sehr imposante Schlucht überspannt. Dann durchfahren wir den Canyon in südöstlicher Richtung, ein wundervolles Erlebnis, auch wenn es aufgrund des welligen Profils etwas zäh werden könnte. Das Tal führt uns bis in den Etappenort Kolasin, wo wir erneut in einem ****-Hotel & Spa einchecken.
Höhenmeter: ca. 700
Option: Höhenmeterhungrige können im Anschluss an die Etappe noch zur Skistation von Kolasin auf ca. 1450 m Höhe klettern.
Von bruckner13 –
Die heutige Etappe führt uns weiter nach Süden. Wie gewohnt, nahezu ohne Verkehr.
Dann wird die Straße schlechter und auch dreckig, ordentlich Baustellenverkehr. Neben uns wird im großen Stil unter chinesischer Leitung ein weiteres Teilstück der Verlängerung der dalmatinischen Autobahn gebaut. Ist das ein Zeichen der "alternativlosen" Zerstörung des allen mittlerweile sehr ans Herz gewachsenen Rennradparadieses Montenegro?
Der Spuk dauert zum Glück nicht lange. Der Anstieg zum "Verusa-Pass" (haben die Pässe überhaupt Namen?) ist sehr schön; die Abfahrt nach Podgorica schlicht klasse: Einfach Laufenlassen und Schauen. Allmähliches Abschiednehmen vom Gebirge.
Jetzt wird es erstmals auf unserer Tour zäh: Podgorica musst passiert werden, dann der Anstieg Richtung Cetinje auf der Hauptstraße. Ich erinnere mich an meine Tour vor zwei Jahren. Ich war damals nach 150km schon ziemlich angeknockt, Aber ich erinnere mich noch besser daran, was ich danach erlebte, dass ich wenige Kilometer nach dem Abbiegen stoppen musste, weil ich plötzlich in einer anderen Welt war.
Jetzt ist mir schon etwas bange: War ich damals einfach nur sentimental oder werden die mir lieb gewordenen Radler meiner Gruppe ähnlich reagieren? In der Abfahrt lasse ich alle unauffällig vorbei, krame meine große Kamera aus dem Rucksack und biege um die Kurve: Da stehen alle nebeneinander und kucken und fotographieren. ALLES GUT!
Mich erfasst der Zauber der Landschaft erneut, ich brauche lange bis ich zur Gruppe in der obligatorischen Bar an der alten Brücke in Rijeka Crnojevica stoße. Besonders gerührt bin ich, dort auch zufällig meine liebe Frau, die mitreisenden Freunde und dann auch den verspätet eintreffenden CvG, selbstverständlich mit glücklichem Abklatschen, zu treffen.
Auf die Frage wie weit es noch ist, 20 oder 30 km?, antwortet mein Unterbewußtsein: das spielt keine Rolle, gar keine!
Mehr oder weniger gemeisam mit Michael, Ria und Markus fahre ich, unterbrochen von etlichen unvermeidlichen Fotostopps, zum Hotel in Virpazar am Skutariesee.
Wie soll das weitergehen? Wir haben nun fünf Etappen hinter uns. Alle sehr unterschiedlich, aber alle schlicht großartig.
Mein Kopf ist mittlerweile voll, was habe ich da eigentlich alles gesehen? Mit seltsamer Erleichterterung, nehme ich die mäßige Wettervorhersage für die beiden letzten Etappen zur Kenntnis. Ist das die "Unerträgliche Leichtigkeit des Seins"?
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wir unternehmen auf unserem Weg zurück nach Süden einen Abstecher ins Verusa-Tal und das Kucka krajina-Gebirge. Über die Hauptstadt Podgorica gelangen wir schließlich nach Virpazar am Skutari-See.
Heute sind die Abenteurer gefragt. Es geht zurück in den Süden des Landes, zurück zur Küste und vor allem zum Skutari-See, einem weiteren absoluten Highlight des Landes. Es beginnt doch mit einem Abstecher ins Verusa-Tal und ins Kucka krajina-Gebirge, wo nochmals einige Höhenmeter und auch giftige Rampen auf uns warten. Der höchste Punkt des Tages ist ein nameloser Pass auf ca. 1500 m Höhe in der Nähe des Sees Bukumirsko Jezero, eine der unbekannte Idyllen Montenegros. Auf etwa 5-6 km müssen wir über eine Naturstraße fahren, die jedoch mit etwas Vor- und Umsicht problemlos mit dem Rennrad zu befahren ist. (Wer dies sich selbst und seinem Rad nicht zumuten möchte, hat die Möglichkeit, auf der asphaltierten Hauptstraße über den etwas über 1200 m hohen Verusa-Pass zu bleiben. Auch das ist landschaftlich eindrucksvoll, nur halt eine Spur weniger...) So oder so gelangen wir dann über eine ausgedehnte Abfahrt nach Podgorica, die Hauptstadt Montenegros, die sich vor allem durch sozialistische Betonarchitektur auszeichnet, im letzten Jahrzehnt aber auch bedeutend aufgehübscht und modernisiert wurde. Wir halten uns hier jedoch nicht lange auf und beenden die Etappe mit einer flacheren Passage nach Virpazar, am schönen Skutari-See gelegen. Hier checken wir wieder für zwei Nächte ein.
Von bruckner13 –
Der angekündigte Regen ist da. Alles ist grau und weiß. Radfahren verspricht kein großes Vergnügen. Aber Bootfahren geht. Um halb neun steigen wir auf unser Schiff. Der Motor ist laut. Das sind wir nicht mehr gewöhnt. Doch schon nach wenigen Metern auf der Fahrrinne durch Schilf und Seerosen, spielt das kaum noch eine Rolle. Der Skutariesse hält uns in seinem Bann, auch, oder gerade bei einem solchen Wetter.
Nach der Rückkehr fallen die meisten in einen genüsslichen Mittagsschlaf. Irgendwann hört es auf, zu regnen, es wird heller und es zeigen sich blassblaue Flecken am Himmel. Schließlich scheint die Sonne.
Also Räder raus und los Richtung Albanien. Schon auf dem ersten Kilometer ist der erste der unzähligen Fotostopps unvermeidlich. Großes Kino heute. Wir fahren meist alleine oder zu zweit. Jeder soweit er Lust hat. Der Rückweg bietet andere spektakulär ruhige Perpektiven. Die letzten kommen mit der Dunkelheit zurück.
Nach dem Abendessen wird der größte Tisch freigeräumt. Die parallel reisenden Künstler Olga Egerova, Oleg Kortchagin und Jörg Fischer präsentieren auf der "1. Internationalen Kunstausstellung in Virpazar" ihre an den Orten der Rennradreise gefertigten Werke. Schön, sehr schön!
Ein ungewöhnlicher Tag an einem wundervollen Ort.
ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Eine Balkan-Traumrunde zwischen See und Adria wartet heute auf uns, mit herrlichen Ausblicken auf den See und das albanische Hochgebirge dahinter und noch mehr einsamen, wildromantischen Bergstraßen.
Heute keine Koffer packen, so viel steht fest. Man wird sich die Frage stellen: ,,Soll ich mich überhaupt aufs Rad setzten?" Das mögliche Alternativprogramm ohne Rad ist schließlich auch vom Feinsten: eine Bootstour über den See, durchs Schilf und in den Fluss Reka Crnojevica. Wir können euch bei der Entscheidung nicht helfen, aber ihr könnt sicher sein, dass ihr keinen Fehler macht. Denn die 50km Auf- und Ab, ständig mit Blick auf den See und das Hochgebirge dahinter bis an die Grenze zu Albanien, die Abfahrt nach Bar am Mittelmeer und die Rückfahrt über den Sutorman-Passeeine alte, mittlerweile aufgelassene Bergstraße zurück nach Virapazar bieten uns wieder alles, was wir wollen, brauchen, lieben. Und Hand aufs Herz – wir sind doch zum Rennradfahren hier, oder?
Von Jan – Etwas verspätet möchte ich noch von unserem letzten Tag in Montenegro berichten. Das Schlechtwetter vom Freitag setzte sich am Samstag fort. Während die meisten am Freitag noch einige stimmungsvolle Kilometer am Skutari-See entlang absolvieren konnten, sieht die Vorhersage Abends dann schlecht aus für den Tag unserer letzten Etappe, die uns am Skutarisee entlang zurück nach Rijeka Crnojevica führen soll, und dann mit toskanischer Anmutung hinauf nach Cetinje, das wir schon von unserer ersten Etappe kennen. Der Rückweg wäre ab hier dann identisch zu Tag 1, nur in Gegenrichtung. Aber diese Strecke wird uns dieses Jahr verwehrt bleiben. 20-50 Liter Regen pro Quadratmeter sind bis zwölf Uhr angekündigt. Daher buchen wir kurzerhand für Samstag, 10 Uhr einen Bus-Shuttle nach Kotor, wo wir noch hoffen, ein bisschen Radfahren zu können, vielleicht noch einmal die Serpentinen hoch, oder einfach nur einmal um die Bucht herum.
Aber auch daraus wird nichts, es regnet immer wieder. Wir haben auch so viel gesehen in den letzten Tagen, dass wir nun keine Regenrunde am See entlang mehr brauchen. Daher ruhen sich die einen einfach aus, die anderen gehen in die Altstadt Kotors und bewundern das UNESCO-Weltkulturerbe. Um 19 Uhr treffen wir uns im Galion zum Abschlussessen. Das Galion hat eine wunderbare See-Terrasse mit traumhaften Blicken auf die Altstadt zur Rechten und die Bucht zur Linken. Dort verbringen wir einen herrlichen Abend mit bestem Essen - ein grandioser Abschluss einer grandiosen Tour, in der wir das kleine Land Montenegro fast zur Gänze abgefahren haben. Was für eine Vielfalt! Die monumentale Bucht von Kotor, die weltweit Ihresgleichen Sucht, die verlassene Karstlandschaft des Hinterlandes, der hochalpine Durmitor, die tiefen Schluchten von Piva, Susice, Tara und Moraca, die Hochebene von Zabljak und der traumhafte Skutarisee. Jede Etappe hatte ihre Highlights, und von denen werden wir alle, die sich auf dieses Abenteuer eingelassen haben, noch lange zehren!
Die Montenegro-Rundfahrt nehmen wir 2019 wieder ins Programm auf. Du kannst dich jetzt schon darauf freuen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Schlussetappe führt uns über Cetinje erneut durch den Lovcen. Und weils am ersten Tag so schön war, nehmen wir die herrliche Serpentinenstrecke nach Kotor heute als Abfahrt.
Inzwischen haben wir das kleine Land Montenegro schon ziemlich abgeradelt: Die Bucht von Kotor, den Karst mit den Poljen, das Hochgebirge im Norden, die Schluchten im Osten, den Skutarisee im Süden und die Mittelmeerküste im Westen. Darf es noch ein bisschen mehr sein? Seid einfach offen und genießt eine der schönsten Etappen, die ihr je fahren werdet, vom ersten bis zum letzten Kilometer. Langsames Abschiednehmen vom Paradies Skutarisee, allerliebster Anstieg hoch nach Cetinje, abwechlungsreich durch den Lovcen-Nationalpark, noch weiter hoch zum Jerzerski Vrh mit dem Mausoleum des Königs der Montenegriner, Herabschauen auf Alles und Jeden, 1600 Hm und 35km Abflug hinunter ans Meer nach Kotor, zuletzt über die uns von der Auffahrt bekannten Serpentinen. Und Feiern in der Altstadt.