Von hagen306 – Einmal im Leben. Europas Rennraddach. Der Pico del Veleta.
Diese Tour lebt ihr Prädikat "Hors Catégorie": Natürlich ist der Pico del Veleta als Europas höchster mit dem Rennrad fahrbarer Berg auf 3.396m das unbestrittene sportliche Highlight, doch "Hors Catégorie" heißt bei der Sierra-Nevada-Umrundung noch so viel mehr: Eine regelrechte Perlenschnur bekannter und unbekannter Bergstraßen und Pässe, zumeist nicht allzu steil. Ragua, Chaleco, Puerto del Sol, die unglaubliche Cabra. Puerto del Sol...
Weiße Bergdörfer wie Alcaucín oder Trevélez im Kontrast zum vibrierenden Granada.
Schinken, natürlich. Tapas unlimited.
Ungeahnte landschaftliche Vielfalt: Auf der Sierra-Nordseite duftende Pinien, die Alpujarras auf der Südseite verdienen sich einfach nur das Prädikat: Tagträumerei. Zum Abschluss in Schussfahrt zum Ziel nach Viñuela.
Das sprichwörtliche andalusische Lebensgefühl - auf und neben dem Rennrad -, angekommen!
quäldich-Reise Sierra Nevada-Umrundung und Pico del Veleta
Von hagen306 – Wir haben es schon immer gewusst: Rennradfahren hat irgendwas mit Drogen zu tun. Gestern nun stellten wir in (sportlicher 0,0%-)Bierseligkeit fest, dass Kalium, Valium oder was auch immer gut gegen Krämpfe sein soll. Probiert haben wir es nicht, aber beschlossen, dass wir keine Krämpfe bekommen werden auf der Runde durch die Sierra Nevada. Ebenso haben wir beschlossen, dass es (vorerst) nur einen Hagen pro Gruppe geben darf, werden aber eventuell beiakutem Valium-Mangel diese Regel aufweichen. Auf Speed sind aber (wie eigentlich fast immer) so einige am ersten Warm up rund um den Viñuela-Stausee. So hübsch warm es derzeit ist, so trocken ist es auch, mittlerweile hat der türkisfarbene See nur noch 5% seiner Kapazität - Tendenz definitiv nicht steigend.
Steigend sind aber natürlich die Straßen, sanft schleichend zwischen 5 und 8%, oben ist natürlich Sonne. Ist ja auch der Puerto del Sol. Kurzer Snack und dann ein wenig wie angestochen (von der Sonne? Speed? Valium?) hinab auf die Ehrenrunde nach Periana. Rein ins Cafe. Dort noch eine Droge namens café leche leche (Kondensmilch mit Kaffee oder andersrum), wahlweise auch ordentlichen Kaffee. 1x runter, 1x rauf mit der Meute im Nacken. Gierig-lüstern lauern die Machinen förmlich darauf, den Fotografen zu versägen. Dieses süffisante Grinsen... Aber so soll es sein! Oben am Ziel in Alcaucín noch 1 oder 2 Getränke (Drogen? 0,0%?) und anschließend Powerpooling (lungern am Wasser), sunlounging (es soll auch Terrassen geben an den Apartments) oder schraubing (ein wenig Radroulette spielen wir heute noch mit den Leihrädern - damit morgen nun auch alles jedem passt).
Nur treten werden wir ab morgen immer noch selber müssen. Aber mit Valium und Co. wird das wohl erträglich werden. - Angekommen - Urlaub!!!
Official:
Warm up: Von Alcaucín aus stürzen wir uns zunächst hinunter in Richtung Vinuela, um dann allmählich ansteigend auf der A356 dem Südwestufer des Viñuela-Stausees zu folgen. Unmittelbar vor Ríogordo ("dicker Fluss") zweigen wir dann auf die A7204 nach Norden ab. Die Landschaft wechselt ganz allmählich von grün auf karg .
Hinter Mondrón haben wir dann die erste Serpentinenorgie der Tour aufgetischt: Hinauf zum Puerto del Sol. Zunächst etwas steiler, dann wieder moderater. Herrliche Tiefblicke. Ab jetzt geht es im Wesentlichen bergab. Wir passieren Periana und rollen weiter bis kurz vor Viñuela. Nun geht es in den Schlussanstieg hinauf nach Alcaucín.
Von hagen306 – Danke, liebes Krümelmonster (KM, bürgerlicher Name nicht bekannt), dass Du uns erlaubt hast, dieses Zeugnis Deines bunten Treibens der geneigten Gemeinde bereitzustellen! Da dieser Tag heute so dermaßen klischeelastig (schön) war mit Sonne, Balkonstraßen, Bars am Strand, weißen Dörfern..., haben wir beschlossen, das einfach hier im Artikel zu ignorieren, denn so geht es ja weiter und vielleicht wollen wir später noch einmal all diese Klischees ein wenig feiern. Ebenso wenig wollen wir von miesen Stichen und rauschenden Abfahrten sprechen, gibt´s ja auch täglich.
Statt dessen schauen wir ein wenig unserem Krümelmonster zu. Ganz nach alter Radsportschule (wir erfuhren, dass das KM früher professionell auf der Bahn seine Runden drehte) steigt es nach den hier nicht weiter gewürdigten 16% bei Archez erst einmal auf den Stepper, um das Laktat herauszutreten und ein wenig cool down zu betreiben (ja, auch bei 34 °C). Ob ganz nach Sprintermanier auch 150er Frequenzen getreten wurden, ist nicht überliefert. Außerdem rosten die Gerätschaften am Straßenrand für den leider im Schnitt leicht übergewichtigen Durchschnittsspanier meist eh vor sich hin. Denn dieser findet Sport zwar super. Aber eher Motorsport und den im TV. Und auch die andalusische Damenwelt scheut wohl eher die leicht exhibitionistische Seite dieser sportlichen Betätigung in der Öffentlichkeit. Man beachte übrigens auch die perfekt abgestimmte Farbkombination aus Trikot und Stepper. Ebenso sind sowohl das Fitnessgerät als auch die Waden aus edlem Stahl geformt. Real style never dies! Danke nochmals für diese kleine Freude für uns alle, liebes KM!
P.S.: Morgen äußern wir uns ganz sicher wieder ein wenig mehr zu den Rennrad-Ikonen des Südens: La Carretera de la Cabra - die Straße der Ziege - ruft. Soll uns recht sein, haben wir doch alle das Herz einer Bergziege, gelegentlich gefangen im Körper eines Sprinters. Und nehmen uns weiterhin nicht allzu ernst.
Official:
Die Etappenfahrt startet! Vom Start weg erst einmal hinunter nach Viñuela und erst dann wieder hianuf auf die Balkonstraße Richtung Cómpeta: Entlang der Sierra de Almijara mit ihren "Unterabteilungen" Sierra Tejeda, Sierra Játar, Sierra de Enmedio, Cerros del Puerto... hübsch garniert mit einigen kleinen Stichen und weißen Dörfern wie z.B. Cómpeta. Anschließend geht es hinab bis fast nach Torox. Heldenhaft nehmen wir aber am Kreisel den Abzweig in Richtung Frigiliana. Zunächst noch durch ein kleines Tal, schraubt sich das Sträßchen etwas garstig in Richtung Frigiliana. Teils ist der Asphalt hier noch rauh. Es folgt die zweite Abfahrt hinunter nach Nerja. Weiter entlang der Costa Tropical auf der durchaus mal welligen Nationalstraße bis zum Tagesziel Almuñécar.
Von hagen306 – Die Ikone bleibt die Ikone bleibt die Ikone. Es kann nur eine Cabra geben. Vom Mittelmeer hinauf in Richtung Granada. Sonnenschein-Garantie (übrigens meist auch schon im Bergtraining in Andalusien im März), verkehrsfreies Pedalieren in dieser grandios-karstigen Landschaft, Urlaubsfeeling, ganz gleich ob bei 1000, 800 oder 600 Höhenmetern in der Stunde. Gefühlt rast hier heute niemand durch. Wäre ja auch Frevel. Was all die Katalogfotos (siehe Link unten) nicht zeigen, sind die unerhörten Vorgänge und Vorkommnisse im Hintergrund solcher Tage. Was sagt uns also der kurze Blick in den Chatverlauf unserer Gruppe:
1. Man kann den DI2-Stecker am Umwerfer elegant "antapen", damit er wieder halbwegs funktioniert (Was wären wir ohne Jakub?). Das war jedoch erst nach Tagesabschluss möglich. Das erste Provisorium bestand darin, für das Schalten zwischen den Kettenblettern kurz anzuhalten, den Stecker kurz fest anzuhalten und schwups das Blatt zu wechseln. Zum Glück musste zwischen km 10 und 40 nie die dicke Mühle drauf. Sicherheitshalber haben wir für morgen schon einmal durchgezählt. Wir kommen auf schlanke 7 erforderliche Wechsel des Kettenblatts bei 117km und 3000 Höhenmetern. Gute Streckenplanung macht sich bezahlt!
2. Bekommt das Telefon des Reiseleiters einen Sonnenstich, muss man eben jemanden aus der Meute die Basics nach Ankunft in unserer Hoteloase texten lassen (Was wären wir ohne Susanne?): Wo kommen die Räder hin, wann gibt es Futter usw. Und mittlerweile ist auch alle Elektronik wieder anwesend.
3. Ersatzschaltaugen bei der Mitnahme eines Privatrads sind kein Treppenwitz, sondern ein mehr als sinnvolles Accessoire - man braucht sie häufiger, als man meint (Was wären wir ohne Schaltauge?). Und vor Ort kriegt man eh auf die Schnelle nicht das passende. Und mit gerichtetem/neuem Schaltauge eine SRAM-Schaltung im Schwenkbereich einzustellen, ist ohne App schwieriger als gedacht ;-).
4. Nicht nur viele Ärzte zählen zum Kreise unserer Gruppe, auch die Radmechanikerdichte ist höher als sonst. Noch ehe sich sagen lässt, die gerissene Speiche im Hinterrad erst einmal einfach mit den anderen zu verknoten, ist dies auch schon erldigt. Selbst ist der Mann :-) (Was wären wir ohne Defekte?)
5. Tape ist immer gut, nicht nur für das Reparieren von Elektroschaltungen, sondern ebenso das Behandeln kleinerer körperlicher Gebrechen. Also: Nicht vergessen! (Was wären wir tapeless?)
6. Man kann sich auch hübsche Stullen/Bemmen (vulgo: Brote) mit albóndigas (Fleischklößchen) drauf schmieren. Isst sich etwas schwierig, aber die Gier treibt´s rein! - Was wären wir ohne andalusische Schweinereien??
7. Und dennoch oder gerade deswegen: Ein wundervoller Tag! - Was wären wir ohne die Cabra?
official:
Heute wartet ein absolutes Sahnestückchen für den 34er "Teller" (Kettenblatt ="plato"). Es wartet die Carretera de la Cabra - und es geht bergauf. Erst durch die Mispelplantagen, dann durch Olivenhaine über Otívar die "Cabra" (Ziege) hinauf. Eigentlich ist die Straße aber nicht "zickig", sondern nur unglaublich schön, spektakulär von grün bis felsig-monumental-schroff. Ihren Namen im Rennfahrerjargon verdankt sie einem Aussichtspunkt (Mirador de Cabra Montés). Nach satten 30 Kletterkilometern haben wir mit dem Doppelgipfel am Cruze de Jayena den höchsten Punkt erreicht. Über den Suspiro del Moro geht es ins Lecríntal bergab, vorbei an Pinos del Valle über den Damm des Béznar-Stausees und wieder hinauf in Richtung Lanjarón, dem alten Kurort und Tor zu den herrlichen Alpujarras. HIer übernachten wir zwei Nächte. Erstmals sehen wir heute übrigens auch den Kulimantionspunkt unserer Tour: Am Suspiro baut sich im Osten der Pico del Veleta auf. aber der kann noch ein paar Tage warten...
Von hagen306 – Es ruft: Die große göttliche Alpujarras-Rundfahrt! Es tritt an: Fast das gesamte Pelotón. Der Rest stellt sich der übermenschlichen Aufgabe, einen Tag am Hotelpool oder in den Bars von Lanjarón zu verbringen.
Unser frommer Wunsch: Sollen doch bitte die gestern geklebten DI2-Stecker an Rennrad X halten. Und soll es doch bitte wieder ein genauso herrlicher Tag wie gestern werden. Wunsch 1: Fail - der Umwerfer geht, dafür hakt nun die Schaltung. Also im Citygang die Berge rauf. Wunsch 2: Check. Zwar etwas frisch am Morgen, aber dann wie üblich landschaftliche Grandezza im gleißenden Sonnenkleid.
Also: treten und beten (dass diese Anstiege bitte nie aufhören mögen). Oder aber singen. Und zwar ein Kyrie. What? "Das Kyrie ist ein an Christus gerichteter Ruf. Auf einen kurzen Text folgt die gesprochene oder gesungene Antwort »Herr, erbarme dich« (oder Griechisch: »Kyrie eleison«). Der Kyrie-Text kann vom Brautpaar gestaltet werden und von einer anderen Person als dem Priester oder Diakon gesprochen werden." In unserem Falle spricht, vielmehr singt Aloyse bei sanften 9% dies Kyrie. Nur... wo ist das Brautpaar? Derweil fällt Georg ein, dass er irgendwann mal Priester werden wollte. Die Gruppenlästerei fragt sich natürlich, ob es am N.C. oder woran auch immer lag, dass dies nichts wurde und Georg nun in schöner Regelmäßigkeit mit seinen beinharten Attacken (Unser Krümelmonster würde sagen: "hässliche Angriffe") den Rest der schnellen Truppe das Vaterunser beten lässt.
Das alles entspricht so in etwa den Auslegungen des Neuen Testaments im Kapitel "Treten und beten". Doch auch etwas anderes hält sich hartnäckig: der überhaupt nicht fromme Wunsch vorher in Italien radreisender Teile des Pelotons, hier in Andalusien Mandelkuchen oder italienisches Gebäck zu schnabulieren tagsüber. Hier...heute.. .auf dem langen Schinken ins Schinkendorf Trevélez. Das ist schon frech, eigentlich eher gotteslästerlich im Land des jamón serrano. "Egal ob Trevélez oder Lanjarón - hauptsache Italien" - niemals - und deswegen gibt es auch heute ein Schinkenbild als Titelfoto! (und natürlich noch ein paar mehr unter der Link)
official:
Genau genommen war diese Etappenoption DER Grund, warum wir unseren Routenverlauf für 2021 geändert haben: Die "Alpujarras-Rundfahrt" von und nach Lanjarón nimmt wirklich alles mit von Rang und Namen: Den absoluten Geheimtipp hinauf auf die Contraviesa (der Höhenzug südlich der Alpujarras) mit Panorama-Blick auf die Riesen der Sierra. Ein bocadillo an der Haza del Lino - unserem traditionellen Pausenpunkt auch im Bergtraining im März. Spektakuläre Abfahrt auf Kleinststraße zurück ins Tal del Guadalfeo und sogleich den strammen Portichuelo de Cástaras hinauf. - Warum das Ganze? - Nur so kommen wir nach Trevélez, Spaniens Schinkendorf Nr. 1 und Heimat des berühmten Alpujarras-Tellers. Unbedingt probieren. Und nach einigem kleineren Wellengeplänkel fahren wir in Superflow und gefühlt einen halben Tag bergab. Kurz vor Órgiva geht es dann den Zielanstieg nach Lanjarón hianuf. Wer heute bei Ankunft nicht grinst, muss eine andere Strecke gefahren sein!
Von hagen306 – Die Kurzvariante schenkt sich die Contraviesa, nimmt aber natürlich auch den "Strammen Max" in Form des Portichuelo de Cástaras ins Visier und folgt der Normalstrecke zurück nach Lanjarón... flooooow :-)!
Von hagen306 – Es konnte wirklich nicht so weitergehen mit der Untermandelkuchung. Teilnehmende Recken halluzinierten bereits bei den kurzen Berg-Stops auf der Alpujarra-Höhenstraße und sahen leckere Teilchen vorbei und in den Schlund hineinfliegen. Die Nase wurde scheinbar umströmt vom leckeren Duft des, ähem der Mandel, des Mandelkuchens...wir wissen es nicht genau, die Rede war jedenfalls vom "Duft des Mandels". Oder war es doch ein falsch ausgesprochener Fahrradmantel, der so duftete (soll ja auch gewisse halluzinogene Wirkungen entfalten). Nun ja - am Fuße des letzten, den langen Tag krönenenden Ragua-Passes (yo, tatsächlich ein 2000er) war es endlich soweit: Hausgemachter Kuchen in der Bar. Wir beschließen, dass die Äpfel drauf wohl doch Mandeln sind und lassen es uns munden.
Und ansonsten behalten wir diesen Tag einfach als einen Tag voller Sonne, ziemlich vielen Höhenmetern (kein Kommentar zu Gruppe1, die fast komplett auf die eigentlich nicht offizielle Verlängerung über den Chaleco ging), ziemlich wenig Verkehr, triumphalen Gipfelszenen bei Erreichen des Raguas, einer rauschenden Abfahrt nach Calahorra, seltsam großen Boquerones auf den Tellern unterwegs, noch größeren Eisbeinen beim Abendessen und dem geheimnisvollen Castillo der Mendozas in Erinnerung.
official:
Wir lassen es heute zwar gemach, aber immer mit Bergauftendenz angehen und folgen erst einmal dem Tal des Guadalfeo bis Cadiar. Dann geht es aber hinauf auf die alpujarras-Flanke und immer hübsch auf der Balkonstraße durch weiße Dörfer, Obst und Kastanien bis Laroles. Und schon ist er da: der Puerto de la Ragua- Ein ehrlicher Gegner mit ca. 16km Länge und den letzten 1000 Höhenmetern für heute. Oben am Übergnag auf die Norseite ist es meist recht zugig. Die Abfahrt schlängelt sich vor allem durch die nunmehr dominierenden Pinienwälder. Und schon sind wir in Calahorra. Hier steht das aus "El Cid" bekannte alte Castillo der Mendozas, hier legen wir heute abend hübsch die Beine hoch!
Von hagen306 – Natürlich können wir aus der königlichen Etappe auch eine für den Olymp des Radfahrers machen. Die Variante klettert ähnlich wie gestern noch einmal auf die Contraviesa, denn nur so kommen wir zur Venta del Chaleco. Die folgenden 20 Bergab-km bis zum Benínar-Stausee haben natürlich eine Konsequenz ganz nach unserem Geschmack: Ab jetzt geht es fast 40km bergauf durch alle nur denkbaren Klimazonen und Trockenheitsgrade. In Laroles kommen wir dabei wieder auf die Hauptstrecke zum Ragua, überqueren diesen jubelnd und stürzen uns hinab ins Tagesziel nach Calahorra.
Von hagen306 – Sofern es unsere Verpflgungslogistik heute zulässt (in Abhängigkeit davon, ob sich eine Gruppe auf die 5a wagt), hält diese Variante noch einmal den Portichuelo de Cástaras bereit, um dann in herrlichem Auf und Ab der Alpujarras-Flanke zu folgten. Hinter Bérchules kommt von tief unten die E5. ab jetzt ist der Routenverlauf identisch: Balkonstraße bis Laroles, dann der Ragua. In Calahorra nächtigen wir natürlich mit Blick aufs alte Castillo, das mittlerweile eine Veranstaltungslocation ist.
Von hagen306 – Ein sanfter Tag: Nur der moderate Puerto de los Blancares stellt sich uns heute nach gut der Hälfte der Strecke in den Weg. Leicht wellige 93km sozusagen, erst zu den Höhlenwohnugen von Guadix, dann immer hübsch durch Nadel- und Mischwald, vorbei an Stauseen und in der Abfahrt vom Blancares dann doch noch über einen Stich nach Beas (denn oben steht die Felsskulptur des "Mönchs") und weiter nach Granada. Wer heute Kräfte sparen möchte für morgen, schenkt sich den Stich und fährt direkt ab nach Granada. Denn dort warten ja auch noch Alhambra (wir haben die 22:00-Nachtführung), der Albayzín, tapas und "lugares especiales". Aber dazu dann vor Ort mehr.
Von hagen306 –
Nunmehr haben wir 6 Tage auf den Höhepunkt der Reise hingearbeitet - morgen wird die Bestie namens Veleta (3396m) erlegt. Wir schließen heute also die Tapering-Phase elegant ab. Soll heißen: Kurz mal nach Granada, keine versteckten Gemeinheiten auf der Normalstrecke (aber auch nur dort ;-)) - es rollt gleich vom Morgen weg gut. Nur im Schongang arbeiten heuten die Kraftwerke mit den Radschuhen dran.
Gestern hatte sich ja der eine oder die andere noch ein wenig der Disziplin "Lichterlöschen" gewidmet. Davon sind wir heute weit entfernt. Es gilt, den neunmalschlauen Garmin reinzulegen und ihm am Ende des Tages ein "Höchstform" beim Trainingszustand abzuringen. Das simple Rezept hierfür lautet: hübsch in der Grundlage mit eventuell einer kleinen Tempoeinlage am Pass des Tages (Der Blancares ist wirklich ein netter Roller, einige fliegen förmlich drüber). Wahlweise wird der Puls auch durch Erstaunen ob der kargen Erosionslandschaft rund um Guadix und die dortigen Höhlenwohnungen nach oben getrieben. Im Sinne vollständigen Batterieaufladens ("cargando pilas") haben wir den Pausenpunkt heute zudem auf den hübschen Ausguck oberhalb von La Peza mitten im "Canyonland" gelegt - der eine oder andere verpasst fast die Weiterfahrt seiner Truppe. Lediglich stellen wir fest, dass die Holzgeländer nicht sprintertauglich sind zum Sitzen...
Zaghafte (wenngleich nicht wirklich ernstgemeinte) Versuche des Anpreisens der Verlängerungsoption werden fast vom gesamten Peloton abgeschmettert, mal abgesehen von den Schnellen - dies ist nun einmal Ihr Schicksal! - Aber warum soll man auch noch einen steilen Stich fahren, wenn man doch einfach nach Granada hinabcruisen kann und sich nunmehr der Stadt, den Bars, den Bäckereien...hingeben kann? Und überhaupt: Die Akkus laden heute an der Theke mit dem Feierabendgetränk am besten. Aktueller Ladestand morgen früh voraussichtlich: 80% geladen + 20% Extra-Motivation. Macht 100% Veleta-Tauglichkeit - der höchste mit dem Rennrad anfahrbare Punkt Europas erwartet uns - und wird hier niemandem den Stecker ziehen!
official:
Eigenmtlich die perfekte Etappe für unseren "Pausengott". Einfach nur über den Blancares gedrückt, den Stich über Beas ausgelassen und schon rollen wir ein in die legendäre Stadt am Fuße der Sierra Nevada: "Quien no ha visto a Granada - no ha visto nada!"
Von hagen306 – Dieser Tag ist lang - quaeldich-Reisen stehen ja per se für Tage voller Urlaub von früh bis abends und nachts. Nur, dass unser Urlaub durchaus sehr aktiv ist - jeder "jubilado" (Rentner) schüttelt da oft nur das weis(s)e Haupt. Resümieren wir also mal fix den Tag rund um das Rennraddach Europas, den Pico del Veleta mit seinen ominösen 3396m:
Erster Akt - Klettershow
7:00 - Frühstück um diese Zeit ist möglich, aber nicht nötig. Schließlich soll heute eine Horde "jubilados" ebenfalls jetzt zum Buffet antreten. Und dann wird´s eng an der Kaffemaschine.
7:30 - So mancher Recken-Wecker klingelt erst jetzt das erste Mal. Ebenso schleicht sich so mancher tatsächlich schon zum Frühstück.
7:45 - ok, Snooze aus und aufgestanden. Auch die Sonne ist nun online.
9:00 - Abfahrt, Ehrfürchtig-respektvoll kreisen die Gespräche um die anstehenden 3000hm und den Schotter oben im schiefrigen Nirgendwo fernab unseres eigentlichen Rennrad-Habitats, dem wohlgepflegten Asphalt der andalusischen Kleinststraßen
9:45 - Flasche leer. Nein, nein. Nur die Bidons ob zärtlicher 22 Grad und der ersten Bergkilometer bereits am Morgen. Kein Problem, im Bergdorf Güéjar laden wir nach, denn ab jetzt geht es los.
9:58 - Zeit, die Bestien in uns loszulassen. Der eigentliche Gipfelsturm beginnt mit den feisten 16%-Rampen nach Kreuzung des idyllischen Genil-Tals. Der Veleta will verdient sein!
10:45 - aaah - es gibt hier also auch normale Straßen mit schönen 7%. Also weiter! Georg jagt drei Spanier, lässt das aber dann doch sein, als einer zwischendurch anfängt, mit seiner Mutter zu telefonieren. Weiter hinten im Peloton sinnieren Bernd und Hagen über irgendwas wichtiges, jedenfalls dauert der Talk noch die folgende Stunde an.
11:45 - Wir passieren die ominöse Schranke auf 2500m (ab hier keine Autos mehr erlaubt). Noch stehen uns 800hm bevor. Übrigens auch den zahlreichen E-Bikern, Bikern, Bikepackern und Wanderern. Selten haben wir soviel Öko-Verkehr hier oben erlebt. Aber schließlich hat uns Granadas Schutzpatronin, die Virgen de las Nieves, ja heute auch eitel Sonnenschein und fast Windstille beschert.
12:45 - 15:30 Erfreulich zu hören, dass wir nicht übertrieben haben bei der Beschreibung der letzten Kilometer bis zum Gipfel, Schlaglöcher, Geröll, Schotter. Das Peloton astet durch die Mondlandschaft bis auf die 3396m des Veleta. Einige Tränen fließen, fremde Räder werden für das Gipfelfoto in die Höhe gereckt (das eigene hat man halt unterhalb der Gipfelfelsen gelassen), Radschuhe werden getragen, und zwar mit den Händen statt am Fuß, da es sich hier so wunderbar gehen lässt. Glücksgefühle im Sonnenschein!
15:31 - Alle sind abgefahren. Jetzt kommt der Wind und bläst das liegende Rad ein wenig auf dem Schotter umher. Zeit für den letzten Late Guide, der Meute hinterherzustürzen.
17:00 - Back again in Granada. Das Endorphin strömt aus allen Poren. Kurz innehalten. Was haben wir da gerade Beklopptes gemacht? Richtig: Den höchsten (gerade noch) mit dem Rennrad ansteuerbaren Punkt Europas erklommen. Sieg!
Zweiter Akt - Tapasflow
19:00: Wir gehen ins Risiko - neues Restaurant. Tapas-Style - wir werfen die deutsche Mein-Teller-Mentalität über Bord. Alles, aber auch alles kommt zum Teilen. Und de facto sehr vegetarisch. Wo so etwas tun, wenn nicht in Granada? Leider haben wir schon wieder vergessen, was da so alles kam, lediglich die biegsamen Löffelchen für eine der tapas bleiben in Erinnerung. Ebenso wie die lange Zeit sehr kühle Klimaanlage. Aber die dunkelblaue Jacke stand Fred wirklich gut!
Dritter Akt - Late Guide Show
22:00: Aufgrund des EU-Gipfels, der gestern die halbe Stadt lahmgelegt (und auch im Hotel zu Sicherheitskontrollen geführt) hatte, konnten wir diesmal erst am Veleta-Tag in die die Alhambra. Wie immer: Nachtführung durch die Nasridenpaläste. Vorhang auf für Carlos und Rosa. Immer wieder erstaunlich, wie viel Kultur wir dann doch noch so in uns aufsaugen können nach einem solchen Bergtag wie heute. Das liegt in nicht unerheblichem Maße an unseren beiden Guides. Wir hören von Algebra und Sultanen, lassen uns die Fresken in fließendem Arabisch vorlesen. Erfahren von den Freizeitbeschäftigungen damals um 1400 in den herrschaftlichen Palästen (unter anderem Literatur und Dirnenspiel) und lauschen amüsiert, wenn Carlos mal wieder mit einem süffisant geschnalzten Murksgeräusch auf das Ende von Sultan x hinweist, weil man sich nur zu gern und oft umbrachte.
00:00: Völlig sportleruntypisch verschwinden wir nach dem einen oder anderen Schlummertrunk in den Kojen.
Granada. Veleta. Granada. Veleta... es könnte ewig so weitergehen!
P.S.: heute nur ganz wenige Bilder hier hochgeladen, lasst uns nun faul sein!
official:
Das Rennraddach Europas wartet. Monumentale 50km, die nur ein Attribut kennen: BERGAUF!
Wir hätten mehrere Möglichkeiten. Diese Variante klettert über Pinos del Valle hinauf nach Güéjar-Sierra und weiter auf einem einsamen, zunächst sehr steilen Sträßchen bis zum Naturparkzentrum auf 1600m. Weiter geht es auf der alten Passtraße durch den Pinienkranz bis auf 2200m und über dem Skidorf zur ominösen Schranke (dort auch Verpflegung). Ab hier gilt: Keine Autos!. Die Straße durch das Skigebiet und seine schroffen Schieferhänge wird nun schleichend schlechter. Ganz oben noch einige Meter Schotterpiste und dann ist es geschafft: 3396m ü. NN.
- der Veleta! In der Abfahrt nehmen wir ab dem NP-Zentrum für besonderen Flow die Hauptstraße, genießen die Tiefblicke und das Panorama der Sierra de Huétor im Norden, bevor wir auf etwa 1000hm nach Pinos Genil abzweigen. Spätestens ab jetzt sollte es wieder kuschelig warm werden :-). Entspanntes Ausrollen über Cenes hinab nach Granada. Der Veleta steht im Palmarès!
Von hagen306 – Von wegen "nur eine B-Version"! Die Variante nimmt den Weg über Monachil zum Purche und folgt ab dem Natuparkzentrum auf 1600m dem Verlauf der ersten Variante. Minimal sanfter, aber ebenso viel hinauf zum Veleta.
Von hagen306 –
Einen Rundfahrttag haben wir noch.
Wie immer steht Danys Bolide schon abfahrbereit vor der Hoteltür, während andere noch zum Frühstück schlendern. Wie immer werden wir auch gleich Koffertetris spielen beim Einladen in den "furgo". Es scheint, als wären die Taschen größer geworden. Und endlich wird mir klar, warum manche so lange Sporttaschen haben: Da passt genau ein Schinken rein! Immerhin scheinen die Reißverschlüsse luftdicht abzuschließen...
Fred nutzt die Gunst die Stunde, die Episode von Seufzer des Mauren zu rezitieren, während sich der Bus mit den Taschen füllt, und dann heißt es ein letztes Mal: Abflug! An der zweiten Ampel wird zwar nicht sofort bei Grün losgefahren, aber es gibt halt was zu sehen in Granada (wie immer?!?)!
Durch die karge Mandel- und Olivenlandschaft führt uns der Weg nach Jayena. Wie immer steht dort der Broilerwagen (für die alten Bundesländer: Grillhähnchen), und zwar von "Norbert und Söhnen" - das muss ein deutscher Aussteiger sein, dem es in der Kifferhölle von Orgiva (letzte Kommune Andalusiens) zu bunt wurde ob all der Dämpfe dort. Jedenfalls ist dahinter gleich eine Bar. Dany hat sich von der Nachbarbar noch ein - ja was eigentlich? - geholt. Wir einigen uns auf Hähnchen im Schlafrock, gönnen ihm das Croissant jedoch von Herzen.
Kurz darauf starten wir das Hase-und-Igel-Spiel: Fred folgt dem Heiligen Track, Gruppe 2 lässt erst alle weiterfahren und kürzt schändlicherweise auf anderer Straße ab. Pünktlich kommt sie noch vor dem Anstieg zum letzten Berg des Tages wieder auf die Heilige Strecke - und schön ist es, oben am Navazo das ungläubige Erstaunen in den Gesichtern der anderen zu sehen: "Wir sind allhier" :-)
Dem Heiligen Track folgt nun nur noch die Göttliche Abfahrt hinab nach Viñuela- 10km Schussfahrt, die sich so herrlich wie angestochen herunterkrachen lässt. Christian hatte da wohl was missverstanden: Sein Vorderreifen war schon oben angestochen mit einem Dutzend Dornen. also fix noch einen neuen Reifen drauf und runter. Fertigmachen zum Zielsprint - y ya está! Hasta la próxima, Sierra Nevada!
Epilog 1: Traditionell endet an dieser Stelle der gepflegte Blogunsinn der Sierra Nevada Umrundung, denn morgen werden wir noch den ganzen Tag mit Ausrollen, am Pool auf der Liege rumrollen und sonstigen Dingen zu tun haben.
Epilog 2: Jetzt schon an 2024 denken - der Termin steht, die Reihen füllen sich!
official:
Heute endet die eigentliche Rundfahrt. Den ersten Stieg bis zum Suspiro del Moro merken wir kaum. Gemeinerweise geht es weiter durch recht kahles Land hinauf bis zum "Doppelpass" am Cruze de Jayena. Oben zweigen wir nach Westen ab. Es wartet eine noch einmal völlig andere Landschaft, geprägt von Oliven und den Blicken auf die Gipfel der Sierra Tejeda und ihrer Schwestern am Horizont. Vorbei am türkis lockenden Bermejales-Stausee passieren wir Alhama de Granada, einen jener Orte, die in der Reconquista arg umkämpft waren. Durch moderates Terrain geht es bis Ventas de Zafarraya - und schon stürzen wir uns in die Schussfahrt ins Ziel in Viñuela direkt am gleichnamigen Stausee.
Geschafft! Beine hoch oder ins Wasser, Chillen an der Hotelbar, Wohlsein beim Betrachten des Sonnenuntergangs hinter den umgebenden Bergen sind angesagt!
Von hagen306 – Heute wagen wir uns noch einmal weit nach Westen bis in die Montes de Málaga. Kleine Straßen, erst böses Klettern nach Comares, dann moderater bis zum Puerto del León. Weiter geht´s zum Kaffee in Colmenar. Heldengeschichten den ganzen Tag, Ausrollen entlang des Viñuela-Stausee. (Auch kürzere Varianten sind möglich - ab Ríogordo könnten wir z.B. schnurstracks nach Hause - ca- 10km weniger). Y ya está! Hasta la próxima!
Von hagen306 – Heute darf es etwas moderater sein, oder? Wir drehen eine schöne hügelige Runde, natürlich zum Schluss um den Stausee herum und in Schussfahrt wieder zum Hotel.