Flüelapass (2383 m)

Der Flüelapass verbindet Davos (1560 m) im Westen mit Susch (1426 m) im Osten, und somit das obere Landwassertal mit dem Unterengadin. Der enge Passübergang mit dem dunklen Schottensee (Lai da la Scotta) liegt eingerahmt zwischen dem Flüela-Weisshorn (3085 m) im Norden und dem Schwarzhorn (3147 m) im Süden.

Die Beliebtheit des Flüelapasses leidet etwas unter seinen niedrigeren südwestlich gelegenen Parallelpässen, dem Albulapass und dem Julierpass, die die gleichen Täler verbinden und alle ebenso auf der Europäischen Hauptwasserscheide zwischen Atlantik und Mittelmeer liegen. Hier in den Alpen ist der Grat dieser wichtigen Wasserscheide auf der Übersichtskarte gut sichtbar. Er leidet deshalb, weil der romantische Albulapass in 99 % der Fälle in Richtung Engadin den Vorzug erhalten würde, und in Puncto Verkehr alle über den viel befahrenen Julierpass diskutieren. Der Flüelapass fällt bei dieser Diskussion irgendwie hinten runter; er scheint weder Fisch noch Fleisch. Nicht stark genug befahren, um sich über ihn aufzuregen, nicht schön genug, um mit der schmalen Straße über seinen direkten Nachbarn landschaftlich mithalten zu können. Nicht Teil der entsprechenden Diskussion ist sicherlich der nördliche Nachbarpass auf der Hauptwasserscheide: die Bieler Höhe, die nur über eine sehr lange Runde mit dem Flüelapass verbunden werden kann. Die Runde Albula-Flüela (114 km / 2.600 Hm) hingegen gehört zu den Alpenklassikern.

Der Autor möchte aber an die geneigten Leserinnen und Leser, Radfahrerinnen und Radfahrer apellieren, dem Flüelapass auch aus Richtung Nordwesten einmal eine Chance zu geben: Die Anfahrt aus Richtung Davos ist seiner Meinung nach jede Mühe wert, und das trotz der kehrenarmen Anlage der Straße. Man durchfährt aber sehr lang die Almstufe und hat damit auf langer Strecke ein hochalpines Erlebnis. Der Verkehr ist auch an Sommerwochenenden nicht gering, aber erträglich (letzter Selbstversuch: Samstag, der 12. August 2023), und die Straße ist ähnlich wie am Julierpass breit genug, so dass Konflikten kaum Raum geboten ist. Auf Nord-Süd-Strecken fällt die kürzeste Streckenwahl auch auf den Flüelapass, zum Beispiel auf der Strecke Bodensee-Luzisteig-Wolfgangpass-Flüelapass-Susch-Unterengadin-Zernez-Ova Spin-Ofenpass.

Außerdem kann der Flüelapass sogar mit einem Superlativ aufwarten: er liegt etwas weiter nördlich als der Sustenpass und ist somit der nördlichste Zweitausender der Schweizer Alpen. Weitere Zahlen: er ist nach Nufenen und Furka der dritthöchste innerschweizer Pass, die Grenzpässe Umbrail und Großer Sankt Bernhard nicht einberechnet.

Wir danken Tobi für die ursprüngliche, inzwischen überarbeitete Beschreibung.