Von Jan – Zugegeben – es gab schon schönere Etappen auf quäldich-Reisen. Eher war es eine der unattraktivsten. B2 nervig, Zirler Berg nett, alte Brennerpassstraße OK, Abfahrt durchs Eisacktal grauslig, fantastischer Caffè-Stopp in Italien und alle heile in Brixen angekommen. Ziel erreicht!
Richten wir also lieber den Blick auf den ganz normalen Grand-Tour-Wahnsinn. Heute um 2 Uhr schrecke ich aus dem Schlaf: Wir haben die Stangen der Beachflags in Berlin vergessen! Mit Mühe finde ich zurück in den Schlaf, nachdem ich einen verzweifelten Notanruf bei Daniel und Volker als unwirksam und somit überflüssig verworfen habe. Um halb sieben laufe ich zum Frühstück rüber. Vor dem Haupthaus des Hotels Haus Hammersbach wehen 2 Grand-Tours-Fahnen majestätisch in der sanften Morgenbrise. Volker hat sie schon aufgestellt. Daniel wusste, dass die Beachflags komplett sind. Tag gerettet. #bestesteamderwelt
Beim Frühstück erreicht mich der Notruf von Marco A. aus Z am Z. "Guten Morgen Jan. Hier ein Hinweis der Kategorie ,,aussergewöhnlich": Meine Zimmertür lässt sich nicht mehr aufschliessen, Notausgang geht in den Fluss. Der Hausmeister bemüht sich. Ich melde mich wieder um 0815. Gruss, Marco". Während wir mit diversen Studentenwohnheimtricks mit gezinkten Gabeln versuchen, sein Zimmer zu öffnen, montiert Sergej das erste Citec-Ersatzlaufrad bei Oleg, dessen Hinterrad wir schon von Berlin-Venedig kennen. Ein Hoch auf Citec! Die Brechstange des Hausmeisters befreit Marco aus seinem Zimmer. Er bekommt noch einen Kaffee, Gruppenbild, und los geht's mit nur 20 Minuten Verspätung. Es folgen 2 Platten auf den ersten 4 Kilometern. In der Abfahrt nach Telfs flattert Matthias' Rad zum Fürchten. Sergej ist sofort da, Steuersatz fixiert, Abfahrtsspaß garantiert. Sergej ist gerade auf dem Weg zu Rainer, der bereits 3 Schläuche zerstört hat bei dem Versuch, Marcos Platten zu flicken. Es handelt sich hier um Marco J. aus M. am R. An der Mittagsverpflegung im Peterbrünnl in Innsbruck treffen alle vier Gruppen defektbedingt zeitgleich ein. Was die Abläufe etwas verzögert. Als Gruppe 2 schließlich abfahrtbereit ist, versucht Sergej immer noch, Marcos Mantel auf die Felge zu ziehen. Er hat mittlerweile neue 80mm-Schäuche gekauft, von dem schnell der erste explodiert. Natürlich muss das Felgenband getauscht werden, aber auch mit dem neuen will der Reifen nicht ins Felgenhorn springen.
Es folgt der glorreiche Einsatz des ersten Cervélo-Ersatzrades, auf dem Marco endlich die Etappe fortsetzen kann. Danke an Cervélo für die schicken C3s! Seine Gruppe 2 ist da längst weg, auch Gruppe 4 ist schon los, aber die menschenfreundlichste aller Rennradgruppen wartet natürlich. Schließlich sollen alle Schäfchen per Rad nach Brixen kommen. Ziel erreicht. Und morgen eine schöne Etappe!
Und die schönsten Trikots der quäldich-Geschichte!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Und los geht unsere Fernfahrt nach Rom. Der Brenner ist nun wahrhaftig kein Pass, der große Jubelstürme hervorruft - da gibt es prestigeträchtigere Möglichkeiten, den Alpenhauptkamm zu überqueren. Doch unsere Devise lautet heute: Ab in den Süden. So schnell wie möglich auf die Alpensüdseite, denn der Weg nach Rom ist weit. Und deshalb halten wir am ersten Tag in Österreich nur für die Mittagspause, und fahren gleich durch bis Italien. Na ja, bis Südtirol nach Brixen, so groß wird der Kulturschock also nicht ausfallen; ein letztes Mal können wir schon noch auf Deutsch unser Abendessen bestellen.
Von Jan – Etappe 2 von Brixen nach Cortina d'Ampezzo liegt hinter uns. Episch? Sensationell? Extraterrestrisch? Oder einfach nur eine der schönsten Etappen in der Historie der quäldich-Grand-Tours?
Bei bestem Wetter starten wir heute in Brixen. Die erste Getränkeverpflegung steht schon nach 17 km an. Und 1170 Hm. Am Palmschoß. Wunderschön steigen wir aus dem Eisacktal mit fantastischen Blicken zunächst über Brixen, später über die Geislerspitzen. Runter, hoch zum Kofeljoch, runter, hoch zum Würzjoch. Wunderschöner Peitlerkofel. Sensationelle Bilder mit sensationellen Teilnehmern auf epischer Strecke.
Die Mittagsverpflegung im Gasthof Dasser in St. Martin in Taufers könnte besser nicht sein. Leckere Broccoli-Tomaten-Pesto-Orecchiette aus großen Schüsseln, Salatbuffet, Wasser, Saft, Caffè. Und stressfrei nach 32 Minuten wieder draußen. Und schon 63 Bilder bis zur Mittagsverpflegung für den Tagesbericht ausgewählt.
Ätzender Verkehr zwingt uns im Badertal in Einerreihe auf den Radweg. In Stern biegen wir zum Valparola ab. Diese Ruhe! Fantastische Blicke. Hinunter ins Val Badia, und auf die diversen Dolomitenwände, die ich mangels Bildung leider nicht benennen kann. Oben fahren wir in den Schnee, die Passhöhe ist in weiß getaucht. Emotionale Ankunft!
Und eine überraschende und willkommene Verpflegung wenig später. Richtig gutes Zeug!
Eine rauschende Abfahrt führt uns zum Schmutzbier nach Cortina!
Und keine Panne [ Sergej hat alle Teilnehmerräder Grand-Tour-tauglich gefixt ]! Sensationell. Episch. Vollausschlag beim Sahnerschen Etappenqualitätsfotoindikator: 1,25 für den Etappenbericht ausgewählte Bilder (107) pro Kilometer (85). Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute geht es dann so richtig los durch die Südtiroler Alpen. Die Etappe ist mit 85 Kilometern zwar ungewöhlich kurz für eine Grand Tour von quaeldich.de, hat es mit 3000 Höhenmetern dafür aber trotzdem in sich. Aber bei den herrlichen Alpenpanoramen des heutigen Tages wächst wohl auch jeder über sich hinaus. Es geht los mit dem langen Weg zum wunderschönen Würzjoch, inklusive zweier Vorpässe in Palmschoß und am Kofeljoch. Die Abfahrt führt uns ins Gadertal (Val Badia), also mitten hinein in die Dolomiten. Dem Tal folgen wir flussaufwärts bis Stern und haben dann mit dem Passo di Valparola noch einen zweiten langen Anstieg zu überwinden, bevor es hinab in den bekannten Wintersportort Cortina d'Ampezzo geht.
Von silvi – Bei kaiserlichem Wetter sind wir heute morgen gleich in den Passo di Giau gestartet. Das sollte ein fulminanter Auftakt zu einer langen Etappe werden. Danach erwarteten uns eigentlich ca. 60km bergab durch das Tal des Cordevole und dann des Piave. Es kam jedoch ein bisschen anders. Gruppe 1 vermeldete gesperrte Straßen und begab sich auf Erkundungstour für eine Umfahrung. In italienischer Manier haben wir in Gruppe 2 diese Gelegenheit gleich zu einem Espresso an der Bar genutzt. Die Umfahrung brachte uns ein paar zusätzliche Höhenmeter und Kilometer ein, was wir aber angesichts der herrlichen Aussicht (und dem Koffeindoping ;-)) gerne in Kauf nahmen. Da ahnten wir noch nicht, dass uns noch zahlreiche weitere unfreiwillige Stopover erwarteten - ohne Espresso an der Bar allerdings.
Um nicht durch die stark befahrenen Tunnel zu fahren, wollten wir dem Radweg am Fluß entlang folgen, dieser war jedoch durch umgestürzte Bäume blockiert. Also Kehrtwende und wieder zurück. Gruppe 1 hatte sich noch weiter vorgewagt, musste am Ende jedoch auch umkehren und ihre Räder wieder über die Bäume tragen. Dann eben doch durch den Tunnel. Das hätten wir vielleicht beim nächsten Tunnel auch einfach machen sollen - da waren die anderen Gruppen durchaus schlauer. Aber der Radweg war befahrbar. Nur hatten wir danach einen Defekt, der uns leider extrem lange Kopfzerbrechen bereiten sollte. An dieser Stelle sei gesagt, das altmodische Material ist eben doch manchmal das Beste! Milch gehört besser in den Kaffee oder ins Müsli, aber bitte nicht in den Reifen. Während wir in der glühenden Hitze warteten, sausten nacheinander alle anderen Gruppen an uns vorbei, erst 1, dann, 3, dann 4. Aber wir flickten immer noch. Als wir Sergej, unseren Mechaniker No 1 anriefen, vermeldete er, dass er in Gruppe 1 helfen müsse, die hätten einen Sturz gehabt. Das geht natürlich vor. Und zum Glück ist der glimpflich ausgegangen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es weiter, schön in Zweierreihe durchwechseln und schnell bis zur Mittagsverpflegung in Feltre. Dachten wir! Der zweite Reifen hat sich dann auch noch verabschiedet. Aber diesmal tauchte an der Kreuzung Sergej auf. Den hat der Engel geschickt! So wurde das Laufrad getauscht und Wasser aufgefüllt. Nun aber konnten wir endlich zur Verpflegung rollen. Der Magen hing uns mittlerweile auch schon in den Kniekehlen. Dort angekommen trafen wir dann ALLE anderen! Das Lokal war von Quäldich eingenommen. Die Gruppen wieder korrekt zu sortieren, klappte nicht ganz, wir waren doch extrem spät eingetroffen. So fuhren wir nun in 3, 1, 2, 4 wieder ab. Das mit dem Zählen müssen wir echt nochmal üben! ;-)
Und wie es sich für eine gute Quäldich-Mittagsverpflegung gehört, ging es danach auch schnell wieder rauf, und das nicht zu knapp, 28km bis oben, allerdings gab es immer wieder Flachstücke und sogar zwei kleine Abfahrten zum Erholen. Ich persönlich habe es extrem genossen, dort hochzufahren. Vielleicht sollte ich häufiger Spinat als Radfahrer-Verpflegung essen, was Popeye die Muckies in die Arme gezaubert hat, tat bei mir ähnliches mit den Beinen. Da waren mir die Rampen zwischendrin mit 17% fast egal. Aber den Monte Grappa wollten wir nun noch mitnehmen, bevor wir dann mit wunderschöner Aussicht auf die sich südlich anschließende Poebene in rasanter Abfahrt bis nach Bassano del Grappa sausten. Eine späte Ankunft nach einem landschaftlich wunderschönen, erlebnisreichen Tag!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf eine kurze Etappe folgt eine lange. Es geht gleich los von null auf hundert, denn mit dem Passo di Giau wartet ein weiterer wunderschöner Dolomitenpass auf uns, der dafür sorgen wird, dass uns am Morgen schnell warm wird. Dann folgen wir über etwa ast 60 km dem leicht abfallenden Tal des Cordevole und anschließend dem Piave, können hier also schnell Boden gut machen. Doch sollte man auf dem langen Flachstück nicht zu viel Kraft verschleißen, schließlich steht uns ja noch der 1745 m hohe Monte Grappa im Weg, der nochmal etwa 1600 Höhenmeter bedeutet, uns aber auch fantastische Ausblicke über die sich südlich anschließende Poebene ermöglicht. Haben wir dann die rasante Abfahrt gemeistert, ist es auch nicht mehr weit bis in den Etappenort Bassano del Grappa.
Von Jan – 175 km von Bassano del Grappa an die Adria. Aufgelockert durch drei kleine Stiche über die Colli Euganei, die nach 50 km vulkanischen Ursprungs aus der Poebene ragen. Die Aussicht auf den Sprung ins Meer und der Rückenwind schieben uns schnellstens über die vierzig ersten Kilometern zur Getränkeverpflegung, die auch den ersten Stopp darstellt. Die Strecke dorthin? Flach, unspektakulär, schnell. 3 Fotos auf 40 km. Zwei Italiener schließen sich uns an und sind begeistert über unser Projekt. Über die hupenden Autos sollen wir uns nicht aufregen, die seien eh verrückt. Sagen sie.
Und schon rollen wir auf die Colli Euganei zu. Drei tolle, teils sehr fordernde Anstiege lassen den Schweiß strömen. Eine rasante Abfahrt führt uns zur Mittagsverpflegung. Grandioses Essen. Diesmal Lasagne. Es läuft wie am Schnürchen. Ich liebe Italien. Die Stimmung ist super, alles läuft rund in allen Gruppen.
Danach wieder 50 km Einöde bis zur Getränkeverpflegung. Der Wind hat zugenommen, und Peter, René, Max, Berthold und Dagmar reiben sich in Gruppe 2 im Wind auf. Weitere Lokomotiven werden dazugeholt. Michael, Kai: verschlissen. Bei der Auswahl der Getränkeverpflegung haben wir uns besonders Mühe gegeben. Authentisch im Ruinenfeld einer aufgelassen wirkenden Wohnsiedlung. Die letzten 50 km werden dann deutlich interessanter, die Flüsse, Kanäle, Teiche und sonstige Gewässer nehmen zu. Leider erreicht uns die Information: Sturz in Gruppe 4. Eine Schulter schwer geprellt, ein Rad zerstört.
Wir nehmen raus, machen eine Eis- und Espressopause und baden 25 km später in der Adria.
Danke an Frank für die Begleitung ins Krankenhaus, und alles Gute dem Gestürzten, hoffentlich kann er übermorgen wieder aufs Rad. So sein Plan!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Flachetappe? Nun ja, das vierte Teilstück zwischen Bassano del Grappa und Lido delle Nazioni ist weitgehend flach, jedoch durchqueren wir auch die Colli Euganei, ein Hügelgebiet vulkanischen Ursprungs, das uns dann doch einen ein oder anderen Höhenmeter beschert. Wir beginnen mit etwa 55 km Anfahrt, durchqueren die Colli, und können dann 100 km flach zum Meer ausrollen. Und uns mit einem Bad in der Adria belohnen!
Von Jan – Sensationelle Etappe von der Adria in den Apennin. Kaum war die Kurbel umgedreht, waren wir schon an der ersten Getränkeverpflegung, und 50 km lagen hinter uns. Schlechter Belag, aber tolle Streckenführung, für lange Zeit auf dem Damm am Meer. Kaum hatten wir Daniel hinter uns gelassen, rollten wir auch schon in Forlì ein, wo uns Giampaolo vom Ristorante Scarpina nach allen Regeln der Kunst mit Insalata, Tagliatelle fatte in casa al ragù, dolce und caffè verwöhnte.
Trotz der flüssigen Abläufe ist es bei der Abfahrt doch schon deutlich high noon. Der Schweiß fließt in Strömen. In Meldola fahren wir auf die Nove Colli-Strecke, von der wir den zweiten Colle, den San Matteo befahren. Fantastische Blicke in die Crete-artigen Lehmhalden mit blühendem Ginster, Gerste, rollenden Hügeln. Schöner ist die Toskana auch nicht. Eine steile Abfahrt später und einige Kurbelumdrehung bergauf steht Sergej bei Daniel an der Getränkeverpflegung in Linaro, wo er gerade Ruperts neuen Lenker montiert. Der hatte sich heute morgen als gestern beim Sturz gebrochen herausgestellt, und Sergej hat in Forlì beim Radladen http://www.ciclineri.com/ alle Probleme gelöst. Kettenblattschrauben für Axels neues Rad. Eine Speiche für Benjamins Rad. Einen Lenker für Rupert. Und somit können morgen wieder zwei von drei Ersatzräder von Cervélo in den Besenwagen zurück. Wir hoffen natürlich, sie nicht mehr verwenden zu müssen, aber ein Hoch nochmals auf Cervélo für diese Räder. Heute waren alle drei im Einsatz!
Es steht nun noch der lange Anstieg auf den Spinello an, der großteils im Wald für 20 km bergan geht. Oben suchen wir vergeblich nach einem Caffè, um Marcos Unterkoffeinierung entgegen zu wirken. Das finden wir aber nach der nächsten Welle. Eine fantastische Abfahrt später warten wir auf Roger und Rainer. Roger hat ein Schaltröllchen verloren und wird von Rainer die letzten 4 Kilometer ins Hotel geschoben. Ein doppeltes Hoch auf Rainer! Und ein Hoch auf die Etappenplaner AP und majortom! Sensationelle Etappe!
Und wunderbarerweise völlig problemfrei!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die fünfte Etappe führt uns schließlich in den Apennin, das verkannte Hochgebirge, das das Rückgrat Italiens bildet. Zunächst geht es jedoch noch flach und parallel zur Küste, vorbei an Ravenna, und schließlich lange das Bidente-Tal hinauf. Während die Landschaft um uns herum immer gebirgiger wird, können wir uns schon mental auf die einzige Bergwertung des Tages einstellen: den Colle del Carnaio, der uns in den Etappenort Bagna di Romagna führt.
Von Jan – Richtig harter Tag von Bagno di Romagna nach Urbino. Murenabgang auf der einzigen Straße zum Fumaiolo. Hochgebirgskletterpassage. Auch für Daniel und Sergej ist kein Durchkommen, so dass Helena an der ersten Getränkeverpflegung an der Tiberquelle aushelfen muss. Abfahrt in den ersten Ort, Caffè für Marco und alternative Brunnenverpflegung. Nach rasanter Abfahrt und Gruppenverwiegung auf der Gemeindewaage folgen 700 Hm zum Passo di Cantoniera. in Carpegna überfordern wir den Wirt wieder durch zeitgleiches Eintreffen aller Gruppen, weil Gruppe 1 Pantanis Lieblingsberg schon vor der Mittagspause bezwungen hat: den Monte Carpegna. "Mi basta il Carpegna", sagte Marco Pantani. Ihm reiche der Monte Carpegna zum Training, um die Tour zu gewinnen. Claudia, René und Franz reicht der Carpegna nicht, zumindest nicht einmal. Sie fahren ihn zweimal, Pantanis Rennradhimmel.
Danach sollte es eigentlich Kräfteschonend bergab und leicht bergan nach Urbino gehen. Die Rüttelplatte des italienischen Bruchasphalts macht diese Kilometer zur Härteprobe. Jetzt Abendessen im historischen Zentrum der Weltkulturerbestadt Urbino.
Ist das der Himmel der Rennradfahrer?
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auch die heutige Etappe hat Königsetappenpotential. Verantwortlich ist auf dem Teilstück zwischen Bagno di Romagna und Urbino vor allem der Monte Carpegna. Noch nie gehört? Der Berg im nördlichen Apennin ist vor allem Fans des verstorbenen "Piraten" Marco Pantani ein Begriff. Pantani stammte aus der Gegend, und der Carpegna war sein Trainingsrevier, wo er sich für die langen Bergetappen von Giro und Tour vorbereitete. Ehrensache natürlich, dass auch wir den Carpegna heute erklimmen. Vorher geht es allerdings noch über den Monte Fumairlo, an dem der Tiber entspringt... Wir könnten von hier aus also auch dem Fluss bis Rom folgen. Tun wir aber natürlich nicht.
Von silvi – Heute gibt es mal einen Bericht aus Gruppe 1. Wir sind die, die dreimal am Tag vom ,,Coffee Stop" reden, aber nie einkehren und sich am Ende freuen, wenn sie das Wettrennen mit dem Mechaniker gewinnen.
Es erwartet uns der Monte Nerone mit seiner wunderschönen Aussicht. Bis dahin geht es wellig dahin, manchmal gibt es auch einen kleinen längeren Anstieg. Bei uns hat sich das Grupetto schon gut eingespielt, wir können sogar gemeinsam bergauf fahren - wenn wir denn wollen oder die Müdigkeit noch in den Knochen steckt und wir genügsam mit gleichmäßigem Tempo fröhlich quatschend hinauf kurbeln.
Bevor wir in den langen Anstieg nach Monte Nerone kommen, passieren wir einen kleinen Ort namens ,,Piano" und ich frage mich, was die Bewohner wohl zu uns sagen, wenn wir mit 60 Sachen hindurch donnern. Aber nun, wer baut auch einen Ort namens ,,Piano" an eine Abfahrt?
Mitten im Anstieg wartet nochmal Waterboy Daniel. Abkühlung ist auch dringend notwendig. Immer einen kühlen Kopf bewahren - gar nicht so einfach bei so wenig Löchern - im Helm!
Bei dem Tempo berghoch gibt es dann doch mal die Gelegenheit, die Landschaft zu genießen. Nach dem "strahlenden" Empfang an den RAI-Sendemasten am Gipfel geht es wieder retour in die Abfahrt, wo uns die anderen Gruppen entgegen kommen, bevor wir zum Mittagessen einkehren. Dieses hinterlässt einen seeeehr nachhaltigen Eindruck. Am nächsten Anstieg am Nachmittag fühlen sich die Gnocchi an, als hätten sie im Bauch einen riesigen Klumpen gebildet. Vielleicht stimmt auch einfach nur das Tempo-Gnocchi-Verhältnis nicht, was einige von uns mit verzweifelten ,,kürzer"-Rufen zu verbessern versuchen. Doch vorne scheinen die Mägen in Ordnung und wir werden nicht gehört, freuen uns dann aber auf die gekühlte Cola bei Waterboy Daniel. Aber wer ist nicht da: Sergej. Es steht jetzt 5 zu 3 - für uns natürlich. Sergej hat ein kleines Wettrennen mit Gruppe 1 am Laufen, wer erster bei der Verpflegung ist. Wir haben ja noch ein paar Tage, aber wir geben natürlich weiterhin unser Bestes.
Der Rückweg geht weiter wellig. Wir sind im Rennradfahrerhimmel in den Marken, wenig Verkehr, kleine Straßen, manchmal italienisch provisorisch geflickt, aber nun, irgendwas ist ja immer... ;-) Die letzten Kilometer nach Fabriano vergehen rasant schnell und sogar die Gnocchi schaffen es dann doch nicht mehr, sich zu wehren, in Energie umgewandelt zu werden. Puh! Ein hartes Stück Arbeit, aber geil!
Und heute Abend wartet der Spezial-Hammer von René auf die müden Radfahrerbeine. Wir geben alles, um auch morgen wieder mit so viel Spaß von der Partie zu sein, wenn es heißt ,,auf zur 8. Etappe vom Garmisch nach Rom".
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der Mone Nerone, Höhepunkt von Etappe sieben, kann mit keinem Pantani-Prädikat aufwarten, ist dafür aber ein Aussichtspunkt allererster Güte. Wir überqueren den Nerone nicht, sondern nehmen ihn als Stichstraße von Süden - über die Nordrampe meinte Nerone-Experte AP nur "Da magst du keine zahlenden Kunden hoch fahren lassen". Also umrunden wir den Nerone nach etwas Aufgalopp durch einsame Täler der Marken, und klettern dann etwa 1000 Höhenmeter am Stück. Das letzte Etappendrittel bis zum Zielort Fabriano bleibt dann hügelig.
Von Jan – Eine wundervolle Etappe durch Marken und Umbrien liegt hinter uns. Wir sind in Norcia, das 2016 schwer von Erdbeben getroffen wurde. Die Hotels sind noch nicht wieder aufgebaut, und so sind wir relativ unübersichtlich auf sechs Hotels verteilt, aber dank der engagierten Hoteliers vor Ort läuft alles äußerst rund, und wir hatten das für mich beste Abendessen unserer Tour. Die fast ausnahmslos alle richtig gut waren.
Nicht so rund liefs auf den Passo di Termine, der ziemlich steil ist, und auf Drecksasphalt. Auch runter läufts nicht rund. Ein Bremsplatten führt zum Sturz, zum dritten Mal auf der Tour kommt der Krankenwagen, was nicht nur mir ziemlich zusetzt. Zum Glück stellen sich die Hüftschmerzen als schwere Prellung heraus. Kurz darauf erreichen wir am Colle Croce erste Ausblicke auf die Campi Fioriti, auf die blühenden Blumenfelder der Monte Sibillini, die am schönsten hinter dem Passo di Gualdo sind. Den wollen wir heute befahren, und wir wissen, dass er am Sonntag wieder eröffnet werden soll. Nach den Erdbeben von 2016. Am Sonntag, und wir sind drei Tage zu früh. Gruppe 1 wird als Scoutingtrupp vorausgeschickt, und nach dem Mittagessen in der Vecchio Mulino erreicht uns direkt am Abzweig in Visso erreicht uns die Geheimdienst-Nachricht, dass die Bauarbeiter dem Stoßtrupp die Durchfahrt verweigert. Auch ein Telefonat des Capos mit dem Capo kann nichts daran ändern. Also rutschen wir über die Forca die Ancarano und erreichen Norcia mit atemberaubenden Blicken. Schmutzbier!
[ drei ausgwählten Teilnehmern (Jimi, René, Thomas) ist übrigens die Flucht durch die Baustelle gelungen! Vier weitere wählten die Schotterpassage über die Alm! Die Campi fioriti in der Hochebene von Castelluccio stehen noch nicht in Blüte! Trotzdem wunderschön dort oben! ]
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Königsetappe, die zweite. Oder die dritte, kommt ganz darauf an, wo man zählt. Es gäbe zwar kürzere Etappenvarianten zwischen Fabriano und Norcia, aber wir zitieren wieder mal Etappenplaner AP: "Es wäre eine Sünde, zur Zeit der fiorita nicht über die Piani di Castelluccio zu fahren." Fiorita? So bezeichnet man die Periode im Mai und Juni, wenn auf der Castelluccio-Hochebene an Passo di Gualdo die Blumen blühen und die Gegend in ein surreales Farbenmeer tauchen. Machen wir also!
Von Jan – Das größte Zimmer-Chaos aller Zeiten auf quäldich-Reisen scheint sortiert, wenn auch nicht alle Zimmer unserem Anspruch genügen. Die Etappe war der Hammer. Sella di Leonessa: mega. Diese Teilnehmer: mega. 8 bekommen neue Zimmer, 9 bleiben (!), 3 finden Asyl (!) in anderen Zimmern. Danke an alle!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der Monte Terminillo sollte zumindest Radsportfans aus Funk und Fernsehen bekannt sein, schließlich ist der Giro schon häufiger hier vorbei gekommen. Dank eines Skigebietes und der damit einher gehenden touristischen Infrastruktur haben wir heute auch eine kleine Bergankunft, wobei wir erst den zugehörigen Pass, die Sella die Leonessa, überqueren (übrigens der höchste asphaltierte Übergang des Apennin), und dann erst im Skigebiet einchecken. Davor schauen wir uns noch ein paar kleinere Pässe an - die Etappe ist dennoch kurz, und wir sollten unser Wellness-Resort am Terminillo so ausgiebig nutzen können, um die Beine für die morgige Tour d'honneur nach Rom zu lockern.
Tour d'honneur sagt man bei der Tour de France zur letzten Etappe, auf der das Gelbe Trikot traditionell nicht mehr attackiert wird - ob es einen entsprechenden Ausdruck auch im Italienischen gibt, entzieht sich unserer Kenntnis. Sei es drum, uns trennen noch 137 Kilometer von Rom, von denen die ersten 20 bis Rieti rasante Abfahrt vom Terminillo sind. Ein bisschen was wollen wir allerdings auch auf der letzten Etappe noch tun, und so fahren wir am schönen Lago del Torano vorbei und durch die Monti Lucretili, bis wir bei Tivoli das Umland der italienischen Hauptstadt erreichen. Von Osten her näheren wir uns der Stadt, und es wird sicher kein reines Vergnügen, sich zwischen hunderten von Fiat Pandas und Vespas durch den römischen Verkehr zum Kolosseum zu schlängeln. Aber wir sind immerhin mit dem Rennrad bis noch Rom gefahren, und da kann uns auch der Großstadtverkehr nicht mehr schrecken!