Von rainhart – Diese Tour hätte eigentlich einen ausführlichen Bericht jeden Tag verdient. Mir war es aber schlicht und ergreifend nicht möglich, diese wahnsinnigen Eindrücke in Worte zu packen. Die Reise vereint alles was das Radfahrerherz braucht:
- Einsame Straßen, die wohl schon seit Stunden keine Menschenseele mehr besucht hat.
- Wilde Landschaft mit tiefen Schluchten und reisenden Wasserfällen
- Rasande Abfahrten mit nagelneuer Asphaltschicht
- Schlaglöcher so tief, das ganze Laufräder darin verschwinden können.
- Weite Blicke in die Alpenkette
- das blaue Mittelmeer
- und natürlich die höchste asphaltierte Straße in den Alpen (Cime de la Bonette)
All das konnten wir an 7 Tagen intensiv aufnehmen. Gewürzt wurde die Reise mit herrlichem Wetter bei angenehmen Temperaturen und blauem Himmel.
Die Reise begann in Nizza am Flughafen. Den Autoverkehr der Großstadt ließen wir schon nach wenigen Metern hinter uns. Die Auffahrt zum Observatorium eröffnete herrliche Blicke auf Nizza und die Côte d'Azur. Wir beendeten mit einer Bergankunft. Und es sollte nicht die letzte bleiben.
Am zweiten Tag konnte der Col de la Sinne optional befahren werden. Dieser Abstecher lohnt sich wirklich, auch wenn es (für uns) nur eine Stichstraße war. Auf der Passhöhe wird man durch eine herrlich grüne Wiese und Brunnen mit frischem Quellwasser empfangen.
Die Fahrt auf den Lombarde haben wir uns offiziell für Tag 3 aufgehoben. Einige konnten es nicht erwarten...
Mit einem lauten Knall gab Uwe den Startschuss für Tag 3. Er selbst verpasste aber den Start und musste einen neuen Schlauch einziehen. Uns zog es nach Italien und der Asphalt werde zunehmend rauer. Auf der Abfahrt des Col de Morti hatten wir Angst um Mensch und Material. Zum Glück gab es keine unerwarteten Zwischenfälle.
Die Gesundheit unserer Teilnehmer hatte wohl doch etwas gelitten. Und so mussten drei Fahrer einen Tag Auszeit nehmen. Dies überforderte natürlich unseren Gepäcktransporter und die gute Seele unserer Unterkunft übernahm dankenswerter Weise den Transport zurück nach Frankreich. Im italienischen Niemandsland des Piemonts war einfach kein Taxi aufzutreiben.
Der steile Anstieg durch die Elvaschlucht entschädigte durch einen herrlichen Pass mit grünen Wiesen. Kaum zurück in Frankreich wurden auch die Straßen wieder besser und wir konnten die Räder auf Abfahrt des Col Agnel endlich wieder laufen lassen.
Offiziell trug der Tag den Namen Königsetappe. Wir sind jedoch der Meinung, dass diese eigentlich erst später kommt.
Der fünfte Tag war wieder etwas ruhiger. Der Izoard konnte überfahren, aufgefahren oder umfahren werden. Da unsere Gruppen unterschiedliche Taktiken wählten, trafen alle nahezu gleichzeitig bei der Verpflegung ein. Über den Col de Vars ging es nach Barcelonette. Wer noch Körner übrig hatte, vernichtete diese in der Auffahrt nach Pra Loup. Immerhin 20 Radlerwaden genossen im Skiort ein kühles Panaché.
Am sechsten Tag folgte die eigentliche Königsetappe. Es ging über 3 Alpenpässe. Der härteste sollte zuletzt folgen. Wir drehten die Runde daher kurzerhand rum. Somit blieb auch noch Zeit die lokale Küche zu genießen.
Der letzte Tag brachte uns über den Col de la Bonette zurück nach Nizza. Nichtmal ein starkes Gewitter konnte die Stimmung trüben. So viele glückliche und entspannte Gesichter im Zielhotel wünscht man sich immer.
quäldich-Reise Monumente der Südalpen
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Monumente der Südalpen vom 25. August bis 1. September 2018.
Von rainhart – „Bienvenue aux Alpes Maritimes!“ Die Seealpen heißen Seealpen, weil hier die Alpen auf die See treffen. Und weil das Meer so schön azurblau in der Sommersonne glitzert, nennt man das ganze auch Côte d'Azur. Hier hat man jetzt sofort das Bild vor Augen, wie sich schmerbäuchige Touristen in knappen Badehosen an überfüllten Sandstränden ihren Sonnenbrand holen. Nun ja, aber die Côte d'Azur ist mehr als das, bräunen lassen kann man sich auch auf dem Rad, wenn man in die Hügelwelt der Seealpen eintaucht. Unsere Tour beginnt entlang der bekannten Promenade des Anglais durch Nizza, doch dann geht es sogleich auf eine wunderschöne Küstenstraße nach Osten bis Menton. Richtig, das Menton, wo die Route des Grandes Alpes endet, wir zäumen das Pferd sozusagen beim Schwanz auf. Rückwärts gesehen sind die ersten beiden Pässe dieser Alpentraverse der Col de Castillon und der Col de Turini, Perle der Seealpen, wo wir heute auf dem Pass Quartier beziehen werden. Bergankunft am ersten Tag, was will man mehr...
Option: Sollte die reguläre Etappe noch nicht genug sein, lockt vom Col de Turini auch noch die Stichstraße nach L'Authion. Das bedeutet insgesamt 97 km / 3000 Hm.
Von rainhart – Es ist erstaunlich, wie schnell man den Rummel an der Küste hinter sich gelassen hat, wenn man in die Seealpen eintaucht. Hier ist Niemandsland – zu weit weg vom Meer für Badetouristen im Sommer, zu abgelegen für Skitouristen im Winter. Da wir ja auch immer auf der Suche nach einsamen Passstraßen sind, passt das ja. Wir beginnen morgens mit der vielleicht noch kalten Abfahrt vom Col de Turini und schließen sofort den Col Saint-Martin an, der uns ins Tinée-Tal führt. Diesem Tal folgen wir aufwärts und sind somit schon fast in der Anfahrt zum Col de la Bonette – doch diesen geografischen und landschaftlichen Höhepunkt sparen wir uns für den letzten Tag auf. Uns zieht es ins Piemont, und so nehmen wir die Auffahrt zum Col de la Lombarde in Angriff. Wer möchte, fährt heute schon ganz hinauf, um den Pass komplett an einem Stück gefahren zu sein, doch die Übernachtung ist heute im Skiort Isola 2000. Es gibt sicher schönere Orte, aber es winkt ein Abendessen mit Blick auf die über den Mercantour-Alpen untergehende Sonne...
Variante: Ein kaum bekanntes Highlight der Seealpen ist die Gorges de Cians mit ihren feuerroten Felsen. Auf einer längeren Variante kann man auf den Col St. Martin verzichten und vom Turini ins Var-Tal abfahren. Nach der sensationellen Cians-Schlucht ist noch der Col de la Couillole zu überwinden, bevor man wieder auf die reguläre Etappe stößt und den Schlussanstieg nach Isola 2000 unter die Räder nimmt. Bilanz der Variante: stattliche 137 km / 3200 Hm.
Von rainhart – Zugegeben, die zweigeteilte Lombare-Auffahrt war ein Coitus interruptus der übelsten Sorte. Heute gibt es den Schlussteil, der nun nicht mehr als Zubringer für Skitouristen dient und daher einen ganz anderen, einsameren Charakter hat. Es folgt die lange Abfahrt nach Vinadio, und wir folgen der Stura di Demonte flussabwärts. Eigentlich könnten wir in Demonte schon zum Colle dei Morti abzweigen, aber dann würden wir die schönste Auffahrt auf den Pass, nämlich die von Osten, verpassen. Und so fahren wir fast bis Cuneo, fast schon aus den Alpen heraus, um besagte Ostanfahrt angehen zu können. Wir erreichen zunächst den Colle d'Esischie, von dem aus wir den Morti sozusagen als Stichstraße erklimmen. Dann geht es nach Norden hinab nach Marmora. Da die touristische Infrastruktur hier sehr dünn ist, müssen wir uns heute mit einer weniger komfortablen Unterkunft begnügen und alle in Mehrbettzimmern schlafen – dafür kehren wir bei authentischen und sehr herzlichen italienischen Gastgebern ein.
Varianten: Wer die Beine ein wenig schonen möchte, kann statt der Ost- die Südauffahrt zum Colle dei Morti fahren, die allerdings nicht ganz so spektakulär ist. Die kurze Etappe hat 78 km / 2100 Hm. Für die Auffahrt zum Santuario die Sant'Anna di Vinadio gehen zusätzlich 5 km und 250 Hm drauf.
Von rainhart – Zwei Pässe, darunter der dritthöchste Pass der Alpen, 3200 Höhenmeter. Wenn das keine Königsetappe ist, was dann? Aber es ist eine traumhaft schöne Königsetappe mit zwei wunderschönen Pässen, abseits der üblichen Touristenströme. Es beginnt mit dem Colle di Sampeyre. Kehrseite seiner Einsamkeit ist, dass die Straßenqualität in den letzten Jahren stark gelitten hat, dennoch ist demütiges Staunen über die gandiose Alpenkulisse hier vorprogrammiert. Nach der Abfahrt nach Sampeyre geht es Schlag auf Schlag weiter, die Anfahrt zum Grenzpass Agnel beginnt. Hin und wieder fährt hier mal der Giro d'Italia drüber, aber wirklich bekannt ist der dritthöchste Pass der Alpen mit 2746 m Höhe nicht. Mit dem Passschild beenden wir unseren Ausflug nach Italien und kehren nach Frankreich zurück, wo wir in Molines-en-Queyras unser Nachtlager aufschlagen.
Von rainhart – Auch wenn der Izoard bei der Tour de France oft nur die zweite Geige spielt hinter dem Galibier oder gar Alpe d'Huez, ist er ein absolutes Must-have in den franzöischen Alpen. Wir haben das Glück, dass wir ihn heute von der schöneren Südseite befahren und im oberen Teil die karge Felswüste der Casse Desserte bestaunen dürfen. Hier müssen wir leider wieder umkehren und im Guil-Tal durch eine schöne Schlucht bis Guillestre fahren. Der Col de Vars will noch überwunden werden, bevor wir für zwei Nächte in Barcelonnette einchecken.
Option: 600 Hm mehr bietet die Stichstraße nach Super-Sauze.
Von rainhart – Heute mal keine Koffer packen, ein ungewohnter Luxus. Wir bleiben noch eine Nacht in Barcelonnette, eröffnet uns dieses Arrangement doch die heutige „Traumrunde der Südalpen“. Es wird hart, drei Pässe stehen auf dem Programm, aber diese Runde will man nicht missen. Es beginnt mit dem Col d'Allos, den wir auf der schönen, wilden Nordrampe befahren, und der in der Morgeneuphorie sicher noch flüssig weggequetscht werden kann. Lange Abfahrt nach Colmars, und mit dem Col de Champs wartet die zweite Herausforderung auf uns. So gelangen wir nach Saint-Martin, und jetzt heißt es mit den Kräften haushalten, denn der Col de la Cayolle wird uns nochmal komplett fordern, insbesondere wenn die Beine müde sind. Doch am Abend, zurück in Barcelonnette, werden wir uns gegenseitig auf die Schultern klopfen und das stolze Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.
Variante: Wem der Sinn nach einer kürzeren Tour steht, der fährt entweder Cayolle oder Allos als Stichstraße. Das hübsche Städtchen Barcelonnette ist auch einen halben Ruhetag wert!
Von rainhart – Nizza ruft. Das Mittelmeer ruft. Doch einen Pass haben wir uns auch noch für den letzten Tag aufgehoben, und es ist nicht irgendeiner, es ist der höchste der gesamten Woche. Wir ersparen uns hier die Diskussion über das Prädikat ,,Höchster Alpenpass", denn das ist nicht die Cime de la Bonnette, denn sie ist streng geografisch kein Pass, sondern nur eine zusätzlich erbaute Schleife, um eben dieses Prädikat zu erschwindeln. Tatsache ist jedoch auch, dass die Landschaft absolut grandios ist, und man sich mit den Gipfeln der Mercantour-Alpen auf Augenhöhe wähnt. Und höher hinaus kommt man eben nicht in den Westalpen. Steht man oben auf der Cime de la Bonnette, dann hat man die Gewissheit, dass es nur noch bergab geht. Von 2800 Metern Höhe auf null Meter Höhe - auf Meereshöhe im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Etappe und die Monumente-der-Südalpen-Tour wird garantiert mit einem Bad im Mittelmeer enden.