Ein strahlend blauer Himmel empfing uns am Morgen. Entsprechend freudig füllten wir die Flaschen auf und bunkerten Proviant in Form von Bananen und Müsliriegeln.
Auf einer kaum befahrenen Straße, streckenweise durch schattenspendenden Wald, konnten wir relativ entspannt dem Col du Pre entgegen radeln, jeder in seinem Tempo. Oben angekommen bot sich dem Auge ein herrlicher Ausblick auf die Bergwelt. Unter uns lag glitzernd der Stausee, im Hintergrund war der Mont Blanc heute klar zu sehen und den Aufstieg zum Cormet de Roselend konnten wir auch schon erkennen.
Unsere Wirtin hatte uns bzw. die Fahrerinnen bereits am Vorabend vorsorglich davor gewarnt, mit dem Anhänger die Straße zum Col du Pré hochzufahren. Es gäbe sehr enge Kurven. Martina und Sieglinde, die den Ratschlag befolgt hatten, warteten bereits am Stausee auf uns. An dieser Stelle muss die Arbeit unserer beiden Begleiterinnen gewürdigt werden. Nicht nur, dass sie das Fahrzeug samt Anhänger sicher bergauf, bergab gesteuert haben. Darüber hinaus mussten sie einkaufen, Rastplätze aussuchen, Bänke und Tische aufbauen und und und. Nebenbei noch die Launen der Radler aushalten, denen die Strecke bis zur Mittagspause zu lang war, denen das Fahrzeug zu spät am Pass oben war und und und. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Sie meisterten das alles überwiegend klaglos und trugen damit wesentlich zum Gelingen der Unternehmung bei.
Wenn wir gerade bei Danksagungen sind: zu würdigen sind auch unsere Photographen, die immer wieder angehalten haben, um die schönsten Ausblicke und Momente einzufangen, während die Anderen mit schweißverklebten Augen nur die Fahrbahn oder den Gipfel im Blick hatten.
Nach kurzer Rast am See machten wir uns auf die Socken, hoch zum Cormet du Roselend. Über eine Hochalm erreichten wir die Passhöhe. Auf dem Beweisphoto sieht man lauter fröhliche Gesichter, kein Wunder bei diesem Spitzenwetter. Auf der Abfahrt nach Bourg-St-Maurice konnten wir die Beine hängen lassen. Ab Bourg begann bereits der Aufstieg in die obere Tarentaise in Richtung Val-d’Isère. Für Abschnitte im Wald waren wir sehr dankbar, die Hitze im Tal machte uns doch zu schaffen. Die Trinkvorräte gingen zur Neige, jeden Rastplatz suchten wir nach unserem Begleitfahrzeug ab. Einige Tunnels vor Val-d’Isère tauchte es endlich am Straßenrand auf. Das Feld der sieben Radler hatte sich weit auseinander gezogen, nach und nach kamen wir wieder auf Sollstärke. Die Plätze im Schatten waren heiß begehrt, von hier aus hatten wir einen herrlichen Ausblick auf die Berge.
Auch die schönste Rast hat einmal ein Ende. Mehr oder weniger lustvoll schnappten wir unsere Räder. Vor uns lagen noch einige kurze Tunnelpassagen, die aber problemlos zu befahren waren. In Val-d’Isère konnten wir bereits einen Blick in Richtung letzte Bergwertung des Tages werfen, die Straße hoch zum Col de l’Iseran. Karosserien glitzerten in der Sonne, zeigten uns den Höhenunterschied zwischen uns da unten und denen da oben. Und das war nur der erste Teil. Es half aber alles nichts, weiter machen! Jeder suchte seinen Rhythmus, es bildeten sich wieder kleine Grüppchen, Hans-Dieter fuhr wieder vorne ein einsames Rennen. Dafür musste er sich oben am Pass am längsten den kalten Wind um die Ohren pfeifen lassen. Schutz boten nur die kleine Kirche und die Straßenböschung.
Wir zogen deshalb den Aufenthalt nicht unnötig in die Länge, sondern suchten in der Flucht unser Heil. Wir hatten noch einige Kilometer bis Lanslebourg, unserem Etappenziel, vor uns. Über Bonneval-sur-Arc und Bessans, im Tal der Arc, pedalierten wir in kräfteschonender Gruppenfahrt dem Col de la Madeleine entgegen, einem kleinen Hügel, den man nicht mit dem sagenumwobenen Col de la Madeleine verwechseln sollte. Das war die letzte Prüfung vor der verdienten Abend- und Nachtruhe. In unserer Herberge bekamen wir ein köstliches Abendmahl serviert.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren