Von robert89 – Wir klettern von Meereshöhe auf den 1949 m hohen Pico de las Nieves. Wir sammeln Kehren am kurvig-schönen Tauropass, dem wohl schönsten Pass auf den Kanaren und quälen uns durch die Barrancos im Tal der Tränen hinauf. Dazwischen erwarten uns berauschende Abfahrten, tolle Aussichten auf die majestätischen Roques von Gran Canaria, Cafépausen in kleinen Bergdörfern und einmal pro Etappe das leckere Buffet mit geschmierten Schnittchen von unserem Alex!
Ob im grünen Norden, auf den Routen der Inselklassiker im Süden und Osten oder die spektakuläre Küstenstraße hoch über dem Atlantik im Westen. Mit unseren Rennrädern werden wir auf sechs besonders abwechslungsreichen Touren und einem optionalen Prolog nahezu die ganze Insel kennen lernen!
Von Pocatky – Da sind wir heute hin, ganz hoch, in die Wolken durch die Wolken, im Landeanflug aus ganz Europa, die doch seit zwei Tagen eine ganz andere ist. Und auch wenn es schwerfällt, in einen Linienflieger zu steigen, wenn in Europa, je nach, wo man herkommt, praktisch vor der Tür Krieg herrscht, so hoffen wir auf die Wolken, denn ,,alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen".
Aber wir hoffen auch auf Sonne und Frühling und auch wenn uns Gran Canaria nicht mit Regen wie vorhergesagt, sondern nur mit Wind und bewölkten Himmel begrüßt, sinken die Temperaturen mit jedem Höhenmeter zu unserem Hotel in den Wolken und bei 1.518 m sind wir im Hotel gefüllt beim Gefrierpunkt bei 0 Meter Sicht angekommen. Der starke Wind lässt zwar immer mal die imposante Landschaft durchblicken, aber als wir dann um 17 Uhr zur kurzen Einroll- und Kennenlernrunde mit unseren Leihrädern starten, wird alles angezogen, was die Koffer und Taschen hergeben, von ,,kurz kurz" sind wir weit entfernt. Dass es erstmals in den Anstieg geht, super, wir tauen auf, eine im Roadbook angekündigte ,,wunderbare" Aussicht existiert nicht, wegen Wolken heute geschlossen, durchfahren Kiefernwälder, erfrieren in der Abfahrt und im höchsten Bergdorf der Insel Artenara kommt die Sonne kurz raus und taucht die wunderschöne Landschaft in ein traumhaftes Licht. Dann gewinnen durch den Wind die Wolken wieder die Oberhand und es geht in den Anstieg zum Hotel - zum ersten aber nicht zum letzten Mal diese Woche. Es ist gegenwindig, steil, sehr steil, Gänge fehlen, mal nur gefühlt, mal wirklich und dann sind wir oben. 26 km und 680 hm, die Zahlen sprechen für sich. Schmutzbier gibt es nicht, daran müssen wir noch arbeiten, alle wollen schnell unter die warme Dusche.
Es folgen Abendessen, erste Besprechung und die Entscheidung, morgen in den Süden der Insel zu fahren. Dort sollen es angeblich 22 Grad werden, kaum vorstellbar. Aber so ist die Welt in diesen Tagen, das unvorstellbare passiert.
* Reinhard Mey, veröffentlich 1974
ursprüngliche Etappenbeschreibung
Unsere etwas längere Einrollrunde am Anreisetag führt vom Cruz de Tejeda zunächst auf kurzer Strecke noch einige Meter hinauf bis auf den Bergrücken des Moriscos. Nach drei Kilometern erreichen wir kurz hinter dem Hochpunkt eine wunderbare Aussicht. Hier gibt es bei gutem Wetter eine Sicht über die nahezu gesamte Caldera von Tejeda und auf die bekanntesten Roques von Gran Canaria: Roque Nublo und Roque Bentayga. Beeindruckend! Wir rollen auf dem Höhenzug weiter, durchfahren Kiefernwälder und gelangen nach einem kurzen abschüssigen Abschnitt bald auf die Straße, die uns immer am Hang entlang bis nach Artenara führt. Ein kleines authentisches Bergdorf - keines liegt höher auf Gran Canaria! Wir halten uns weiter links und fahren leicht abschüssig und entlang mächtiger Felswände am Rand der Caldera wieder zurück. Dafür müssen wir am Ende noch hinauf zum Cruz de Tejeda klettern. So wollen wir es.
Von robert89 – Unsere kurze Einrollrunde ist für alle, die erst am späten Nachmittag ankommen und dennoch vor dem Abendessen noch auf das Rad möchten.
Vom Cruz de Tejeda fahren wir die kurvige Abfahrt Richtung Tejeda hinab. Wir halten uns im Kreisverkehr links und gelangen direkt nach Tejeda, wo wir die nächsten Tage noch einige Male entlang fahren werden. Der Track führt bis zur Dulceria Nublo. Eine Empfehlung von Jan! Hier gibt es leckere Süßwaren, guten Café und eine tolle Aussicht auf Roque Bentayga und Roque Nublo (links). Doch bevor die Sonne unter geht, machen wir uns wieder auf den Weg zum Parador und nehmen dafür die leichte Rollervariante hoch zum Cruz de Tejeda. Denn die nächsten Tage werden noch anstrengend genug...
Von Pocatky – ... wurde gestern Abend an unserem Tisch beschlossen, 2.200 hm sollten das heutige Ziel sein. Aber heute morgen sprechen sogar zwei Gründe dafür, nicht loszufahren - nicht nur das Wetter, kalt nass, leicht tröpfelnd, sondern auch Timos 1 (Berlin) Erkenntnisgewinn von gestern. Nach der gestrigen Heldentat wurde die Tour von seinem Garmin nicht gespeichert. Und ,,ist es nicht bei Strava, ist es nicht gefahren". Eine Expertengruppe wurde sofort eingerichtet, um es zu lösen, was dann doch sehr schnell ging. Einfach die Tour von Timo 2 (Oerlinghausen) kopieren und Strava-Profil ist gerettet. Aber dies bietet doch viele Möglichkeiten - z. B. nicht fahren, SPA-Nutzung mit anschließendem Kopiervorgang, besser gleich von jemanden aus der Gruppe 1.
Aber Punkt 9.30 stürzen sich wieder einige Eskimos in die Abfahrt in den Osten der Insel, nach 20 Minuten wird der Blick in die Landschaft weiter, die Wolken weichen, wir suchen die grüne Tankstelle, an der wir warten sollen (ohne Erfolg) und machen uns für den Pico de Bandama warm. Im Roadbook wurde er als ein ,,erstes kleines Etappenhighlight mit einer Stichstraße, auf der wir uns in einer über 1.000 Grad-Linksspirale zum Gipfel schrauben". Haben wir nicht verstanden, sind deswegen hingefahren, Gruppe 3 hat ihn gleich rausgelassen, richtige Entscheidung. Denn manchmal sind diese Beschreibungen wie Weinbewertungen. Bei denen frage ich mich manchmal, wie viele Flaschen muss man getrunken haben, um ,,Aromen von Äpfeln, Birnen, Kräutern und Nüssen, lebendige Säure, Mineralität und Schmelz sowie einen harmonischen Abgang zu spüren?" Und wie viele Berge muss man hochgefahren sein, um eine Erhebung mit schlechtem Asphalt mit einfacher Straße einmal drum rum als ,,Highlight" zu preisen? Um in der Terminologie zu bleiben - es folgen ein Paar anspruchsvolle kurze Bergintervalle, bevor wir in Telde einfallen, alle Gruppen fast gleichzeitig, und die örtliche Gastronomie an ihre Grenzen bringen.
Aber dann geht es an unsere Grenzen. In Telde ,,haben wir unser Abfahrtsbudget fast vollständig aufgebraucht" (Roadbook) und es geht in den doch täglichen ,,Nachhauseanstieg". 500 hm und 10 Kilometer sind es erstmals noch zu Mittagspause, Timo 2, Alex (unser) und die aus der Gruppe 1 strafversetzten Alex und Tore ziehen einen Bergsprint an, der bei einigen zu Sprachlosigkeit führt (vertraulich aber der Redaktion bekannt). Bei der Mittagspause bei Alex entsteht leider keine Gemütlichkeit, trennen uns doch noch fast 1.500 hm von einer warmen Dusche. Es geht in den Berg. Frau, Mann gegen den Berg, gegen den Wind, der Anstieg zieht sich. Wunderschöne Straße, laut Hendrik neu geteert, wenn sie nicht so steil wäre. Nicht so schrecklich steil, kaufmännisch gerundete 20% steil - auch wenn im Roadbook drinsteht ,,wir lassen die schmerzhaften Rampen weg". Bei wieviel Prozent fangen denn bei den Autoren die Schmerzen an? Bei 28% Steigung? Uns haben bereits die 20% gereicht, nicht nur einmal und vor allem auch längere Passagen. Die Landschaft ist wunderschön, ,,die Natur wird immer grüner, nur wir werden grauer" (Roadbook). Was wollen uns die Autoren damit sagen, kommt am Ruhetag der Quäldich.de Hausfriseur vorbei?
Und dann sind wir da, die Sonne scheint, wir sehen endlich, wo wir seit Sonntag wohnen. Zwar sind wir grau, nutzen - vielleicht gerade deswegen - das SPA oder schauen dem wunderschönen Sonnenuntergang zu. Bis zur nächsten Rampe. Morgen früh.
ursprünglicher Etappenbericht
Auf der ersten Etappe möchten wir Euch gleich den höchsten Berg der Insel präsentieren. Der Pico de las Nieves ist nicht nur der höchste Rennradberg der Insel, sondern seine Ostauffahrten gehören auch zu den längsten Anstiegen. Doch zunächst rollen wir vom Cruz de Tejeda bergab nach Santa Brigida. Sanfte Gegenanstiege erwärmen unsere Muskeln für den Pico de Bandama. Erstes kleines Etappenhighlight. Denn auf der Stichstraße schrauben wir uns in einer über 1000 Grad-Linksspirale bis zum Gipfel. Das nächste Ziel ist der Ort Telde. Hier haben wir unser Abfahrtsbudget für heute fast vollständig aufgebraucht und können das mit einem ersten Caféstop feiern. Nun geht?s zum Pico de las Nieves. Wir wählen dafür die schöne Auffahrt ab Telde und lassen die schmerzhaften Rampen weg! Kurz hinter Cazadores wird Alex sein Buffet für uns anrichten. Die karge Landschaft weicht, die Natur wird immer grüner, nur wir werden grauer. Deswegen: kurz vor dem Gipfel den Linksabzweig nicht verpassen (Pozo de las Nieves)! Wir hoffen auf Panoramawetter. Vom Pico gibt es schönste Ausblicke über Gran Canaria und rüber bis zum Teide nach Teneriffa! Zum Hotel ist es nicht mehr weit.
Von robert89 – Auf der ersten Etappe möchten wir Euch gleich den höchsten Berg der Insel präsentieren. Der Pico de las Nieves ist nicht nur der höchste Rennradberg der Insel, sondern seine Ostauffahrten gehören auch zu den längsten Anstiegen. In der Plusvariante fahren wir die härteste aller Varianten und verzichten deswegen auf den Pico de Bandama. Wir rollen direkt nach Telde und noch weiter hinab Richtung Flughafen. In Carrizal sind wir fast auf Meereshöhe angelangt. Landschaftlich gibt es hier keine Preise zu gewinnen. Deswegen flüchten wir in den 27 km langen Anstieg auf den Pico de las Nieves. Ein Monument, das ab Pasadilla für einige Flüche sorgen wird. Sind die steilen Rampen geschafft, kommen wir in Cazadores auf den ?normalen? Anstieg und können am Buffet auftanken und den restlichen Anstieg mehr genießen. Auch hier gilt: kurz vor dem Gipfel den Linksabzweig nicht verpassen (Pozo de las Nieves)! Wir hoffen auf Panoramawetter. Vom Pico gibt es schönste Ausblicke über Gran Canaria und rüber bis zum Teide nach Teneriffa!
Von Pocatky – Was kann dieses Jahr noch kommen? Nach diesem einfach wunderschönen Tag mit tollen Menschen, bestem Wetter, guten Beinen, einer Strecke, die Highlights für eine Woche geboten hätte? Mit Dankeshupern, überlegendem Guiding, einer Mittagspause im Park, Verpflegung an der Strecke? Mit tollen Gesprächen, die 2.000 hm vergessen ließen und Schmutzbier zum Abschluss?
Nicht viel, sein wir ehrlich. Anfangs haben wir auch mal gehadert, mit der Insel, mit dem Wetter, haben uns dahin gesehnt, wo wir es kennen. Aber heute haben wir gelernt, dass es sich lohnt, mal einen Schritt zur Seite zu tun, den Blick weiten, um zu sehen, was uns sonst verborgen geblieben wäre. Und wir hätten viel verpasst. Eine spektakuläre Küstenstraße. Rechts das Meer, links der Felsen, wir mittendrin, 16 km, die nie enden mögen. Tal der Tränen, welches seinem Namen alle Ehre macht. Skurrile Landschaft, Einsamkeit und Serpentinen. Ein schmales Sträßchen in einem ständigen Auf und Ab durch eine atemberaubende Felsschlucht, wir mittendrin. Ohne eine einzige Träne. Sicht auf unser Hotel von Artenara hoch, wunderschöne Auffahrt. Schmutzbier.
115 km mit 3.119 hm. Wir möchten keinen einzigen missen.
ursprünlicher Etappenbericht
Heute steht eine besonders spektakuläre Etappe an. Wir streifen zu Beginn durch die Höhen des grünen Nordens. Bei km 12 biegen wir scharf rechts auf die GC-220 ein und rollen bis in das Küstenstädtchen Agaete hinab. Jetzt wird es gigantisch! Mit atemberaubenden Ausblicken hoch über der schroffen Atlantikküste pedalieren wir durch den äußersten Westen der Insel. Hinter El Risco verlassen wir notgedrungen die Küstenstraße (der weitere Verlauf ist gesperrt) und durchfahren den langen Tunnel. Wir gelangen so ziemlich bequem bis La Aldea, wo wir uns auf die Verpflegung freuen können. Es sei jedem angeraten, die Trinkflaschen gut zu füllen. Denn das Tal der Tränen, das uns hinauf in die Berge bringt, ist wild und einsam. Die Fahrt durch die vielen verzweigten Felsschluchten kann heiß und sehr anstrengend werden. Erst im oberen Teil wird der Anstieg etwas lieblicher. Am Rand der Caldera de Tejeda fahren wir wie beim Prolog zurück zum Hotel. Wir nehmen heute aber die flachere Variante, denn die haben wir uns verdient!
Von robert89 – Die Plusoption ist bis ins Tal der Tränen identisch mit der normalen Etappenvariante. Wem das Tal der Tränen nicht genug ist, kann sich an der noch steileren Variante probieren und bei km 84 rechts abbiegen. Hier wird dein unersättlicher Hunger auf steile Rampen gestillt werden. Die Straßen sind noch etwas rauer, die Rampen mit über 20 Prozent so steil, dass der runde Tritt ganz weit weg ist. Aber landschaftlich kann diese Variante durchaus mithalten und weiß mit den Blicken auf Roque Bentayga auch zu begeistern. Auf der Höhenstraße rollt es dann bis Tejeda, wo sich ein letzter Pausenstop anbietet. Hier kann man über den Tag sinnieren: Berge und Meer. Was wollen wir mehr?
Von Pocatky – Wir sind uns sicher, Timo und ich, zu Hause würden wir das Haus, das Zimmer, das Bett nicht verlassen. Es nieselt, Sicht aus dem Fenster beträgt weniger als 3 Meter, ein kurzer Aufenthalt auf der (Nicht-) Aussichtsterrasse des Hotels führt zu Erfrierungen, wir sind im tiefsten Winter angekommen. Auf Gran Canaria. Bereits beim Frühstück wird Thermounterwäsche getragen, die Laune nähert sich den doch sehr winterlichen Temperaturen und auch der Kaffee weckt nicht unsere Lebensgeister - bei seiner Stärke an sich verwunderlich. Aber wir sind zum Rennradfahren hier, versuchen den Temperaturen mit der Kleidertaktik ,,All you have with you" zu begegnen und stehen um 9.30 Uhr zur Abfahrt bereit. Zu spät kommen wird nicht gerne gesehen, unter den gefüllt 7 Schichten fängt man wartend in der Hotellobby doch sehr schnell an zu schwitzen. Aber ist es denn gut, dem Druck der Gruppenreise nachzugeben, was hätten wir verpasst? Und was hätte unsere Entscheidung bestätigt, wären wir doch im Hotel geblieben?
- wir hätten den wunderschönen kurzen Moment verpasst, nach 10 Kilometern mit Nieselregen, mit einer Sicht unter 10 Metern das erste Mal ein Stück vom blauen Himmel zu sehen.
- wir hätten den Moment verpasst, wenn nach 15 Kilometern nur noch der blaue Himmel zu sehen ist, Kathrin ihr erstes ,,Höschen" auszieht, es sollten noch mehrere kommen.
- den Beleg dafür, dass statistisch belegt werden kann, dass die Laune eines oder auch mehrerer Menschen mit steigenden Temperaturen nachhaltig und dauerhaft steigen kann.
- die Bestätigung dafür, dass es möglich ist, innerhalb von einer Stunde die Jahreszeiten zu wechseln, vom tiefsten Winter in den Hochsommer.
- die Blicke der uns entgegenkommenden ,,kurz, kurz" Rennradfahrer, die sich fragten, warum ohne vorliegende religiöse Gründe vollständig vermummte Menschen Rennrad fahren.
- eine schöne Pause an der Promenade mit dem ersten Eis des Jahres und der Überraschung darüber, dass Regenjacke, Beinlinge, Armlinge, Mütze, Buff, Überschuhe, Handschuhe, Windjacke in die Taschen des Trikos (eines einzigen) passen, die Temperaturen betragen inzwischen 26 Grad.
- den (leider erfolglosen) Versuch von Stefan, uns den belgischen Kreisel beizubringen, um kreiselnd die Pause bei Alex schneller zu erreichen.
- eine leckere, mit tollen Gesprächen begleitete Pause, die zu verlassen uns doch sehr schwerfiel, warteten doch noch 2.200 hm auf uns.
- den wunderschönen Anstieg nach Soria, mit dem der ,,Nachhauseanstieg" den Anfang nahm und uns auf schmaler, an einigen Stellen doch gravelartiger Straße zum Alto del Salto führte.
Wir hätten aber natürlich gerne auch auf einiges verzichtet:
- auf den ersten und hoffentlich auch letzten Sturz der Reise - gute Besserung weiterhin!
- die Entscheidung, alles o. g. aus den Taschen des Trikos bei der Pause bei Alex im Bus zu lassen.
- auf die Windböen, die auf den letzten 25 km im Anstieg diesen noch schwerer machten.
- die Bestätigung dafür, dass es möglich ist, innerhalb von 15 Minuten die Jahreszeiten zu wechseln, vom Hochsommer in den tiefsten Winter und dies auf den letzten 15 Kilometern.
- auf die Erkenntnis, dass alles, was uns vorm Erfrieren retten kann, im Bus liegt und man mit erfrorenen Fingern nicht gut schalten kann.
- auf die Bestätigung, dass man mit einer beschlagenen Brille nicht gut sehen kann, auch wenn in dieser Nebelsuppe die Sicht nur 5 Meter beträgt - aber die wären schon toll.
- auf den Wunsch, endlich, bitte, bitte, im Hotel zu sein, um die unteren und oberen Extremitäten wieder zu unserem Körper zugehörig zu spüren.
Und dann sind wir da, im Hotel, es nieselt immer noch, als wären wir nie weg, machen den einzigen Sprint des Tages Richtung Dusche, verbleiben dort einige Stunden und schwelgen beim Abendessen in Erinnerungen an unsere heutigen Heldentaten. Und so war unser Tag - eine einzige Heldentat auf dem Rad.
* ,,Buddy" aus Berlin und ,,DJ The Wave" aus Österreich.
ursprünglicher Etappenbericht Über Ayacata und den Cruz Grande umkurven wir das Bergmassiv von Tirajana und nehmen in San Bartolomé Kurs nach Süden. Der Degollada de la Yeguas bietet einen vorerst letzten schönen Blick in die Berge. Wir rollen in den Ballungsraum der Playa del Inglés und von Maspalomas ein. Eine andere Welt, aber wir sind tapfer und schaffen es bis zum südlichsten Punkt Gran Canarias. Am Leuchtturm haben wir ein große Auswahl an Cafés. Dem Trubel an der Promenade lassen wir hinter uns und fahren an der Küstenstraße nach Westen, biegen nach 10 km wieder ins Hinterland ab und rollen annähernd flach zum Pausenpunkt. Aus dem Tal kommen wir nun nicht ohne eine Kletterpartie heraus. Der Anstieg nach Soria ist einer der bekanntesten auf der Insel. Mitten im Anstieg zweigen wir links nach Tejeda ab, um auf schmaler Straße hoch zum Alto del Salto del Perro zu gelangen. Der weitere Weg zieht sich bis Ayacata und über den Cruz de Los Llanos zurück zum Hotel. Doch ein Wunder, die letzten Kilometer führen sogar hinab!
Von robert89 – Die Plusvariante bietet einen Abstecher nach Ayagaures. Vor Maspalomas zweigt eine Straße ab, die uns auf einer 25 km Schleife durch Berge im Süden Gran Canarias führt. Definitiv lohnenswert!
Von Pocatky – Das o. g. Gesetz (,,die Größe eines und desselben Genusses nimmt, wenn wir mit Bereitung des Genusses ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt ") haben wir heute widerlegt. Bereits seit vier Tagen bezwingen wir doch Gran Canaria, im Sommer, im Winter, in den Bergen, am Meer, steil, flach gibt es nicht und was machen wir am Ruhetag? Fahren nach Lanzarote, 67,2 km und 1.709 hm, Ruhe sieht doch anders aus. Und genossen haben wir es am Ende auch - nicht nur beim Schmutzbier auf der Sonnenterasse unseres Hotels.
So fahren wir erneut im Winter los, kein einladendes Wetter und konzentrieren uns heute auf Sightseeing. So frieren wir in Teror, ein schönes Städtchen mit bekanntem rauem Klima, aber wunderschönem Stadtkern. Für besseres Klima und die wunderschöne, aus Basaltgestein errichtete Pfarrkirche ist uns nun auch Arucas bekannt, die Erbauer hätten durchaus eine flachere Lage wählen können. Aber bereits hier legen fast alle die Winterschichten ab und in Playa der Puertillo ist Sommer. Hier schauen wir den Surfern zu und starten in den ,,Nachhauseaufstieg" durch die Bananenplantagen, zugedeckt und auch frei, wir haben noch 32,7 km und 1.500 hm vor uns, einfach ein Ruhetag. Unser Anstieg wird durch das Gehupe unserer Fans begleitet, die uns in Bussen folgen, sie wollen einfach nah an uns sein. In Firgas stärken wir uns bei Alex, genießen die Aussicht nach unten und gehen mit unterschiedlichen Trainingszielen in die letzten 20 km des Anstiegs. Einige bleiben in G1 Bereich, sogar G-1, genießen die Nähe zu den Fans, andere arbeiten an VO2max und warten dann lieber 15 Minuten sprachlos auf uns vorm Hotel, danke für diese klaren Trainingsdaten. Nach dem Schmutzbier greifen wir zur Regeneration auf das SPA zurück und sind bereit für die beiden letzten Etappen - das Wetter soll leider schlechter werden, schon wieder. Aber das macht uns nichts, wir sind ja nach heute ausgeruht. Und gesättigt noch lange nicht.
ursprünglicher Etappenbericht
Nach den Anstrengungen der ersten Tage lassen wir es ruhiger angehen und gönnen uns etwas Abwechslung in Form von saftigen Grüntönen im Norden der Insel. Außerdem machen wir etwas Sightseeing in den Städten des Nordens, wo viele Touristen gar nicht hinkommen. Wir durchfahren Teror, ein uriges kanarisches Bergdorf und Pilgerort auf Gran Canaria. Berühmt ist Teror für seine schmucken Häuser und prächtigen Holzbalkone. Die nächste Station ist der Ort Arucas mit seiner aus Basaltgestein errichteten Pfarrkirche. Sie erinnert mit ihrem gotischen Stil an den Kölner Dom. Nach etwa 35 km Abfahrtsrausch und nur wenigen Gegenanstiegen sind wir auf Meereshöhe angelangt. An der Playa de Puertillo können wir die Beine im Atlantik abkühlen und unsere körpereigene Regeneration unterstützen. Die zweite Etappenhälfte ist geprägt von einem langen Anstieg, den wir aber möglichst flach und höhenmeterarm ausgewählt haben. Er bietet auch immer wieder Passagen zur Erholung. Denn heute wollen wir es uns ja gut gehen lassen. Auch deswegen gibt es das Buffet in Firgas extra mit Aussicht serviert. So schaffen wir auch noch die letzten 20 km zurück zum Cruz de Tejeda.
Von robert89 – Unsere Ruhetagsrunde in den Norden ist dir zu lang und zu anstrengend? Das Wetter ist so sonnig und warm, dass es für dich nichts schöneres gibt, unbeschwert und auf den schönsten Höhenstraßen durch die Calderas im Herzen Gran Canarias zu rollen? Und dabei mit Artenara, Tejeda und Ayacata die beliebtesten Pausenorte für einen Café con leche sicher zu wissen? Du kannst einen Tag auf deinen Lieblingsguide verzichten und wirst auch ohne das Buffet von Alex nicht verhungern? Dann ist diese Tour die richtige Wahl für Dich!
Von Pocatky – Heute gibt es nur ein Foto. Das Foto, das den heutigen Tag in ,,echt" wiedergibt und die wahre Heldin und die Helden zeigt. Die, die das Hotel mit dem Einbruch der Dunkelheit erreicht haben, die letzten Meter durch das Begleitfahrzeug beleuchtet, aber eben nicht in diesem. Die 107 km in den Beinen hatten, aber eben auch 3.000 hm. Die allen Elementen getrotzt haben, strömenden Regen, Nässe auf den Straßen, Kälte, Hitze, Windböen, heute war alles dabei. Ein ganzes Leben an einem einzigen Tag. Den man leider nicht nur himmelhoch jauchzend genießen kann, sondern immer für sich in der Lage sein muss, die Frage zu beantworten: Warum mache ich es? Wenn es kalt, wenn es nass von oben und unten ist, wenn man durch den Wind von der Straße geweht wird, wenn der Nebel alles verhüllt. Immer weiter treten. Es gibt viele Antworten auf diese Frage, lange, kurze, jede/r von uns hat eine andere Motivation, oder vielleicht auch eine ähnliche. Sie ist für jeden von uns richtig, aber auch individuell. Und genauso richtig ist es eben zu sagen, ich mache es nicht. Denn es gibt nicht nur Kilometer und Höhenmeter im Leben.
Daher ist es für uns alle ein traumhafter Tag gewesen, schon wieder.
Und Teddy (im Foto erster von links) führt durch den heutigen Tag die Passjagd Kanarische Inseln an! Du bist der Beste!
ursprüngliche Etappenbeschreibung
Für viele ist der Tauropass der schönste Anstieg auf den Kanarischen Inseln. Um dort hin zu gelangen fahren wir auf Straßen, die wir von der Etappe durch den wilden Westen bereits kennen und das ist wichtig. Denn hinter Artenara biegen wir ins Tal der Tränen hinab. Jeder kennt nun schon den schlechten Straßenbelag. Jetzt auf abschüssiger Strecke bleiben wir besonders konzentriert. In La Aldea haben wir die gefährliche Abfahrt geschafft. Wir biegen links ab und gehen den ersten namhaften Anstieg hoch zum Degollada de la Aldea an. In einem Auf und Ab kurven wir durch die Berglandschaft. Bei km 58 biegen wir links ab nach Ayacata und Tejeda und fahren bitte nicht hinab nach Mogan. So kommen wir in den Genuss des Tauropass. Zahlreiche Kehren führen mit angenehmer Steigung und mit viel Freude zur Passhöhe. Im weiteren Verlauf zieht sich die Straße bis nach Ayacata. Hier oder in Tejeda bietet sich noch eine weitere Pause an, damit wir auch den letzten Anstieg hoch zum Cruz de Tejeda noch schaffen.
Von Pocatky – Ein Stück Schokoladenkuchen hat sich inzwischen zu einer offiziellen Zeiteinheit der Gruppe 2 entwickelt. Ankommen im Pausen-Cafe, seine Bestellung, gerne mit Karamellsoße, sein Verzehr trennen die Spitze der Gruppe 2 (Timo, Thore, Alex, Alex) von ihrem Ende. Wenn wir dann ankommen, sehen wir nur die Reste, wenn überhaupt, dürfen Café con leche zu uns nehmen und es geht weiter, schnell. Und so war es eigentlich auch für den letzten Tag geplant. Pico de las Nieves sollten wir ehren, 107 km, 2.548 hm. Aber er möchte nicht geehrt werden. Er versteckt sich in den Wolken, es regnet in Strömen, es ist kalt, neblich, Windböen halten uns vorm verlassen des Hotels ab. Aber wir wollen am letzten Tag die Sonne sehen und so fahren wir Richtung Süden los. Nicht alle, auch in unserer doch homogenen Gruppe 2 gibt es Spalter, einige fahren direkt zum Strand und Gruppe 1 nimmt es mit dem Wetter doch noch auf. Kompliment.
So stürzen wir uns verspätet in den kleinen Aufstieg, häßlichstes Wetter, wissen inzwischen, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Regenüberschuhen und trockenen Füßen gibt, nach 5 Minuten genießt jede/r von uns ein kaltes Fussbad, bis wir nach 45 Minuten die Wolken verlassen und die Sonne sehen. Schön. Weniger schön ist der Wind, der einige von uns doch an die Grenzen bringt, einfach nur den Lenker halten und runter ist nicht immer so einfach. Kurz vor Maspalomas machen wir Pause, diesmal nach einer Abfahrt, sind beim Timo's 2 Schokoladenkuchen (diesmal mit Sahne) ausnahmsweise dabei. Auch Gruppe 3 kommt im Cafe an, die Gruppe 2 wird weiter gespaltet, beide Timo's (1+2) fahren mit Hendrik wieder zurück ins Hotel und wir kommen in den Genuss der Plusvariante der Etappe 4 und machen einen Abstecher nach Ayagaures. Vor Maspalomas zweigt eine Straße ab, die uns auf einer 25 km Schleife durch Berge im Süden Gran Canarias führt, ein letzter Nupsi dieser Reise, der uns aber nicht wirklich herausfordert. Eine Herausforderung ist eher die Zivilisation in Playa del Inglés, wo wir zum Abschluß kurz vor der Radabgabe etwas essen möchten und bei einem spanisch typischen Italiener landen. Es werden mehrere Pizzas inhaliert, dann die Räder zurückgegeben und es geht zurück ins Hotel. Mit dem Taxi. Nicht wirklich schön. Ich will mein Rad zurück! Nicht nur ich!
Es war eine Reise, die wir uns alle anders vorgestellt haben. Eine Reise, die, wenn man sich auf sie eingelassen hat, toll war. Sehr anstrengend und uns an die Grenzen und noch weiter brachte. Die uns allen gezeigt hat, dass wir sehr privilegiert sind. Die uns morgen in eine Welt entläßt, die eine andere ist. Über die wir viel gesprochen, über die wir uns viel ausgetauscht haben. Die uns doch ratlos zurück ließ. Die in diesen Berichten nicht vorkam, aber doch immer da war. Und ist. Um die wir uns Sorgen machen. Auch wenn wir jetzt eine Woche Rennrad gefahren sind.
ursprüngliche Etappenbeschreibung
Unsere Abschlussetappe dieser Reise startet wie so oft mit einer Abfahrt. Die 35 km lange Strecke bis Telde ist einigen schon von der Etappe auf den Pico de las Nieves bekannt. Wir nutzen in Telde nun aber nicht die bekannten Pfade auf den Gipfel, sondern umfahren den Pico auf uns neuen Straßen im reizvollen Hinterland im Südosten. In Agüimes beginnt der Anstieg zum Alto de Temisas. Oben baut Alex wieder sein Buffet auf und leutet damit die kulinarische Prägung des weiteren Etappenverlaufs ein. Zwar stehen noch einige Höhenmeter auf dem Programm, aber mit Santa Lucía, San Bartolomé, Ayacata und Tejeda gibt es allerhand Gelegenheiten die Reise langsam ausklingen zu lassen. Bei Sommerwetter bietet sich in Ayacata auch die Möglichkeit, noch einmal auf den Pico de las Nieves hinauf zu fahren und von dort hinab zum Hotel zu rollen. Das wäre kein Umweg und nur 80 Höhenmeter zusätzlich... zu Ehren des Picos.
Von robert89 – Die Plusoption unterscheidet sich in zwei Abschnitten.
Hinter Santa Lucía zweigen wir bei km 71 rechts ab und können am Alto de la Culata die Oberschenkel nochmal zum glühen bringen. Dafür lassen wir San Bartolomé links unter uns liegen und gelangen erst in El Sequero wieder auf den normalen Track.
Die zweite Unterscheidung ist am Ende der Etappe. Die Option von Ayacata auf den Pico de las Nieves zu rollen, ist hier schon eingebaut.