Von majortom – Der erste quaeldich.de-Kurztrip überhaupt führte an Pfingsten 2012 indreiEtappen von Stuttgart über Offenburg und Balingen zurück nach Stuttgart.
Für die 60 Teilnehmer war es wie für die Guides und Helfer ein sehr schönes verlängertes Wochenende, in dem wir das Konzept der Kurztrips auf Herz und Nieren prüfen konnten. Wir haben einiges gelernt, was die Grundlage ist für die vielen quaeldich.de-Kurztrips im Jahr 2013. Die Ländle-Rundfahrt 2013 verläuft auf anderen Strecken
Viel Spaß bei der Berichts-Lektüre.
Ursprüngliche Tourenbeschreibung:
Herrliche Landschaft, einsame Straßen im Schwarzwald, steile Albsteigen, lange Anstiege bis auf fast 1000 m Höhe – und das alles mit der den quaeldich.de-Rundfahrten eigenen, ganz besonderen Gruppendynamik. Die erste quaeldich.de Ländle-Rundfahrt am Pfingstwochenende 2012 bietet einen Rennrad-Kurzurlaub der Sonderklasse in einer der schönsten Gegenden Deutschlands. Und so eignet sich der „Kleine Bruder“ der Deutschland-Rundfahrt als ideales Trainingswochenende, ganz gleich, ob man das Landschaftserlebnis unter Gleichgesinnten in den Vordergrund stellen, oder aber im Mittelgebirge einen ersten Formtest vor dem Saisonhighlight im Hochsommer absolvieren möchte. Weitere Information und Anmeldung.
Von Jan – Stuttgart – Offenburg
1. Etappe
Samstag, 26. Mai 2012
Bei sommerlichen 28° Grad sitzen wir in Offenburg bei hellem Hefeweizen und erfreuen uns der Erinnerungen an eine wunderschöne und ereignisreiche Etappe. Unser Gedanken sind besonders bei den zwei Vorderrädern, die an Bordsteinkanten dem Radsportgott geopfert wurden und dem Ersatzmaterial der Ländlerundfahrt zunächst an die Grenze und kurz danach über die Grenze hinaus gebracht haben. Die beiden Opfernden sind wohlauf und können die Rundfahrt morgen fortsetzen.
8.30 Uhr, Stuttgart Marienplatz. Die Sonne brennt. Was sensationell ist, wenn man die Temparaturen der Vorwoche bedenkt. Sonnencrème ist das gefragteste Accessoire. Nach den gewohnten Worten der Reiseleitung und Aufteilen des Ersatzmaterials auf die drei Begleitfahrzeuge rollten die Gruppen mit nur 10-minütiger Verspätung Richtung Stadtgrenze. Souverän war zwar die Gruppengröße durch freiwillige Umverteilung der Teilnehmer noch verbandstauglich und möglichst gleichmäßig angepasst worden - nachgezählt wurde aber nicht, zumindest nicht die schnelle Gruppe, und so wurde sie schon nach wenigen Metern unter großem Gejohle wieder gestellt. Drei Teilnehmer wurden noch nach vorne geholt, so dass mit 18 Personen wenigstens die Voraussetzungen der Zweierreihe gegeben waren.
Raus aus Stuttgart, breite Straßen, Rückenwind und hohe Geschwindigkeiten. Erneut wurde die Gruppe 1 gestellt und ans Reiseende befördert, als sie versuchte, ein kurzes Ventil in einer Hochprofilfelge aufzupumpen. Nur 20 Minuten später begann die Jagd. Zwischenzeitlich optimierten die Gruppen 2 und 3 das reibungslose Überholen durch wiederholtes Üben. In Richtung Sieben Tannen rollten wir traumhaft auf schmalen Straßen durch die württembergische Kulturlandschaft.
An der ersten Verpflegung werden dann die Helfer bejubelt, die die Getränke reichen. Nach dem doch eher zähen Auftakt mit vielen kurzen, unrhythmischen Steigungen rollen die Gruppen nun entspannt bei 50 km/h ins Nagoldtal und dort abseits der Bundesstraße auf dem herrlich idyllischen Radweg weiter. Zur Bundesstraßenvermeidung hat der Streckenplaner Tom dann zwischen Nagold und Altensteig noch einen kleinen Hügel eingebaut, der bei inzwischen fast schon hochsommerlichen Temperaturen einiges an Schweiß fließen lässt, aber uns auch eine schöne, flüssige Abfahrt beschert. An der Kropfmühle kommt es dann erneut zu Jubelszenen, denn zur Mittagspause hat man uns hier ein sensationelles Pastabuffet aufgebaut, und wir sitzen im Biergarten auf schattigen Plätzen unter den Linden. Inzwischen sind wir im Hochschwarzwald angelangt, und die Weiterfahrt Richtung Göttelfingen bietet Schwarzwaldromantik pur.
Auf der Abfahrt von Besenfeld ins Murgtal kommt es dann zum ersten Laufradopfer in der Gruppe 2 – Salto in die Wiese ohne gravierende Folgen. Vorsorglich entscheiden wir uns, den gestürzten Fahrer vom Begleitfahrzeug ins Krankenhaus fahren zu lassen - glücklicherweise können die Ärzte Entwarnung geben. Morgen fährt er weiter (der Opfernde).
Der Höhepunkt des Tages ist dann die Auffahrt aus dem Murgtal zum Seibelseckle. Diesen einsamen, idyllischen Anstieg hinauf zur bekannten Schwarzwaldhochstraße haben wir heute - abgesehen von ein paar Wanderern -komplett für uns, schließlich ist er für Autos und Motorräder gesperrt und deswegen im Nordschwarzwald ein ganz besonderer Geheimtipp. Jubelszenen am Seibelseckle - das war ein echter Premiumanstieg.
Zum zweiten Laufradopfer kommt es dann auf der Abfahrt in Hinterseebach. Wieder entscheiden wir uns, den Gestürzten zur Sicherheit im Krankenhaus untersuchen zu lassen, eine kleine Wunde wird mit ein paar Stichen genäht. Auch der zweite Opfernde kann zu unserer großen Freude die Rundfahrt morgen fortsetzen. Damit haben wir jedoch unser Ersatzmaterial an Laufrädern schon aufgebraucht, was Guide und quaeldich.de-Chef Jan allerdings vor keine allzu große organisatorische Herausforderung stellt. Die Radsportwelt Rest in Achern ist die Rettung. Einkauf von genügend vielen Ersatzlaufrädern. Hin getrampt, zurück gefahren vom Chef persönlich (Thomas Rest). SENSATIONELL!
Trotz des Sturzes herrscht weiterhin gute Stimmung in Gruppe 1 (ebenfalls sensationell). Und auch der letzte Abschnitt des Tages entpuppt sich als absolut traumhaft, als es durch die Apfelplantagen und malerischen Weinberge der Ortenau geht. Die letzten Jubelszenen den Tages gibt es dann vor dem Balladins Hotel - unserem heutigen Quartier - als auch andreas s eintrifft, der von einem Navigationsfehler zu einer kleinen Extrarunde über die Schwarzwaldhochstraße gezwungen wurde - sorry, Andreas!
Alles in allem trotz des hohen Materialverschleiß eine sensationelle erste Etappe (finden die Teilnehmer im Biergarten des Hotels). So kann es morgen weiter gehen...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die erste Etappe dient zum Einrollen. Dies mag angesichts von über 2300 Höhenmetern zwar etwas vermessen klingen, darunter ist eine Querung des Schwarzwaldhauptkamms aber wohl nicht zu machen. Die Anstiege sind heute jedoch alle nur mäßig steil, so dass einem gemütlichen Auftakt nichts im Wege steht.
Wir starten in Stuttgart-Süd am Marienplatz. Zunächst auf dem Radweg entlang des Nesenbachtals, dann auf dem Anstieg nach Dachswald verlassen wir den Stuttgarter Talkessel abseits der Hauptverkehrsrouten. Auf asphaltierten Forstwegen durchqueren wir das Waldgebiet des Schönbuch, so dass wir den Großraum Stuttgart hinter uns lassen, ohne viel vom Großstadttrubel mitbekommen zu haben. Inzwischen ragt auch schon die Silhouette des Nordschwarzwalds vor uns auf.
Diesen erreichen wir schließlich mit einer langen, aber kaum ansteigenden Auffahrt; sofort geht es aber wieder bergab. Entlang der Nagold geht es weiterhin eher gemütlich zu, und nach einem kleineren Hügel erreichen wir in Altensteig die Mittagsverpflegung. Es folgt der Anstieg nach Urnagold, die Abfahrt ins Murgtal und schließlich mit dem Seibelseckle der Höhepunkt des heutigen Tages. Auf einer für Autos gesperrten Straße erklettern wir in völliger Einsamkeit und wunderschöner Umgebung den 956 m hohen Hochpunkt an der Schwarzwaldhochstraße – gleichzeitig das „Dach der Tour“.
Wiederum auf einer Nebenstrecke fahren wir ins Achertal ab und lassen den Schwarzwald damit fast schon wieder hinter uns. Bevor wir das Ziel in Offenburg erreichen, stehen, umgeben von malerischen Weinbergen der hügeligen Ortenau, mit dem Ringelbacher Kreuz und der Brandstetter Kapelle noch zwei letzte Hindernisse im Weg.
Von Jan – Offenburg – Balingen
2. Etappe
Sonntag, 27. Mai 2012
Hallo, liebes Tagebuch,
inzwischen ist 22 Uhr abends, wir haben pompös diniert im Hotel Thum zu Balingen (Menüfolge: Balinger gemischter Salat, Balinger Leibgericht, Balinger Äpfelküchle). Mehr oder weniger entspannt haben wir die heutige Königsetappe der diesjährigen 1. quaeldich.de Ländle-Rundfahrt über vier tückische Anstiege des Premium-Bundeslandes Baden-Württemberg hinter uns gebracht. Zeit, die Weltöffentlichkeit teilhaben zu lassen an den Ereignissen einer ereignisreichen Etappe.
8 Uhr 30, balladins SUPERIOR Hotel zu Offenburg: bei erneut frühsommerlichen Temperaturen starten wir zur zweiten Etappe. Von Offenburg rollen wir ostwärts, auf die sich aufbäumende Sihouette des mittleren Schwarzwaldes zu. Dem Kinzigtal, in dem wir uns nun befinden, werden wir die ganze erste Tageshälfte lang folgen, doch nehmen wir noch den einen oder anderen Anstieg links und rechts mit, gibt es hier im Mittleren Schwarzwald doch eine Vielzahl kleinster Sträßchen, die hinauf auf die Höhen des Schwarzwaldes führen, und die wir heute leider nur auszugsweise kennenlernen können. So zum beispiel den Brandenkopf, der als erstes auf dem Programm steht.
Etwa 700 Höhenmeter später treffen wir uns wieder an der strategisch (je nach Sichtweise) etwas ungeschickt platzierten ersten Getränkeverpflegung, ermöglicht dieses Arrangement doch das Auslassen der letzten, zum Gipfel führenden 1,5 km langen Stichstraße. Es lohnt sich jedoch, denn der Aussichtsturm auf dem Brandenkopf serviert (gleichsam als Amuse-Gueule auf das bevorstehende Anstiegsmenu) ein hervorragendes Panorama, das nicht nur bis auf das noch schneebedeckte Feldbergmassiv, sondern bis zum Albtrauf und in die Vogesen reicht.
Eine rasante Abfahrt durch das Wolftal ins Kinzigtal folgt, in der Dolce-Vita-Gruppe leider mit Verspätung, da wir erstmal einen Defekt reparieren mussten. Immerhin kamen so einige Teilnehmer zu einem kleinen Nickerchen im Gras. Auch wenn wir Wolfach auch fast höhenmeterneutral durchs Kinzigtal hätten erreichen können, sind sich die Teilnehmer wohl einig, dass sich der Abstecher zum Brandenkopf gelohnt hat - eindeutig einer der landschaftlichen Höhepunkte im mittleren Schwarzwald.
Der zweite Höhepunkt der heutigen Anstiegsdramaturgie folgt dann auch auf dem Fuße. Zum Moosenmättle soll uns ein ähnlich steiler Stich wie zum Brandenkopf führen. 460 Höhenmeter auf 4,2 km sind natürlich ein Wort, wir werden oben aber durch erneut herrliche Ausblicke über den gesamten Nordschwarzwald entschädigt (sogar 60 Cent günstiger als am Brandenkopf, wo wir zur Besteigung des Turms einen kleinen Obulus an den ihn betreibenden Schwarzwaldverein entrichten mussten). Das Moosenmättle macht dann seinem Namen in Form von sonnendurchfluteter Wiesen alle Ehre. Was auch etliche Pkw-Ausflügler am heutigen Pfingstsonntag hier hinauf geführt hat, also herrscht ganz schön viel Verkehr auf dem schmalen Sträßchen - schade. Die Abfahrt zurück ins Kinzigtal wählten wir über die Heuwiese (herzlichen Gruß an dieser Stelle an wenwohl, den wohl größten Kenner der versteckten Pässe rund um das Kinzigtal, der unserem Streckenplaner erst die Augen geöffnet hat für die vielen kleinsten Sträßchen, die dieses Revier zu toll machen).
Das Pastabuffet bekommen wir heute in der Sonne Schiltach, malerisch in der Altstadt gelegen. Dass diese Romantik uns einen steilen Kopfsteinplaster-Stich beschert, war uns leider im Vorfeld nicht bewusst. Die ersten beiden Gruppen quetschen tapfer darüber, die dritte wird vom Guide über einen pflasterlosen Umweg geführt. Aber auch die Dolce-Vita-Gruppe kommt dann nicht über den teilweise extrem steilen, unrhythmischen Anstieg zum Zollhaus – mit vollem Magen alles andere als ein Vergnügen. Chefplaner majortom erntet dann auch gleich vor Ort die absolut berechtigte Kritik. Durch den Bonus der wirklich tollen bisherige Strecke wird die Strafe allerdings noch einmal zur Bewährung ausgesetzt.
Auf einer Rollerpassage durch die östlichen Ausläufer des Schwarzwaldes können wir uns dann wieder etwas erholen, ebenso auf der Einerreihenabfahrt von Hochmössingen ins Neckartal. Im Tal bremst uns dann leider Gegenwind etwas aus, und Tom wird aufgrund des Zollhaus-Fauxpas' an die Spitze des Feldes beordert. Bis zur zweiten Getränkeverpflegung in der Nähe des Klosters Kirchberg ist dann nur noch ein harmloser Rollerberg zu bezwingen.
Nur die Eitlen und Unblehrbaren fahen dann noch zur Burg Hohenzollern hoch, die zwar durchaus sportlichen und kulturellen, aber mangels Aussicht eher keinen touristischen Mehrwert mit sich bringt. Auch der Chef, sowieso durch eine gerade erst überstandene Erkältung etwas gehandicappt, bekommt im Anstieg seine Grenzen aufgezeigt. Doch von hier aus sind es nur noch 8 km Heimflug nach Balingen, und nicht zuletzt das sensationelle Abendessen (Menüfolge siehe oben) sorgt dafür, dass nicht nur die Kalorienspeicher wieder aufgefüllt sind, sondern auch eine schöne (wenn auch herausfordernde) Etappe wieder mal erfolgreich endet.
Epilog: Noch vor Ort hat majortom versprochen, bei der Ländle-Rundfahrt 2013 sowohl das Zollhaus zu meiden, als auch keine Etappen mehr mit mehr als 3000 Höhenmetern zu planen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die zweite Etappe bietet einen Tag für die Kletterer. Mit insgesamt fast 3000 Höhenmetern sind heute eindeutig gute Beine gefragt. Die tolle Landschaft des Mittleren Schwarzwalds, sensationelle Ausblicke sowie die lockende Silhouette der Alb am Horizont sollten jedoch jeden Teilnehmer ausreichend dafür motivieren.
Den Schwarzwald kennen wir natürlich noch von gestern, und gleich nach dem Start in Offenburg rollen wir auch wieder auf ihn zu. Das Kinzigtal, das uns am Vormittag den Weg vorgibt, ist bereits als markanter Einschnitt zu sehen. Wir folgen jedoch nicht die ganze Zeit dem Tal, sondern klappern heute einige schöne, aber auch herausfordernde Anstiege links und rechts ab. Das erste Ziel ist dabei der 945 m hohe Brandenkopf, der schon von weitem anhand des Funkturms auf der Spitze auszumachen ist. Wieder verpassen wir die 1000-Meter-Marke nur knapp, doch bietet uns der Brandenkopf ab Offenburg doch immerhin einen durchgehenden Anstieg von über 700 Hm, und das teilweise jenseits der 10 % Steigung. Bei einer kurzen Pause am Gipfel haben wir dann die Gelegenheit, auch einen Aussichtsturm zu besteigen und die Rundumsicht bis hin zu Vogesen und – bei guter Sicht – Alpen zu genießen.
Über das Wolftal erreichen wir dann wieder das Kinzigtal, es steht jedoch sogleich der zweite lange Anstieg auf dem Programm. Der Weg zum Moosenmättle fordert nochmals etwa 500 Hm ein – wiederum auf einer autofreien Nebenstrecke, und wiederum mit tollen Aussichten. Nach erneuter Abfahrt kommen wir nach Schiltach und kommen hier in den Genuß der wohlverdienten Mittagsverpflegung.
Ein richtig harter Brocken wartet direkt nach dem Mittagessen auf uns. Mit der Auffahrt nach Zollhaus verlassen wir endgültig das Kinzigtal, sehen uns aber begauf mit mehreren sehr giftigen Rampen konfrontiert. Haben wir jedoch diese Hürde überwunden, ist der Rest der zweiten Tageshälfte vergleichsweise leicht. Es geht über die Hochebene des östlichen Schwarzwald, hinab ins Neckartal und dann durchs hügelige Albvorland; immer auf die Burg Hohenzollern zu, die den Beginn der Schwäbischen Alb markiert. Den Weg zur Burg erklimmen wir auf einer Stichstraße, die gleichzeitig die letzte Prüfung des Tages darstellt – dieser Anstieg kann jedoch auch ausgelassen werden. Die letzten Kilometer bis zum Etappenort Balingen führen flach am Fuße der Alb entlang.
Von Jan – Balingen – Stuttgart
3. Etappe
Montag, 28. Mai 2012
Strahlender Sonnenschein empfängt uns in Balingen. Heute steht also die Schwäbische Alb auf dem Programm, entlang des Albtraufs (der ca. 300 m hohen Abbruchkante des Gebirges nach Nordwesten hin) geht es zurück in die Landeshauptstadt. Nach ausgiebigem Frühstück gehts fast pünktlich um 8.35 Uhr los. Die Beine sind nach zwei saftigen Tagen noch nicht ganz wach - wohl aber die Berggötter, die uns nach 300 m Einrollen den ersten Anstieg schenken - die Rampe zum Höchst, die weiteren Saft kostet, trotz der schmalen Straße durch lichten Wald. Die traumhafte Abfahrt ließ erste Mundwinkel heben.
Danach konnte die schnelle Gruppe (aus deren Sicht mangels Koautoren von der Etappe berichtet wird) ihre Stärken ausspielen. Kitti hat uns leider heute morgen Richtung Japan verlassen, Martin wehrte sich dankenswerterweise nicht gegen den erzwungenen freiwilligen Wechsel in die schnelle Gruppe. So rollten 16 Mann kompakt und geschlossen über die Pfeffinger Steige und nach Brunnenbühl. Rencontre avec Bernard in der Abfahrt ins Killertal. Vorsichtshalber wurde der Verband aus dem Killertal heraus aufgelöst - man weiß ja nie. Damit waren die Schwierigkeiten bis zur Mittagsverpflegung an der Nebelhöhle genommen. Leicht wellig flogen wir, immer senkrecht zu den größeren Straßen, über schmalste Wege durch die blühenden Albwiesen - der für mich schönste Tagesabschnitt. Das verdanken wir nicht zuletzt Albkenner #1 stb72, der an der Streckenplanung beteiligt war. Das Nebelhöhlenfest empfing uns mit parkenden Automassen und Menschenauflauf. Glücklicherweise hatten wir beim Maultaschenwirt Plätze reserviert, der außerdem so früh am Tag noch etwas außerhalb des Trubels lag. Es ist erst 11 Uhr, und wir hatten auch erst 48 km in den Beinen. Hier ließ es sich aushalten. Mit (etwas wenig) Kartoffelsalat und hervorragenden Maultaschen saßen wir im sonnigen Biergarten und verplemperten Zeit. So viel, dass wir auf den restlichen 92 Tageskilometern ordentlich Dampf machen mussten, um den Brenner pünktlich zum Zug zu bringen. Den Anfang macht allerdings die ein wenig eingebremste Abfahrt hinunter nach Unterhausen, die von der Nebelhöhlenfestanreise geprägt war. Schade, denn ohne den Trubel hätte es eine sensationelle Abfahrt sein können.
Es folgte eine traumhaft einsame Anfahrt zum Göllesberg durch traumhafte Frühlingslandschaft mit spät erteilter Freigabe. Verbandswellen folgen bis zur Hanner Steige mit rasanter Abfahrt nach Bad Urach. In Einerreiheging es dann über den Albradweg zum Fuß der Alten Dettinger Steige. Sehr schöner Anstieg, als letzter der Rundfahrt mit Freigabe natürlich mit hohem Prestigewert versehen. Team Injoy Köln gegeneinander, Team Wallis gegen Team München, CvG gegen sich selbst. Ein weiterer Wermutstropfen kam kurz darauf an der letzten Verpflegung auf. Noch einmal Wasser tanken, und dann 55 km Heimflug gen Stuttgart. Um den Großstadtverkehr zu vermeiden, auf schmalen Feld- und Rattenwegen, vor allem dem versehentlich integrierten Schotterstück, was in der zweiten Gruppe auch zu einigen Platten führte. In der schnellen Gruppe war der Abschnitt flüssiger fahrbar als von mir befürchtet. In der zweiten Gruppe gabs auch ein paar Flüche darüber. Definitiv gehörte der allenfalls wellige Schlussabschnitt zu den anstrengendsten Abschnitten der Tour - Kopf und Beine waren leer.
Dann triumphales Einrollen auf dem Marienplatz. Um 15.30 Uhr. Die versprochene Zielzeit nur um 10 Minuten verfehlt. Herzlicher Abschied, dann langes Warten auf die pannengeplagte Gruppe 2. Mit dem Eintreffen der Gruppe 3 nur wenig später war das Ende der 1. quäldich.de-Ländle-Rundfahrt nah. Aus meiner subjektiven, nicht ganz wertfreien Sicht eine rundum gelungene Rundfahrt - mit vielen neuen Erkenntnissen auf Orgaseite, mit drei landschaftlich grandiosen Etappen, 3 grandiosesten Helfern und 61 grandiosen Teilnehmern.
Vielen Dank an alle Beteiligten für dieses schöne Erlebnis! Herzliche Grüße von der A9 Richtung Berlin.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die letzte Etappe fordert auf dem ersten Teilabschnitt nochmal einiges an Kletterfähigkeit, wenn sich entlang des Albtraufs eine Albsteige an die nächste reiht, das letzte Drittel über die Hochebene der Fildern hinweg ist dann jedoch die wohlverdiente Triumphfahrt ins Ziel, die mit einer rasanten Abfahrt zurück in den Stuttgarter Talkessel endet.
Das möglicherweise schwerste Hindernis kommt heute gleich zu Beginn. Wir erklimmen den fast 800 m hohen Höchst, den Hausberg Balingens, der einige steile Rampen aufweist. Dann schlagen wir den Weg nach Nordosten ein und folgen somit dem Verlauf des Albtraufs. Da sich mehrere Neckar- und Donauzuflüsse hier tief ins Kalkgestein der Alb eingegraben haben, werden wir somit immer wieder mit Abfahrten ins Tal und einem darauf folgenden Anstieg konfrontiert. So erklimmen wir zunächst die Steige nach Brunnenbühl aus dem Schmiechatal und anschließend zum Starzelner Sportplatz aus dem Killertal. Dann jedoch folgt ein längerer Abschnitt auf Nebenstrecken über die Albhochfläche bis zur Nebelhöhle bei Genkingen, wo die Gruppen auch mal richtig Fahrt aufnehmen können. An der Nebelhöhle wird vermutlich auch die Mittagsverpflegung stattfinden.
Eine rasante Abfahrt führt uns dann ins Echaztal und sofort wieder hinauf zum Göllesberg. Die Rouleure freuen sich im Anschluss über einen erneuten Abschnitt über die Albhochfläche, bis wir über die Hanner Steige nach Bad Urach hinabrollen. Die Alte Dettinger Steige bergauf und die Neuffener Steige bergab sind dann das letzte Steigendouble der Schwäbischen Alb für heute – von letzterem Hochpunkt sehen wir neben der Burg Hohenneuffen direkt neben uns auch schon den Stuttgarter Fernsehturm in der Ferne.
Wir erreichen das Neckartal und klettern hinauf auf die Filderhochebene, um schließlich die letzten Kilometer der Ländle-Rundfahrt gemütlich – zumeist über verkehrsfreie asphaltierte Wirtschaftswege – ausrollen zu lassen. Vielleicht die beste Gelegenheit, drei eindrucksvolle und ereignisreiche Tage im „Ländle“ nochmal Revue passieren zu lassen. Den endgültigen Abschluss bildet dann die Abfahrt zurück nach Stuttgart-Süd, wo wir wiederum am Marienplatz das Ziel erreichen.