Von majortom – Unsere Touren führen uns ausgehend von Buis-les-Baronnies durch in die Berge der Drome Provençale, auf das Plateau de Vaucluse und ins Diois. Der Mont Ventoux darf natürlich nicht fehlen. Hier stellen wir exemplarisch einige Strecken dar, wie sie bei der Reise gefahren werden könnten, das Programm und die einzelnen Touren werden jedoch den Witterungsbedingungen angepasst.
quäldich-Reise Trainingswoche in der Provence (Buis-les-Baronnies)
Von majortom – Sonntag Nachmittag, strahlender Sonnenschein über der Drome Provencale. Jackys Zapfhähne haben nach einer erfolgreichen ersten Etappe geglühlt, und nun sind wir in freudiger Erwartung des Pastinakenpürees, das uns - neben allerlei anderem lecken Gedöns - gerade zubereitet wird. Eine sensationelle Auftaktetappe unserer Trainingswoche in der Provence liegt hinter uns, und es dürfte schwierig werden, das noch zu toppen in den kommenden Tagen. Aber quaeldich.de wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben, und den einen oder anderen Pfeil haben wir ja noch im Köcher.
Rückblick. Sonntag morgen. Nach protein- und croissantreichem Frühstück stehen wir pünktlich um neun vor der Radgarage, um in den Tag zu starten, hatte ich doch zunehmenden Mistralwind am Nachmittag prophezeit, weswegen wir früh loskommen wollen. Zunächst startet Tom in den Muttertag, gefolgt von seiner rasierte-Beine-Horde. Und kurz darauf Johannes und ich in einer entspannt-ausdauernden Hybridgruppe.
Es läuft gut das Ouvèze-Tal hinab, und wir bemühen uns (erfolgreich) um ein Tempo, dem alle auch entspannt folgen können. Ganz flach ist es leider nicht, und wir bringen in rascher Folge die Pillepalle-Pässe St. Michel, Voltigeur und Madeleine hinter uns. Letzterer beschert uns sogar die erste Freigabe zur Woche. Herrliche Abfahrt nach Bédoin, der Mont Ventoux dräut erwartungsvoll zur Linken, doch wir widerstehen der Versuchung und wenden uns bei leichtem Rückenwind nach Süden. Schön!
Ab Ville-sur-Auzon beginnt dann der längste Anstieg des Tages entlang der bekannten Gorges de la Nesque. Aber es rollt sehr angenehm, und während an der Spitze der Gruppe einige unverbesserliche schon ganz schön die Beine sprechen lassen, wird weiter hinten auch das Fotostop-Gebot umgesetzt. Aber jeder wie er oder sie will, solange noch für staunende Blicke hinab in die Schlucht Zeit ist. Am höchsten Punkt spielt leider ein vermutlich einheimischer Kollege seine Ortskenntnis gnadenlos aus und entscheidet den Zielsprint souverän für sich. Aber was solls, wir sind oben, und der Aussichtspunkt rückt in unseren Fokus und führt zu Selfie-Orgien und Fachsimpeleien mit britischen Tandemfahrern. Pünktlich zur Ankunft des Grupettos lüftet auch der Mont Ventoux sein Wolkenkleid. Yeah!
Weiter geht es nach Sault, wo ich gemeinerweise die Gruppe über die steilere Abkürzung in den Ortskern schicke. Mach aber nichts, denn bei Justin werden schon die Tische für uns zusammengeschoben. Mittagspause. Lasagne, Spaghetti, Salat, Plat du Jour. Und massenweise Bière sans alcool, Cola und Eau gazeuse. Kompliment für Justin und Konsorten, die uns freundlich und hochprofessionell abfertigen, das war ein prima Zwischenstopp.
Während der nimmermüde Daniel noch den Col de l'Homme Mort anhängen möchte, kämpft der Rest der Gruppe sich nun bei Gegenwind nach Norden. Die Szenerie wird wieder felsiger, wir näheren uns dem Toulourenc-Tal. Und cruisen dem jungen Toulourenc entlang Richtung Col d'Aulan, wo die schöne einsame Schluchtpassage nochmals ekstatische Jubellaute hervor ruft. Das letzte Stück führt durch eine karge Wiesenlandschaft - krass, wie schnell sich hier die Landschaft ändert.
Es fehlen noch 22 km Abfahrt zurück nach Buis, die trotz Gegenwindes wie schon den ganzen Tag souverän im Peloton genommen werden. Kompliment an diese Gruppe, selten war Guiden so einfach. Wir wollen aber auch nicht unter den Tisch fallen lassen, wie schön doch das mittlere Ouvèze-Tal ist - hier werden wir in den kommenden Tagen noch häufiger vorbei kommen. Alles in allem eine sensationelle Auftaktetappe, die Lust macht auf mehr Drome Provencale. Es geht ja gerade erst los.
Weisheit des Tages:
,,Im übrigen bin ich der Meinung, Carthago müsse zerstört werden." (Cato der Ältere)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Zum Auftakt befahren wir mit der Gorges de la Nesque gleich ein landschaftliches Highlight der Region. Doch auch der einsame Col d'Aulan braucht sich dahinter nicht zu verstecken.
Eingeklickt in die Pedale, und los geht es in unsere Trainingswoche. Wir beginnen ganz gemütlich und fahren das Ouvèze-Tal abwärts, zweigen dann ab und halten uns südlich, auf Malaucène zu. Heute widerstehen wir noch dem Ruf des Mont Ventoux, dessen Nordauffahrt ebenfalls hier beginnt. Stattdessen geht es über den Hügel Col de la Madeleine nach Bédoin, wo wir ein weiters Mal wehmütig auf die Ausschilderung zum Ventoux schauen werden. Die Gorges de la Nesque bietet uns zwar weniger Höhenmeter und weniger Steigungsprozente, aber mindestens ebenso viel fürs Auge. Stück um Stück schrauben wir uns höher über den Talgrund und haben uns so zum Schluss sensationelle Tiefblicke erarbeitet. Pflicht-Fotostopp ist der Aussichtspunkt ausgangs der Schlucht, wo wir den Ventoux in voller Pracht bewundern können. Dann erreichen wir Sault, den dritten möglichen Startpunkt einer Auffahrt auf den Géant. Wir widerstehen zum dritten Mal und fahren in nördlicher Richtung ab ins Toulourenc-Tal, wo die Auffahrt zum Col d'Aulan startet. Von diesem Pass erwartet man nicht viel – und wird begeistert sein von der wildromantischen Kulisse: schmale Straße, beeindruckende Felsen, der rauschende junge Toulourenc-Bach. Das schönste Stück des Ouvèze-Tals zurück nach Buis rundet schließlich den heutigen Tag ab.
Von majortom – Vier Pässe. Vier mal Drome Provencale. Herrliche Ventoux- und Hochalpenpanoramen. Wieder ein sensationeller Tag in der Provence bei Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen.
Col de Fontaube (655 m). Morgeneuphorie. Es rollt gut, und peu à peu offenbart sich die zum Greifen nahe (na ja, fast) Nordseite des Mont Ventoux. Spätestens morgen finden wir es langweilig, prophezeie ich. Passfoto-Stunde #1. Die Abfahrt rollt gut, die Stimmung ist bestens.
Col de Macuègne (1068 m). Das Guide-Team ist sich uneins über die Aussprache des Passnamens (der Französischstudent hat wohl die höchste Linguisten-Autorität, und wir einigen uns auf "Massuännje"). Spielt aber keine Rolle, denn erstens kommen wir durch das sehr schöne Bergdorf Montbrun, und zweitens rollt auch dieser Pass richtig gut. Schön trassierte Straße, zum ersten Mal semialpines Flair. Euphorie an der Passhöhe dank erstmaligem Durchbrechen der Tausender-Marke. Die Abfahrt rollt bestens, die Stimmung ist hervorragend.
Séderon. Wir plündern Bäcker (sehr gut) und Gemischtwarenladen (zufriedenstellend). Quiche Lorraine gefolgt von Sandwich Jambon/Fromage. Mahnmal und Post in Sichtweite. Scharfe Beobachtung durch lebenden Flokati-Teppich. Die Stimmung ist super.
Col Saint-Jean (1158 m). Steilster Pass des Tages. Erste Ermüdungserscheinungen. Einsame Straße, schöne Landschaft. Es ist heiß am Südhang. Hochalpenpanorama von der Passhöhe. Leider haben wir keine Ahnung (auch der kulturell immerhin mäßig bewanderte Berichterstatter nicht), welche Gipfel man da sieht. Die Abfahrt ist holprig, die Stimmung ist ausgelassen.
Col de Perty (1302 m). Letzter Anstieg. Zunehmende Ermüdungserscheinungen. Idyllische Straße, angenehme Steigung, immer besseres Hochalpenpanorama. Von der Passhöhe erstrahlt auch wieder der Große Haufen (1909 m) in voller Pracht, allerding mit Stromleitung in der Selfie-Linie. Macht nichts. Die Abfahrt ist wieder holprig, die Stimmung schwankt zwischen episch und ekstatisch.
32 km bergab bis Buis. Gegenwind. Macht nix. Tunnelumfahrungsauscheckung (erfolgreich). Ab in den Pool. Vier Pässe. Yeah!
Weisheit des Tages:
"Freunde, Römer, Landsleute - leiht mir euer Ohr." (aus: Julius Caesar, W. Shakespeare)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung Ganze vier Pässe stehen heute auf dem Programm. Highlight des Tages jedoch wird der Col de Perty sein, von dem aus man herrliche Blicke in Richtung der französischen Hochalpen hat.
Der zweite Tag gehört ganz der Drome Proveçale, dem provenzalischen Teil des Départements Drome. Vier Pässe können wir heute unserem Palmarès hinzu fügen, doch natürlich sind es nicht die ganz großen Alpenriesen, so dass die Gesamt-Höhenmeterausbeute nicht allzu astronomisch ausfällt. Wir beginnen nach kurzem Einrollen entlang der Ouvèze mit dem Col de Fontaube, der einen Höhenrücken zwischen Ouvèze- und Toulourenc-Tal überquert, und gelangen so auf die Nordseite des Mont Ventoux. Der zweite Anstieg führt uns dann schon etwas höher hinauf, wir durchbrechen erstmals die tausend-Meter-Marke und gelangen über eine schön trassierte Straße zum Col de Macuègne. Über Sederon erreichen wir das Méouge-Tal und nehmen von dort den Col Saint-Jean in Angriff, den zwar kurzen aber vermutlich anspruchsvollsten Pass des Tages. Dafür bekommen wir auf der Passhöhe ein erstes Hochalpenpanorama serviert, das jedoch von demjenigen am Col de Perty, dem höchsten Punkt des Tages, noch übertroffen wird. Auf der einen Seite die Hochalpen, auf der anderen Seite der Ventoux – sensationeller Aussichtspunkt also. Der Tag wird mit einer langgezogenen Abfahrt das Ouvèze-Tal entlang beschlossen, die uns das Tal in all seiner Vielseitigkeit zeigt.
Von majortom – Freitag Abend. Gigot d'agneau steht heute auf der beliebten Menutafel, die ersten sérieux sind bestellt, die Stimmung ist äußerst gut nach einer sensationellen (um nicht zu sagen: epischen) Trainingswoche in der Provence. Wow! Was sonst! Schmutzbier! Eine Woche mit herrlichen Touren liegt hinter uns, jedes Tag ein neues Highlight, Pässe, Schluchten und Lavendelfelder am laufenden Band. Auf ein neues 2018!
Und dabei hat der Tag erwartungsgemäß etwas ernüchternd begonnen. Wie vorausgesagt liegen die Temperaturen deutlich unter 20 Grad, und es nieselt. Aber wir haben die Abfahrt schon auf 11 Uhr verschoben, um dennoch eine reguläre Etappe fahren zu können. Ins Diois soll es gehen, Richtung Norden, und über das Côtes-du-Rhône-Weinterritorium zurück.
Erstes Hindernis ist der Col d'Ey. Gewissermaßen des Hausberg von Buis, der durch die Olivenhaine führt, heute fahren wir ihn zum ersten Mal (stimmt nicht ganz, die kurze Ruhetagsrunde am Mittwoch führte auch drüber). Ich lasse es mir nicht nehmen, ganz gemütlich im Grupetto mit Johannes hochzufahren, der eine sehr erfolgreiche Guidepremiere hingelegt hat. Der Mont Ventoux hängt leider noch in den Wolken. Was solls, den haben wir wirklich oft genug gesehen.
Abfahrt ins Eygues-Tal, und dann geht es hinein ins Diois-Massiv, zunächst nur leicht ansteigend bis St.-Ferreol-Trente-Pas. Leichter Hunger macht sich bemerkbar, doch der lokale Snack-Betreiber hat nichts zu essen. Also noch über den nächsten Pass. Und offenbar habe ich die Défilé de Trente Pas so eloquent angepriesen, dass heute keiner die Abkürzungsvariante wählt. Es lohnt sich auch, denn für die Fotos der senkrecht aufragenden Felsen brauchen wir definitiv Hochformat. Epische Défilé de Trente Pas!
Dann gibt es Mittagessen mit leckeren Steaks und Fritten, aber unverständlicher Preisgestaltung. Was solls. Der Col de l'Homme-Nupsi wird im Sturm genommen, und dann haben wir den Wendepunkt erreicht und somit bei Nord-Mistral Rückenwind. Mit unwiderstehlichem Flow cruisen wir Valréas entgegen, so dass man sich mit 50/11-Kompaktkurbel fast schon einen größeren Gang wünscht. In Valréas kann uns auch der überambitionierte Schülerlotse nur kurzzeitig aufhalten...
... aufgrund der fortgeschrittenen Stunde wechseln wir in den Stakkato-Berichterstattungsstil. Weinbernupsi. Aussichtspunkt. Mont Ventoux wolkenentkleidet. Gruppenbild. Serpentinenabfahrt. Heimcruisen. Letzte Bergwertung am St. Michel (KOM geht an QD). Einlaufen in Buis. Seize. Düweng. Sérieux. Gute Nacht.
Weisheit des Tages:
,,Und Eule massiert!" (J. Sahner)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Die Etappe führt nach Norden ins Diois-Massiv, wo wir mit der Défilé de Trente Pas eine schöne Schlucht durchfahren. Der Rückweg führt deutlich weniger höhenmeterreich durch die malerischen Weinberge des Côtes du Rhône.
Der Col d'Ey ist sozusagen der Hausberg unseres Standortes Buis; am dritten Tag nehmen wir ihn das erste Mal in Angriff und erfreuen uns oben abermals an schönen Ventoux-Blicken. Dann geht es hinab ins Eygues-Tal, in dem wir kurz flussabwärts rollen. Weiter geht es nordwärts auf den Col de la Sausse zu, ein typischer einsamer, karger Diois-Pass. Am Fuß des Passes wartet jedoch noch ein landschaftliches Highlight: die Défilé de Trente Pas, eine enge Schlucht, an deren Talgrund wir uns durch Felstunnels zwängen müssen. Die zweite Tageshälfte ist weniger anspruchsvoll, man sollte jedoch ein gewisses Maß an Ausdauer haben, um über die vielen Hügel des erweiterten Rhonetals zu kommen. Über Valréas und Vinsobres gelangen wir langsam ins Territorium der Weinberge, bevor wir über das bewährte Ouvèze-Tal wieder das Hotel in Buis erreichen. Und uns nach der Tour oder am Abend vielleicht ein Gläschen Côtes du Rhone genehmigen können...
Von majortom – Wer über eine gute Distanzhärte verfügt, kann noch tiefer ins Diois eintauchen. Dafür bleibt man nur kurz im Eygues-Tal und nimmt dann Richtung Norden die schöne Auffahrt zum Col des Roustans in Angriff. Der einsame Col de Muse rundet die Zusatzschleife ab, bevor man bei Bouvières wieder auf die kürzere Variante trifft.
Von majortom – Ruhetag. Ausschlafen, Frühstück, Markt. Tapenade, Olivenöl, Fenchelsalami. Aufbruch 11 Uhr. Ruhetag. Mit 86 km. Johannes bittet um kürzere Tour. Bekommt er. 62 km über Col d'Ey und Col de la Croix Rouge. War wohl - nach Auswertung aller bei Redaktionsschluss vorliegener Meinungen - sehr schön.
Hybridgruppe sportiv-ausdauernd mit den Toms in die Dentelles. Ouvèze-Tal runtercruisen. Obligatorische Passschildbewunderung am Col St. Michel. Bahntrassenweg bis Entrechaux. Weitercruisen nach Vaison-la-Romaine. Sehr schön. Römerbrücke und mittelalterliche Stadt auf dem Hügel.
Abenteuerliche Route Cyclotouristique. Asphaltstraße mit ein bisschen Rollsplit. Einsamkeit und Idylle. Dann abenteuerliche Abfahrt nach Séguret. Weindörferpotpourri. Sablet, Gigondas, Vacqueyras. Cruisen über breite, aber bestens asphaltierte Straße. Macht Spaß. Mittagspause in Beaumes-de-Venise. Heute etwas seelenloses, aber dennoch leckeres Essen.
L'addition s'il vous plaît und weiter. Noch 1000 Höhenmeter. Denis hat Respekt. Col de Suzette. Dentelles de Montmirail. Es ist heiß. Die unzerstörbare Irmi und Iron-Frank pedalieren die sportiven in Grund und Boden. Zwischenabfahrt. Schöne Passstraße. Keiner will sprinten. Auch gut. Abfahrt nach Malaucène. Wir widerstehen der bekannten Abzweigung.
Route de Veaux. Nupsi folgt auf Nupsi. Wieder wunderschön. Alles richtig gemacht. Schnelle Abfahrt vom Col de Veaux. Ouvèze-Tal hochcruisen. Bergwertung am St. Michel. Weitercruisen. Ab in den Pool. Ruhetag.
Weisheit des Tages:
"Rosé ist nur für Alkoholiker." (anonym, Verfasser der Redaktion bekannt)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Zur Mitte der Woche geben wir den Beinen die Gelegenheit, sich mal ein wenig zu erholen. Auf einer kurzen Etappe fahren wir durch die Dentelles de Montmirail.
Wer einen Ruhetag einlegen möchte, nimmt am besten heute die Gelegenheit wahr. Mittwoch ist nämlich Markttag in Buis-les-Baronnies, und einen echten marché provençal sollte man mal gesehen haben, wenn man in der Gegend ist. Hier werden nicht nur die leckeren Spezialitäten der Region – allem voran das Olivenöl aus den Hainen in und um Buis – angeboten, sondern auch allerlei Kunsthandwerk.
Doch nicht alle werden heute komplett am Hotelpool entspannen wollen, und so begeben wir uns auf eine kürzere Runde durch die Dentelles de Montmirail. Dieses felsige Mini-Gebirge schließt sich westlich an das Ventoux-Massiv an und beeindruckt durch seine bizarren, ausgewaschenen Felsformationen. Dentelles könnte man mit „Zähnchen“ übersetzen, und das trifft es wirklich ganz gut. Zunächst fahren wir jedoch am Nordrand der Dentelles entlang, wo wir erneut bekannte villages des Côtes du Rhône wie Séguret und Gigondas durchfahren. In Beaumes-de-Venise auf der Südseite der Dentelles nehmen wir dann den Col de la Chaine in Angriff, der durch das Massiv hindurch führt. Von Malaucène aus sind wir sofort wieder im Ouvèze-Tal und fahren zurück nach Buis – der Pool wartet schließlich...
Von majortom – Wieder mal eine wunderschöne, allerdings auch eine ziemlich harte Etappe liegt hinter uns. Königsetappe. Auf dem Mont Ventoux. Nach dem Pässequartett gestern also heute nur einen Berg, aber der hat es natürlich so richtig in sich. Besonders bei den frühsommerlichen Temperaturen, mit denen wir heute schon wieder verwöhnt werden.
Morgens ist die Euphorie groß, allerdings auch der Respekt. So oft in den vergangenen Tagen haben wir den Ventoux gesehen, hoch über uns, heute wollen wir selbst da rauf. Und zwar über die steile und klassische Variante von Bédoin aus, wie sie meistens auch bei der Tour de France gefahren wird. Und so überspringe ich einfach das Vorgeplänkel, das aus etwa 35 Kilometern hügeligem Anrollen nach Bédoin besteht.
Wieder haben wir eine entspannt-ausdauernde Hybridgruppe gebildet, was sich in den letzten Tagen sehr bewährt hat. Die Gruppe war immer äußerst homogen, heute zersplittert das Feld jedoch schon von Beginn an, was nicht zuletzt daran liegt, dass einige noch Wasserflaschen auffüllen wollen. Und dann geht es los. Die ersten Kilometer bis Sainte-Colombe sind noch recht human, dann jedoch geht es durch den Wald, und die Steigung fällt kaum noch unter neun Prozent. Man kann zwar gut seinen Tritt finden, aber es fehlen komplett die sonst üblichen flacheren Passagen, wo man sich hin und wieder mal ein wenig erholen kann. Immerhin ist es schattig.
Die 12 Kilometer bis zum Chalet Reynard sind hart erkämpft. Bei einigen - inklusive des Berichterstatters - zeigen sich sicher auch wegen der gestrigen Etappe die ersten Ermüdungserscheinungen. Beine und Kopf wollen nicht immer das gleiche. Der Turm auf dem Gipfel ist noch so weit oben, und irgendwie zieht er uns doch magisch an und sorgt dafür, dass die Motivation trotz der Anstrengung nicht nachlässt.
Am Chalet Reynard endlich die ersehnte Möglichkeit, etwas ruhiger zu rollen, denn es wird ab hier doch deutlich flacher. Und trotzdem sind es noch sechs harte Kilometer zum Gipfel. Die Felswüste, bekannt aus Tour-Übertragungen in Funk und Fernsehen - und wir mitteldrin. Und doch jeder für sich alleine im Kampf mit dem Giganten. Das Denkmal für Tom Simpson läutet den Entspurt ein, doch dummerweise beginnt hier eine letzte Rampe.
Doch dann stehen wir oben am Gipfel, und die Provence liegt uns zu Füßen. Und das bei nahezu Windstille und herrlicher Fernsicht - wer schon öfter hier war, weiß, dass das eine Seltenheit ist. Ein fast schon magischer Moment. Und wir sind so erschöpft, dass wir erst einen Moment brauchen, um es genießen zu können. Mont Ventoux. Bezwungen.
Was danach kommt, ist Zugabe. Abfahrt nach Malaucène, Berge von Salade Niçoise, und die obligatorischen Hügel im Ouvèze-Tal. Sensationelle Etappe. Aber auch verdammt hart.
Unweisheit des Tages:
,,Put me back on my bloody bike." (Tom Simpson)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Für die Königsetappe steht nun der Gigant auf dem Programm. Die Bezwingung des Mont Ventoux auf der klassischen Strecke von Bédoin ist mit Sicherheit der Höhepunkt einer an Höhepunkten garantiert nicht armen Woche.
Die letzten Tage haben wir den Mont Ventoux ja schon ständig gesehen, und die Vorfreude auf den heutigen Tag ist sicherlich groß. Heute ist es soweit. Wir bezwingen den Giganten. Wozu eigentlich nicht viel zu schreiben ist, denn der Ventoux ist ein Monument, ein Mythos, der vielleicht prestigeträchtigste Anstieg der Tour de France (und selbst wenn Alpe d'Huez noch prestigeträchtiger sein sollte, der Ventoux ist anspruchsvoller und viel, viel schöner). Von oben liegt uns die ganze Provence zu Füßen, ein unglaubliches Panorama von den Hochalpen im Osten bis zu den Cevennen im Westen. Die Etappe startet – wie könnte es anders sein – entlang des Ouvèze-Tals, das wir inzwischen ausgiebig kennen und lieben gelernt haben. Über Malaucène und den kleinen Col de la Madeleine geht es nach Bédoin, wo die Auffahrt über 21 km und 1600 Hm startet. Grund genug, sich die Kräfte gut einzuteilen, denn auf das ohnehin schon schwere Teilstück zum Chalet Reynard folgt die erbarmungslose Schlusspassage durch die berühmte Geröllwüste, den Gipfel schon im Blick. Aber die Euphorie wird uns schon hinauf tragen, und natürlich wird der Gipfel fest in der Hand der Rennradfahrer sein – ein erhabenes Gefühl. Richtig genießen können wir die schnelle Abfahrt zurück nach Malaucène und das Ausrollen zurück nach Buis.
Von majortom – Man soll uns ja nicht nachsagen können, wir seien nicht flexibel. Da für heute Nachmittag auffrischender Mistralwind aus Süden angesagt ist, beschließen wir, heute ins Hinterland nach Osten zu fahren, wo wir uns so weit wie möglich vom Rhonetal entfernen. Und da mir kürzlich vom Pfälzer Helden die Méouge-Schlucht vehement ans Herz gelegt wurde, bauen wir diese in eine lange, aber nicht allzu schwere 127-km-Runde ein und legen den Start auf 8.30 Uhr vor. Mehr Stress beim Frühstück also, aber tatsächlich stehen alle pünktlich und hochmotiviert vor der Garage. Was wir noch nicht so genau wissen, ist die Menufolge des heutigen Tages: Entrée, Plat, Dessert (vin compris).
Entrée
Es geht das schöne Ouvèze-Tal hinauf, das uns inzwischen ja schon gut bekannt ist. Erst die Olivenhaine, dann die Tunnelumfahrung, dann die Obstplantagen, schließlich die Lavendelfelder und dann die quasi-alpinen Wiesen und Weiden. Und damit ist auch schon der eigentliche Anstieg zum Col de Perty erreicht, mit 1302 m nicht nur der höchste Punkt des Tages, sondern auch die einzig nennenswerte Schwierigkeit. Und auch ein erster dramaturgischer Höhepunkt. Der Pass rollt hervorragend bei stetigen 5 bis 6 Prozent, die schöne alpine Landschaft tut ihr übriges, und wir sehen null Autos von unten bis oben (und wieder runter). In Worten: null! Nach schöner, aber holpriger Abfahrt cruisen wir recht entspannt das Ceans-Tal runter, an den schönen Felsen rund um Orpierre vorbei, und müssen auf der Nebenstraße parallel zur Route National nochmal ein paar Höhenmeter sammeln.
Intermezzo
Mehr oder weniger zufällig erwischen wir eine tolle Location für die Mittagspause. Die Auberge des 2 Vallées in Châteauneuf-du-Cabre. Menu du jour für 14 Euro. Entrée, Plat, Dessert (vin compris). Burger au chèvre, Blanquette de veau, Dessert au choix. Wir verweilen ziemlich lange.
Plat
Nach der Mittagspause geht es sofort in die Méouge-Schlucht. Ich bemerke sofort: Peter hat in seinen Elogien nicht übertrieben. Sie ist grandios. Und es rollt ganz entspannt hinauf. Rennradfahren macht Spaß. Dann geht es weiter das Tal hinauf, wo wir nur durch einen defekten Mantel aufgehalten werden (souverän behoben dank Guide-Rucksack und Franks Eisenhänden).
Dessert
Den Col de Mévouillon hat Johannes als Nicht-Pass bezeichnet. Schnell wird klar: er hat recht. Die Rest-Höhenmeter sind nicht der Rede wert, und dann geht es hinab ins Ouvèze-Tal. Wo wir heute mit Rückenwind ins Ziel cruisen. Sensationelle Etappe (wieder mal).
Weisheit des Tages:
"L'abus de l'alcool est dangereux. A consommer avec moderation." (Zusatz bei französischer Werbung für alkoholhaltige Getränke)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Zwischen den Tälern von Ouvèze und Eygues stehen heute nicht weniger als fünf Pässe auf dem Programm. Eine zweite Königsetappe also, gekrönt erneut vom atemberaubenden Panorama vom schönen Col de Perty.
Auf dem Col de Perty waren wir vor ein paar Tagen schon, doch dieser Pass zwischen Mont Ventoux und Hochalpen ist so schön, dass man ihn ruhig von beiden Seiten fahren kann. Zudem kann man bergauf auch das Ouvèze-Tal noch einmal richtig genießen, und erleben, wie sich die Landschaft von den mediterranen Olivenplantagen rund um Buis über die Lavendelfelder bis hin zur immer karger werdenden Weidelandschaft verändert. Nach der Abfahrt vom Perty erreichen wir das Pässemekka Laborel und wenden uns nach Norden. Jetzt geht es Schlag auf Schlag, und die Pässe Pierre-Vesce und Reychasset werden sozusagen im Akkord erklommen. Eine langgezogene Abfahrt führt uns ins Eygues-Tal, das zwar etwas stärker befahren ist, aber da es weiterhin leicht bergab geht, kann man hier so richtig Tempo aufnehmen und die provenzalische Landschaft genießen. Und sich etwas erholen, denn die nun folgende Auffahrt zum Col de Soubeyrand ist auf schmaler Straße nicht nur wunderschön, sondern auch recht anspruchsvoll – zumindest für hiesige Maßstäbe. Der letzte Pass für heute ist schon der Hausberg von Buis, der Col d'Ey, den wir heute über die gemütliche Nordostrampe erklimmen, und der uns eine rauschende Abfahrt direkt bis ins Ziel beschert.
Von majortom – Heute besteht für Nimmermüde abermals die Gelegenheit zu einer langen Runde, die bis ins junge Drome-Tal führt. Nach dem Col de Perty bleiben wir hierfür im Tal und erreichen über das Kletterer-Mekka Orpierre das Buëch-Tal. Hier wenden wir uns parallel zur Hauptstraße auf einer Nebenstraße nach Norden bis Serres, von wo aus wir die schöne Südseite des Col de Carabes in Angriff nehmen und anschließend nach Valdrome abfahren. Über den Col de la Rossas und eine langgezogene Abfahrt geht es dann ins Eygues-Tal, wo wir wieder auf die kürzere Variante treffen.
Von majortom – Zum Abschluss fahren wir vor der Abreise noch eine kurze Runde über Col de Peyruergue und Col d'Ey.
Die Woche neigt sich dem Ende, der Abschied von Buis und der Provence rückt näher. Wir lassen uns jedoch nicht lumpen und drehen auch am Abreisetag noch einmal eine kurze Runde, eine tour d'honneur gewissermaßen. Sie startet das Ouvèze-Tal aufwärts bis Sainte-Euphémie, wo wir nach Norden über den Col de Peyruergue fahren. Den Col d'Ey erklimmen wir im Anschluss, diesmal über die Nordrampe von Sainte-Jalle, die uns noch fehlt. Erneut führt uns eine rasante Abfahrt durch die Olivenhaine zurück nach Buis.