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Regionsbeschreibung Pyrenäen

Von Jan

Allgemeines

Der Höhenzug der Pyrenäen zieht sich auf einer Länge von fast 450 km zwischen Frankreich und Spanien vom Atlantik zum Mittelmeer. Die im Aneto bis zu 3404 m hohen Massive bestehen größtenteils aus Granit, beherbergen aber auch den höchsten Kalksteinberg Europas, den Monte Perdido (3355 m).
Die Pyrenäen berühren drei französische Regionen, Aquitaine am Atlantik, mit dem Département Pyrénées-Atlantiques (64), Midi-Pyrenées in den zentralen Pyrenäen mit den Départements Hautes-Pyrénées (65), Haute-Garonne (31), Ariège (09) und Languedoc-Roussillon am Mittelmeer, das mit dem Département Pyrénées-Orientales (66) vertreten ist.
Das Gebiet wird zwar von drei Staaten: Frankreich, Spanien und Andorra geteilt, allerdings erheben zwei weitere Volksgruppen den Anspruch, als eigenständige Nationen angesehen zu werden: die Basken im Westen, die grenzübergreifend an der Atlantikküste ihre Sprache, baskisch, pflegen, und die Katalanen im Osten, deren Stammgebiet im spanischen Teil der Pyrenäen am Mittelmeer liegt. Dort hat katalanisch in den letzten Jahren sogar das spanische verdrängt und ist mittlerweile Sprache Nummer Eins.

Straßenbeschaffenheit

Obwohl sich zwei Drittel der Pyrenäen auf spanischer Seite befinden, liegt die deutliche Mehrzahl der befestigten Pässe doch auf französischer Seite. Dies liegt nicht etwa ausschließlich an der stärkeren Besiedelung und dem daraus resultierenden höheren wirtschaftlichen Interesses in Frankreich, sondern maßgeblich an der Tatsache, dass die Pyrenäen nach Norden relativ schroff und steil in Richtung Frankreich abfallen, während der Übergang zur Ebene des Ebro auf spanischer Seite allmählich geschieht. Im Gegenteil befinden sich die spanischen Passstraßen in der Regel sogar in deutlich besserem Zustand, was besonders bei grenzübergreifenden Pässen wie dem Port de Larrau in Höhe St. Jean Pied de Port ins Auge fällt.
Gerade schmale Passstraßen auf der französischen Seite erschreckten Anfang der 2000er-Jahre häufig durch sehr rauhen Belag. Mittlerweile ist die Straßenbeschaffenheit deutlich besser, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau der Alpen.

Pässeauswahl

Wo auch immer man in den Pyrenäen ist, man findet unterschiedlich reizvolle Pässe vor. Ob man nun die niedrigeren Pässe in den Randlagen fahren will oder die zentralen Klassiker, das Radfahrerherz schlägt höher. Und das nicht zuletzt wegen der Rampen, die in der Regel steiler sind als die der Alpen. Glücklicherweise sind sie auch deutlich kürzer. Anstiege von mehr als 14 km sind tatsächlich die Ausnahme, obwohl natürlich auch vorhanden, so am recht niedrigen, provençalisch Anmutenden Col de Jau aus Richtung Prades, von wo aus die 22 km lange Südanfahrt zum 1509 m hohen Gipfel führt. Nicht weit westlich davon führt die wunderschöne Trasse auf 15 km zum Col de Pailhères (2001 m), dem ungekrönten König der Pyrenäen. Wir (genauer: Tobi und Jan) sind der Meinung, mit dem Col de Pailhères einen der schönsten Pässe überhaupt gefahren zu sein, auf einer Stufe mit dem Col du Galibier und dem Gaviapass. Ansonsten muss man schon die Klassiker Col du Tourmalet (2115 m) und Col d'Aubisque (1709 m) in den Zentralpyrenäen bemühen, um zu längeren Auffahrten zu französischen Pyrenäenpässen zu gelangen (der spanische Port de la Bonaigua weist eine 23 km lange Anfahrt auf, zum andorranischen Port d'Envalira geht es über 40 km bergan). Die Klassiker - Quelle von Mythen und Sagen, jedes Jahr wieder Schauplatz der entscheidenden Angriffe der Tour de France. Zum ersten Mal war 1910 ein Pyrenäenpass Teil der legendären Rundfahrt, es war der Col d'Aubisque, den die Athleten damals noch auf geschotterter Straße ohne Gangschaltung bezwingen mussten. Daran sollte jeder denken, dem nach der Gipfelbezwingung eine Anwandelung von Größenwahn befällt.

Die Entzauberung der Klassiker?

Diese Geschichten haben dem Aubisque und dem Tourmalet einen unmenschlichen, schier unbezwingbaren Ruf eingebracht, und natürlich, beide weisen ca 8 % Durchschnittssteigung auf den letzten 10 km auf, aber es gibt schwierigere Pässe. Wir sind uns einig, dass der schwierigste Pass unserer Sommertour 2002 in den Pyrenäen keiner der Klassiker, sondern der Col d'Erroymendi ab Logibar ist. Hier steigt die Straße auf 10 km 962 m und beglückt den Bergfahrer also mit einer Durchschnittsteigung von 9,6 %. Eine kurze Stichstraße südwestlich von Foix kann sogar 12,1 % Durchschnittsteigung aufweisen: Vom Col des Caougnous (947 m), der dem Col de Port (1250 m) westlich vorgelagert ist, geht eine 3,6 km lange einspurige Rampe zum Col de Péguère (1375 m), ein Stück Straße, dass dir nur eine Frage offen lässt: Wo ist das dritte Kettenblatt?
Die Klassiker sind also nicht die härtesten, und, auch wenn Aubisque und Tourmalet sehr schön sind, auch nicht die schönsten, wie schon erwähnt. Dies ist der richtige Ort, um auch einen weiteren Irrglauben aus der Welt zu räumen. Nein, der Col du Tourmalet ist mit seinen 2115 m auch nicht der höchste Pyrenäenpass, denn das ist der andorranische Port d'Envalira mit 2407 m.
Kein Superlativ scheint also zuzutreffen auf die Klassiker. Sollt ihr deswegen die Idee verwerfen, sie alle zu fahren, vielleicht von Laruns zum Aubisque und von dort durch die wunderschöne Passage zum Soulor, weiter nach Argelès-Gazost, um 37 km später auf dem Tourmalet zu stehen, von dort eine der schnellsten und am besten ausgebauten Abfahrten zu nehmen, deren Schwung euch über den Aspin bis weit in die Anfahrt zum Peyresourde schleudert, um nach 160 km und 4600 Hm in Luchon erschöpft, aber glücklich vom Rad zu steigen? Nein, sicher nicht. Auch, wenn der Verkehr hier stärker ist als anderswo, nirgends schnuppert man Tour de France-Luft reiner als hier.
Also doch ein Superlativ.

Was noch?

Es gibt noch viele versteckte Adlige in den Pyrenäen, von denen der Pailhères nur einer, wenn auch ein Besonderer ist. Ein anderer ist der Col du Pradel, mit seinen 1679 m noch einer der höchsten Pässe der Pyrenäen. Hier ist es die Straße selbst, die den Reiz ausmacht: Aus Richtung Tarascon windet sie sich zwei Meter breit durch einige wahrlich enge Serpentinen. Der Col d'Agnes ist sicherlich wunderschön, wenn man ihn nicht wie wir bei Nebel fährt. Dann gibt es noch all die Schönheiten. Den Col d'Azet zwischen Aspin und Peyresourde zum Beispiel und viele weitere.

Pyrenäen oder Alpen? Ein Fazit

Wie ihr mittlerweile gesehen habt, ist das Höhenniveau der Pyrenäen deutlich niedriger als das der Alpen, und die Anstiege sind deutlich weniger lang. Es wird also schwierig sein, sich wie in den Alpen in einen Tunnel zu fahren beim Weg bergauf, wie zum Beispiel zum Col de l'Iseran hinauf, oder zur Cime de la Bonette, in deren weit über 30 km langen Ausfstiegen man stundenlang steht. Auch sind die Ausblicke weniger gigantisch, denn Gletscherfelder sieht man hier nicht - es gibt im wesentlichen keine. Dennoch ist der landschaftliche Reiz der Pyrenäen unbestritten, und es gilt wunderschöne Landschaften zu entdecken: Den Pailhères natürlich und den Col de Jau, und die Traverse vom Aubisque zum Soulor, in der man sich so klein fühlt vor lauter Natur.

Der Verkehr ist in den Pyrenäen deutlich geringer – das Gebirge ist deutlich weniger touristisch erschlossen, vermutlich, weil viel weniger Metropolen mit naherholungssuchenden Einwohnern das Gebirge belasten. Eine wahre Wohltat!
Alpen oder Pyrenäen? Nicht zu beantworten. Am besten beide.

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