Von Jan – Die Pyrenäen – das ist der Schauplatz vieler epischer Tour-de-France-Kämpfe, das sind schmale Straßen, Pässe im Überfluss und raue, unberührte Landschaften, über der Gänsegeier und Steinadler kreisen.
Von majortom – 7 Uhr, Everhotel zu Tarbes – dichte Nebelschwaden umgeben uns, als wir aus dem Nebengebäude des Hotels zum Frühstücksaal laufen. Aber davon lassen wir uns nicht täuschen, denn die Wettervorhersage hat uns für heute Sonnenschein und Hitzeschlacht prophezeit. Deshalb haben wir auch kurzerhand den Start von 9 Uhr auf 8 Uhr 30 vorverlegt, um noch eine halbe Stunde länger von der Kühle des Morgens profitieren zu können. Tatsächlich stehen wir einigermaßen früher am Start, und wie üblich ist es der Chefguide (in Personalunion auch der Berichterstatter), der aufgrund des Abarbeitens von Nebenkriegsschauplätzen den Betriebsablauf aufhält. Doch wir kommen einigermaßen pünktlich los.
Aus Zeitmangel konnten auch nicht alle Guides mit dem aktualisierten Track ausgestattet werden, so dass lediglich die ausdauernde Gruppe (formerly known as Gruppe 2) in den Genuss der Umgehungsstraße um Tarbes kommt, auf der Sonntag Morgen erwartungsgemäß nicht viel los ist. Die sportiven und entspannten unter der Führung von Rainer und Peter müssen sich durch Tarbes durchfisseln. Schon bald stellt sich dann heraus, dass das befürchtete Kackwellenmassaker auf dem nicht barometrisch erfassten ersten Abschnitt der Etappe durch das Pyrenäenvorland weitgehend ausbleibt. Zwei kleine Wellen, dann ist vor allem Flow angesagt. Das ganze garniert mit schönen Ausblicken auf die vor uns liegenden Pyrenäen, die erwartungsvoll am Horizont dräuen (um mal eine Lieblingsformulierung des Chefs zu benutzen).
Auf den ersten siebzig Kilometern bekommen wir die horrende Menge von ca. fünf Autos zu sehen, das dreifache davon auf den folgenden zehn Kilometern aufwärts durchs Ourse-Tal bis nach Mauléon-Barousse, wo die Mittagsrast geplant ist. Die sportiven haben wir um 30 Sekunden verpasst, souffliert Begleitfahrer Tom, der uns erwartet. Da das gescoutete Restaurant noch nicht für uns Essen machen will (vingt minutes environ – indiskutabel), behelfen wir uns beim nahen Boulanger/Epicier, der liebevoll Sandwiches für uns bereitet.
Somit fehlt eigentlich nur noch der Port de Balès auf unserem Weg in den Zielort Bagnères-de-Luchon. Der sich allerdings als harter Brocken erweist. Wovon bei 1200 Höhenmetern ja auch auszugehen war. Dass es ständige Rampen im Wechsel mit flacheren Abschnitten unmöglich machen, einen angenehmen Rhythmus zu finden, macht zumindest dem Berichterstatter ziemlich zu schaffen, genauso wie die deutschlandrundfahrteske Gluthitze. Aber das soll nicht nach Gejammer klingen, denn die einsame, schmale Passstraße führt durch eine herrliche Landschaft, die weiter oben fast schon alpin anmutet. Sensationeller Pass! Leicht skurril dagegen ist die Techno-Party, die ein paar Jugendliche auf ca. 1200 m Höhe feiern – immerhin bieten sie mir, als ich hoffnungsfroh nach Wasser Frage, den Bodensatz aus einer Evian-Falsche an. Sie scheinen sich wohl eher von Dosenbier zu ernähren. Vielen Dank. Die Beats (180 bpm passend zum Herzschlag) begleiten mich noch ein paar Kilometer und werden später von Kuhglocken abgelöst. Der schönste Teil sind dann allerdings die letzten beiden Kilometer durch offenes Gelände mit Fernblicken über die Pyrenäen-Gipfel. Dank der mit der Höhe gesunkenen Temperaturen läuft es hier wieder recht flüssig.
Dann haben wir nur noch eine sensationelle 20-Kilometer-Abfahrt bis Bagnères-de-Luchon. Die sportiven planen spontan noch einen Zusatzanstieg in die Skistation Superbagnères (und waren bei Redaktionsschluss noch nicht wieder zurück). Die entspannte Gruppe hingegen ist inzwischen auch am Hotel eingetroffen und leistet in Teilen dem Berichterstatter Gesellschaft bei Heineken und Cacahuètes.
Fazit: tolle Auftaktetappe. So kanns weitergehen. Vielleicht ohne die Hitze, aber das wird sich (laut Vorhersage) morgen erledigt haben.
Ursprüngliche Beschreibung:
Vom Startort in Tarbes steht zunächst eine gut 65 km lange Einrollstrecke an. Rechter Hand können wir den Pyrenäen-Kamm bewundert, allen voran den Pic du Midi, hinter dem sich der Tourmalet verbirgt. Eine schöne Einstimmung auf diese Pyrenäen-Woche. Mit dem Port de Balès steuern wir dann ein erstes Pyrenäen-Kleinod an. Das erst kürzlich asphaltierte Sträßchen abseits jeden Verkehrs windet sich auf 1755 m Höhe. Mit dieser Erfahrung im Gepäck steuern wir unseren ersten Etappenort Bagnères de Luchon an, ein quirliges Thermalbad in Grenznähe zu Spanien.
Die lange Anreise zum ersten Gipfel am heutigen Tage spielt uns auf der letzten Etappe in die Karten, die dafür nämlich sehr kurz ausfallen kann. Ein großer Vorteil zur Ausrichtung 2014, wo Start und Ziel noch in Lannemezan war, was die letzte Etappe sehr lang hat werden lassen.
Von majortom – Liebe Freunde des Radsports, heute melden wir uns aus dem katalanischen Sort auf der Südseite der Pyrenäen, wo wir vor dem Hotel Les Brases die Terrasse bevölkern. Die heutige Etappe haben wir bei erneut sommerlichen Bedingungen und erneut sturz- und defektfrei hinter uns gebracht.
Der erste Programmpunkt heute morgen in Bagnères-de-Luchon ist eine Team-Rochade. Peter rotiert ins Begleitfahrzeug, Tom rottiert in die ausdauernde Gruppe, so dass für den Berichterstatter die entspannte Gruppe bleibt. Was mir aber nach meinem gestrigen Nahezu-Einbruch am Port de Balès aber auch entgegen kommt. Ergo wird heute aus der entspannten Gruppe (auch als dritte Gruppe bezeichnet) berichtet.
Los geht die Etappe von null auf hundert. Mit dem Verlassen von Luchon befinden wir uns im Anstieg zum Col du Portillon. Knapp 650 Höhenmeter sind zu überwinden, was uns bei deutlich niedrigeren Temperaturen als gestern trotz Steigungen im höheren einstelligen Prozentbereich recht leich fällt. Die Gruppe fährt recht homogen; erst in der zweiten Anstiegshälfte zersplittert sie etwas, doch innerhalb von einer Minute kommen wir alle an der Passhöhe – gleichzeitig die Grenze nach Katalonien – an. Glückliche Gesichter, das Passschild wird mit großem Enthusiasmus fotografiert.
Herrliche Abfahrt ins Val d'Aran, gefolgt von einer nicht ganz so schönen, aber auch machbaren Nationalstraßenpassage bis Vielha, Fußpunkt des Port de la Bonaigua, seines Zeichens höchster Pass Kataloniens. Am örtlichen Supermarkt werden die Wasservorräte aufgefüllt, um für den langen, aber nicht so steilen Anstieg gerüstet zu sein.
Es läuft gut in der Gruppe, als wir geschlossen in den Anstieg hinein fahren. Kurz vor Salardu wird dann freigegeben.
Kurze Unterbrechung für die Bestellung von otra cerveza.
Und schon sind wir wieder im Anstieg zum Port de la Benaigua, der jetzt ein wenig anzieht, aber immer noch bei etwa 6 bis 7 Prozent bleibt. Herrlicher Rollerberg, zunächst mit einer etwas zähen Geraden bei Gegenwind, dann jedoch mit einem schönen Serpentinenhang, bei dessen Bezwingung die Landschaft immer hochalpiner (bzw. hochpyrenöser) wird. Die letzten Kilometer fordern dann schon noch ein wenig Durchhaltevermögen; hier ist es weniger die Steigung als einfach die Länge, die die Körner kostet.
Die Mittagsverpflegung nach 2000 Höhenmetern wird von Peter sensationell betreut und lässt keine Wünsche offen. Es folgt die zweite großartige Abfahrt des Tages, unterbrochen von der Höhenstraße über Son und Jou, die uns von Jan sehr ans Herz gelegt wurde. Die Tiefblicke hinab ins Tal deuten auch schon bald an, dass sich der Abstecher lohnt, auch wenn die Straße im Tal auch kein wirklich viel befahrener Highway war. Souverän quetscht die entspannte Gruppe die wenigen Wellen weg und genießt die herrliche Aussicht auf die Stauseen im Tal (deren Namen wir aus Gründen der Arbeitseffizienz nicht recherchiert haben). Die Abfahrt zurück ins Tal macht richtig Spaß.
25 km fehlen noch bis in den Zielort Sort. Es geht zwar leicht bergab, aber der Gegenwind macht schon ein wenig eine Antiflow-Passage draus. Egal, ich spanne mich an die Spitze des Feldes und versuche, die Gruppe aus dem Wind zu halten. Etwa 15 km vor dem Ziel beginne ich die Kilometer herunter zu zählen, doch es läuft in der kompletten Gruppe noch sehr gut, und so laufen wir schon bald unter kollektivem Jubel in Sort ein.
Räder verstauen. Duschen. Cerveza.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Heute beginnt unser zweitägiger Abstecher nach Spanien. Der Col du Portillon und damit die Grenze zu Spanien ist schon nach 10 km und 665 Hm erreicht. Ausblicke und Steigungen halten sich in Grenzen, und so stürzen wir uns schnell in die Abfahrt ins Val d'Aran, in dem vier Sprachen gesprochen werden.
Nach einer unvermeidlichen Nationalstraßenpassage wenden wir uns dem höchsten Pass Kataloniens zu, dem Port de la Bonaigua. Auf der 23 km langen Anfahrt werden die 6 % allenfalls sehr kurz überschritten und ist damit wie gemacht für Rouleure.
Vor unserem einzigen spanischen Etappenziel Sort sollten diejenigen, denen die Regelplanung nicht reicht, die wunderbare Hangstraße über Mon und Jou mitnehmen (Plus 11 km / 350 Hm) und die Nimmersatten noch die lohnenswerte Stichstraße zum Estany de Sant Maurici anhängen (Insgesamt 128 km / 3250 Hm).
Von majortom – Heute sind wir mal etwas später dran mit dem Bericht unserer heutigen Pyrenäenetappe, die uns vom katalanischen Sort über das andorranische Andorra ins französische Ax-les-Thermes geführt hat. Der Grund für die Verspätung sind Verzögerungen im Betriebsablauf.
Sort, Morgengrauen. Der Wecker klingelt, Tom (der andere) springt aus dem Bett und annonciert nach Blick aus dem Fenster blauen Himmel und 15 Grad. Damit kann man arbeiten.
Sort, etwas später. Alle sind vom Frühstück gestärkt und brennen, zur heutigen Königsetappe (134 km, knapp 3000 Hm) aufzubrechen.
Port del Cantó, früher Vormittag. Nach einer sonnendurchfluteten Auffahrt bestaunen wir (die entspannte Gruppe, aus deren Sicht heute wieder berichtet wird) die katalonische Bergwelt. In der Ferne kleben ein paar Wolken an den Gipfeln.
Port del Cantó, Abfahrt. Leider haben wir ein Sturzopfer zu beklagen. Erstdiagnose: Wunde am Knie, Schulterprellung. Zur Stunde wird im Krankenhaus noch genaueres ermittelt. Auf diesem Wege unsere besten Genesungswünsche.
Adrall, Mittagszeit. Die Gruppe fasst Wasser in einem lokalen Krämerladen. Besagter Krämer vermittelt uns dankenswerterweise ein Taxi, um das Sturzopfer zur Mittagsverpflegung zu bringen. Der Guide verfolgt seine Gruppe im Einzelzeitfahrtempo (auf niedrigem Niveau) in Richtung Andorra.
Santa Coloma, immer noch Mittagszeit. Die Gruppe ist bei Peter auf dem Verpflegungsparkplatz eingetroffen. Die Frittenbude scheint nichts dagegen zu haben, dass wir ihren Parkplatz benutzen. Kurze zeit später bekommen wir auch das Taxi dorthin manövriert.
Moloch Andorra, kurze Zeit später. Wir kämpfen uns durch den andorranischen Verkehrsinfarkt. Schön ist anders. Trotz Freigabe des Anstiegs zunächst noch keine Attacken. Später erste beherzte Antritte, zum Teil durch des Majors straffer Grupetto-Pace von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Canillo, andorranischer Skiort, nachmittags. Herzallerliebste Architektur. So langsam wird es kalt, erste Jacken werden herausgekramt. Nebelschwaden drücken über die Gipfel und kündigen noch unwirtlichere Bedingungen an. Teambusse von Cannondale, Garmin, Lampre werden bestaunt (Vuelta logiert hier zum Ruhetag. Faule Säcke.)
Kurz vor dem Port d'Envalira, nachmittags. Der Major hofft, dass es sich beim Niederschlag nur um kondensierenden Nebel handelt. Und wird wenig später eines besseren belehrt. Es regnet. 3,7 km vor der Passhöhe (Gruß an AP) zieht der Major Knielinge über.
Port d'Envalira, eher schon später Nachmittag. Sichtweite ca. 20 Meter. Unter dem Vordach einer Tankstelle wird angezogen, was die Rucksäcke hergeben. Der Major hat sich bei der Kleiderwahl etwas verzockt und erwartet eine kalte Abfahrt.
Abfahrt vom Envalira. Es ist kalt und nass und neblig.
Ax-les-Thermes, früher Abend. Eintreffen am Hotel Grande Cordée oder einem der gut einem Dutzend anderer Hotels. Wo ist Abendessen, wo ist Frühstück? Nicht da, wo es angesagt wurde. Großes Chaos. Der Major verabschiedet sich unter die Dusche und überlässt den Gang der Dinge erstmal seinem Schicksal.
Ax-les-Thermes, 19 Uhr 30. Abendessen kommt pünktlich und ist reichlicher als ursprünglich befürchtet. Lecker und nahrhaft. Zufriedene Gesichter. Applaus für den Major von zufällig anwesender Wanderergruppe.
Ax-les-Thermes, voraussichtlich Viertel vor elf. Nach etwa vierzehntägiger Odyssee kommt heute voraussichtlich Andreas' Rad bei uns an. Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:[/]
Auf der heutigen dritten Etappe durchfahren wir den dritten Staat der Tour, nämlich das Fürstentum Andorra und darin den höchsten Pass der Pyrenäen, den Transitpass Port d'Envalira (2.407 m).
Vorher steht uns allerdings der ebenfalls gut ausgebaute Port del Cantó im Weg, der mit seinem roten Sandstein abseits der Straße allerdings zu überzeugen weiß.
Mit 139 km und 2.900 Hm ist diese Etappe auch ohne Optionen die härteste der Tour.
Wer im dem Moloch Andorra einen lohnenswerten Pass zwischenschieben möchte, kann über den Col d'Ordino fahren: Plus 16 km / 500 Hm
Option ab Ax:
Plateau de Bonasce (Ax 3 Domaines): Plus 19 km / 700 Hm
Von majortom – Zum Auftakt dieses Tagesberichts der Pyrenäen-Klassiker 2015 gleich mal eine Entwarnung von der medizinischen Seite. Unser Sturzopfer von gestern ist wohlauf, nichts gebrochen, muss aber dennoch die Tour aufgeben. An dieser Stelle nochmal unsere herzlichsten Genesungswünsche!
Der Wetterbericht war wohl gestern Abend und heute früh die am häufigsten aufgerufene Seite in ganz Ax-les-Thermes. Am Morgen kündigt er ein regenfreies Zeitfester zwischen 10 und 14 Uhr an, weswegen wir an der ursprünglichen Planung festhalten und um 9 Uhr zur regulär geplanten Runde über Col du Pradel und Port de Pailhères aufbrechen wollen. Aufgrund hartnäckigen Nieselregens ist es jedoch nur die sportive Gruppe, in der dieser Plan die Abzweigung zwischen den beiden Pässen überlebt. Die ausdauernden und entspannten entschließen sich, den Pailhères – von qd-Chef Jan immerhin als schönster Pass der Christenheit angekündigt – als Stichstraße von Westen zu fahren. Da wir noch eine weitere Nacht in Ax-les-Thermes bleiben, ist die Aussicht auf einen halben Ruhetag schließlich auch verlockend.
Also kurven wir im Nebel zwischen Kühen hindurch zum Pailhères hinauf, der wirklich ein schöner Pass ist. Die Sichtweite an der Passhöhe beträgt jedoch nur wenige Meter. „Soll ich dir mal erklären, warum das hier der schönste Pass ist?“ fragt mich Rainer aus meiner Gruppe und erklärt mir, was es hinter dem Nebel zu sehen gäbe.
Immerhin im trockenen fahren wir wieder ab nach Ax. Der Nebel lichtet sich nun deutlich früher als bei der Auffahrt, die Wolken hängen nicht mehr ganz so tief, so dass es sich gar nicht so anfühlt, als würden wir auf derselben Seite wieder abfahren.
Somit haben wir den Nachmittag frei, was Teile des Pelotons im Ortszentrum zur Kalorienaufnahme in Form von Pizza und Andouillette nutzt – bei Sonnenschein. Der halbe Ruhetag tut definitv auch gut. Das regenfreie Zeitfenster hält zur Stunde noch an.
Epilog: inzwischen ist auch die sportive Gruppe wieder eingetroffen, deren Spekulation auf Wetterbesserung aufgegangen ist. Sie haben wohl auch noch den Anstieg nach Ax-3-Domaines angehängt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Heute bleiben wir in Ax-les-Thermes, so dass wir einmal keinen Koffer packen müssen. Diese vierte Etappe würde sich damit als Ruhetag anbieten. Nicht zu fahren ist allerdings keine Option, denn die geplante Tour ist für mich die schönste der Rundfahrt. Auch so ist sie mit 80 km und 2.600 Hm human.
Beim Col du Pradel sollte man sich nicht von seiner geringen Höhe von 1680 m täuschen lassen – er ist ziemlich anspruchsvoll, und dank schmalster Straße in eher mittelgebirgiger Landschaft sehr schön.
Auch die weitere Fahrt durch die Kulturlandschaften der nördlichen Pyrenäenausläufer gefällt. Grandios wird es bei der Abfahrt in das Audetal, die kühn in den Pyrenäenfels gemeißelt ist.
Der Ostanstieg zum Col de Pailhères ist für mich in einem Atemzug zu nennen mit dem Stilfser Joch, dem Galibier, dem Gaviapass und der Kaunertaler Gletscherstraße und gehört somit zu meinen fünf Lieblingspässen.
Schmalste Straße mit unzähligen Kehren in wunderschöner Landschaft – Radlerherz, was willst du mehr?
Von majortom – Herzlich willkommen zur Live-Berichterstattung der quaeldich.de Pyrenäen-Klassiker 2015. Wir sitzen derzeit in der Lobby des Hotels Eychenne zu St. Girons im trockenen, schauen den Vuelta-Livestream mit niederländischem Kommentar, trinken Kaffee und lokal gebrautes Bier und erfreuen uns am Regen, der pünktlich mit dem Eintreffen der letzten Gruppe eingesetzt hat.
Ax-les-Thermes, 9 Uhr morgens. Kurz nach dem Aufbruch der sportiven Gruppe setzt der (vorausgesagte) Regen ein, so dass in der ausdauernden und der entspannten Gruppe spontan der Ersatz-Track über den Col de Port geladen wird. Dieser verzichtet auch auf die Höhenstraße rechts des Ariège-Tals, so dass wir erstmal auf der N20 unterwegs sind. Es wird jedoch in den Tunnelblick-Modus geschaltet, so dass wir den (erträglichen) Verkehr kaum wahrnehmen.
So erreichen wir den Verzweigungspunkt Tarascon nach einem Parforceritt das Ariège-Tal hinab. Witterung: trocken. Ein wenig blauer Himmel erkennbar. Also planen wir wieder um, von der Ausweich- auf die eigentlich geplante Etappe über Port de Lers und Col d'Agnes. Auch von dem „Fermé“-Schild lassen wir uns nicht abschrecken; ein Autofahrer gibt uns die Auskunft, dass wir durch die Baustelle per Rad gut durchkommen.
An Peters Verpflegung in Vicdessos fährt uns dann ein Teil der ausdauernden Gruppe auf, nämlich der ausdauernde Teil. Der Weichei-Teil fährt unter Leitung von Oberweichei* Tom über Col de Port. Weiter geht es also als eine ausdauernd-entspannte Hybridgruppe den Port de Lers hinauf.
Wunderschöner Pass, schmale Straße, herrliche Pyrenäenidylle. Oben von Wolken- und Nebelschwaden umwaberte Gipfel, mystische Stimmung. Den Kalorienbedarf decken in der Senke zwischen Lars und Agnes Tarte aux myrtilles, Gateau basque und Nid d'abeilles. Frisch gestärkt drücken wir dann auch noch die 300 Höhenmeter zum Col d'Agnès weg und werden dabei von der sportiven Gruppe gestellt. Oben an der Passhöhe treffen wir auf eine französische Radgruppe, die auf einer Transpyrenée vom Atlantik zum Mittelmeer unterwegs sind. Respekt.
Und somit fehlen noch etwa 40 km bis ins Ziel in St. Girons, die mit einem weiteren Parforceritt das Salat-Tal (der Fluss heißt wirklich so) hinab überwunden werden. Herzlicher Empfang im Hotel und so. Unbestätigten Gerüchten zufolge gibt es heute mal kein Huhn zum Abendessen.
* Die Diffamierung als Oberweichei erfolgt lediglich aus dramaturgischen Gründen. In Wahrheit ist der betreffende Guide natürlich über jeden Zweifel erhaben.
Ursprünglicher Etappenbericht:
Heute steht ein weiterer Tag auf schmalen Straßen abseits jeder Touristenströme an. Zunächst umgehen wir die N30 auf der Panoramastraße über den Pas de Souloumbrie, um uns ab Tarascon-sur-Ariège den Passprüfungen des Tages zuzuwenden.
Port de Lers und Col d'Agnes sind zwar allesamt wenig hoch, aber was bedeutet das schon in Anbetracht der wunderschönen Natur, gerade am Agnes?
Auf den Agnes folgt eine 35 km lange Talpassage in die pittoreske Kleinstadt Saint Girons am nördlichen Pyrenäenausgang.
Von Jan – Wecker. Aufstehen. Frühstück. Kein Tee. Kein Brot. Doch Tee. Doch Brot. Gute Stimmung. Guide-Rochade rückwärts.
Aufbruch. 9 Uhr. Kein Regen. 25 km im Tal. Zwei individuelle Pinkelpausen. Kurz raufwuppen zum Portet d'Aspet. Abfahrt. Casartelli-Denkmal. Vorsicht. Direkter Übergang zum Col de Menté. Nebel. Sichtweite 100 Meter. Sichtweite 50 Meter. Sichtweite 20 Meter. Sichtweite 10 Meter. Jürgen verzichtet auf Bergsprint. Passhöhe. Gestalten im Nebel. Jacken und Beinlinge rausfummeln.
Abfahrt im Nebel. LKW kommt bedenklich nahe. Essen fassen bei Ex-Weichei. Rationierter Brie. Plan: Cola reinschütten, Baguette reindrücken, schnell weiter, Kaffeepause im Warmen. Realität: Kleidungsoptimierung braucht Zeit. Weiter gehts. Regen setzt ein. Regen wird stärker. Regenjackenumziehpause. Plan: 30 Sekunden. Realität: lange. Gestalten im Regen.
Vollsiff im Tal bis Luchon. Suche nach Kaffeepausen-Standort. Faisan Doré. 12 Café au lait. 2 Tee. Regenradar-Dauerschleife. Wird besser. Also raus. Auf zum Peyresourde. Kein Regen. Doch wieder Regen. Egal. Plötzlich Fetzen von blauem Himmel. Regen hört auf. Schöner Serpentinenhang.
Passhöhe. Crêperie hat zu. Schild informiert uns im Namen von Alain: Crêpere ist jetzt in Loudenvielle. Da fahren wir nicht hin. Rasante Abfahrt. Trocken aber kalt. Hotel Angleterre in Arreau. Dusche. Plan: 2 Minuten. Realität: 30 Minuten (oder so). Fertig.
Der Berichterstatter entschuldigt sich bei Owingerjan für das dreiste Kopieren seines Berichterstattungsstils.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Klassiker-Stimmung liegt in der Luft. Die sechste Etappe führt uns über den Col de Portet d'Aspet, den Col de Menté und den Col de Peyresourde, den wir auf der ersten Etappe in der Gegenrichtung befahren haben.
Der Portet d'Aspet ist der kürzeste, aber anspruchsvollste von den dreien. In der Abfahrt vom Portet d'Aspet heißt es langsam zu fahren, um am Denkmal für den 1995 tödlich gestürzten Fabio Casartelli an- und innezuhalten.
Auch die Auffahrt zum Col de Menté liegt komplett im Wald. Die 20 km lange Talpassage entlang der Pique nach Bagnères de Luchon ist etwas eintönig und schon von der ersten Etappe bekannt, aber für die meisten sicherlich der landschaftlich äußerst reizvollen Befahrung des Port de Balès vorzuziehen (plus 33 km / 1.100 Hm) – diese Option kennen wir zudem schon in der Gegenrichtung vom ersten Tag.
In Bagnères steht nun der sehr gut fahrbare Peyresourde an, mit dem wir den dritten Pyrenäenklassiker des Tages in unser Palmarès einschreiben können.
Von majortom – Pyrenäen-Klassiker, Etappe 7. War es nur ein Zufall, dass zur siebten Etappe von einer mehr oder weniger bewährten Wetterseite im mehr oder weniger bewährten world wide web genau sieben Sonnenstunden angesagt waren? Oder doch ein Zeichen einer höheren Wettermacht, genau heute über den Tourmalet zu fahren?
Zunächst haben wir am Start in Arreau jedoch ein irdischeres Problem zu lösen. Der Schlüssel zu Kabelschloss 14 ist verschollen, und mit Kabelschloss 14 sind mindestens sieben Räder angeschlossen. Das Problem wird vorübergehend gelöst von Gilbert, der herausfindet, dass der Schlüssel von Kabelschloss 13 auch bei Kabelschloss 14 passt. Das Problem wird dann auch dauerhaft gelöst, als der Schlüssel in einem Papierkorb wiedergefunden wird. Aufgrund der bislang tadellosen Performance des Schuldigen wird die Strafe jedoch nochmal zur Bewährung ausgesetzt, und der Schuldige auch nicht hier an den virtuellen Pranger gestellt.
Weiterhin verzögert sich die Abfahrt in der ausdauernden Gruppe (aus deren Sicht berichtet wird) durch einen Platten, so dass die entspannte Gruppe zuerst aufbricht, während unsere Mechanikergilde sich noch ausdauernd die Hände wäscht. Dann geht es sofort los in die Steigung zum Col d'Aspin, wo nach wenigen Kilometern auch schon die erste Sonnenstunde beginnt. Leider hält sie nicht ganz bis oben durch, wo vereinzelte Nebelschwaden um die Gipfel wabern. Egal, trotzdem eine schöne Auffahrt, gefolgt von einer kalten Abfahrt.
Und schon gehts hoch zum Tourmalet, wo tief hängende Wolken die Hoffnung auf weitere Sonnenstunden erstmal zerplatzen lassen. Es geht erst weit ins Tal hinein, dann über ein paar Serpentinen bis in den herzallerliebsten Skiort La Mongie. Laut Tom (dem anderen) hat er seinen Platz in der Top 10 der hässlichsten Skiorte sicher. Was aber nichts macht, denn die letzten vier Kilometer bis zur Passhöhe werden immer schöner, zumal recht pünktlich die Wolkendecke aufreißt und uns ein paar weitere Sonnenminuten beschert. Geier, Murmeltiere, Schafe – auch die lokale Tierwelt bietet einiges. So erreichen wir schließlich die Mittagsverpflegung, schändlicherweise 150 Meter unterhalb der Passhöhe. Auf die Baguetteorgie am Bindercruiser folgt dann noch eine Kaffeeorgie in der Passgastronomie, damit Tom (der andere) genug Zeit hat, vor uns das Hotel zu erreichen.
Herrliche Abfahrt in der Sonne bis Luz Saint-Saveur, unterbrochen von einem weiteren Platten, der aber schnell und fachmännisch behoben wird. Hier zersplittert die ausdauernde Gruppe etwas, da einige schon voraus gefahren sind. Dafür perfektionieren wir das Windschattenfahren bei Gegenwind das Tal hinunter.
Zum Abschluss beschert uns Streckenplaner Jan noch eine kleinodige Höhenstraßenabkürzung, kurz zuvor hat sich jedoch noch die Katholikengang abgesetzt, um dem nahe gelegenen Lourdes einen Besuch abzustatten. Besagte Höhenstraßenabkürzung führt uns direkt bis in den Etappenort Aucun. Sensationelle Etappe, sensationeller Tourmalet, sensationelle Teilnehmer!
Die sportive Gruppe erhöht die Höhenmeterausbeute noch durch einen Abstecher nach Luz-Ardiden. Der Berichterstatter dagegen erhöht die Höhenmeterausbeute in geringerem Umfang noch durch einen Abstecher zum Col de Couraduque. Der vom Joch des Guiderucksacks befreite Berichterstatter wähnt sich dabei auf einem grandiosen Parforceritt, wird jedoch jäh auf den Boden der Tatsachen zurück geholt, als etwa 500 m vor der Passhöhe ein einheimischer Rennradler überholt.
Wir geben zu, wir haben die Anzahl der Sonnenstunden nicht statistisch erfasst. Aber gefühlt waren es (nach den letzten Tagen) sieben. Mindestens.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Col d'Aspin und Col du Tourmalet – heute dringen wir in das Pyrenäen-Herz der Tour-de-France-Klassiker vor.
Der Tourmalet war anno 1910 in der Gegenrichtung auch der erste Anstieg von Format, der je bei der Tour befahren wurde. Die abenteuerlichen Geschehnisse von damals kann man in der quaeldich-Passbeschreibung nachlesen.
Zum Abschluss des Tages fahren wir noch auf einer herrlich schmalen, verwinkelten Seitenstraße in den Anstieg zum Col du Soulor hinein, wo wir im Ort Aucun auf 870 m Höhe logieren.
Von majortom – Leider ist die zweite Auflage der Pyrenäen-Klassiker auch schon wieder Geschichte, und wir sind mit dem Bindercruiser schon wieder auf der A64 in Richtung Toulouse unterwegs. Die achte und letzte Etappe von Aucun zurück nach Tarbes bot uns mit der Kombination Soulor/Aubisque noch einmal ein absolutes Highlight, quasi das i-Tüpfelchen auf einer Woche, wo ein landschaftliches Highlight das nächste jagte (selbst wenn wir manche davon im Nebel nur schwer erkennen konnten).
Der Arbeitstag beginnt in Aucun mit dem Eintüten der Autoschlüssel, damit sämtliche Autos der Teilnehmer in Tarbes aus dem Knäuel entwirrt werden können und niemand, der heute noch die Heimreise antreten möchte, zugeparkt ist. Zweite Amtshandlung ist der Start in Richtung Col de Soulor. Der Anstieg beginnt nach etwa drei Kilometern. Leider ist der Himmel noch wolkenverhangen und die Temperaturen noch eher im einstelligen Bereich, Tendenz mit zunehmender Höhe fallend. Spontan haben wir übrigens eine weitere Guiderochade durchgeführt, so dass der Berichterstatter wieder in der entspannten Gruppe unterwegs ist.
Die letzten Kilometer zum Soulor sind schön, die Verbindungsstraße zwischen Soulor und Aubisque ist sensationell und zaubert uns ein ungläubiges Staunen auf die Gesichter. Die Straße ist am Hang entlang gebaut, Felsen türmen sich über uns auf, wilde Pyrenäenszenerie mit freilaufenden Schafen, Pferden und Kühen zur rechten. Fast noch beeindruckender sind dann die letzten Kilometer zur Aubisque-Passhöhe, zumal die Sonne sich nun durchsetzt und uns eine herrliche Aussicht beschert. Das wird bei Kaffee und Crepes in der örtlichen Bar gefeiert. Leider verlassen uns hier Jürgen und Christoph, die die Tour noch Richtung Westen fortsetzen und in dieser Richtung vom Aubisque abfahren.
Alle anderen drehen um und fahren die Verbindungsstraße zum Soulor zurück – die ist so sensationell, die kann man auch ein zweites Mal fahren. Auch die Abfahrt vom Soulor Richtung Norden ist sehr schön, allerdings aufgrund mangelhaften Belags keine Highspeed-Abfahrt.
50 Kilometer fehlen noch, als wir uns am Fuß der Abfahrt in Ferrière wieder sammeln, um die Tour d'honneur in der Gruppe anzugehen. Zunächst geht es noch entlang des Flusses weiter bergab, eine schöne Tempo-Passage, die wir zügig bewältigen. Inzwischen scheint die Sonne, Armlinge werden verpackt, der Sommer ist zurückgekehrt. Bis Tarbes sind dann noch zwei Hügel zu bezwingen, die – offensichtlich haben manche noch nicht genug – als letzte Bergwertungen austragen werden. Sämtliche Bergpunkte hier gehen jedoch an Ausdauernde-Gruppe-Leihgabe Torsten.
Die letzten Kilometer bis Tarbes genießen wir in gemächlichem Ausroll-Tempo, so dass sicher nicht nur in meinem Kopf die vergangene Woche nochmal Revue passiert: die Hitzeschlacht am Balès, die beeindruckende Fernsicht von den katalanischen Pässen, die Vuelta-Stimmung in Andorra, der Nebel am Pailhères, die einsame Pyrenäenidylle an Lers/Agnès, die Drei-Pässe-Etappe bei leicht widrigen Bedingungen, das Klassiker-Feeling am Tourmalet. Und natürlich das heutige Highlight am Aubisque, für mich vielleicht der schönste Moment der Woche.
Dann laufen wir auch schon unter tosendem Applaus der Ausdauernden am Everhotel in Tarbes ein und bringen Jean-Michels Zapfhahn zum Glühen. Prost! Nun heißt es Abschied nehmen von einer sehr sympathischen Gruppe und ab auf die Autobahn. Bis zum nächsten Mal.
Ein großes Dankeschön geht allerdings auch auf diesem Weg nochmal an das großartige Team, bestehend aus Peter, Tom und Rainer, ohne die diese tolle Rennradwoche garantiert nicht so reibungslos funktioniert hätte.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Heute stehen mit dem Col du Soulor und dem Col d'Ausbisqe die beiden letzten verbliebenen Tour-de-France-Klassiker an, und besonders die Hang-Passage vom Soulor zum Aubisque mit wunderschönen Ausblicken in das Cirque du Litor wird uns nochmals begeistern.
Wie in der QD-Passbeschreibung beim Soulor empfohlen, drehen wir oben am Aubisque um, um die herrliche Abfahrt vom Soulor in Richtung Lourdes herabzufahren, in der wir uns Zeit lassen sollten, um die Landschaft zu genießen.
Die Abfahrt endet in Ferrières bei Km 42 der Tour.
Jetzt fahren wir die Ernte des ersten Tages einfahren, an dem wir das lange Stück in die Pyrenäen hinein absolviert haben. Es steht jetzt nämlich nur noch die 50 Kilometer lange Tour d'Honneur zurück nach Tarbes an.
Eine herrliche Woche geht zu Ende.