Von robert89 – Wir klettern von Meereshöhe auf den 1949 m hohen Pico de las Nieves. Wir sammeln Kehren am kurvig-schönen Tauropass, dem wohl schönsten Pass auf den Kanaren und quälen uns das Tal der Tränen hinauf. Dazwischen erwarten uns berauschende Abfahrten und der ein oder andere Café in kleinen Bergdörfern.
Ob im grünen und ruhigen Norden, auf den Routen der Inselklassiker im Süden und Osten oder die spektakuläre Küstenstraße hoch über dem Atlantik im Westen. Mit unseren Rennrädern werden wir auf sechs besonders abwechslungsreichen Touren und einem optionalen Prolog die ganze Insel kennen lernen!
Von Pocatky – Da sind wir also wieder, quäldich Bergtraining Gran Canaria, zum zweiten. Nach der Premiere und der Ersterkundung dieser Kanarischen Insel durch quäldich in 2022 starten wir nun in das Bergtraining 2023. Nicht nur ich gebe dieser Insel eine zweite Chance, auch andere, und es sind doch einige, die mit mir in 2022 gefroren haben, hoffen auf eine Woche mit besseren Voraussetzungen und eine Sicht, die nicht durch Wolken verdeckt wird.
Aber wie sind denn die Gesamtsystemvoraussetzungen? Nach dem mich letztes Jahr für meinen ersten Blog im Forum Vorwürfe ereilt haben, ein „begeisterndes“ Berichten über Rennradfahren sei aufgrund der Situation gänzlich unpassend, müssen wir doch ernüchternd festhalten, dass das Gesamtsystem Welt weiterhin nicht im Gleichgewicht ist. Der Beginn des Ukraine-Krieges jährt sich zum ersten Mal, 2022 zu diesem Zeitpunkt unvorstellbar, Ende im Moment nicht absehbar und auch an anderen Stellen bebt die Welt – leider wörtlich. Aber wir fahren wieder Rennrad, hoch und runter und wissen, dass wir verdammt, aber wie, privilegiert sind.
So landen wir heute alle in Las Palmas, schälen uns aus unseren Daunenjacken, die uns beim Abflug vor den Minusgrades in Deutschland geschützt haben und schauen in einen Himmel – der sogar blau ist. Und sind alle gespannt, wie wird die Woche? Schauen wir es uns doch im Detail an, hat die Reise ein Update oder doch ein Upgrade erfahren?
Bei einem Update wird eine Software, für uns also unsere Reise, auf den neuesten Stand gebracht. Sie wird aktualisiert, die Fehler werden behoben, Performance verbessert, Erleichterungen bereitgestellt, um die Arbeit zu erleichtern. Aber ein Update verändert den Umfang oder die Funktionsweise nicht. Dies ist bei einem Upgrade doch schon wesentlich anders – die Bedeutung lässt sich bereits am Wort selbst ablesen. Dadurch rutscht man in einen neuen „Grade“, also in eine neue Klasse. Dies würde also bedeuten, dass unsere Reise auf verschiedenen Ebenen erweitert, neue Struktur und vielleicht sogar neuen Funktionsumfang bekommen müsste. Natürlich werden wir es erst am Ende der Woche wissen und wie immer im Leben hat man nicht alles im Griff, aber bereits heute, am Anreisetag, können wir den Systemcheck starten, diesen die Woche über fortsetzen und am Ende der Woche entscheiden, was denn quäldich dieses Jahr nun ausgeliefert hat.
Hotel – nicht mehr auf 1.500 Höhe, sondern am Strand, nicht mehr in den Wolken, vom ersten Moment gänzlich sichtbar, bis auf die Momente, wenn im Fahrradkeller das Licht ausgeht und der Lichtschalter unauffindbar ist, für uns alle. quäldich bewohnt eine gesamte Etage, mit direktem Zugang zum Pool, direkt vorm Zimmer, müsste auch nach 90 km und 2.800 hm (morgen) erreichbar sein, direkt reinfallen. Also eine Tendenz zum Upgrade.
Tracks – liegen bereits vor und der Prolog bestätigte die Tendenz. Das Wort Berg im Bergtraining hat schon eine gewisse Bedeutung. Letztes Jahr sind wir immer als erstes von 1.500 Höhe runtergefahren, aus dem Winter in den Sommer und mussten am Ende wieder hoch in den Winterschlaf. Also runter, hoch, runter, hoch runter und dann am Ende wieder ganz hoch. Dies wird jetzt anders sein, erstmals also hoch, fühlt sich besser an, ob es so sein wird, werden wir sehen. Der Prolog heute, den fast alle gefahren sind, war 20 km lang mit ca. 500 Höhenmetern, also hoch und wieder runter, steil war es und es fehlten bereits Gänge. Aber schön war es. Also erstmals unentschieden, müssen wir uns durchquälen.
Mieträder – waren bereits 2022 gut und sind jetzt noch besser. Fast alle schalten nun elektrisch (oder elektronisch?), ganz klar ein Upgrade, super vorbereitet vom Team, super assistiert beim Aufbau, jetzt müssen wir (nur) noch treten.
Essen – nach einer Mahlzeit, dem Abendessen, eine erste Tendenz. Fütterung der Raubtiere erfolgt besser in Buffetform (2023) und nicht à la carte wie in 2022, aber für eine Gesamtbewertung noch zu früh.
Somit kommen wir jetzt zu den Dingen, die wir nicht beeinflussen können, oder vielleicht doch. Die „Open Source Komponenten“ dieser Reise. Das Wetter, klar, die Wettervorhersage ist gut, aber wir sind auf einer Insel, da bedeutet die Sonne in der App nicht immer Schatten auf der Straße. Aber wir, wir alle spielen eine zentrale Rolle, als Gruppen, als Team, das Miteinander und das Zueinander. Da können die anderen Komponenten mehrere Upgrades erfahren, wenn diese Kernkomponente nicht läuft, läuft das gesamte System nicht. Aber es wird laufen – ohne Bugs und ohne Ausfälle – auf ein tolles Bergtraining 2023!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Einmal Warm Up am Anreisetag bitte!
Das Bergtraining auf Gran Canaria eröffnen wir mit einer optionalen Einrollrunde durch den Barranco von Agaete. Immer talaufwärts führt die ruhige Straße mit angenehmen Steigungsprozenten. Um bis zum sehenswerten Aussichtspunkt zu gelangen, lässt sich ein steiler Schlusskilometer nicht vermeiden. Noch dazu wird das Asphaltband rau und schmal. Der erste Test für Beine und Material. Die Aussicht am Mirador del Sao entschädigt aber und auf gleicher Strecke fahren wir zum Hotel zurück.
Von Pocatky – Damit müssen wir heute starten, leider. Ja, die Form macht einsam, vor allem unseren Norbert, wenn er uns die Berge hoch wegsprintet. So haben wir leider keine Gelegenheit, oder können nicht ausreichend lange neben ihm fahren, um es denn endlich zu erfahren, ob er bei Bosch oder bei Porsche arbeitet. Oder spricht er zu undeutlich, auch wenn er in der Kommunikation arbeitet, oder war er vielleicht doch schon außer Atem?
An sich startet eine erste Etappe mit der Gruppeneinteilung, man macht vor der Abfahrt eine kurze Vorstellungsrunde, bei der man sich die Namen eh nicht merkt, Selfies, bespricht die Anzahl der geplanten Kaffee-Pausen (bei uns heute nicht eingehalten) und fährt los. In den ersten Kilometern fährt man dann Zweierreihe und macht Speed-Dating, also man lernt sich kennen, bei Gruppe 1 nur Speed. Normalerweise. Wenn die Etappe nicht mit einer kurzen Abfahrt startet, unkommunikativ und dann direkt in den Anstieg übergeht. Einen langen Anstieg, das erste Mal haben wir uns gesammelt nach 25 km und 1.300 Höhenmetern. Da kann man nicht daten, auch nicht speed, dann konzentriert man sich auf die Körper-Grundfunktionen – für den Moment atmen und treten. Nicht immer einfach, wenn sich, wie von Robert angekündigt, längere Passagen mit mehr als 10% Steigung in den Weg stellen. Wir sind noch früh im Jahr, an sich müssten wir GA1 fahren und fahren Tempo. Aber alle fahren super, haben ein breites Grinsen im Gesicht, lachen in die Sonne und freuen sich doch, als wir bei Martin bei 35 km und 2.000 Höhenmetern das erste Gruppenfoto machen und uns am wunderbaren Buffet den Bauch für die Abfahrt vollschlagen – klar, für die Geschwindigkeit in der Abfahrt machen wir alles. Und ja, „Tausende standen an den Hängen und Pisten“, bevor wir dann von der Pause runter sind. Runter nach Teror, ins Kaffee, Speed-Dating ein wenig nachgeholt, weiter runter, eine wunderschöne Landschaft, grün (wahrscheinlich noch die Feuchtigkeit von 2022), tolle Strecke und wieder zurück nach Agaete.
Da fahren wir zur Tourennachbesprechung zum Schmutzbier in den Hafen und werden auf den Boden der Tatsachen geholt – denn Torsten hat gleich am Morgen eingefordert, dass wir alles, was uns nicht gefällt, direkt kommunizieren und nicht mit uns bis Samstag rumtragen. Und er geht mit einem guten Beispiel voran und startet die Datenauswertung seines Tages mit uns – „Trainingszustand unproduktiv“. Nach einem Tag mit 99,6 km und ca. 2.500 Höhenmetern, den wir gefeiert haben. Uns gefeiert haben. Dann erfahren wir noch, dass „die meisten von uns fürs Tempo zu langsam und für Grundlage zu schnell fahren“, danke auch. Es wird, wenn auch zaghaft, eingeworfen, dass der Garmin jetzt eine Erholungszeit von drei Tagen fordert. Hilft auch nicht, unseren Guide haben wir verloren. Und dann erfahren wir noch, dass die Tourenbesprechnung für morgen schon um 19.30 Uhr ist. Aber es ist schon 18.45 Uhr. Und wir müssen noch ins Hotel, Berg hoch, steil, aber „Hast Du etwa geschwitzt? Man muss nicht jeden Tag duschen“.
Wir freuen uns auf morgen, wir sind im Tal der Tränen, hoffentlich werden wir da produktiv. Wenn nicht dort, wo sonst.
P.S: Tag 1, ganz klar Upgrade. Tolle Gruppe, in allen Gruppen, tolle Strecke, tolles Wetter, tolles Team um uns herum.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der Norden Gran Canarias. Fernab der touristischen Hotspots kann man hier sehr fein Rennrad fahren. An den Berghängen gibt es wunderschön-kurvige Straßen, oft frisch asphaltiert und über grüne Wiesen und durch ursprüngliche Wälder führend. Manches mal hängen hier die Wolken länger als anderswo und sorgen für ein mystisches Nebelschauspiel.
Die Beginn der Etappe kennt nur eine Richtung: es geht nach oben. So sammeln wir auf den ersten 35 km bis zur Pause bereits 2000 Höhenmeter ein. Die Kräfte gilt es gut einzuteilen, damit am Krater Pinos de Galdar noch genügend Reserven für den Anblick der faszinierenden Vulkanlandschaft bleiben. Den Appetit wird das Buffet von Martin stillen und dafür sorgen, dass die Speicher wieder gut gefüllt werden. Schöne Abfahrten versüßen den Rückweg, der über Firgas wieder an die Nordküste Gran Canarias führt.
Von robert89 – Die Plusoption zweigt bei Kilometer 49 nicgt links ab, sondern führt weiter auf der Hauptstraße bis nach Teror. Einem schmucken und dem vielleicht schönsten Städtchen im Norden Gran Canarias. Die Altstadt ist eine der ältesten auf den Kanaren und lohnt mit ihrern historischen Holzbalkonen einen Abstecher.
Hinter Teror führt die Strecke wieder auf die Originalvariante.
Von robert89 – Eine Etappe mit großen Highlights! Erst fahren wir entlang der Westküste und befahren die Küstenstraße, die sich hoch über den Atlantik zieht. Bei sonnigem Wetter sind phänomenale Ausblicke garantiert und Fotopausen unumgänglich. Auch bei Sonnenschein, mindestens ein Rücklicht sollte bei km 16 am Rad montiert sein, weil wir durch einen über 3 km langen (beleuchteten) Tunnel fahren. Ein Erlebnis für sich. Nach rasanter Abfahrt bis La Aldea können wir uns mental auf die anstehende Herausforderung einstellen. Das unbarmherzige Tal der Tränen. Eine schmale Bergstraße schlängelt sich hier kilometerweit durch den felsigen Barranco, ein tief eingeschnittener Canyon. Hier regnet es fast nie, außer beim quäldich-Bergtraining 2022. Nach vielen Serpentinen und Höhenmetern haben wir es geschafft und erreichen die Verpflegungspause. Auf den anschließenden Kilometern lässt es sich gut verdauen. Es geht zwar noch ein bisschen hoch, aber meist human und schön! An der Caldera Pinos de Galdar biegen wir links in die Abfahrt ein und rollen bis Galdar fast durchweg bergab.
Von robert89 – Um ein paar Körner zu sparen oder bei schlechtem Wetter, kann man schon vor Pinos de Galdar, einige Kilometer hinter Artenara, in die Abfahrt einbiegen und wird trotz ein paar Gegenwellen schneller zurück in Agaete sein.
Von Pocatky – Jede/r von uns Rennradfahrenden möchte höher, weiter, schneller, steiler. Auch mal einen Schnitt von 30 km/h auf der Hausrunde knacken, einen 200er fahren, eine steile Stichstraße schaffen, um oben einen weiten Blick zu haben. Einfach ausprobieren, was geht, ob vielleicht mehr geht, wo die Grenzen sind und ob man sie vielleicht verschieben kann. Natürlich ist es in Februar zu früh, von diesen zu sprechen, da sind wir wenig draußen gefahren und zwiften ist doch noch anders. Und dann ist man hier, man hat sich angemeldet und steht morgens vorm Hotel und es geht los, für uns alle. Für uns alle die normale Etappe. Und die ist schon lang. Und steil. Für Februar einfach zu früh. Aber die Grenzen sind dafür da, um verschoben zu werden. Gut fühlt sich dabei keine/r, aber danach sollten es alle tun. Tal der Tränen, in Februar, bis Verpflegung 24 km und 1.200 Höhenmeter, mit dunkelroten Strichen im Roadbook, mit schlechtem Asphalt, mit steilsten Kehren. In den letzten Kilometern nutzt man nur zwei Gänge, die kleinsten und dann ist man oben. Beim Martin. Und dann gibt es nur eins: virtuell vor sich den Hut ziehen, sich auf die Schulter klopfen und stolz sein. Auf sich, auf das, was man geschafft hat. Und es ist egal, ob man dann noch die Plusvariante fährt, oder die normale, oder mit dem Bus runter. Man/Frau hat es geschafft! Einen der schwersten Anstiege dieser Insel. In Februar!
Aber von Anfang an. Wir starten heute früher, Roberto, als Gast angemeldet, übernimmt vertretungsweise wieder die Gruppe vier, damit Fred morgen sein Guiding starten kann, eine Erkältung hat ihn die ersten beiden Tage ausgebremst. Die Küstenstraße ist ein Traum, wenn es läuft, läuft es einfach. Alle Ampeln auf grün, wenig Verkehr, wir cruisen, es geht hoch und runter, es läuft. Wir verlieren Mariella an die Gruppe 2 und cruisen durch den Tunnel – durch die guten Beziehungen von quäldich zum Straßenverkehrsamt von Gran Canaria wird im Tunnel für uns eine Spur gesperrt, der Wind hält sich in der Abfahrt nach La Aldea auch zurück, wo wir im Kaffee die Plätze von der Gruppe 2 übernehmen. Norbert sucht als erstes eine Apotheke auf, verdächtig und wir plündern die Tiefkühltruhe, erlösen das Eis vom Eisbrand, um unsere Kohlenhydrate-Zufuhr stabil zu halten. Gudrun übergeht zur Zwei-Kaffee Strategie, findet Nachahmer und an sich wollen wir nicht weg, auch Torsten nimmt endlich seinen Helm ab. Dann fühlt sich Jochen auf einmal nicht mehr ernst genommen und wir fahren los. Ins Tal der Tränen, in dem unsere Tränen letztes Jahr den Asphalt noch rauer gemacht haben. Die Gruppe zerfällt, alle kämpfen mit der Hitze, den Steigungen und dem Asphalt, aber es ist einfach wunderschön. Eine Landschaft, die ihresgleichen sucht. Und wir bezwingen den Berg, auch ein wenig uns, es wird auch die Erholungsstrategie im Liegen angewendet (wirkt) und sind oben. Und essen, oder auch nicht. Aber es wird auch gehadert, mit sich, mit der Form.
Und auch Gruppe 3 fährt dann die Plusvariante. Ich hätte es wissen müssen. Und es wird unschön, um es positiv auszudrücken. Jochen nennt es Brett, ich nenne es eine unendliche Rampe, die mich wirklich an die Grenzen bringt. Inzwischen wurden auch Liebesbeziehungen zu Mieträdern aufgebaut, so dass besser geschoben wird, die Steigung nimmt kein Ende. Stephan fährt wie ein Uhrwerk hoch, scheinbar braucht er eine Steigung jenseits 15%, um warm zu werden. Torsten versucht, mich zu motivieren, leider vergeblich – „fahr langsamer“, da müsste ich stehen bleiben, „erhol Dich vor der Kurve“, bei 16% nicht machbar. Auf meine sehr kurze Frage „wie lange“, auch Kommunikation in der Gruppe leidet, kommt die Info „maximal nur noch ein Sechstel“. Von was? Was ist die Grundmenge? Und hat er einen Taschenrechner? Und dann bin ich oben, bei unserem Hotel von 2022, wünsche mir kurz mein Zimmer zurück, um liegend wieder zu mir zu kommen. Aber noch nicht ganz oben, so ist es immer. Oben oben machen wir auf Torstens Anweisung Riegel-leer Taschen Pause, um genügend Kraft für die Abfahrt zu haben. Aber auch dies ist relativ, irgendwie geht es immer wieder hoch und als es dann laut Track endlich in die echte Abfahrt gehen soll, werden die Beziehungen zum Straßenverkehrsamt genutzt, kurz eine quäldich Popup Baustelle aufgebaut, um dann noch drei Kilometer hoch zu graveln – wir müssen ja Höhenmeter sammeln und mit dem Trend gehen.
Aber auch die schaffen wir, leider weiterhin mit Null-Kaffee-Pausen Strategie und es kommt eine wirklich wunderschöne Abfahrt, bis ins Hotel. Auf meinem Tacho stehen 3.015 Höhenmeter. Aber das ist es egal. Es war ein traumhafter Tag, egal mit welcher Variante nach dem Tal der Tränen, egal mit welchem Schnitt. Dabei gewesen zu sein, gelitten zu haben und es dann geschafft zu haben, darauf sollten wir verdammt stolz sein, alle. Denn wir halten noch einmal fest, es ist Februar.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Um noch ein paar Körner mehr zu verbrennen oder bei Bilderbuchwetter, darf man sich auch gern an die Plusvariante wagen. Im Bergdorf Artenara (km 58) zweigt der Track rechts ab. An der beeindruckenden Caldera de Tejeda führt die Straße am Hang entlang und hoch zum Cruz de Tejeda. Kurz vor dem Alto de los Moriscos gibt es eine tolle Aussicht vom Balkon. Nach Erreichen des Hochpunkts rollt es leicht abschüssig bis Pinos de Galdar und wieder zurück auf die Normalvariante.
Von robert89 – Wir durchqueren den kleinen Kontinent einmal von Nord nach Süd und fahren dafür zu Beginn noch einmal entlang der Westküste und durch den 3 km langen Tunnel. In La Aldea biegen wir nicht ins Tal der Tränen ab, sondern nehmen einen ersten längeren Pass in Angriff. Karg, aber durchaus faszinierend ist die Landschaft in dem Teil von Gran Canaria. Ebenso die farbigen Regenbogenfelsen, an denen wir vorbei kommen. Nach der Pause rollen wir in den Tauropass. Für viele der schönste Anstieg der Kanaren. Wer nicht den Umweg (Plusoption) über Ayacata fahren möchte, sollte den Abzweig nach rechts im oberen Teil vom Tauropass nicht verpassen. Auf kleiner Straße fahren wir hinüber zum Alto del Salto Perro und auf rumpeliger Piste hinab Richtung Maspalomas. Aber keine Angst, nach wenigen Kilometern wird die Straße wieder besser und die letzten 28 km sind dann wieder Genuss!
Von Pocatky – Es passiert vieles auf einer quäldich-Reise, aber den größten Herausforderungen muss man dann begegnen, wenn man sie am wenigsten erwartet. Und dann muss man füreinander sein. So wie Steffen für mich heute Abend, dazu später mehr.
Dank Telekom kennt jede/r die Farbe Magenta und seien wir ehrlich, nur bei uns Rennradfahrenden folgt auf die Feststellung „es wird gleich rot“ die Frage „wie rot?“. Normalerweise ist rot einfach rot. Aber nicht bei uns. Wir kennen hellrot, fast orange, rot, dunkel-rot, dunkel dunkel-rot, braunrot und schwarz-rot. Hier auf Gran Canaria bewegen wir uns in dunkel dunkel-rot, braunrot und schwarz-rot. Dies bedeutet – 10%, 15% und 17%. Steigung. Nicht nur kurz, sondern lang, oder auch länger. Manche finden es gut zu wissen, manche sehnen einen Sigma-Fahrradcomputer zurück, der nur Gesamtstrecke und Uhrzeit angezeigt hat. Ja, gab es und es ist gar nicht so lange her. Jetzt verlassen wir uns auf die die ClimbPro-Funktion von Garmin, diese zeigt die Neigung, die Distanz und den positiven Höhenunterschied der nächsten Steigungen an. „Nun kannst du dir deine Kräfte für den Anstieg besser einteilen“ – laut der Webseite. Haben sie es denn selbst ausprobiert? Welche Kräfte?
So starten wir heute unsere Überführungsetappe nach Maspalomas auf den expliziten Wunsch von Christian wieder auf der Küstenstraße, Gudrun hat sich weniger Sonne gewünscht, auch diesem Wunsch wird entsprochen, es ist sogar mehr Verkehr und die Gruppen mischen sich am ersten Berg. So fahren fast alle auch heute die Gruppe 1, auch wenn nur kurz, sie kurbelt sich an uns allen vorbei erst warm, Dieselmotor braucht halt länger. Und wir bekommen sogar „einen schönen Tag“ gewünscht. Damit war dann die Kommunikation in der Gruppe 1 am Berg für diesen Tag erschöpft. Gänzlich. Dazu hatten wir heute morgen beim Frühstück Alexander und Andreas gefragt. Wie denn die Tage der Gruppe 1 sind? Wenn sie um 15.30 Uhr im Hotel sind und wir gegen 19 Uhr? Sind deren Tage denn anstrengend, oder machen sie noch ein wenig Stabi-Training, wenn sie so früh im Hotel sind? Um ausgelastet zu sein. Fordern sie denn überhaupt 100 km und an die 2.800 Höhenmeter? Wir haben uns gesorgt um sie. Und was haben wir erfahren? Sie sprechen nicht am Berg, sie treten. Sollten wir mal ausprobieren. Ja, auch sie leiden am Berg, aber anders, er geht für sie schneller vorbei. Nein, Stabi machen sie nicht, sie vergeben Kudos und gehen am Strand spazieren. Und kommen dann vom Strand zurück, wenn wir im Hotel ankommen…
Der heutige Tag war im Zeichen des Tauropasses, soll einer der schönsten dieser Insel sein. Bestimmt, aber man muss erstmals hinkommen, eher hochkommen. So fahren wir das letzte Mal durch den Tunnel, das Schild reserviert für quäldich über der rechten Spur kann abmontiert werden. Wir fahren nicht nochmal ins Tal der Tränen, überlegen noch eine Stärkung (Kohlenhydrat-Strategie am Berg) und biegen dann rechts ab, laut Torsten ein Nupsi. Nun, es gibt für dieses Wort kein geeichtes Maß, auch DIN hat sich noch zurückgehalten. Und es wird wieder steil, aber wie. Und dieser Pass hat nicht mal einen Sexy-Namen. Oder wie klingt denn „Degollada de la Aldea?“ Kennt keiner. Nennen wir ihn einfach „dunkel-rot, dunkel dunkel-rot, braunrot und schwarz-rot“ und wissen, Tauropass wird ein Spaziergang, wenn wir diese Fifty Shades of red geschafft haben. Und dies haben wir. Vorm Tauropass gehen wir „essen“ und freuen uns, wenn Martin wieder kocht und nicht unser Gepäck transportieren muss, an seine Küche kommen die Locals einfach nicht ran. Sofort starten wir in den wunderschönsten Tauropass, Jochen geht nach vorne, wir fahren genießend hoch, diskutieren über überholende E-Mountainbiker und trennen uns vorne in Plus und normal. In Plus starten wir dann mit Jochens-Bergintervallen, laut Norbert eine „kurze Tempoverschärfung“ und zählen die noch verbleibenden Anstiege („es verbleiben 6 von 12“). Plus entpuppt sich als Tal der Mandelblüte, wunderschön und in Ayacata gibt es eine Kaffeepause, bevor es in die Abfahrt geht. Zu Beginn auch mal rumpelig und in mystischen Wolken, aber dann rollen wir mit tollstem Asphalt runter. Jäh unterbrochen mit einem ersten Platten. Dieser beschert uns, schnell gewechselt, eine wunderschöne Abfahrt in den Sonnenuntergang, als wäre die Straße für uns gesperrt worden, rollen wir bis vors Hotel. Wenn wir ausklicken, geht die Straßenbeleuchtung an. Wer kann, der kann. Auch heute, am Tag 3.
Und wenn mich Steffen (Gruppe 1, Strandspaziergang, siehe oben, seit 15.30 Uhr im Hotel) nicht an der Rezeption aufgelesen hätte und mich inklusive Gepäck und Fahrrad zu meinem Bungalow gebracht hätte, würde es diesen Blog nicht geben, weil ich es allein ohne ihn nie gefunden hätte…
Ursprüngliche Beschreibung der Plusoption von Etappe 3:
Kilometer 59,9. Wir bleiben weiter im Anstieg vom Tauropass und erreichen kurz darauf die eher unspektakuläre Passhöhe am Cruz de San Antonio. Rauer Asphalt begleitet uns bis Ayacata, vielleicht auch Gegenwind. Ayacata ist der Hochpunkt der Etappe und gut frequentierter Radlertreff. Von Ayacata rollt es meist bergab bis Maspalomas. Einige Gegenanstiege müssen bis Maspalomas noch überwunden werden.
Von robert89 – Ruhetag bei quäldich. Mit 30 km ist dieses Etappenangebot kurz gehalten. Die schöne Runde über Ayagaures zur Cima Pedro Gonzales bietet sich einfach an. Auf eine organisierte Verpflegungspause verzichten wir aufgrund der Kürze der Etappe. Eine Cafépause ist natürlich trotzdem gut möglich. Vielleicht auch auf einer spontanen Verlängerung. Wem die 30 km zu wenig sind und die Plusoption zu bergig, dann kann man kurz vor Etappenende in Maspalomas der Küstenstraße bis Puerto Rico folgen. Eine Möglichkeit die Beine weiter in Schwung zu halten und das sommerliche Wetter zu genießen. In Summe 62 km und 1150 Hm.
Von Borax – Heute, Ruhetag bei Quäldich auf Gran Canaria. Naja, Ruhetag heißt hier, dass 10 bis 20% der Gäste einen Tag am Pool oder am Strand von Maspalomas verbringen und der Rest auf Kurztour (entweder 30 km, 580 Hm) oder verlängerte Kurztour (60 km, 1700 Hm) geht. Nachdem Robert die Möglichkeiten am Vorabend erörtert hatte, stand für mich erst einmal Kurztour fest. Zwar hatte es mich neugierig gemacht, dass die verlängerte Variante einen Pass vorsah, der auch für den Reiseleiter neu war, aber nach den vielen Kilometern und Höhenmetern auf Teneriffa und Gran Canaria, sollte man dann doch zwischendurch ne ruhige Kugel schieben...
Gruppe 2, die heute um zwei Mitstreitende verringert war, startete zu erst. Auf dem sehr flachen, aber stetigen Anstieg aus Maspalomas hinaus, zerfiel die Gruppe aber doch nach einer Weile, da die Ziele recht unterschiedlich waren. Der eigentliche Anstieg zum Cima Pedro Gonzalez (490 m) war dann recht kurz und unspektakulär. Ich wartete oben erst einmal auf die Nachfolgenden. Robert bot mir dann an, mich Gruppe 1 anzuschließen, und zum nächsten Höhepunkt zu starten. Ist das eigentlich Belohnung oder Strafe? Die Neugier auf den neuen Pass (Lomo de Pedro Alfonso) packte mich dann doch noch und ich schloss mich Gruppe 1 an. Mein Garmin meldete am Beginn des Anstiegs 9xx Hm auf ca. 16 km. „Easy going“ könnte man jetzt meinen. Aber hier ist das wie mit der Kuh und dem im Schnitt 1 m tiefen See. Neben dem sehr gemächlichen Start in dem Anstieg offenbaren die Kerndaten nicht, dass es fast 200 m bergab geht. Da werden aus 6 % im Schnitt dann eben doch 10 %, dort wo es bergan geht. Wie der Sisyphos schoben wir den Stein also den einen Berg hinauf und sahen Ihn wieder ins nächste Tal hinunter kullern. Letztlich aber nicht ganz wie beim Sisyphos erreichten wir irgendwann das Ziel. Geschafft!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Bergiger Ruhetag. Nach der ersten Schleife über Ayagaures gilt es den Rechtsabzweig bei Kilometer 24 nicht zu verpassen. Nur so kommt man in den Genuss der 1000 Extrahöhenmeter. Die Stichstraße hoch zum Lomo de Pedro Alfonso. Verkehrsarm bis einsam und wellig bis rampig geht es hier zu. Grandiose Ausblicke sollen laut quäldich-Pässelexikon der Lohn für die ganzen Mühen sein. Wir sollten das überprüfen!
Von robert89 – Wir nehmen heute den höchsten Rennradanstieg der Insel unter die Räder. Es geht auf das Dach der Reise, der Pico de las Nieves. Über einen ersten Pass, die Degollada de las Yeguas gewinnen wir an Höhe. Wir rollen durch das schöne Städtchen San Bartolomé und über den Cruz Grande. Spätestens in Ayacata können wir die Höhenluft spüren. Noch einige steilere Kilometer durch den kanarischen Kiefernwald und wir sind am Pico de las Nieves. Bei gutem Wetter kann man von hier bis nach Teneriffa hinüber schauen. Die Abfahrt nach Agüimes ist zum Großteil neu asphaltiert und rollt trotz der sehr steilen Passagen schön bergab. Mit Rückenwind, zumindest weht es hier meistens von hinten, packen wir auch noch das letzte Stück zurück in den Süden Gran Canarias.
Ob die Etappe das Zeug zur Königsetappe hat, darüber können wir am Ende des Tages philosophieren.
Von Pocatky – Tag 5 unserer Reise geht zu Ende und ja, wir müssen zugeben, wenn wir mit quäldich reisen, reisen wir anders. Wenn wir privat ein Hotel suchen, freuen wir uns über weitläufige Hotelanlagen, große, geräumige Zimmer, reichhaltige Buffets. Und hier haben wir es alles. Wir wohnen nicht in Zimmern, sondern in Bungalows, in keiner Hotelburg, sondern in einem Palmengarten mit mehreren Pools. Aber dann. Wir fragen uns, ob es auch einen Shuttle vom Bungalow ins Restaurant gibt. Wann fährt er und wo hält er? Kann man mit dem Rad hinfahren? Gibt es auf dem Weg eine Verpflegung von Martin? Könnte das Wetter auf dem Weg dahin umschlagen? Wenn man dann das Restaurant erreicht hat, geht es weiter. Das Buffet ist riesig, wie viele Schüsseln beim Frühstück kann man auf einmal tragen, um nicht mehrmals gehen zu müssen? Nur keine Junk-Miles vor der Tour. Könnte man die Wege mit Garmin optimieren? Nur beim Abendessen scheint es uns nicht zu stören, das Eis-Buffet könnte auch auf dem Berg sein, diesen Weg geht man gerne. Und nimmt gleich 7 Kugeln mit, sonst hat man gleich eine negative Kalorienbilanz. Aber zur Salatbar am Ende des Restaurants? Nach 124 km und fast 3.000 Höhenmeter wie heute? Die Bungalows sind riesig, zwei Zimmer, man muss fast einen Riegel einstecken, wenn man ins Bad geht. Und in jedem Zimmer ein Fernseher. Wie ich gehört habe, eignen sie sich wunderbar als Wäscheleine, aber man könnte auch die Vuelta und die Tour parallel schauen.
Wenn man eine Saisonplanung macht und zwischen einer quäldich-Reise und einer Teilnahme an der Tour der France, Vuelta oder Giro schwankt, muss beachten, alle letztgenannten haben nur eine Königsetappe. Eine quäldich-Reise nicht, bitte dies bei der Entscheidung bedenken. Wir fahren jeden Tag eine. Jeden Tag – bis auf den Ruhetag gestern – eine Königsetappe, höher, weiter, länger – nur nicht schneller, zumindest unsere Gruppe nicht. Aber immer schöner.
Heute starten wir beim blauesten Himmel gleich in den Anstieg. Start bei Höhe 12 Meter, erste Pause auf einer Höhe von 1.624 Metern, Ayacata. Kette links, eine lange Zeit. Wunderschöner Anstieg, ein reges Treiben auf der Strecke, man wird überholt, überholt, informiert sich über die aktuellen Farbtrends bei Radtrikots, es rollt gut, auch wenn es weiter stetig hoch geht. Torsten und ich werden von einem Überholenden (nicht von uns) über die Hotelpreisentwicklungen vor und nach Corona informiert, ich über mögliche Radtouren und versuchen, uns dann den Auswirkungen der Energiekrise auf die Preise der Hotels an der Playa del Inglés durch längere Bergintervalle zu entziehen. Anstrengend. Manchmal tut es gut, nur den eigenen Atem zu hören.
Nach Ayacata geht es für uns in die Plus-Variante, am Rand der Caldera von Tejeda entlang, vorbei am majestätischen Roque Bentayga und mit dem angenehm rollenden Aufstieg zum Cruz de Tejeda. Mandelbäume säumen unseren Weg, rosa Flecken in der Landschaft, wunderschön. Inzwischen zieht sich der Himmel ein wenig zu, aber als wir dann Richtung Pico des las Nieves abbiegen, leuchtet uns die Sonne den Weg aus. Die letzten Höhenmeter ziehen sich und dann erreichen wir als letzte Gruppe den Gipfel auf 1.945 Meter. Und es gibt für uns keine Gummibärchen mehr. Keinen einzigen. So viel zum Artenschutz vor den anderen Gruppen. Morgen müssen wir doch schneller sein.
Wir genießen die Zeit auf dem Gipfel, haben zwar nur bedingt eine Sicht in die Landschaft, „wie sie sehen, sehen sie nichts“, werden von Jens zum Kaffee eingeladen (sehr empfehlenswert, gute Bohne), legen Fettpolster für die kalte Abfahrt an und ergänzen sie durch 7 Schichten aus dem Tagesgepäck – auch das Langarmtrikot möchte getragen werden. Die Abfahrt ist herausfordernd, enge steile Straßen, die nicht nur für uns, sondern auch für die Autos eine Herausforderung sind. Und dies führt an einer engen Stelle zum Sturz. Man kann noch so vorsichtig sein, defensiv fahren, aber wenn es passiert, passiert – gute Besserung!
Der Rest ist schnell erzählt, unsere Gedanken sind an einer anderen Stelle. Wir fahren vorsichtig runter, noch mehr als sonst, verlieren einen Teil der Gruppe, lassen uns von Torsten im Wind ins Hotel ziehen und werden dann beim Schmutzbier informiert, dass der verlorene Teil in drei Minuten da ist – T-3. Haben sie dann auch geschafft. Aber nach einem solchen Tag hätten wir auch länger gerne auf sie gewartet.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die Plusvariante mit 3000 Höhenmetern, die wir möglichst jeder Gruppe ans Herz legen. Denn mit der Extraschleife von Ayacata am Rand der Caldera von Tejeda entlang, vorbei am majestätischen Roque Bentayga und mit dem angenehm rollenden Aufstieg zum Cruz de Tejeda hat diese Etappe auf jeden Fall alle Voraussetzungen, ein unvergessliches Erlebnis für uns zu werden.
Von Pocatky – Nach einer Woche, in der Grenzen verschoben wurden, zumindest einige, merken wir doch, dass es immer noch welche gibt. Einfach alle drei Gruppen erstmals 20 km an der Küste schicken, mit 80 Höhenmetern und dann Gegenwind bestellen. Selbst in der Gruppe 1 war es „zäh“, unsere Gruppe drei ist selbst für ein Video von Norbert zu langsam, Gruppe zwei nutzt diesen Streckenabschnitt dazu, die Entscheidung zwischen Plus und normal zu überdenken. Diese Sorgen haben wir nicht, der letzte ist der erste Tag ohne den Plus-Schlenker für Gruppe 3, bestehend aus 20 km und fast 1.000 Höhenmetern mehr, garniert mit einer Stichstraße mit einer Steigung von 18% - dies überlassen wir den Profis aus den Gruppen 1 und 2. Wir denken eher darüber nach, wo wir den ersten Kaffee zu uns nehmen, machen logopädische Übungen mit unserem Guide (ohne Erfolg) und stärken uns in Agüimes, die Eistruhe ist geschlossen und bleibt es auch, leider. Der Alto de Temisas ist der Pass für heute, karge, felsige Landschaft und Christian geht All Out, siehe Foto. Wenn nicht am letzten Tag, wann dann, keiner kann ihm bis zur Pause folgen. Langsam treffen dort auch die Plus-Schlenkernden ein, auch sie haben schon besser ausgesehen, auch sie haben scheinbar Grenzen.
Über Santa Lucía fahren wir dann nach San Bartolomé und es geht in die letzte Abfahrt. Und wir wollen nicht, dass sie endet. Und mit ihr diese Reise. Auch wenn sie durch einen Zwischenanstieg mit roten Strichen und 200 Höhenmetern unterbrochen wird. So machen wir in Fataga Pause, um uns mit lokalen Spezialitäten (Tiramisu, Käse- und Apfelkuchen) zu stärken. Musikalisch untermalt mit einem deutschen Radiosender, hören bereits die Wettervorhersage für morgen (3 Grad und Schneeregen) und fahren sehr ungerne los. Christian nimmt die (wilde) Gudrun in die schnelle Abfahrt mit, Stephan fährt Piano, ich (die letzte) Geige und alle versuchen (nicht), in den Kurven Cola-Dosen aufzusammeln und die Dreistelligkeit bei der Geschwindigkeit zu erreichen. An der Degollada de las Yeguas machen wir unser letztes Gruppenfoto, in unserem Rücken die Berge, die wir diese Woche bezwungen haben. Sie werden uns fehlen.
Dann besetzen wir die Bar des Hotels, geben später die Räder ab und vermissen nach dem Abendessen die Etappenbesprechung für morgen, Höhenmeter, Länge egal, wir nähmen alles. Bekommen jedoch die Transfers zum Flughafen, die Reise ist zu Ende, leider. Eine Reise, bei der alles gestimmt hat, das Team um uns herum, wir, alle Komponenten, ganz klar ein Upgrade und gleich auf 4.0. „Feel the flow“ war diese Woche auch mal das Sockenmotto. Und wenn wir flow mit Rückenwind übersetzen, und das steht uns frei, wissen wir, Rückenwind spürt man nicht. Und es lief, wirklich. Und das auch, wenn der Wind von vorne kam. Denn im Wind, da standen wir nie allein. Danke an Alex, Martin, Robert, Ronny, Torsten, Fred und Roberto für eine Woche im absoluten Windschatten.
Und dann fahren wir zum Flughafen, ich sitze im Flieger und werde vom Sitznachbar angesprochen, was ich denn auf Gran Canaria gemacht hätte. „Fahrrad gefahren“, meine Antwort. „Das ist aber schön, dies machen wir auch, kennen Sie den Radweg am Rhein?“. Und ich weiß, das normale Leben hat mich wieder. Leider.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die sechste Etappe führt uns nochmal in einen Bereich der Insel, den wir maximal vom Pico de las Nieves gesehen haben. Das Tal von Tirajana. Zunächst fahren wir die Küstenstraße Richtung Flughafen, aber biegen in El Doctoral zum Glück links weg und in die Berge ab. Die Straße schlängelt sich durch karge und felsige Landschaft und mit dem Alto de Temisas steht noch ein Pass im Programm. Über Santa Lucía erreichen wir San Bartolomé und die Hauptroute zwischen Maspalomas und Pico de las Nieves. Cafés gibt es genügend am Streckenrand. So können wir die Reise mit einer lohnenswerten, aber nicht zu anspruchsvollen Etappe ausklingen lassen.
Von robert89 – Für alles Nimmersatten gibt es auch am Abschlusstag eine Plusoption. Anstatt direkt zum Alto de Temisas zu fahren, biegen wir bei km 36 rechts ab nach Agüimes und wenig später gleich in die Stichstraße ein, die tief, aber eben auch hoch in den Barranco de Guayadeque führt. Oben gibt?s ein Café und dann bei km 68 natürlich noch die Pause bei Martin!