Von majortom –
Das Restaurant im Hotel war sehr gut, das Hotel selbst höchstens befriedigend. Was an und für sich kein Problem gewesen wäre, doch irgendwann mitten in der Nacht hat irgendwo in der Nähe von meinem Zimmer bestimmt eine halbe Stunde lang ein Telefon geklingelt. Vielleicht hätte ich mich aufraffen sollen und die Quelle suchen, doch ich bin einfach im Bett liegen geblieben und habe mich geärgert. So ist die Laune am Morgen nicht die allerbeste, zumal für heute Regen angesagt ist. Das Frühstück allerdings ist wieder hervorragend, so dass das Hotel wertvolle Punkte gut macht.
Regen ist für heute ab dem späten Vormittag angesagt, weswegen ich meinen Aufbruch so weit wie möglich vorgezogen habe. Praktisch direkt hinter Bulle beginnen die Voralpen von Fribourg, und durch das Gruyère, bekannt durch den Käse gleichen Namens, fahre ich in die Alpen hinein. Der erste Regenguss überrascht mich deutlich vor dem späten Vormittag, aber da muss ich wohl durch. Immerhin hört es gleich wieder auf, und ich kann den Anstieg hinauf zum Lac de l'Hongrin und zum Col des Mosses ohne Niederschlag in Angriff nehmen.
Sobald ich von der Hauptstraße runter bin, wird es ruhig und idyllisch. Wieder macht es so richtig Spaß. Die Steigung ist sehr unregelmäßig, steile Rampen wechseln sich ab mit Flachstücken, doch genauso schnell wechselt die Landschaft von Kuhweidenidylle zu felsigem dichtem Wald und wieder zurück. Bis in das Dorf Allières ist zudem der Straßenbelag sehr gut, danach allerdings wird er ziemlich bescheiden. Kürzere Passagen sind auch immer mal wieder geschottert; hier wurden Straßenschäden wohl einfach nicht ausgebessert. Dennoch ist es eine tolle Auffahrt. Ein schmaler Tunnel führt mich dann zum Hongrin-Stausee, und plötzlich scheint auch die Zivilisation zurückzukehren, denn hin und wieder haben Ausflügler am Straßenrand geparkt.
Am Lac de l'Hongrin erreiche ich, kurz nachdem der Regen wieder eingesetzt hat, die Mittagsverpflegung der quäldich.de-Schweiz-Rundfahrt. Reiner Zufall, dass sich unsere Wege kreuzen, ich habe es selbst erst am letzten Abend festgestellt, als ich die Tracks der Teilnehmer auf Strava gesehen habe. Die Teilnehmer sind in umgekehrter Richtung unterwegs, kommen vom Rhonetal hier hinauf und wollen nach Fribourg, wo ihre Rundfahrt endet. Also ein freudiges Wiedersehen mit Sille, den Klausenboys und unerwarteterweise auch Elke und Thomas, die der Schweiz-Rundfahrt auch einen Besuch abstatten. Gezielter als ich. Ich stelle mich dankbar unter dem Dach unter, genieße die Gesellschaft, nachdem ich größtenteils solo on tour war. Kurze Zeit darauf kommt auch Tobias, der dem Feld voraus fährt, dann führt Lukas die sportive Gruppe heran. Noch mehr Handshakes also. Ich freue mich, sie alle zu sehen.
Der Regen ist inzwischen stärker geworden, was für meine Abfahrt nach Aigle und das Schlussstück durchs Rhonetal nach Martigny nichts gutes verheißt. So entschließe ich mich dann auch zum Aufbruch, ohne auf die anderen Gruppen gewartet zu haben. Die entspannte Gruppe unter der Führung von Peter sehe ich noch kurz vor dem Col des Mosses, im nun wieder strömenden Regen will aber keiner anhalten. Also gibt es eine nasse Abfahrt für mich. Schade, vom Col des Mosses nach Aigle hätte man bei trockenen Bedingungen auch gut Tempo machen können. Erfreulicherweise hört der Regen dann kurz vor Aigle wieder auf.
Das Schlusstück nach Martigny erfordert dann vor allem Zähigkeit. Im Rhonetal ist es flach, doch ich habe in weiser Voraussicht nicht über die Hauptstraße, sondern über Nebenstrecken geroutet, die höhere Konzentration beim Navigieren erfordern. 30 flache Kilometer, und ich erreiche Martigny ohne weiteren Regenschauer. Die entsprechende Etappe von Freiburg-Nizza würde jetzt noch auf dem Col du Grand Saint Bernard führen. Für mich ist heute jedoch Schluss in Martigny. Nur eine Halbetappe sozusagen, es ist gerade mal Mittag. Es reicht dennoch.
Somit endet eine tolle Dienstreise, die mich einmal mehr in meinem Urteil bestätigt, dass es nicht die Alpen sein müssen, um mit dem Rennrad etwas zu erleben. Die endlosen Weiten der Schwäbischen Alb, der melancholische Schwarzwald, der wilde Jura – all das sind herrliche Gegenden, die es sich zu erkunden lohnt.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren