Von Jan – Interessenten seien die Berichte des Alpengiros 2009 und des von Roli und Wende geführte Alpengiro 2010 ans Herz gelegt - mit vielen tollen Bildern!
Vom 9.-16. Juli 2016 bieten wir den Alpengiro zum insgesamt sechsten Mal nach 2006, 2009, 2010 und 2012 an. Er verbindet traumhafte Pässe, manche unbekannt, manche weltberühmt, bedeutende Kulturlandschaften und einsame Bergregionen, Rollerpässe und echte Kracher. Kurz - alles, was eine einwöchige Tour bieten kann. Hier die wichtigsten Fakten:
Start und Ziel in Innsbruck - einfache individuelle Anreise per Flugzeug, Bahn oder Auto. Das kann auf dem Parkplatz des Ausgangshotels kostenlos für die Woche untergestellt werden.
720 km / 17500 Hm - pro Tag also ca 100 km und 2500 Hm.
Eine anspruchsvolle, aber machbare Tour, die durch Varianten an 3 Tagen härter gemacht werden kann - für die, die sich noch nicht genug quälen.
Unterkunft in 3-4-Sternehotels - inklusive Halbpension. Im abgelegenen lombardischen Bergdorf Angolo Terme nach der dritten Etappe fällt die Unterkunft einfach aus. Dafür nächtigen wir bei Freunden von Paolo Savoldelli.
Inklusive Begleitfahrzeug und drei Tourenguides - mit Platz für eine Gepäcktasche für jeden, inklusive Werkzeugausstattung. Im Notfall auch als Besenwagen geeignet.
Sicher wieder in einer tollen Gruppe - Rücksicht wird groß geschrieben. Am Berg fährt jeder sein Tempo, oben wird gewartet. Der Guide fährt immer hinten. Wir freuen uns auf euch!
Nach dem üppigen Buffetfrühstück im Sporthotel Penz fahren wir durch Innsbruck hindurch zum südöstlichen Stadtausgang. Wir verlassen Innsbruck am Stadion, wo wir auch an der folgenden T-Kreuzung den Wegweisern nach Igls folgen.
Wir befinden uns nun auf der alten Brennerstraße, die bis Patsch mit deutlichen Steigungsprozenten aufwartet. Dafür werden wir dort mit einem schönen Blick über Sill- und Inntal belohnt, den wir auf dem folgenden welligen Flachstück immer wieder genießen können. Entgegen der landläufigen Meinung ist der Brenner auf dieser Strecke verkehrstechnisch einsam und landschaftlich schön - ein schöner Einstieg in diese Tour!
Aufgepasst in Mühlbach: eine zügige Abfahrt mündet in einer engen Ortsdurchfahrt mit einer scharfen Rechtskurve.
Bis Matrei fährt es sich genussvoll, bevor wir hier auf die Brennerbundesstraße treffen, der wir die letzten 16,5 km bis zum Brenner folgen. Dieser Teil der Strecke gehört sicher nicht zu den Höhepunkten der Tour, ist aber aufgrund der mäßigen Steilheit einigermaßen schnell passiert.
An der Passhöhe fahren wir nach Italien ein. Nach einer schnellen Abfahrt auf gut ausgebauter Straße erreichen wir Sterzing, wo wir in Richtung Jaufenpass abbiegen.
Nun erwartet uns das erste Highlight der Tour: der lanschaftlich schöne Anstieg zum Jaufenpass.
Auf 2094 m Höhe haben wir dann Zeit, die Aussicht zu genießen - denn bis zum Ziel in St. Leonhardt liegen nur noch neunzehn Kilometer Abfahrt con uns vor uns.
Trotz der nur 90 Tageskilometer werden wir heute abend wissen, was wir geleistet haben: für den ersten Tag der Tour ist die Höhenmeterleistung mit zwei ausgewachsenen Alpenpässen aller Ehren wert.
Nun lassen wir uns nach allen Regeln der südtiroler Lebensart kulinarisch verwöhnen, und können bei einem Südtiroler Tropfen Wein das Erlebte in gemütlicher Runde Revue passieren lassen
Der Tag beginnt zum Einrollen optimal mit einer 20 km langen, leichten Abfahrt nach Meran, in der wir dem südlichen Klima merklich näher rollen. Die Alpenmetropole Meran durchfahren wir schnell in Richtung Lana, wo endlich der erste Anstieg des Tages wartet: der äußerst gleichmäßige Gampenpass, auf dessen verkehrsarmer, kehrenloser Anfahrt wir fast ständig den schönen Blick auf das Etschtal genießen können.
Am Scheitelpunkt können wir einkehren - ansonsten ist sie eher unspektakulär. So wird es zügig weitergehen in die Abfahrt, die durch die Fahrt in den Süden zu einem kleinen Highlight wird: zusehends wirkt es italienischer, Bewuchs und Bebauung wirken südlicher, und auch mit deutsch kommt man hier nicht so weit wie noch einige Kilometer zuvor. Die Landschaft ist hier zumeist lieblich und landwirtschaftlich geprägt, doch plötzlich erscheinen schroffe Felswände zur Rechten; die Straße führt über tiefe, enge Schluchten. So erreichen wir nach einem kurzen Gegenanstieg Fondo, das wir aber gleich auf schmalen Straßen wieder in Richtung Passo di Tonale verlassen.
Hier durchfahren wir auf dem Weg zum Noce-Stausee die Dörfer Brez, Cloz und Revò. Hier sind wir mitten in Italien angekommen, Baustil und Vegetation vermitteln mediterranes Flair. Diese 19 km lange wellige Passage endet am Noce-Stausee, der malerisch zu unserer Linken liegt.
An der Kreuzung der S42 beginnt nun ein 13,5 km langes Straßenstück, das wir auf der S42 absolvieren müssen. Hier werden wir uns einreihen und konzentriert bis Dimaro fahren, dem Hauptort des Val di Sole.
Hier biegen wir gleich nach Ortseingang nach links auf die Straße zum Passo Campo Carlo Magno ab.
Dieser Anstieg ist gut zu bewältigen, auch wenn es als zweiter Anstieg des Tages schon an die Substanz gehen wird. Die Steigung ist aber gemäßigt, und so können wir uns ganz auf die Abwechslungsreiche Anfahrt konzentrieren, die in den Wiesen hinter Dimaro beginnt, dann in einen lichten Kiefernwald übergeht, und kurz vor der Passhöhe einen sagenhaften Blick auf die Wand der Brentagruppe zur linken frei werden lässt.
Da diese Aussicht aber von unserem Hotel in Madonna di Campiglio noch besser ist, werden wir an der ansonsten eher tristen Passhöhe keine allzu lange Pause einlegen.
4 schnelle Abfahrtskilometer später erreichen wir bereits unseren Zielort. Hier müssen wir die Straße kurz vor dem Tunnel verlassen, um gleich linker Hand unser 4-Sterne-Hotel ansteuern zu können.
Hier werden wir rundum gut versorgt. Die sehr gute Küche, Wäscheservice, Pool und Frühstücksbuffet werden dafür sorgen, dass wir am morgigen Tag gestärkt und ausgeruht in die einsamen Regionen der Lombardei vorstoßen können.
Der heutige Tag beginnt mit einem ausgedehnten Frühstück. Das erste absolute Highlight unserer Tour im Sinn werden wir allerdings die Ungeduld nicht lange zügeln können.
Heute geht es zunächst nach Süden in eine lange Abfahrt. Erst in Tione bei Km 30 müssen wir in einer etwa 3 km langen Gegensteigung erstmals selbst für das Fortkommen sorgen. Doch auch danach rollt es wieder wie von selbst durch italienische Dörfer bis Ponte Caffaro am wunderschönen Lago d'Idro, einem westlichen Nachbarn des Gardasess.
Dem Lago d'Idro folgen wir noch einige Kilometer, bis wir an einer Kapelle den Hinweisschildern zum Passo Croce Domini folgen.
Die nun folgende Auffahrt gehört zu den landschaftlich schönsten und abwechslungsreichsten der Alpen. An Bagolino vorbei fahren wir hinauf zum Goletto di Cadino, dem eigentlichen Hochpunkt der Passstraße. Der Passo Croce Domini liegt gut einen Kilometer dahinter bereits in der Abfahrt.
Aber bis zu der liegen noch 29,5 km vor uns, und die führen meist bergauf. Zunächst führt unser Weg mit immer besser werdender Sicht auf den Lago d'Idro bergan, bevor wir nach Westen auf Bagolino zu einbiegen. Dieses kleine, aber umtriebige Bergdorf ist nach 12 Kilometern und einer kurzen Zwischenabfahrt erreicht.
Jetzt beginnt der unrhythmische, teilweise sehr steile Anstieg richtig. Nie kann man sich lang auf einen Rhythmus einstellen, flache und steile Passagen wechseln schnell. Noch dazu wird die Landschaft immer schöner, so dass zusätzliche Griffe zum Fotoapparat den Aufstieg erschweren.
Wir durchqueren den kleinen Weiler Valle d'Orrizo und erreichen 8 km vor dem Pass den Adamello-Nationalpark. Hier wird die Vegetation langsam karger, und immer mehr wird der Blick frei auf die grandiose Dolomitenwelt ringsum.
Kurz darauf passieren wir den letzten Gasthof der Auffahrt, und spätestens hier ist die Landschaft überwältigend schön. Wer es nicht glaubt, sollte die Passbeschreibung des Goletto di Cadino lesen, die ich hier nicht wiederholen möchte.
Am Passo Croce Domini, also kurz nach der Passhöhe, haben wir Gelegenheit, eine ausgiebige Mittagspause zu machen, denn das Haupttagewerk für heute ist vollbracht.
Wer nicht zu lange pausieren möchte, kann hier die Schotterpiste in Richtung Passo dei Galli antesten. Crossrad erforderlich.
Nun gilt es, die ebenfalls schöne Abfahrt nach Breno in Angriff zu nehmen, die uns serpentinenreich nach unten führt.
Dort angekommen folgen wir dem Val Camonica auf Nebenstraßen nach Süden bis Boario Terme. Hier folgen wir den Wegweisern zum Passo del Vivione, von dessen Anstieg wir noch die ersten vier Kilometer absolvieren, bevor wir unsere Bergankunft Angolo Terme erreichen.
Hier logieren wir deutlich einfacher als die Tage zuvor. Dies wird kompensiert durch die herzliche Art der Gastgeber, deren Töchter mit Paolo Savoldelli befreundet sind. Vielleicht holt er ja auch für uns die Beweisfotos aus der Vitrine. Wenn das nicht schnell macht...
Morgen wartet eine kurze Etappe mit 88 km Länge mit dem leichten und wunderschönen Passo del Vivione auf uns. Wer aber noch keine Müdigkeit in den Knochen verspürt, sollte erst recht zuschlagen beim heutigen Abendmenu - denn die für morgen vorgesehene Option für Hartgesottene hat selbst Lance Armstrong 39:27 ketten lassen.
Denn wer will, baut morgen noch den legendären Passo del Mortirolo ein. Aus Mazzo, versteht sich.
Der heutige Tag bietet wiederum einen der landschaftlich schönsten und einsamsten Pässe der Alpen auf. Gemeinsam werden wir heute den Passo del Vivione erklimmen, dessen Passbeschreibung jeder lesen sollte. Alleine die Bilder machen die Befahrung zur Pflicht. Die Einsamkeit der lombardischen Bergregion gepaart mit der Schönheit der Natur und der Milde des 37 km langen Anstiegs lassen Wehmut aufkommen, wenn es nach der längeren Pause am Pass an die Weiterfahrt geht.
Die Abfahrt ist eng, daher nehmen wir sie ohne Geschwindigkeitsrausch mit Genuss. In der letzten Kehre der Abfahrt biegen wir nach links ab auf Nebenstraßen nach Malonno, auf denen wir erneut das Adamello-Massiv zur Rechten bewundern können.
Für 5 km müssen wir trotz der eben gefahrenen Schleichwege die Hauptstraße in Richtung Edolo (699 m) bemühen. Hier steht eine Entscheidung an. Die reguläre Tour führt im Ortszentrum rechts weiter das Val Camonica hinauf ins 20 km entfernte Ponte di Legno (1258 m), wo Gaviapass und Passo del Tonale ihren Ausgang nehmen. Unerschrockene allerdings haben hier die Möglichkeit, links abzubiegen, um sich in einer langen Runde über Apricapass, Tirano (450 m) und der legendären Nordauffahrt von Mazzo zum Passo del Mortirolo den Rest zu geben. Diese Runde ist in der Variante Doppelmord am Mortirolo beschrieben. Auch eine weitere Variante führt hier nach links, die immer noch hart genug ist.
Im Anbetracht der morgigen Königsetappe über Gaviapass und Stilfser Joch ist dies aber nicht unbedingt empfehlenswert, und deswegen fährt Wende auch mit der Gruppe nach rechts. Nicht umsonst ist diese etwas kürzere Etappe auch als Erholung gedacht.
Die 20 km nach Ponte di Legno folgen erst etwas steiler, dann zunehmend flacher dem Fluss Oglio durchs Val Camonica. Wir passieren auch den Abzweig zum Mortirolo, den wir allerdings links liegen lassen.
Ponte di Legno lassen wir allerdings links liegen und nehmen den letzten Anstieg zum Passo del Tonale in Angriff. Der Anstieg führt uns in moderater Steigung zum Tagesziel. Dennoch werden wir auch heute abend spüren, was wir geleistet haben. Die Nervosität steigt, denn morgen stehen Gaviapass und Stilfser Joch an, zwei Leckerbissen der Extraklasse.
Bis Edolo (699 m) folgt auch diese schwere Etappe der Grundvariante Stille am Vivione. Will man diese Variante fahren, so folgt man zunächst dem Doppelmord am Mortirolo. Kurz vor der Aprica-Passhöhe folgen wir in Aprica den Wegweisern zum Passo di Trivigno, und fahren über den Guspessapass zum Mortirolo. Diese Strecke ist quaeldich-Neuland, und Jan würde diese Strecke gerne mit Interessierten abfahren. Am Mortirolo stoßen wir dann wieder auf die noch härtere Strecke des Doppelmords.
Bis Edolo (699 m) folgt diese hammerschwere Etappe der Grundvariante Stille am Vivione.
Hier könnte sich unsere Gruppe teilen, nur halb oder ganz Verrückte sollten nach der Brücke im Ortszentrum Edolos links abbiegen, liegt doch das Tagesziel Passo Tonale in entgegengesetzter Richtung nur 30 km entfernt. Halb verrückt, wenn man statt dieser Variante in Aprica die Entdeckungen am Mortirolo vorzieht.
Zunächst jedoch entwickelt sich die Weiterfahrt links angenehmer als rechts. Auf 15 km Strecke zum Apricapass steigen wir nur 500 m, und das fast gleichmäßig. Der Verkehr hält sich in grenzen, und so können wir diesen landschaftlich nicht begeisternden, aber netten Anstieg noch gut verdauen.
Die Abfahrt nach Tirano ist rasant. Noch im Ort Aprica werden zwei Kehren durchfahren, auf die man kaum vorbereitet ist. hier ist also Vorsicht geboten. Es folgt ein Highspeed-Teilstück von ca 2 km Länge, eine Rechtskurve, in der man großartige Blicke über das westliche Veltlin genießen kann, und ein weiteres schnelles Stück bis zu einer engen Linkskehre, direkt nach der wir die breite Hauptstraße auf ein kleines Sträßchen verlassen, das uns hinunter nach Stazzone und weiter nach Tirano (450 m) führt.
In Tirano beginnt die weltberühmte Berninabahn mit der legendären Kehrschleife. Dieser Weg wird bei der Dreiländertour eingeschlagen, wir allerdings fürchten uns genug vor dem Mortirolo, um den Abstecher dorthin noch zu wagen.
Von Tirano fahren wir hauptsächlich auf Nebenstraßen hinauf nach Mazzo (552 m), dem Ausgangspunkt unseres Scharfrichters.
Der Rest ist Legende. Auf 12 km steigt der Mortirolo 1300 Hm, und die Durchschnittsteigung von 10,9%, an sich schlimm genug, wird so gut wie nie angenommen, die Steigung oszilliert wild zwischen 8 und 22 % - mit den nun über 100 km und eineinhalb Pässen in den Beinen ein echter Horror.
Die Fahrt geht durch relativ dichten Wald, der hin und wieder Ausblicke auf Tirano und das Veltlin erlaubt. An sich alles ganz schön, aber kaum zu genießen bei diesen Strapazen. Erst, wenn man den Wald verlässt und die Almenlandschaft kurz vor dem Gipfel erreicht, wird es etwas flacher, so dass man hier die letzten Meter genießen kann und etwas Zeit zur Entspannung bekommt, um auf dem Gipfelfoto nicht vorhandene Lockerheit auszustrahlen.
Morgen haben wir auch einen langen Tag vor uns, so dass wir uns hier oben nicht allzulange aufhalten sollten. Die Abfahrt ist auch schmal und steil und weist einen klasse Belag auf. Dennoch sollten wir vorsichtig fahren, denn hier werden wir sehr sicher sehr platt sein.
Durch Monno hindurch fahren wir ins Val Camonica, wo wir die letzten 15 km auf der Strecke der Grundvariante des Tages über Ponte di Legno auf den Passo del Tonale fahren.
Diejenigen, die schon hier sind, werden uns ob unseres Zustandes sicher nicht beneiden. Jetzt heißt es so gut wie möglich regenieren vor dem erneut schwierigen Tag morgen, an dem es über Gaviapass und Stilfser Joch geht. Hart, aber wunderschön und auf dem Papier längst nicht so hart wie heute.
Heute heißt es früh aufstehen, denn die morgendliche Einsamkeit des Gaviapasses wird sehr schnell von Horden von Motorradfahrern gestört. Am heutigen Donnerstag wird dies nicht ganz so schlimm sein, aber bei diesem Anstieg wollen wir kein Risiko eingehen. Schließlich gehört er zu den allerschönsten der Alpen.
Nach dem Frühstück geht es dann so schnell wie möglich en Tonalepass auf dem gleichen Wege runter, auf dem wir gestern gekommen sind. Ab Ponte di Legno wartet der legendäre Gaviapass.
Glücklicherweise erweist sich der Anstieg auf den ersten Kilometern noch als angenehm, so dass wir uns noch etwas einfahren können, bevor die Passagen mit 14-16% Steigung einsetzen. Die allerdings finden in einer so schönen Landschaft statt, dass man sie kaum bemerkt - wenn man ausgeruht ist, was diejenigen von uns, die gestern Opfer des Doppelmord am Mortirolo geworden sind, sicherlich nicht von sich sagen können.
In beide Richtungen sind tolle Aussichten zu erwarten - nach Hinten auf das Adamello-Massiv, nach Vorne auf die karge Bergwelt, wie sie die Lombardei nicht besser kennt. Die nur noch 2 Meter breite Straße steuert Weiteres zum Passerlebnis bei. Nachdem wir den unangenehmen, dunklen Tunnel mit Rücklichtpflicht durchfahren haben, eröffnen sich unter uns in den drei Serpentinen zur Passhöhe Ausblicke, die zu den beeindruckendsten der Alpenwelt gehören: auf den Lago Nero, der sich mit seinem grünen Wasser in das hochalpine Gelände einfügt.
Auf der Passhöhe erinnern Devotionalien im Hospiz an vergange Giro d'Italia-Etappen. Hier werden wir hoffentlich früh genug sein, so dass der Trubel sich noch in Grenzen halten sollte.
Die Abfahrt nach Bormio ist bis Sta Caterina auch unglaublich schön, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie die von uns bewältigte Auffahrt.
In Sta Caterina haben wir die Möglichkeit, unsere leeren Kohlenhydratspeicher aufzufüllen, so dass wir dank der weiteren, noch leicht abschüssigen Strecke bis Bormio nicht überfüllt den nächsten Anstieg zum Stilfser Joch angehen müssen.
Die auf 21 km verteilten 36 Kehren zum Joch sind ein weiteres, hauptsächlich straßenbauliches Highlight. Doch nach Bormio geht es zunächst durch zwei noch nicht mitgezählte Kehren zum Abzweig ins Valdisotto, den wir aber links liegen lassen und der Stelvio-Passstraße folgen.
Nun wird es schon steiler, aber einige Kilometer sind keine weiteren Serpentinen zurückzulegen.
Einig Serpentinengruppen werden durchfahren, bevor die Straße in einen recht engen Taleinschnitt eintritt, den wir rechts am Hang befahren. Hier können wir vor uns schon den Talschluss aufragen sehen, in den die meisterlichen Straßenbauer des 19. Jahrhunderts eine kühne Serpentinentrasse eingebaut haben, in der die meisten der 36 Kehren durchfahren werden.
Mittels dieser Trasse wechseln wir auf die Linke talseite, auf der wir zunächst wieder geradeaus bis zum Abzweig des Umrailpasses fahren. Wer noch einen Pass in seine Sammlung aufnehmen will, kann hier links abbiegen, um die letzten 25 Hm in Angriff zu nehmen. Wer in Eins zur Passhöhe durchfahren möchte, wartet dann an der Passhöhe Stilfser Jochs, die von hier schon gut einsehbar ist. Auf den letzten 3,5 km sind noch 269 Hm zu überwinden sowie 6 Kehren zu durchfahren.
Oben können wir die grandiose Aussicht auf den Ortler und die klassische Strecke von Prad in aller Ruhe genießen, denn das Tagwerk für heute ist vollbracht!
Die 26,5 km lange Abfahrt bis Prad ist dank der 48 Kehren schwindelerregend und bietet immer wieder begeisternde Ausblicke auf den Ortler.
In Prad angekommen fahren wir vornehmlich auf dem Vinschgau-Radweg noch 22 km durch die sonnigen Kulturlandschaften des Vinschgaus hinab bis Morter.
Nach diesem harten Tag werden wir froh sein, nach der Dusche die müden Glieder noch in Sauna und Pool entspannen zu können, bevor wir zu Tisch gehen und danach wie jeden Abend den Tag in gemeinsamer Runde ausklingen lassen.
Die nächsten beiden Tage sind mit je einem Pass leichter als die zurück liegenden. Wem das nicht reicht, kann morgen noch einen Anstieg einbauen: den Hammeranstieg der Ötztaler Gletscherstraße zum Tiefenbachferner.
Heute steht der dritte der vier Pässe des Ötztaler Radmarathons an: das Timmelsjoch. Doch erstmal fahren wir wie gestern abend auf dem Radweg das Vinschgau weiter hinab - hier unten ist die Etsch schon fast ein Strom.
Meran ist nach knapp 20 km erreicht. In diesem mondänen Ort können wir auf der Flaniermeile ein Eis essen, bevor wir den 50 km langen Anstieg zum Timmelsjoch angehen, auf dem wir über 2184 Hm überwinden.
Auch, wenn der harte Teil des Anstiegs erst nach 20 km in St. Leonhard beginnt, ist dieser Wert doch sehr beeindruckend und in den Alpen fast ohne gleichen. Dieser Auflistung kann man entnehmen, dass es hier nur ganz wenige Stellen gibt, in denen man die 2000 Hm am Stück knacken kann - wir werden es jetzt tun.
Die ersten 20 km sind allerdings noch recht unspektakulär. In St. Leonhard angekommen werden wir also gut warmgefahren sein, wenn die letzten 29,5 km zum Timmelsjoch beginnen. Der Anstieg ist der härteste des Ötztaler Radmarathons und auch für sich eine echte Herausforderung. In zwei Stufen (hart, flach, hart) geht es nach oben, bei immer beeindruckenderer Landschaft. Wers genau wissen will lese sich bitte die Passbeschreibung durch.
Hier oben können wir je nach Wetterlage entweder im Passhaus einkehren oder gleich die 22 km lange Abfahrt nach Sölden in Angriff nehmen, in der noch die berüchtigte Gegensteigung von 100 Hm zur Mautstation auf uns wartet.
In Sölden sollten wir früh genug sein, denn hier ist in unser Hotelübernachtung die Benutzung des ortsansässigen Spaßbades inkl Saunabereichs inklusive. Diesen letzten Abend sollten wir nach dem Menu nutzen, um die schönsten Eindrücke der Tour noch einmal bis in die Nacht Revue passieren zu lassen. Die hoteleigene Bar verstellt den kürzesten Weg ins Bett.
Wer nach der regulären Etappe noch zu viele Körner übrig hat, kann noch die Ötztaler Gletscherstraße mit Rettenbachferner und Tiefenbachferner anhängen.
Wie - schon der letzte Tag? Eindrucksvolles liegt hinter uns. Anstrengende Auffahrten, einsame Bergregionen, berauschende Abfahrten. Berauschende Abfahrten? Naja, das beste kommt jetzt:
An diesem letzten Morgen fahren wir zunächst bei mäßigem Gefälle nach Oetz. Hier nimmt der Kühtaisattel seinen westlichen Ausgang. Auf nur 15,5 abwechslungsreichen Kilometern klettern wir 1197 Hm - noch einmal eine echte Prüfung.
Wem das zu wenig ist, der folgt hier der Auspowervariante über den Haimingerberg.
Oben in Kühtai haben wir viel Zeit, bei der Mittagspause Kraft und Konzentration zu sammeln, denn die haben wir nötig: die jetzt folgende Abfahrt ist die schnellste der ganzen Alpen. Jedes Jahr werden hier tausendfach dreistellige Geschwindigkeiten beim Ötztaler Radmarathon gefahren. Schon jetzt möchten wir daher darauf hinweisen: Schnell fahren ist gefährlich!.
Bevors runter geht, haben wir noch die Möglichkeit, die 3,6 km und 370 Hm zum Finstertaler Stausee als Sackgassenauffahrt anzuschließen (siehe diese Variante).
Nach der Abfahrt haben wir noch etwas Zeit, auf den letzten 10 Kilometern nach Innsbruck Abschied zu nehmen von 7 intensiven Tagen Rennradfahrens, in einer hoffentlich wieder tollen Gruppe. Am Hotel in Innsbruck endet die Tour: ich hoffe, dass ich mich dort auch von dir verabschieden kann.
Wer auch am letzten Tag noch Körner übrig hat, kann in Oetz über Brunau und Ötztal-Bahnhof zum Ausgangspunkt des harten Haiminger Bergs fahren, über den man in Ochsengarten wieder auf die Kühtai-Strecke fährt.
Oben am Pass können wir noch die 3,6 km und 370 Hm zum wunderschönen Finstertaler Stausee zurücklegen - insgesamt eine Hammeranfahrt. Da sich diese Auffahrt noch nicht im Tourenplanerwegenetz befindet, kommen zu den heutigen 93,1 km und 1753 Hm also noch 7,2 km und 370 Hm hinzu.
Spätestens jetzt sollte jedem klar sein: Nach den Strapazen der letzten Tage sollte in der folgenden Abfahrt Vorsicht vor dem Geschwindigkeitsrausch gehen.