Von urmel77 –
Heute stehen sozusagen als Ruhetag nur 80 Km und 1850 Hm in Form des Stilfser Jochs auf dem Programm. Nach einem wirklich guten Frühstück im empfehlenswerten Hotel mit zur Abwechslung mal sehr freundlichem Personal geht es heute erst gegen 9:00 Uhr los. Die ersten 40km bis Prad geht es fast ausschließlich bergab. Trotzdem fehlt heut irgendwie der Druck auf dem Pedal. Obs an der Pommes lag? Die jetzt schon mit ca. 17°C hohen Temperaturen kündigen zudem einen heißen Tag an. Obwohl es Montag ist, ist in Prad die Hölle los. Dank der italienischen Vorliebe für Dieselfahrzeuge älterer Generation sind die Feinstaubwerte jenseits von gut und böse. Also schnell weg von hier und rauf aufs Stilfser Joch. Auf den ersten Kilometern bis Trafoi wird das durch das enge Tal und die hohen Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit. Über Trafoi hinaus hingegen ist Top-Wetter mit angenehmen Temperaturen und für das Stilfser Joch laut Einheimischen wenig Verkehr. Irgendwo muss es aber ein Nest mit Motorradfahrern geben. Ich möchte nicht wissen, was hier am Wochenende los ist. Nicht ganz unbewusst hab ich diese Etappe auf den Montag gelegt.
Nachdem man sich durch den Wald bis zur Franzenshöhe emporgeschraubt hat, wird das erste Mal der Blick auf die Passhöhe mit der darunterliegenden Kehrensteilwand freigegeben. Ab hier nur noch 22 Kehren und 6 Kilometer, welche aber, wie die gesamte Straße ab Trafoi aufgrund der gleichmäßigen Straßenführung sehr gut zu fahren sind. Physisch wie auch pychisch. Mentaler Dämpfer war höchstens Kehrenschild Nr. 48. Erster Gedanke: Oh! Sch...ße!
Für Unmut sorgte dann nochmal die Baustelle kurz vor Kehre 5, wo die Straße wegen Steinschlaggefahr für ca. 10 min. gesperrt wurde und einen ministau von Rad- und Motorrädern erzeugte. Für die beiden Rennradler, die dort ohne Windweste standen war es sicher eine eher kühle Angelegenheit. Auf der Passhöhe gings natürlich zu wie auf dem Rummelplatz mit Souvenirläden etc. Aufgrund diverser Berichte war ich darauf aber mental vorbereitet und erwartete auch keine Alpenidylle mit Glöckchenbimmelnden Kühen..... nach einer Wurst mit Krautsalat ging es wegen dem plötzlich aufziehenden Gewitters zügig die Abfahrt runter. Der eigentlich geplante Abstecher auf die Passhöhe des Umbrailpasses musste zwecks Fluchtversuchs vor dem anrückenden Regen ausfallen. Die folgende architektonisch beeindruckende Kehrenpassage forderte den Bremsen wieder alles ab. Kurz vor Bormio hatte mich das Hauptfeld des Gewitters aber doch noch eingeholt. Mit 2 Franzosen ging es im Regen die letzten 2 Kilometerm runter nach Bormio, wo wir an einer Bushaltestelle Schutz suchten. Nach 5 min. fuhr dann ein Wohnmobil vor, und die beiden verstauten ihre Räder und stiegen ein. Warmduscher!
Da Bormio lauter und hässlicher als erwartet war, und der Regen nach einer halben Stunde etwas nachließ, entschloss ich mich, weiter durchs ValdiSotto zu fahren, um in einem der nächsten Orte zu Übernachten. In Grosio fand sich dann nach einigen Verständigungsproblemen aufgrund nicht vorhandener Italienischkenntnisse doch noch ein Zimmer in einer privaten Bed&Breakfast Pension. Ausgestattet mir luxuriösem Bad incl. Haartrockner, um die schlecht trocknenden Neoprenbooties morgens trocken zu blasen, sowie Fernseher und großem Balkon, gabs das ganze zu einem unschlagbar günstigen Preis von 26 Euro incl. Frühstück. In der Schweiz hätte das locker das Doppelte bis Dreifache gekostet.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren