Von majortom – Das Abenteuer Montenegro startet und endet in Podgorica und führt in sieben Etappen quer durchs Land. Die wunderschöne Bucht von Kotor ist ebenso dabei wie die Küstenregion an der Adria, oder die einsamen Karstlandschaften des nahezu unberührten Hinterlands.
Streckenänderungen vorbehalten!
quäldich-Reise Montenegro-Rundfahrt
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Montenegro-Rundfahrt vom 3. bis 11. September 2022.
Von robert89 – Vor einer Woche begann sie, eine ganz besondere quäldich-Reise. Mit Tränen der Wut und Enttäuschung...
Sie kullern bereits nach wenigen Kilometern auf der Schnellstraße zwischen Podgorica und Cetinje durch das Gesicht von Andrea. Sekunden zuvor, ein kurzer, schriller Knall, der so gar nichts Gutes bedeuten konnte: Ein bosnischer Autofahrer träumt und erwischt den Hinterbau von Andreas Rennrad, die am Ende unserer Gruppe fuhr. Die tapfere Andrea steht schnell wieder und scheint mit Kratzern am Körper und Rad, sowie einem großen Schrecken davongekommen zu sein. Unser wichtigster Mann der Reise ist Danilo und in diesem schweren Moment eher zufällig bei uns, weil er gerade vom Hotel zum Pausenpunkt fahren möchte. Er ruft Polizei und Krankenwagen. Danilo, zweimaliger montenegrinischer Meister auf der Straße und im Zeitfahren, ist unser Verpfleger und Gepäckfahrer und sollte am letzten Abend der Reise von Conny zum ,,ambassador of his country" gekürt werden. Aber so weit sind wir in der Geschichte noch nicht. Wir stecken noch im Schlamassel auf der Schnellstraße fest. Danilo klärt und erklärt uns das Prozedere, bevor es einen zweiten heftigen Knall gibt. Mit hoher Geschwindigkeit kracht ein zweites Auto in das bosnische Fahrzeug, das zuvor Andreas Rad touchiert hat. Zwei Autos sind nun reif für den lokalen Abschleppdienst. Einige Zigaretten müssen geraucht werden. Von der Frau des Unfallfahrers und von der Polizei, die mit der Situation jetzt ebenfalls überfordert scheint. Gerichtstermin am folgenden Tag in Podgorica, 300 bis 400 Euro Durchschnittslohn in Bosnien, Versicherung? ,,This is Montenegro, not Germany", entgegnet mir Danilo mehrmals, als ich ungläubig den Termin auf dem Gericht am Folgetag in Frage stelle und nach annehmbaren Lösungen suche. Nach zwei Stunden ist die Sache auf montenegrinisch geklärt. Es ist ein finanzieller Kompromiss, kein guter, aber die einzig praktikable Lösung in der Situation, in der das Rad einen Neuwert hat, was so hoch ist, wie ein durchschnittliches Jahreseinkommen eines normalen Angestellten auf dem Balkan. Alle umarmen sich, jeder kann sich ein Lächeln abringen und die Anspannung fällt ab. Andrea fährt die Etappe im Begleitauto zu Ende. Danilo organisiert in Podgorica noch ein Leihrad für die nächsten Tage für sie. Während 13 Gäste mehr oder weniger auf sich allein gestellt voraus fahren und hoffentlich heil zum Etappenziel radeln, mache ich mich mit Knut, dem Ehemann von Andrea, mit Verspätung auf den Weg nach Kotor. Noch nie habe ich mich so oft auf einer Straße umgeschaut, wie auf der besagten Schnellstraße von Podgorica nach Cetinje, die wir nach dem Abstecher zum wunderschönen Rijeka-Fluss, noch ein zweites Mal befahren müssen. Der Überholabstand der Autos lag manches Mal im Grenzbereich. Als in einem Tunnel von hinten ein Bus heran rauscht, halte ich zur Sicherheit den linken Arm raus, um auf mich aufmerksam zu machen und den Überholabstand zu erhöhen. Wir werden nur angehupt. Ich habe Angst. Um mich, um Knut, und hinterfrage, was wir hier eigentlich tun und für ein sinnloses Risiko eingehen. Rennradfahren in Montenegro, im wilden Balkan - passt das wirklich zusammen?
Wenn ich im Mai nicht schon per Rad durch das wunderschöne Land gefahren wäre, wüsste ich nicht, ob ich weiter so zuversichtlich geblieben wäre. So klammerte ich mich an die positiven Erinnerungen und daran, dass die Reise schon in den vergangenen Jahren super performte und nun am Anfang der Reise, neben dem Unfall, einfach nur ganz viel Pech zusammenkam. Nicht alles Unglück vom ersten Tag sei hier erwähnt. Auch nicht alles an schönen Momenten... Knut und ich erreichten jedenfalls, wie auch alle anderen Gäste, gesund und munter am Nachmittag die malerische Bucht von Kotor. Und auch Andrea umarmte ihren Knut, nach einem Tag im Auto mit Danilo. Vor dem Abendessen blieb für die meisten sogar noch Zeit für einen Besuch der Altstadt von Kotor, die schönste Montenegros.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Gleich am ersten Tag befahren wir nicht nur einen der landschaftlich schönsten Abschnitte des montenegrinischen Straßennetzes, sondern statten auch einem kulturell-historisch bedeutsamen Ort einen Besuch ab: dem Njegos-Mausoleum auf dem Berg Jezerski Vrh. Es handelt sich um die Grabstätte des ehemaligen Fürstbischofs von Montenegro, der nicht nur geistliches und weltliches Oberhaupt des Landes, sondern auch noch dessen bekanntester Dichter ist. Die Etappe führt uns aus der Hauptstadt Podgorica hinaus, und eigentlich sind wir sofort in einem langgezogenen Anstieg, der über den Vorpass Dobrske Selo und die historische Hauptstadt Cetinje auf den Jezerski Vrh führt. Wirklich atemberaubend schön wird es dann, wenn wir die übereinander geschachtelten Serpentinen hinab zur Bucht von Kotor fahren, wo dann auch die Etappe endet.
Von majortom – Wir würdigen die atemberaubende Schlucht von Kotor, indem wir noch eine Schleife auf der Uferstraße drehen. Man kann sich am Hotel entscheiden, ob man die Schleife noch fahren möchte.
Von majortom – Weil es gestern so schön war, machen wir es noch einmal anders herum: Wir starten mit dem herrlichen Serpentinenanstieg hinauf zum Krstac und ständig neuen Blicken auf den tiefblauen Fjord. Der Anstieg ist zwar lang, aber lediglich die Blicke sind atemberaubend. An der Passhöhe Krstac betreten wir dann Neuland. Es geht nach Norden über den Cekanje-Pass, und nach einem hügeligen Abschnitt hinab nach Danilovgrad. Ab hier können wir im Tal bis Niksic fahren, wo sich nicht nur unser Hotel, sondern erfreulicher Weise auch die größte Brauerei Montenegros befindet.
Von robert89 – Der Tag zwei beginnt am Abend vorher. Als Danilo offenbarte, dass wir wegen umfassendem Straßenbau im montenegrinischen Hinterland die E2 nicht wie geplant von Kotor nach Niksic fahren können. Also spontane Etappenneuplanung und nach Einstellarbeiten an den Rädern endlich ins Bett gefallen. Zwar haben Denny, Leonie und Matthias noch nicht ihr Gepäck, aber wenigstens ihre Räder vom Flughafen bekommen. So können wir dank reiseinternen Lycraaustausch endlich in kompletter Gruppenstärke auf die zweite Etappe gehen. Der Tag beginnt mit einem tollen Frühstücksbuffet, mit Blick auf die Sonne, die sich gegen 8 Uhr über die Karstfelsen von Kotor erhebt und die Bucht hell erstrahlt. Wunderschön!Wie immer starten wir gegen 9 Uhr auf die Etappe. Leicht verspätet. Philipp hat Bananenmatsche in der Tasche seines Passjäger-Trikots und sorgt für Gelächter. Nach kurzem Verkehrschaos in Kotor biegen wir auf die Serpentinenstraße ab und haben endlich, endlich unsere Ruhe. 25 enge Serpentinen schlängeln sich auf schmaler Straße 1000 m hoch über die Bucht. Die quäldich Powerfrauen Annika, Maresa und Conny ziehen davon. Ich pflüge mich von hinten durchs Feld, checke das Wohlbefinden der Gäste und mache Fotos an den schönsten Serpentinen.Hier radeln zu dürfen, ist schon etwas ganz besonderes. Die Zeit im Anstieg verfliegt, die Laune ist bestens. Darauf gibt es oben erstmal Cola oder Espresso für alle. Eine Stunde später sind wir schon über die nächste einsame Passstraße gefahren und mitten im wilden Hinterland angekommen, durch das sich wellig ein graues und raues Asphaltband zieht. Wer hier lebt, hat keine Nachbarn und auch sonst nicht viel.
Kilometer 40 - Wir machen Pause am Buffet von Danilo. Es gibt Brot und Prsut, das Pendant zum spanischen Jamon Serrano. Ein luftgetrockneter Schinken, der in den Bergen gereift ist. Zur Erleichterung der Vegetarier hat Danilo aber auch allerhand fleischfreie Produkte. Brot mit Erdnussbutter und kreativen Nuss- und Trockenfrüchtetopping entwickelt sich bei Annika zum Favorit. Danilo hat derweil gute Nachrichten für uns. Wir können die normale E2 fahren, die Straße ist doch schon fertig gestellt. Kurze Absprache mit dem Ergebnis: Alle haben Bock auf die lange E2 Variante zum Kloster Ostrog. Mit voller Plautze und Flaschen, erfreuen wir uns erst über die neu gebaute Straße bis Cevo und rumpeln danach schier endlos durch die Pampa bis Danilovgrad hinab. Niemand erleidet eine Reifenpanne. Auf die Gruppe ist eben Verlass! Großes Sammeln am Ende der Abfahrt. Jeder sucht den Schatten. Heiß ist es geworden. Zur Belohnung gibt es 12 Liter Wasser und ein paar Kekse am nächsten Supermarkt. Andrea und Conny gönnen sich eine kalte Kopfdusche. Mehr als 1000 Höhenmeter sollen nun folgen. Bis zum Kloster Ostrog, das beeindruckend in den Fels gebaut wurde. Jeder fährt nun sein Tempo, alle freuen sich über Flachstücke, wo der Fahrtwind etwas Kühlung verschafft. Der Garmin meldet 35 Grad aus der Sonne. Jan schreibt aus dem Grupetto was von zwei Schäferhunden am Friedhof und fragt, ob die gefährlich sind. Er wird es überleben. Quasi zeitgleich wird vorn Matthias vermutlich von einer serbisch-orthodoxen Biene gestochen. Danach hatte er soviel Druck in der linken Wade, dass er gleich doppelt so schnell zum Kloster fliegt. Andrea und Knut haben nicht soviel Glück und leiden vor der Schlussrampe unter Krämpfen. Bei Knut sind zudem die Schrauben locker. Alle vier Kurbelblattschrauben wollen sich verabschieden und müssen festgezogen werden. Jan ist der Hundehölle entkommen und ordert schon mal eine Klostercola vor. Ich setze den Auftrag um und ziehe davon. Oben angekommen wird der Getränkeautomat geplündert und brennende Fußsohlen gelüftet. Alle sind glücklich.Bei warmem Abendlicht schaffen wir auch noch den letzten Rollerberg und erreichen ohne eine brenzlige Situation Niksic. Der Ort, wo das einzige montenegrinische Bier gebraut wird. Niksicko (Aussprache: Nikschitchko). Vermutlich weil der Name für uns kaum richtig ausgesprochen werden kann, erst recht nicht nach mehreren Bier, meldet die entspannte Gruppe zeitnah, dass es in Niksic erheblichen Niksicko Mangel gibt. Mich stört das nicht. Dafür soll das verschollene Gepäck von Leonie, Denny und Matthias nach dem Abendessen im Hotel eintreffen. Das freut mich! Nach dem rasant-hektischen Abendmahl mit einem grünen Apfel als Dessert, laufen wir noch in die Innenstadt. Es gibt Eis - und im Hotel Gepäck! Spätestens jetzt sind alle zufrieden...
Urpsrüngliche Etappenbeschreibung:
Wir fahren ab nach Danilovgrad, meiden dann aber die Hauptstraße und schlagen uns stattdessen rechts in die Berge, dabei nehmen wir wahlweise noch den Anstieg zum Kloster Ostrog mit.
Von robert89 – Auf der Wetter App steht Sonnenschein, 23 Grad, kein Regenrisiko. Auf dem Etappenplan stehen 120 km und 2600 Hm in die hohen Berge in Montenegros Norden. Am Start der dritten Etappe stehen 20 gespannte Radfahrer, die sich auf eine legendäre Passstraße freuen. Sie teilen die Passion fürs Rennradfahren und vermutlich, weil sie genau bei der eher exotischen Reise dabei sind, auch noch etwas mehr! Die Harmonie könnte kaum größer sein. Und so begann unter besten Voraussetzungen und mit voller Freude unsere dritte Etappe nach Zabljak.
Den Verkehr um Niksic lassen wir schnell hinter uns. Die Etappe braucht dennoch ihre Zeit. Zwar scheint die Sonne, aber die Sicht auf die umliegenden Bergmassive ist diesig. All das Schöne, was noch kommen soll, weit weg. Auf der nichtbefahrenen Europastraße nähern wir uns den ersten kleineren Pässen. Die Gespräche lassen die Zeit nicht zu lang werden. Die Abfahrten sind stets kürzer als die Anstiege. Das wir voran kommen und stetig an Höhe gewinnen, spüren wir an den Temperaturen. Bergab in Kurz-Kurz wird es frisch.Für einen Schreckensmoment sorgt ein in die Gruppe laufender Hund. Alle bewahren kühlen Kopf, niemand bremst zu stark und alle steuern um den Hund herum, der durch ein entgegen kommendes Auto verwirrt von uns ablässt. Wir nähern uns der Piva-Schlucht. Ein hunderte Meter tief eingeschnittenes Tal am Rand des Durmitors. Dank mächtiger Staudämme ist das Tal reichlich mit Wasser gefüllt. Eingebettet zwischen noch saftig grünen Berghängen schimmert der Piva-Stausee türkisblau. Hier in Pluzine startete vor einigen Wochen beim Transcontinental Race die Checkpointstrecke durch das Durmitor. Wir nehmen die gleiche Strecke, sie ist schon jahrelang bei quäldich im Programm! Nach je einem Durchschlag bei Matthias und Wieland müssen nur noch zwei Schläuche gewechselt werden. Eine lange Geraden über den Stausee eröffnet dann das Bergspektakel. Kaum sichtbar schlängelt sich die Straße am und durch den bröseligen Felshang hinauf. Die unbeleuchteten Tunnel sorgen für Staunen. Das Buffet von Danilo ebenso. Mit den Gedanken vermutlich schon woanders, vergesse ich meinen Guiderucksack und muss nochmal zum Pausenpunkt umdrehen. Bis zum Durmitor Sedlo sind es über 1400 Höhenmeter. Eine anspruchsvolle Passage. Als ich mich wieder von hinten durch die Gruppe arbeite, sehe ich in jedem Gesicht ein Lächeln. Hinter dem Örtchen Trsa öffnet sich die Landschaft. Eine andere Welt. Durch weite Wiesen und kleine Wäldchen verläuft eine schmale Straße. Ringsum hohe Bergmassive, aber doch mit Abstand. Wir machen viele Fotos, halten an und genießen die unglaublichen Weiten. Der Durmitor ist zweifelsfrei ein Hochgebirge, aber mit den Vorzügen eines Mittelgebirges. Alles ist etwas lieblicher. Wie von einem Königsthron blickt man über die Landschaft. Die Passstraße führt zu mehreren Hochpunkten. Vorbei am höchsten Basketballkorb des Landes, an mächtigen Bilderrahmen, die für Fotos genutzt werden können, mitten durch die imposante Hochgebirgskulisse und final auf den 1900 m hohen Sedlo Pass. Einfach majestätisch und schwer zu toppen! Die Abfahrt nach Zabljak ist kurz, der Weg zum Hotel nicht mehr weit. Ich werbe noch für einen Extrabstecher zum Schwarzen See. Mit Erfolg. Ein rundum gelungener Tag!
Von robert89 – Zabljak - es ist die höchstgelegene Stadt von Montenegro, am Fuße des Durmitors. Wobei Stadt etwas übertrieben ist. Zabljak ist eine Ansiedlung von zweckmäßigen Holzhütten mit bunten Blechdächer in meist überschaubarer Größe. Dazu gibt es einige größere betonlastige Bauten aus der Zeit Jugoslawiens. Dazu zählen ein dutzend ältere Hotels, in die man lieber nicht einchecken möchte. Einige renovierte Gebäude und Restaurants ergänzen das Bild der "Stadt". Zabljak wirkt wie ein tschechischer Wintersportort vor 15 Jahren. Etwas abgeranzt, aber doch touristisch und mit schlummernden Potential. Wer aktuell in Zabljak ist, der ist es (noch) nicht wegen dem Ort, sondern wegen seiner unglaublich schönen Umgebung. Deswegen bleiben wir auch zwei Nächte im Hotel und haben einen ganzen Tag Zeit und nach der vorabendlichen Etappenansprache so einige Möglichkeiten der Etappengestaltung in der schönen Umgebung Zabljaks:
Peter überliest den folgenden Absatz am besten: Die 146 km lange Expolorativvariante mit über 3000 Höhenmetern rede ich unserer Gruppe aus und hebe stattdessen andere Varianten hervor. Am Ende gibt es mindestens drei Möglichkeiten für den vierten Tag. Ein Tag Wellness im Hotel zählt bei der prächtigen Wettervorhersage nicht dazu. Maresa und Annika wuseln von Tisch zu Tisch und werben für die längste Variante, ja sogar mit der Tara-Brücke und der Hochebene und der Durmitorrunde! Einige Männer fühlen sich bereit dafür, wollen aber mindestens eine halbe Stunde eher starten. Am Ende hat jeder einen Plan zwischen 60 km und 900 Hm und 128 km mit 2800 Hm. Die Augen funkeln voller Neugier, wie wenn Kinder zu Weihnachten Geschenke auspacken. Nach finaler Einverständniserklärung von den lieben Gästen, dürfen Maresa und Annika zu Beginn der Etappe eine 1:1 Betreuung durch Danilo und mich bekommen. Denn Danilo lässt das Gepäckfahrzeug stehen und fährt mit uns als Local die längste Runde. Dafür bekommt er mein quäldich-Guidetrikot, was er 9 Uhr zum Start mega stolz präsentiert. Derweil sind Philipp, Martin und Jan schon fast eine Stunde ,,on tour". Wir gehen auf Jagd und fahren zur Tara-Brücke hinab. Es ist die bisher schönste Abfahrt der Reise. Die Brücke über die Tara lässt uns alle staunen und die Telefone beim fotografieren ganz fest halten. Nur nicht fallen lassen...
Nach dem Zwischenstopp geht's die gleiche Strecke wieder aufwärts. Die relaxte Mädelsgruppe um Marlen, Leonie und Annett kommt uns entgegen. Sie starteten später. Alle anderen fahren unseren Track und liegen irgendwo vor uns und bestaunen schon die mongolische Hochebene. Zumindest könnte es in der Mongolei ganz ähnlich aussehen, wie hier. Wir stoppen noch am See des Teufels. Danilo meint, der Teufel würde hier nachts aus dem See steigen. Zum Glück ist es Tag und der See leuchtet hellblau in der Sonne. Die Abstecher waren lohnenswert. Nun also noch das eigentliche Tagesprogramm. Die Runde um den Durmitor. Wieland holen wir am Sedlo ein. Obwohl er heute ganz allein fährt, strahlt auch er. Sein Tagesziel sind die bekannten vertikal aufgestellten Felsformationen im Durmitor, die er sich einfach in Ruhe anschauen möchte. Wir eilen weiter durch die Traumkulisse. Gruppe 3 vermeldet ihre Mittagspause. Wir kommen 30 min später und kurven noch durch den Durmitor, während alle anderen schon speisen. Palatschinken mit Honig und Heidelbeeren und Joghurt werden serviert, als wir eintreffen. Für uns gibts das gleiche. Maresa vollzieht durch kurze Pause eine fliegenden Wechsel in die ausdauernde Männergruppe um Philipp. Bergziege Annika bekommt dadurch 2:1 Betreuung und auf den verbliebenen 45 km durch rampiges Auf-und-Ab-Gelände ein sehr flottes Finale geboten. Natürlich nehmen wir uns auch Zeit für die schönen Aussichtspunkte. Der Blick über die Susica Schlucht auf Klein-Montenegro. Eine Bergdorf, mitten im Durmitor, das im Winter komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist. Imposant, so wie der ganze Tag! Am Ende fehlen Annika nur ein paar Höhenmeter zu den 3000. Sie ist trotzdem glücklich und alle anderen sind es auch. Für Danilo war es sogar seine längste Runde des Jahres. Ursprüngliche Tourenbeschreibung
In Zabljak, in unmittelbarer Nähe der tiefsten Schlucht Europas (der Tara-Schlucht), kann man auch andere Dinge erleben als Rennradfahren, beispielsweise eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt 1000 m über der Schlucht. Aber wir sind zum Rennradfahren hier, und deshalb machen wir uns heute an eine schöne Rundtour durch den Durmitor-Nationalpark. Es geht zunächst nochmals über den Durmitor Sedlo, anschließend in die Susica-Schlucht, und dann über den Stulac Sedlo nach Zabljak zurück.
Von majortom – Hier waren noch nicht mal wir! Eine explorative Runde bis hinab ins Piva-Tal, dann entlang der Tara wieder hinauf in den Durmitor. Vermutlich weniger Höhenmeter als angegeben.
Von robert89 – Nach den beiden Etappen durch die hohen Berge Durmitors galt es die Erwartungshaltung ein wenig herunter zu schrauben. Denn auf dem Papier bot der fünfte Tag nicht die Superlative der Vortage. Einmal durch Montenegros grünes Niemandsland sollte es gehen. Drei Pässe standen auf dem Programm, wovon sich der letzte vermutlich am stärksten in das Gedächtnis eingeprägt hat, doch dazu später mehr. Kommen wir erstmal zu den schönen Dingen der Etappe. Das wirklich saftig-frühlingshafte Grün. Die verkehrsfreien Straßen. Die Sonne, die uns nach Regen in der Nacht abermals verwöhnte. Danilo mit dem extra Wasserstop am Semolj-Pass und einem Buffet, das erneut umfangreicher wurde. Dabei hatten wir, genau zwischen Wasserstop und Buffetpause, schon reichlich Vitamine getankt. Dabei wollten wir doch nur eine kleine Cafépause einlegen...
In der Abfahrt vom Semolj-Pass gibt es nach etwa 10 km Abfahrt auf der rechten Seite ein kleines Café. Wir halten an. Kaffee, kann der Herr mit dem grauen, durchlöcherten T-Shirt auf seinem kleinen Gaskocher auch machen. Das Highlight ist aber sein gepflegter Garten. Aromatische Weintrauben können wir direkt von oben pflücken. Serviert gibt es selbstgemachten Obstsaft. Für die Frauen noch ein süßer Fruchtsirup, der für was auch immer gut sein soll. Denn wir verstehen nicht was er sagt, können aber sehr wohl heraus hören, das er Thomas Müller, Icke Hässler und viele weitere deutsche Fußballspieler kennt. Dazu natürlich auch Angelika Merkel. Und weil er doch viel zu erzählen hat, bekommen wir immer mehr Obstschalen auf den Tisch gestellt. Pflaumen, Mirabellen, Äpfel, Birnen, Weintrauben. Es muss die gesündeste Cafépause gewesen sein, die es je auf einer quäldich-Reise gab.
Kommen wir nun zum Pass, der sich an dem Tag ebenso in unser Gedächtnis verankert, oder besser gesagt, ins Gehirn eingerüttelt hat. Der 7 km lange Anstieg zum Treshnjevik ist ein besonders holpriges Erlebnis. Eine Aneinandereihung von Schlaglöchern. Da, wo für eine paar Meter keine Schlaglöcher sind, ist die Straße wenigstens aufgebrochen und mit Rissen durchzogen. Mit Glück bellt noch irgendwo ein Hund und rennt ein paar Meter mit. Aus 5% Durchschnittssteigung wird gefühlt die doppelte. Es rollt so schlecht, das es schon wieder lustig wird. Den Zustand kann man getrost als katastrophal bezeichnen und von einer Abfahrt auf der Westseite des Treshnjeviks mit dem Rennrad nur abraten. Dafür ist die Abfahrt nach Osten zum Etappenziel nach Andrijevica um einiges besser! Bis auf ein LKW großes fehlendes Asphaltstück in einer Linksserpentine und der Metallgitterradständer am Ende der Etappe, wo sich Jan vorbildlich warnend davor stellte. Danke! Eine Überführungsetappe, dafür mit Schmutzbier und guter Laune am Ende! Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wir fahren vom Norden in den Osten des Landes. 129km Abwechslung - auch ohne Städte: erst Nadelwald, dann menschenleere Steppe. Ein fruchtbares Tal hinunter. Alles wird grün. Im Wald wieder hoch zum einsamen Semolj-Pass, 20km rauschende Abfahrt in die Moraca-Schlucht. Nach einem kurzen Gegenanstieg runter zur Tara bei Kolasin, wieder hoch zum Tresnjevik. Und dann noch eine rauschende Abfahrt nach Andrijevica.
Von robert89 – 6 Uhr am Morgen. Es donnert und regnet. Schon früher, wie im eh schon düsteren Wetterbericht vorhergesagt. Gar nicht mal so schlecht, dann gibt es wenigstens keine Diskussionen über die finale Entscheidung des Tages. 7:30 Uhr, wir beschließen nicht die sechste Etappe durch die albanischen Alpen in Angriff zu nehmen, sondern verlängern eine Nacht im drei Sterne Hotel in Andrijevica. 20 bis 50 Liter Regen sind für den Tag vorhergesagt. Dazu eine Unwetterwarnung für den Zielort im albanischen Shkodra. Zum Glück hat das Hotel noch genügend freie Zimmer und erspart uns damit entweder ganz viel unnötiges Risiko in den Bergen oder einen äußerst umständlichen Transfertag. Alles natürlich nur machbar, weil der Wetterbericht für den nächsten Tag wieder Sonne satt vermeldet und wir dann einfach, wie im ursprünglichen Etappenbericht beschrieben, durch die Albanischen Alpen kurven und statt nach Shkodra einfach rechts weg nach Podgorica biegen können, wo unsere Montenegro-Reise endet.
Also beginnt 7:30 Uhr der unvergessliche Tag in Adrijevica - mit der Gewissheit immer ein trockenes Dach über dem Kopf haben zu können und ganz viel Zeit an diesem verregneten Tag, die gut gefüllt werden will. Andrijevica - ein kleiner Ort im Osten Montenegros, unweit von Albanien und dem Kosovo. Hier gibt es unser Hotel, ein Krankenhaus, zwei Apotheken, zwei Supermärkte, ein paar Cafés, einen Bäcker, ein Cevapcici-Imbiss. Alle Lokalitäten sind links und rechts der Hauptstraße angeordnet und in Sichtweite vom Hoteleingang. Viel mehr gibt es in Andrijeiva nicht.
10 Uhr: Wir sind zum Schlauchwechseln verabredet. Freiwillige Lernstunde für den Pannenfall, zum Zeitvertreib. Wie bekommt man einen Reifen von der Felge, wie tauscht man einen Schlauch aus und wie bekommt man das ganze wieder zusammen, so dass das Rennrad fahrbereit ist? Im Idealfall ist es das auch noch 10 Minuten später und ohne spontanen Luftverlust. Der Vorführeffekt lässt grüßen und sorgt für Lacher.
12:30 Uhr: Auf Café- und Restaurantsuche in Andrijevica. Es hat sogar aufgehört zu regnen. Das erste Café hat nur Eis, das zweite Café gar nichts zu essen. Die Cavapcici-Bude sieht von innen noch weniger einladend aus, wie von außen. Eine schwere Geburt. Manche finden Pizza beim Bäcker, wir finden Danilo. Er zaubert uns ganz schnell ein Mittagsbuffet her, damit wir nicht verhungern. Gut gesättigt rennen wir nun wieder ins erste Café, denn es beginnt wieder zu schütten.
14:00 Uhr: Es regnet noch immer.
14:40 Uhr: Es hat gerade aufgehört zu regnen. Daniel fragt, ob wir heute noch Radfahren wollen.
15:05 Uhr: 10 Mutige und Nimmersatte und Danilo stehen vor dem Hotel. Wir fahren zum Cakor-Pass, der bis zu 3 km an die Grenze zum Kosovo heran führt. Über 1000 Höhenmeter auf 22 km Länge. Fünf Sterne Schönheit im quäldich-Pässelexikon. Das muss sich lohnen!
15:45 Uhr: Wir fahren nach flacher Anfahrt endlich in den Anstieg. Es beginnt zu nieseln. Wolkenfetzen hängen in den Bergen. Ab und an kommt sogar die Sonne durch.
17:15 Uhr. Die letzten Kilometer zu Passhöhe. Es schüttet. Nebel zieht auf. Es ist kalt. Schnell weg hier. Niemand harrt lang an der Passhöhe aus. Alle fahren ab und direkt zum Hotel zurück. Zur gleichen Zeit irrt Gruppe entspannt um Denny durch die Berge um Andrijevica und sucht die Wanderwege. Eine Teambuilding-Maßnahme, wo Firmen viel Geld für zahlen würden.
18:30 Uhr. Heiß duschen, Sachen waschen, trocknen und föhnen.
19:30 Uhr: Abendessen!
20:15 Uhr: Endlich kommt aus der Küche die Auflaufform mit selbstgemachten Pflaumenkuchen, welchen die Schwester des Hotelchefs gebacken hat. Am Vortag war der Kuchen schon der Renner beim Abendessen, nun steht gleich eine lange Schlange an. Hinter dem Reiseleiter...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Eine lange Etappe wartet auf uns, dafür ist die Höhenmeter-Ausbeute moderat. Wir lernen ein weiteres Land des wilden Balkan kennen: Albanien. Die ersten 35 km verlaufen jedoch noch in Montenegro, gemächlich und immer leicht bergab entlang des tief ins Gebirge eingeschnittenen Tals des Flusses Lim. Sobald wir die Grenze überschritten haben, fahren wir dann bergauf, zum höchsten Punkt des Tages am Qafa e Bordolecit. Eine lange Abfahrt führt uns ins schöne Civenje-Tal, wo wir uns wieder der montenegrinischen Grenze näheren - der Grenzübergang ist zwar schon fertig gebaut, aber immer noch nicht in Betrieb. Wir möchten sowieso weiter nach Süden zum wunderschönen Skutarisee, müssen dafür aber nochmals einen schönen Serpentinenhang erklimmen, bevor es dann entlang des Sees flach nach Shkoder geht.
Von robert89 – Die eigentlich sechste Etappe unserer Montenegro-Reise gehen wir aufgrund der Wetterkapriolen einen Tag später an. Auch als es 8 Uhr in der Früh noch regnet, vertrauen wir dem zuversichtlichen Wetterbericht. Und so starten wir 9:15 Uhr bei Sonnenschein auf unsere letzte Etappe. Das Gruppe fahren fällt mit etwas mehr Abstand aus, weil die Straßen doch noch sehr nass sind. Deswegen sind die beiden Plätze ganz vorn auch beliebt und werden durch Martin und mich besetzt. Im Tal der Lim läuft es flüssig und fast eben bis zur albanischen Grenze.
Montenegro ist ja schon Abenteuer. Albanien ist es noch mehr. Alle sind gespannt und ein wenig aufgeregt, was denn da in Albanien kommen würde. Wir halten es kurz: es kam für einige von uns der schönste Abschnitt der Reise!
Wir pedalieren mit Aussicht auf die ganz hohen Berge der albanischen Alpen den rampigen Anstieg zur ersten Passhöhe hinauf. Oben unterhält uns der freundlich-angetrunkene Albaner und bietet einen Schluck aus seiner Plasteflasche. Wir lehnen dankend ab! Es folgt die die schönste Abfahrt vom Qafa e Bordolecit hinab durch den oberen Teil der Civenje-Schlucht. Außer Ziegen und Schafe gibt es praktisch kein Verkehr. Als nächstes das Mittagsmahl in Selce. Wir bestellen einige Portionen Pancakes, Käse und Pommes. Wir erhalten unzählige Teller mit frittiertem Gebäck, Ziegenkäse und eben Pommes. Wir essen auf. Danilo unterstützt uns zum Glück auch dabei. Er kommt aus Podgorica geradelt und begleitet uns auf den letzten 50 km der Reise auf dem Rennrad. Wir rollen durch den mittleren Teil der Civenje-Schlucht, ein tief eingeschnittenes Karsttal, und dann links hoch zum kleinen albanischen Stelvio: Lek e Hotit. Schwitzen in der Mittagssonne. Leiden nach der Fressorgie. Zum Glück sind es nur sechs oder sieben Serpentinen und keine 48, wie beim italienischen Original. Alle kommen an und sind überwältigt von der landschaftlichen Schönheit. Annett kämpft bergauf sogar mit Tränen der Freude. Gleich sind wir am Ziel. Noch die finalen 25 Kilometer nach Podgorica durch den unteren Teil der Civenje-Schlucht. Die Kilometer verfliegen, die letzten Wellen und Gewitterwolken werden weggedrückt und schon sind wir wieder da, wo sieben Tage zuvor, die Reise begann. Eine Reise, die mit Tränen der Wut und Enttäuschung startete und mit Tränen der Freude endet. Einfach super! Ursprünliche Etappenbeschreibung
Zu den monumentalen landschaftlichen Highlights Montenegros gehört der Skutarisee, der auf unserer Landesrundfahrt natürlich nicht fehlen darf. Wir verlassen Shkoder und kehren nach Montenegro zurück. Es folgt ein Abschnitt mit ständigem Auf und Ab, was etwas zäh sein kann, aber die herrliche Panoramastraße oberhalb des Sees entschädigt uns dafür. Wir erreichen Virpazar am Westufer des Sees, von wo aus wir nur noch in der Ebene bis Podgorica fahren müssen.
Von majortom – Wir verzichten auf die Hauptstraße zwischen Virpazar und Podgorica, nehmen stattdessen einen letzten kurzen Anstieg zum Krusevica auf uns, und lassen die Etappe auf welligem Terrain bis Podgorica ausklingen.