Von Bergziegenmutant –
Sa 01.08.: Wangen/Baindt – Friedrichshafen (– Waldshut – Olten – ) Twann – Chasseral – Mont Soleil - La Chaux-de-Fonds
Besonders originell: am „erschda Augschda“ in die Schweiz! Zur Feier des Tages zog sich der Chronist sein rotes Quäldich-Trikot mit dem weißen Kreuz über, und los ging es: „Gemütliches“ Einrollen für Jürgen und mich von Wangen und für Michael von Baindt nach Friedrichshafen. Dort noch einen Bahnhofskaffee mit Croissant und ab in den Zug nach Waldshut. Wir wechselten per SBB über den Rhein in die Schweiz und weiter aareaufwärts über Biel bis zum eigentlichen Tourstart in Twann am Bieler See.
Nach angemessenem flachen Einrollen über den dortigen Bahnhofsvorplatz folgte gleich die erste Prüfung des Tages: die tolle Auffahrt auf den Mont Chasseral (1550 m). 1100 hm auf 17 km lautete die Hausnummer. Wobei es noch im Dorf Twann mit mehr als 10 % in schattenloser Spätvormittagshitze zur Sache ging. Herrlich allerdings die Blicke über die Weinberge und die drei Mittellandseen Bieler, Neuchâteler und Murtensee zu den nur diesig-schwach zu erkennenden Berner Eisriesen. Nach 4 km gab es eine etwa gleich lange Erholung über die Dörfer Lamboing und Diesse bis nach Nod. Schöne Dörfer auf einer Zwischenebene gelegen, vom eigentlichen Chasseral-Massiv mit dem markanten Sendeturm überragt. Dorthinauf wollten wir.
In Nod gab es noch einmal Gelegenheit, die rapide schwindenden Wasserreserven am Dorfbrunnen zu ergänzen, dann ging es unerbittlich hoch, immerhin wieder großteils im etwas Schatten spendenden Hangwald. Schöne kleine Straße, aber dank des Nationalfeiertages auch viel Betrieb. Die erbarmungslose Hitze führte u.a. dazu, dass unser Fotoreporter selbst ein das Sträßchen fast komplett ausfüllendes an ihm vorbeifahrendes gelbes Postauto nicht wahrnahm. Nun, oberhalb der Baumgrenze wurde es auch nicht kühler. Dafür genehmigten wir uns noch den Abstecher Richtung Gipfel zum Bergrestaurant, wo uns kühle Getränke und Kuchen erwarteten.
Eigentlich wäre es schon genug gewesen. Wir aber fuhren schwungvoll auf der anderen Seite hinab nach St. Imier im Suze-Tal. Die ersten Gewitterzellen begannen sich schon aufzubauen, dennoch machten wir uns an den zweiten Anstieg des Tages, das kurvenarme und gleichfalls äußerst steile Sträßchen aus diesem die besseren Zeiten hinter sich habenden Uhrenstädtchen hinauf auf den Mont Soleil (1248 m). Vernünftiger wäre es angesichts der Gewitterwolken gewesen, im Städtchen den Zug nach La Chaux zu nehmen – oder wenigstens die Standseilbahn auf den Mont Soleil. Diese unterquerten wir auf dem Weg hinauf. In der Streusiedlung am Gipfel angekommen war erst einmal die Wegefrage nach La Chaux zu klären, dann mussten wir dringend unsere Herberge dort informieren, dass wir es nicht mehr vor 19:00 Uhr mit der Ankunft schaffen würden, zum Schließen der Rezeption. Allerdings erreichten wir niemanden unter der auf booking.com angegebenen Telefonnummer. Wir fuhren los, folgten nicht dem Sträßchen, sondern den Radwegweisern, etwas Zickzack, aber wunderschön über die 1200 m hohe wellige Hochfläche von einem Bauernhof zum nächsten über l’Assesseur, Droit de Renan, les Reprises und les Petites Croisettes hinein in das Schweizer Uhrenzentrum La Chaux-de-Fonds. Zwischendurch erwischte uns ein ausgewachsener Gewitterschauer, der uns gründlich durchnässte.
In La Chaux war die Adresse des über booking.com vorgebuchten „Hébergement du POD“ zwar schnell gefunden, doch dort residierte das „Musée des civilisations de l’Islam“. Erst nach längerem Suchen fanden wir am Nebeneingang zum „Institut Culturel Muselman de Suisse“ einen unscheinbaren Hinweis auf unsere „Männerherberge“ samt Mobilfunknummer. Unter der erreichten wir auch tatsächlich jemanden, der uns und unseren Velos die Plätze zeigte. Unsere bestanden aus einem fast vollständig mit wackligen Eisengestell-Doppelstockbetten gefüllten Saal, ohne Bettwäsche o.ä. Also packten wir die Schlafsäcke zum ersten Mal aus, besichtigten und nutzten notgedrungen die alles andere als geputzten Sanitärräumlichkeiten. Unserer Herberge Küche hatte für Abendessen und Frühstück geschlossen wegen „Urlaub des Personals“. Also machten wir uns auf in die Nachbarschaft zum Abendessen – dieses wenigstens in Form ausgezeichneter Pizzen.
Tagesleistung: 94,8 Kilometer, 2044 Höhenmeter
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren