Von Jan – Die Pyrenäen – das ist der Schauplatz vieler epischer Tour-de-France-Kämpfe, das sind schmale Straßen, Pässe im Überfluss und raue, unberührte Landschaften, über der Gänsegeier und Steinadler kreisen.
Von Jan – Noch ist der Himmel verhangen, als wir uns vor dem Hotel des Pyrénées in Lannemezan versammeln. Wenn die Vorhersage allerdings Recht behält, wird sich das regnerische Wetter der letzten Tage pünktlich zum Start unserer Tour in Wohlgefallen auflösen und blauem Himmel und Sonnenschein Platz machen.
Nach dem obligatorischen Gruppenbild zum Start verlässt die 30 Personen starke Gruppe geschlossen den Ort. Sehr ungewöhnlich für eine quaeldich-Reise beginnt der erste Anstieg erst bei Km 34, so dass wir bis dahin in Zweierreihe der Nestes in Richtung Arreau folgen. Herrlich geht es zunächst auf schmalsten Wegen, dann auf der Hauptstraße zügig voran. Kurz vor Arreau spaltet sich die Gruppe drei ab, und der Rest strebt weiter dem Anstieg zum Col de Peyresourde entgegen. Nach einer kurzen, unbeabsichtigten Stadtführung entgegen der eineinhalb Meter breiten Einbahnstraßen im Ortskern von Arreau finden wir uns im Anstieg wieder. Wie immer am ersten Tag ist das Tempo viel zu hoch, aber ich habe keine Luste, den Teilnehmern ins Gewissen zu reden und lass sie spielen.
Der Peyresourde ist sehr angenehm zu fahren, vor allem, nachdem die Abspaltung von Gruppe 2 proklamiert wurde. Tatsächlich reißt die Wolkendecke auf und die blauen Flecken gewinnen die Oberhand. Was für ein Glück, und das nach dem Sommer, der für die Alpen nur Regen übrig hatte. Was für ein Privileg!
Der Peyresourde-Drops ist schnell gelutscht, und oben fallen wir in die Passgastronomie ein. 1 Crêpes 50 Cent, 12 Crêpes 5 Euro. Mir persönlich sind sie etwas zu stark gezuckert, aber man sitzt trotzdem ganz vorzüglich hier oben und kann sich obendrein noch die Zeit mit allerlei Denksportspielzeug vertreiben, alte Fotos vom Pass bestaunen und drei in Gläsern eingelegte Schlangen nicht berühren.
Die Gruppe drängt zur Weiterfahrt, schließlicht steht das Hauptgericht des Tages noch aus. Rasant fallen wir gen Tal. Die Abfahrt ist sehr geil, und ich hätte sie gerne bis Luchon genossen, aber noch mehr freue ich mich auf den Port de Balès, den ich noch nicht kenne, und dem wir sogleich nach kurzer Sammlung entgegen streben.
Schon am Peyresourde war wenig Verkehr, und hier wäre er fast gänzlich ausgeblieben, wenn nicht eine Horde Jaguar E-Types aller Generationen heute eine Rallye über den Pass veranstaltet hätte. Dennoch hält sich die Belastung in engen Grenzen, und wir können uns ziemlich ungestört der schmalen Straße in herrlicher Landschaft erfreuen. Mein Husarenritt zur Überprüfung der letzten Etappe (viel zu schwer – das müssen wir noch umplanen) und vor allem die gestrige Willkommenssause in Lannemezan (bekannte Gesichter aller Orten) mit viel Rotwein fordern Tribut. Meine Beine sind schwer, und ich bin froh, dass Robby und Gereon ein gemäßigtes Tempo anschlagen und mich den Berg hoch quatschen. Der Balès erinnert mich an den Gaviapass im oberen Bereich, deutlich weniger hochgebirgig natürlich, aber ähnlich einsam und aussichtsreich. Man glaubt, den Einschnitt des Sattels früh zu erkennen, aber die Straße knickt vorher nach rechts weg.
Oben überrascht uns dann für kurze Zeit der Nebel, was unserer Auffahrt eine mystische Komponente hinzufügt. Herrlich!
Die Abfahrt ist noch steiler und schmaler als die Auffahrt. Vielleicht haben einige Teilnehmer am Freitag noch die Beine, diese Auffahrt zwischen Menté und Peyresourde noch einzuschieben. Lohnen würde es sich.
Kurze Sammlung und Brunnenstopp in Mauléon-Barousse, dann über eine kurze Gegenwelle herrlich kurvig hinab ins Luchon-Tal, dem wir noch für 20 km leicht ansteigend nach Bagnères-de-Luchon folgen. Robby spannt sich als Lokomotive vor den Zug und führt uns heim. Applaus, Applaus, denn auch die schnelle Gruppe ist noch nicht lang hier, und so können wir in viele zufrieden Gesichter blicken. Eine wirklich schöne Einstiegsetappe liegt hinter uns! Wir durften Klassiker-Luft schnuppern und die einsame Seite der Pyrenäen kennen lernen. Radlerherz, was begehrst du mehr?
Am Hotel sitzen wir noch in der Sonne, lassen die Beine baumeln und gehen jetzt Abend essen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Zum Auftakt der Pyrenäen-Tour können wir uns 35 km auf gering befahrenen Straßen in den Vorpyrenäen einrollen, bevor mit dem Col de Peyresourde auch schon die erste Tour-de-France-Berühmtheit ansteht.
Keine 5 km vor unserem Etappenziel biegen wir bei Km 54 der Tour in Richtung Port de Balès nach Links ab. Sollte der ein oder andere vom Col de Peyresourde mehr erwartet haben, so kommt er am Balès sicherlich auf seine Kosten. Das erst kürzlich asphaltierte Sträßchen windet sich schmal und verkehrsfrei auf 1755 m Höhe und ist damit ein wahres Pyrenäen-Kleinod. Mit dieser Erfahrung im Gepäck steuern wir unseren ersten Etappenort Bagnères de Luchon an, ein quirliges Thermalbad in Grenznähe zu Spanien.
Wer noch nicht genug hat, kann die knapp 1200 Hm nach Super-Bagnères anhängen.
Von Jan – Ein epischer Tag liegt hinter uns. Wir sitzen gesättigt und zufrieden im Hotel Brases in Sort und können auf wunderschöne Anstiege, herrliche Ausblicke und viele Überraschungen zurückblicken.
Der Tag begann mit einem Frühstücksspaziergang ins Stadtzentrum. Wir waren aus unserem flutgeschädigten Hotel in eine Appartmentanlage ausquartiert worden, Abendessen und Frühstück waren also mit Spaziergängen verbunden. Das stellte sich sogar als Vorteil heraus, denn es verlängerte die Verdauungsphase erheblich, stand doch der Col du Portillon schon nach 2 km Einrollphase an.
Die Gruppen rollten gemeinsam an den Anstieg heran und sortierten sich dort schnell. Sonny machte leider ernst und brachte die gesamte männliche Begleitung in arge Bedrängung. Glücklicherweise konnte ich ihre Frage nach der Restdistanz dazu nutzen, ihr ein gemäßigteres Tempo vorzuschlagen. Oben wars auch so noch genug aua. Eine epische Leistung, was dieses zarte Geschöpf aus ihrer Heldenkurbel herausholt.
Der Portillon ist richtig nett, und sportlich trotz der nur knapp 700 Hm nicht zu unterschätzen. Dabei gibt es schöne Blicke hinauf nach Superbagnères und eine richtig geile, neu asphaltierte Abfahrt hinunter ins Val d'Aran, die erneut breite Grinsen einmeißelt.
Die Nationalstraßenpassage nach Vielha hatte mir im Vorfeld etwas Kopfschmerzen bereitet, aber dank eines gut funktionierenden Zuges fanden wir uns schnell ebendort und in der Auffahrt zum Bonaigua wieder. Bevor die Auffahrt ernst machte, hatte Sille für uns ein Restaurant ausfindig gemacht, wo wir etwas früh, nämlich schon nach 43 km, zur Mittagspause einkehrten. Der Zeitpunkt stellte sich als grober Fehler raus, denn auf Essenskundschaft war so früh niemand eingestellt, und die Bestellungen kamen mehr als schleppend. Dafür war der Cola-Vorrat umso schneller erschöpft.
Schlussendlich wurden aber alle satt und wir konnten uns dem ernsten Teil des Bonaigua zuwenden. Diesen hatte ich aus meiner 12 Jahre alten Erfahrung als äußerst langweilig in Erinnerung und auch ebenso am Vorabend in der Etappenbesprechung annonciert. Ich wurde aber eines Besseren belehrt. Auch schon im zweispurigen Teil ergeben sich herrliche Ausblicke auf den Talschluss, und mit den Serpentinen wird die Straße schmal und windet sich herrlich nach oben. Auch wenn die Passhöhe selber recht trist ist, ist der Bonaigua in meiner Gunst weit gestiegen. Oben erinnert er stark an den Kühtai, und hier wie dort tummeln sich Kühe und Pferde auf der Straße.
Sille steht oben und verpflegt uns. Gerade Wasser kommt sehr gelegen, denn es ist sehr heiß. Bis zu 35 Grad sehen wir auf unseren Tachos.
Was ich erwartet habe ist eine schnelle Abfahrt auf breiter Straße. Was wir bekommen ist eine rasante Abfahrt auf Zuckerbelag, erst durch einige Kehren, dann schnurgerade im freien Fall. Bis zu 93,25 kmh werden gemessen, jubelnd erreichen wir den Abzweig nach Mon, an dem wir mit 7 Personen zur Hangtraverse Richtung Estany di Sant Maurici abbiegen, und somit die Verlängerungsoption ziehen. Die Passage war mir von AP empfohlen worden, der mir ausgerechnet hier eine SMS schreibt, um im anschließenden Telefonat die Jubelschreie der begeisterten Meute einzuholen.
Es ist wunderschön. Schmale, wellige Straße durch ursprüngliche Orte mit unglaublichen Tiefblicken ins Tal, durch das die Regelplanung verlief (ich schaue morgen nach, wie es heißt). HAMMER!
Eine kurvenreiche Abfahrt führt uns auf die Hauptstraße nach Espot. Was ab hier folgt, ist schwerer Tobak. Die ab hier für den motorisierten Verkehr gesperrte Straße rampt 3 mal mit bis zu 19 %. Die Passagen sind zum Glück nur kurz, so dass niemand absteigen muss. Im weiteren Verlauf ist auch diese Auffahrt herrlich, aber nicht ganz so schön wie die Hangpassage. Atemberaubend aber der See am Talschluss mit dem Blick über Kataloniens meistfotografierten Berg, den Encantats, so genannt, weil sich die Felstürme wie zwei Verliebte eng aneinanderschmiegen (näheres in der äußerst lesenswerten Beschreibung zum Estany de Sant Maurici).
Oben Fußbad und Gruppenfoto, dann Schleichabfahrt durch die Schlaglöcher nach Espot, ab da im Drückerkolonnenrausch heim ins Ziel nach Sort. YEAH!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute beginnt unser zweitägiger Abstecher nach Spanien. Der Col du Portillon und damit die Grenze zu Spanien ist schon nach 10 km und 665 Hm erreicht. Ausblicke und Steigungen halten sich in Grenzen, und so stürzen wir uns schnell in die Abfahrt ins Val d'Aran, in dem vier Sprachen gesprochen werden.
Nach einer unvermeidlichen Nationalstraßenpassage wenden wir uns dem höchsten Pass Kataloniens zu, dem Port de la Bonaigua. Auf der 23 km langen Anfahrt werden die 6 % nie überschritten und ist damit wie gemacht für Rouleure.
Vor unserem einzigen Etappenziel Sort können die Nimmersatten unter uns noch die sehr lohnenswerte Stichstraße zum Port Ainé mitnehmen (man beachte die dort erwähnte Glücks-Option). Plus 36 km / 1.200 Hm.
Von Jan – Murpheys Law schlägt zu. Der Chef fährt auf Egotrip mit zwei Strategen auf Schotter ab Tor zum Port de Cabus. Es bleiben 3 Gruppen mit 2 Guides zurück – Problem 1. Problem 2: Die Regelplanung führt aufgrund falscher katalonischer Geheimdienstinformation auch über üblen Schotter. Problem 3: die Dolce Vita Gruppe gibt Freigabe, der garminisierte DV-Kopf verweigert das Abbiegen auf das Schotterstück, was nach fehlgeschlagenen Kommunikationsversuchen zum Vollchaos führt. Die einst 3 Gruppen zerschlagen in 6. Derweil erfreut sich der Chef mit TBone und Arndt an der herrlichen Betonpiste in Richtung Tor, die doch deutlich mehr Höhenmeter aufweist als gedacht. Sie ist auch nicht ganz so gleichmäßig wie dem Profil zu entnehmen. Es scheint doch ein abgeklicktes Streckenstück im Tourenplaner zu sein. Schön ist es dennoch. Eine Bergabpassage führt uns in einen herrlichen Schluchtabschnitt, der nach zwei Bachtraversen (noch gibt es Brücken) noch 2 km vor Tor und somit ebensoweit früher als gedacht auf groben Schotter führt.
Hier erreicht mich die SMS von Sille: "Voll scheiße hier. Mehr Schotter als bei euch".
Tor ist ein wunderschöner Ort, deutlich morbider noch als unser Anfangshotel in Lannemezan. Herrlicher Schotter begleitet uns an der Kirche vorbei in den schlimmsten Abschnitt der Auffahrt. 15 Prozent, gröbster Schotter. Alle schieben fünf Meter, einer stürzt. Lacht aber noch. Derweil ein entgangener Anruf von Torsten. Aha... hier scheint ein Empfangslochloch zu sein. Schnell SMS schicken: "Kann nur SMS lesen.". Zwei Minuten warten, mit dem Handy in der Luft Empfang suchend. Keine Antwort, also weiter. Jetzt wird es schön. Die Schlucht weitet sich, eine Almenlandschaft schließt sich an, aber die Steigung bleibt. SMS von Torsten: "erstmal alles OK. Mehr sspäter". Puh... alles gut scheinbar. Bei Km 3,9 wird pünktlich und wie im Tourenplaner hinterlegt der Belag besser. Herrliche Almen, unzählige beglockte Kühe und Pferde. Serpentinen, atemberaubende Tiefblicke – wo geht wohl der Pass rüber? Das Geröll wird wieder dicker, noch ein Kilometer. Teufelslappen. Oben Jubelschreihe. Anruf bei Sille: "Stimmung ist übel. Total am Boden. Alles scheiße." Args... Herrliche Abfahrt vom Cabus Richtung Andorra, 750 Hm zum Ordino. Stimmung will nicht mehr recht aufkommen. Schöne Abfahrt nach Canillo, wo eigentlich alle Pause machen sollten. Die Dolce-Vita-Gruppe ist immer noch hinter uns, Torsten war drei Mal das Schotterstück hin und her gefahren, bis endlich alle beratungsrestistenten Flüchtlinge eingefangen waren ("Wir sind auf dem Track"). Das Pausenrestaurant ist verwaist. Aber die Belegschaft uns wohlgesonnen und weist uns den Weg zur Bushaltestelle, wo ein Teil der Schotterrecken die Regeneration einleitet.
Hoch zum Envalira. Erst viel Verkehr, dann auf einmal ruhig ab dem Scheiteltunnel. Endlich oben. 3330 Höhenmeter. Sille wartet oben und strahlt mütterliche Wärme aus.
Die vom Bus um weitere 3 Personen geschrumpfte Dolce-Vita-Gruppe erreicht im Jubelsturm aller Anwesenden den Port d'Envalira. Rauschende Abfahrt ins Ziel. Unten dennoch nur lächelnde Gesichter. Erstaunlich.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf der heutigen dritten Etappe durchfahren wir den dritten Staat der Tour, nämlich das Fürstentum Andorra und darin den höchsten Pass der Pyrenäen, den Transitpass Port d'Envalira (2.407 m).
Vorher steht uns allerdings der ebenfalls gut ausgebaute Port del Cantó im Weg.
Mit 134 km und 2.900 Hm ist diese Etappe auch so schon die härteste der Tour. Optionen ab Andorra
Ab Andorra (und somit bei rund der Hälfte der Etappe) gibt es aber einige Möglichkeiten, weitere Höhenmeter zu sammeln:
- Col d'Ordino: Plus 16 km / 500 Hm
- Port du Cabus: Plus 47 km / 1.300 Hm
- Ordino Arcalis: Plus 50 km / 1.300 Hm
Echte Schotter-Enthusiasten können ab Sort auch den Port du Cabus von Westen ansteuern. Damit spart man 3 km und gewinnt 150 Hm und 6,4 km auf grobem Schotter. Nur für Abenteurer! Optionen ab Ax-les-Thermes
Da könnte es deutlich gesünder sein, erst am Zielort Ax-les-Thermes zu entscheiden, ob noch eine Option ansteht. Das Plateau de Bonasce (Ax 3 Domaines) nimmt seinen Ausgang direkt hier und schlägt mit 19 km / 700 Hm zu Buche.
Das Plateau de Beille sollte mit plus 56 km / 1.500 Hm auch eher außerhalb der Reichweite Normalsterblicher liegen.
Oder aber man entscheidet sich besser, genug Hauptstraßen gefahren zu sein und spart sich die Körner für die schmalen Sträßchen des Folgetages.
Von Jan – Geiler Tag. Col du Pradel schwarzwaldesk und einsam, Vorpyrenäen über Col de Notre Dame, allgäuhaft, speziell und einsam.
Lange Variante: Col de Pradel und Col de Dent einsam auf schmalstem Sträßchen mit kaum zu findendem Einstieg, Col de Nadieu belanglos, Axat in der Mittagssonne mit 70-jährigem Radopa, Gorges du St George beeindruckend, Aude-Tal schnell, Mittagspause bei Augustine.
Standard-Variante: herrliche in den Stein gemeißelte Abfahrt ins Aude-Tal.
Pailheres sensationell. Kehren, Kehren, Kehren, Rundblicke, Tiefblicke in die südfranzösische Ebene. Arndt fährt mit seinem Rad über die Wiese weiter zur besten Aussicht und öffnet lässig eine Dose Bier.
Gipfeljubel. Bilder ohne Ende.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute bleiben wir in Ax-les-Thermes, so dass wir einmal keinen Koffer packen müssen. Diese vierte Etappe würde sich damit als Ruhetag anbieten. Nicht zu fahren ist allerdings keine Option, denn die geplante Tour ist für mich die schönste der Rundfahrt. Auch so ist sie mit 80 km und 2.600 Hm human.
Beim Col du Pradel sollte man sich nicht von seiner geringen Höhe von 1680 m täuschen lassen – er ist ziemlich anspruchsvoll, und dank schmalster Straße in eher mittelgebirgiger Landschaft sehr schön.
Auch die weitere Fahrt durch die Kulturlandschaften der nördlichen Pyrenäenausläufer gefällt. Grandios wird es bei Eintritt in das Audetal, dessen Schlucht weltberühmt ist. Wer dieses länger genießen will, kann die Tour bis Axat ausdehnen (plus 30 km / 700 Hm).
Auch ohne diese Ausweitung wird es nun wunderschön. Der Ostanstieg zum Col de Pailhères ist für mich in einem Atemzug zu nennen mit dem Stilfser Joch, dem Galibier, dem Gaviapass und der Kaunertaler Gletscherstraße und gehört somit zu meinen fünf Lieblingspässen.
Schmalste Straße mit unzähligen Kehren in wunderschöner Landschaft – Radlerherz, was willst du mehr?
Von Jan – Der Tag beginnt wie der gestrige aufgehört hat: mit schönstem Wetter und blauen Himmel. Wie gestern können wir uns nur wenige Hundert Meter einrollen, bevor es hoch zur Hangstraße über dem Ariège-Tal geht. Die Geheimdienstinformation zu dieser Hauptstraßen-Umfahrung ist schon uralt, und ich bin ein wenig nervös, auch wenn es sich um eine Route Départementale handelt. Glücklicherweise stellt sie sich als komlpett asphaltiert heraus und übertrifft meine Erwartungen bei weitem. Wunderschön schlängelt sie sich den Hang hinauf nach oben, mit immer besser werdenden Tiefblicken. Knapp 400 Hm höher stehen wir am Aussichtspunkt und genießen die wunderschönen Ausblicke über das Arriège-Tal mit seinen hellen Kalkfelsen und markanten Felsformationen.
Nach einer schönen Abfahrt beginnt ein gut 15 km lange wellige Hangpassage zum Pas de Souloumbrie, die mit Tiefblicken alles andere als geizt. Herrlich.
Eine steile Abfahrt führt uns zurück ins Arriège-Tal, wo wir in Tarascon Richtung Vicdessos und somit zum Port de Lers abbiegen. Nach dem Gebolze am Hangweg ist die Luft etwas raus und wir bummeln zum Fuß des Port de Lers, wo wir im Restaurant, in dem die dritte Gruppe Mittag machen möchte, Cola und Café trinken.
Der Port de Lers ist anspruchsvoll und nett, aber kein Spektakel. Oben erreicht man gerade die Baumgrenze und hat schöne Ausblicke auf die umliegenden Felsgrate, besonders aber auf das sensationelle Buffet, was uns Sille und ihre heutige Praktikantin Nina kredenzen. Wir wussten nämlich nicht genau, ob zwischen Lers und Agnès ein Restaurant existiert – gibt es aber am Estang de Lers, dem Tiefpunkt zwischen beiden Pässen.
Nach etwas gemeinsamen Essen und sozialem Rumstehen machen wir uns an die Abfahrt, und hier wirds jetzt richtig schön. Der See am Estang de Lers geht direkt in die wunderbare, felsbesprengte Auffahrt auf den Agnès über. Oben beeilen wir uns. Schon am Lers waren Wolken aufgezogen, ein Gewitter steht über Saint Girons, es liegt Regen in der Luft. Erste Tropfen fallen auf der Abfahrt nach Aulus-les-Bains. Wir flüchten uns ins Restaurant und verbringen eine kurzweilige Stunde. Auch die anderen Gruppen werden erfolgreich aus dem Gewitter geguidet. Torsten entscheidet sich, vom Lers direkt nach Massat abzufahren und entgeht so dem Regen, Frederik ist mit seinen Schnellen bei den ersten Regentropfen schon am letzten Pass des Tages, dem Latrape, und erreicht kurz vor vier trocken Saint Girons.
Wir brechen erst um viertel nach vier in Aulus-les-Bains auf, rollen auf dampfender Straße den Latrape hoch, weil er noch auf dem Programm steht. Ansonsten könnte man ihn auch weglassen. Er stört nicht, ist aber auch keine Bereicherung. Die Abfahrt vom Pass hinunter ins Ustou-Tal ist aber sehr schön. Wir formieren die Drückerkolonne, und unsere alten Hasen Roland und Rudi bringen uns nach Hause nach Saint-Girons. Geil.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute steht ein weiterer Tag auf schmalen Straßen abseits jeder Touristenströme an. Zunächst umgehen wir die N30 auf der Panoramastraße über den Pas de Souloumbrie, um uns ab Tarascon-sur-Ariège den Passprüfungen des Tages zuzuwenden. Port de Lers, Col d'Agnes und Col de Latrape sind zwar allesamt wenig hoch, aber was bedeutet das schon in Anbetracht der wunderschönen Natur?
Der dritte Pass ist bereits bei Km 92 erreicht. Es folgt eine 35 km lange Talpassage in die pittoreske Kleinstadt Saint Girons am nördlichen Pyrenäenausgang.
Von Jan – Leichter Nieselregen empfängt uns am Morgen in Saint-Girons. Das Frühstück im Eychenne ist erstklassig. Überhaupt ist das Hotel sehr empfehlenswert. Daher fällt es umso leichter, die Abfahrt auf halb 10 zu verlegen, wo der Regen tatsächlich aufgehört hat. So starten wir auf nassen Straßen, durchqueren die im Morgentrubel befindliche Kleinstadt Saint Girons in Richtung Portet d'Aspet. Der ist im Höhenprofil blutrot eingezeichnet, und gespannte Erwartung und das hohe Gruppentempo lassen die Gespräche verstummen. Die Strecke führt uns durch Kulturlandschaften und schöne, ursprünglich wirkende Dörfer, die unter einer mystischen Nebeldecke liegen: Orgibet, Saint Lary und Portet d'Aspet. Hier macht der Anstieg ernst. Ernst, aber weitaus weniger ernst als erwartet. Oben verpflegt uns die Sille mit einem zweiten Frühstück. Wir entschließen, heute einmal früher im Hotel sein zu wollen und die Mittagspause zu streichen. Dennoch nehmen wir uns natürlich die Zeit, am Fabio-Casartelli-Denkmal in der Abfahrt innezuhalten. Tragisch ist ja, dass nur wenige Hundert Meter nach der Unfallstelle die Abfahrt endet und sofort in den Anstieg zum Menté übergeht. Das Feld ist unruhig. Immer wieder gibt es Vorstöße und Tempowechsel. Ich entscheide mich, mir die Unruhe von vorne anzuschauen und genieße die schöne, voralpin anmutende Landschaft. Mittlerweile ist es wieder sonnig, die Wolken hängen noch halb hoch an den Hängen – wie viel Glück haben wir bitte?
Noch mehr, denn wir sind vor Sille oben, die wir anhalten können und so sogar noch etwas zu essen bekommen. Die Abfahrt vom Menté ist herrlich, mit tollen Blicken in das obere Garonne-Tal und die darüber liegenden Felsformationen.
Interessanterweise zieht keiner die Option, nochmals von hinten über den Balès zu fahren, also donnern wir wie schon am ersten Tag hinunter nach Bagnères-de-Luchon und nehmen den letzten Anstieg und damit den dritten Klassiker des Tages in Angriff. Ein beherzter Antritt erzeugt Schmerzen aller Orten, aber dafür sind wir noch früher, als in unseren kühnsten Szenarien am Peyresourde, nämlich alle schnelle-Gruppe-Teilnehmer vor drei Uhr, wo es Cola und Crêpes gibt.
Immer noch brät die Sonne. Wir genießen das Gipfel- und Wetterglück.
Ursprünglicher Etappenbeschreibung
Klassiker-Stimmung liegt in der Luft. Die sechste Etappe führt uns über den Col de Portet d'Aspet, den Col de Menté und den Col de Peyresourde, den wir auf der ersten Etappe in der Gegenrichtung befahren haben.
Der Portet d'Aspet ist der kürzeste, aber anspruchsvollste von den dreien. In der Abfahrt vom Portet d'Aspet heißt es langsam zu fahren, um am Denkmal für den 1995 tödlich gestürzten Fabio Casartelli an- und innezuhalten.
Auch die Auffahrt zum Col de Menté liegt komplett im Wald. Die 20 km lange Talpassage entlang der Pique nach Bagnères de Luchon ist etwas eintönig und schon von der ersten Etappe bekannt, aber für die meisten sicherlich der landschaftlich äußerst reizvollen Befahrung des Port de Balès vorzuziehen (plus 33 km / 1.100 Hm) – diese Option kennen wir zudem schon in der Gegenrichtung vom ersten Tag.
In Bagnères steht nun der sehr gut fahrbare Peyresourde an, mit dem wir den dritten Pyrenäenklassiker des Tages in unser Palmarès einschreiben können.
Von jansahnerfan – Da wir vom guten Wetter in den letzten Tagen mehr als verwöhnt wurden, überrascht uns auch das heutige gute Wetter in Arreau nicht. Unter blauem Himmel und mit scharfen Schatten versehen schrauben wir uns mit immer besser werdendem Ausblick Richtung Aspin in die Höhe. Herrlich ist es, einer der schönsten Pässe der letzten 7 Tage am Gipfel mit eine stilvollem Picknick empfangen zu werden. "Sille fügt hinzu: Reste fressen von gestern" - aufgewertet mit hiesigem französischen Käsespezialitäten und dazu gehörigem französischem Rotwein in Anlehnung an die traditionellen Tour de France Etappen.
Das ganze wurde garniert mit sensationellen Ausblicken in die Landschaften der Pyrenäen. Nach dem Einfall der QD-Dolce-Vita-Fressmaden-Gruppe folgt ein schnelles aufräumen, eine schnelle Abfahrt und eine weniger schnelle Shopping Tour mit dem überaus qualifizierten Tagespraktikant, der hier nicht näher benannt wird (Schweigepflicht im Voiture de Balai).
Ring...Ring... das Telefon klingelt. Frederik, der zu schnell gefahren ist steht schon mit seiner Gruppe (bis auf 2) oben am Col du Tourmalet. Leider trennen uns lt Navi 15 Kilometer und unser überaus überzeugender Einkauf lässt die Gruppe 1 oben auf uns warten. Es folgt eine schöne Auffahrt, ein 1500 und ein 1000 Plätze Parkplatz und das weniger erwähnenswerte Skidorf La??? ...man merke wir haben den Namen vergessen. Oben angekommen werden wir von Gruppe 1 in eine Parklücke mit bester Aussicht gelotst und konnten unser Buffet sowie den Wein- und Käsenachschub servieren. Aufgrund Jans Guidewechsels in Gruppe 3 (lt. eigener Aussage hat er die Peitsche geschwungen) sind schnell alle Gruppen zusammen und das gerade eingekaufte Buffet verschlungen. Paul konsultiert den örtlichen Souvenier-Shop und lasst ausrichten, dass noch T-Shirts zu haben sind. Es folgt eine windige Abfahrt vorbei an "sterbenden Schafen" und Kühen, ein Flachstück und der Aufstieg nach Aucun ins Hotel. Letzter Abend es wird ein Festmahl erwartet und ein Kantinenesses folgte. Rückzug in die Bar. "Wir sind keine Bar und schließen jetzt". Wir lassen den Abend gemütilch in wärmenden QD-Merinopullis (im Shop erhältlich) auf der Terasse ausklingen und bedienen uns am Bier aus dem Handschuhfach des Voiture de Balai. Chef drängelt und möchte den Bericht einstellen...Gute Nacht.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Col d'Aspin und Col du Tourmalet – heute dringen wir in das Pyrenäen-Herz der Tour-de-France-Klassiker vor.
Der Tourmalet war anno 1910 in der Gegenrichtung auch der erste Anstieg von Format, der je bei der Tour befahren wurde. Die abenteuerlichen Geschehnisse von damals kann man in der quaeldich-Passbeschreibung nachlesen.
Zum Abschluss des Tages fahren wir noch in den Anstieg zum Col du Soulor hinein, wo wir im Ort Aucun auf 870 m Höhe logieren.
Von Jan – Die Muse küsst nicht. War gut heute, aber lang. Aubisque der Hammer bei diesem Wetter. Grandioser Cirque de Litor. Bester Café der Pyrenäen oben. Zurück und schnelle, schmale, aussichtsreiche Abfahrt nach Ferrière, runter in die Vorpyrenäen. Die schnelle Gruppe drückt den flachen Abschnitt durch Lourdes (Kirche, Burg), Sille verpflegt uns bei Km 85. Ab hier eine Doppelwelle, ein giftiger Stich zur Haut de la Côte, und eine rauschende Abfahrt nach Capvern-les-Bains, gefolgt vom Anstieg nach Mauvezin mit der mächtigen Burg, alles mit herrlichen Seitenblicken auf die Pyrenäen, über allem der mächtige Pic du Midi de Bigorre oberhalb vom Tourmalet, über den wir noch gestern gefahren sind. Die Gedanken schweifen zurück zu den letzten Etappen, die uns irgendwo hinter den für uns ansonsten namenlosen Bergen viel Freude bereitet haben.
Nach 123 km und 2150 Hm kommen wir am Ausgangshotel in Lannemezan an, ziemlich erschlagen von dieser letzten Etappe, die gerne bei Silles Mittagsverpflegung hätte enden können.
Alles geschafft, alle geschafft, und alle glücklich.
Das Fazit fällt aufgrund des fortgeschrittenen Abends kurz aus: eine sehr geile Runde, so sind wir uns einig, die nächstes Jahr mit leichten Anpassungen (ohne Schotter auf den Cantó, ohne Extension auf der Pailheres-Runde, ohne Col de Latrape) wieder im Terminkalender steht.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute stehen mit dem Col du Soulor und dem Col d'Ausbisqe die beiden letzten verbliebenen Tour-de-France-Klassiker an, und besonders die Hang-Passage vom Soulor zum Aubisque mit wunderschönen Ausblicken in das Cirque du Litor wird uns nochmals begeistern.
Wie in der QD-Passbeschreibung beim Soulor empfohlen, drehen wir oben am Aubisque um, um die herrliche Abfahrt vom Soulor in Richtung Lourdes herabzufahren, in der wir uns Zeit lassen sollten, um die Landschaft zu genießen.
Die Abfahrt endet in Ferrières bei Km 42 der Tour. Nun stehen noch 80 abschließende Kilometer mit wenigen Wellen nach Lannemezan vor uns, die Pyrenäen zur Rechten immer im Blick. In Lannemezan trifft die langsamste Gruppe sicher nicht vor 16 Uhr ein.
Wer es nicht ganz so eilig und noch Körner übrig hat, kann auch über den sehr lohnenswerten Col des Spandelles zurück fahren. Genauso lang, aber mit 800 Hm mehr.
Wer unbedingt noch heute einen zu frühen Flieger erreichen muss, kann den Aubisque auslassen (Minus 23 km / 500 Hm) oder direkt ab Aucun in 70 km und 650 Hm zum Ziel fahren.