Schwarzwald-Pyrenäen-Tarragona 2015: Wilde Mischung mit einigen Hindernissen
804,2 km / 18042 Hm
Südschwarzwald, Schwarzwald, Pyrenäen, , Val d'Aran, Muntanyes de Prades, Serralada Prelitoral, Serra de l'Albera, Baden-Württemberg, Occitanie, Katalonien
Redaktionell bestätigte Tour von Flugrad
Auf der Pyrenäentour 2008 der beiden Ur-Quäler Jürgen und Ulrich blieb - dem konstant hartnäckigen Wetterunbill geschuldet - einiges auf der Strecke, insbesondere in der östlichen Hälfte dieses Gebirges. Unser Nachwuchsquäler Michael kannte diese herrliche Bergwelt bisher noch gar nicht aus eigener Anschauung. Dazu lockte zum finalen Ausspannen auch noch die legendäre Gastfreundschaft der Tarragonenser Verwandtschaft samt dem zugehörigen Meer. Gründe mehr als genug für einen erneuten Abstecher in diese Region.
Statt einer Ost-West-Durchquerung sollte die Reise sich auf den östlichen Teil konzentrieren, einschließlich Andorras und der spanischen Seite.
Den guten alten velofreundlichen Nachtzug (Strasbourg-)Mulhouse-Port Bou gibt es immer noch, so dass für eine gepflegte An- und Abreise gesorgt war, samt Option auf ein legendäres Ueli-Bier in Kleinbasel, traditioneller und würdiger Abschluss der Reise.
Doch wie nicht anders zu erwarten gab es einige unbedeutende Hindernisse:
- zunächst einmal musste, anders als in früheren Jahren, der Trainingszustand aller 3 Herren als grundmiserabel bezeichnet werden. Alleine der Chronist hatte seiner Ansicht nach eine einigermaßen stichhaltige Ausrede hierfür: die Opa-Pflichten ließen ihn einfach nicht zum Radeln kommen.
- eine DB-Baustelle am Hochrhein verhinderte die direkte Anreise nach Mulhouse. Das war aber nicht tragisch: wir nahmen den Weg über Freiburg mit dem Einbau eines klitzekleinen Bergtests zwecks "Einrollens" am Schauinsland.
- ein dauerhaftes Hindernis für uns scheint das Pyrenäenwetter zu sein. Zwar erwischten wir noch das Ende einer richtigen Hitzewelle, dafür bestand die gesamte Tour aus einem Fang-Dich-Spiel mit hartnäckigen Gewitterfronten, die aus Spaniens Süden in die Pyrenäen zogen. Sie verkürzten unsere Tagesetappen erheblich. Wir haben dieses Spiel aber souverän mit 9:1 gewonnen. Allerdings mussten wir diesen Fronten erneut die Canigou-Abenteuerdurchquerung über die Collade des Roques Blanches opfern. Und auch die letzten beiden Tagesetappen auf der katalonischen Seite der (Vor)Pyrenäen fielen buchstäblich ins Wasser.
Statt einer Ost-West-Durchquerung sollte die Reise sich auf den östlichen Teil konzentrieren, einschließlich Andorras und der spanischen Seite.
Den guten alten velofreundlichen Nachtzug (Strasbourg-)Mulhouse-Port Bou gibt es immer noch, so dass für eine gepflegte An- und Abreise gesorgt war, samt Option auf ein legendäres Ueli-Bier in Kleinbasel, traditioneller und würdiger Abschluss der Reise.
Doch wie nicht anders zu erwarten gab es einige unbedeutende Hindernisse:
- zunächst einmal musste, anders als in früheren Jahren, der Trainingszustand aller 3 Herren als grundmiserabel bezeichnet werden. Alleine der Chronist hatte seiner Ansicht nach eine einigermaßen stichhaltige Ausrede hierfür: die Opa-Pflichten ließen ihn einfach nicht zum Radeln kommen.
- eine DB-Baustelle am Hochrhein verhinderte die direkte Anreise nach Mulhouse. Das war aber nicht tragisch: wir nahmen den Weg über Freiburg mit dem Einbau eines klitzekleinen Bergtests zwecks "Einrollens" am Schauinsland.
- ein dauerhaftes Hindernis für uns scheint das Pyrenäenwetter zu sein. Zwar erwischten wir noch das Ende einer richtigen Hitzewelle, dafür bestand die gesamte Tour aus einem Fang-Dich-Spiel mit hartnäckigen Gewitterfronten, die aus Spaniens Süden in die Pyrenäen zogen. Sie verkürzten unsere Tagesetappen erheblich. Wir haben dieses Spiel aber souverän mit 9:1 gewonnen. Allerdings mussten wir diesen Fronten erneut die Canigou-Abenteuerdurchquerung über die Collade des Roques Blanches opfern. Und auch die letzten beiden Tagesetappen auf der katalonischen Seite der (Vor)Pyrenäen fielen buchstäblich ins Wasser.
24 gefahrene Pässe
Geiersnest, Col de Pailhères, Col de Portet d'Aspet, Col de Menté, Col d'Agnes, Langackern, Port de Lers, Port d'Envalira, Col de Jau, Port de la Bonaigua, ...Gesamtstrecke
Einzelstrecken
E1: 5.6.: Freiburg-Müllheim: "gemütliches" Einrollen5.6.: Freiburg-Müllheim: "gemütliches" Einrollen
46,8 km
756 Hm
Das hochsommerliche Wetter hierzulande ließ uns das Nützliche mit dem Schönen verbinden: Jürgen und ich bestiegen in Wangen um 8:04 Uhr den Zug, sammelten Michael in Aulendorf ein (er leistete sich eine 15 km-Bonusfahrt von Baindt) und ließen uns durchs wunderschöne Donautal gen Freiburg schaukeln. Wobei uns das immer desolater werdende DB-Zugmaterial eine Zwangspause in Neustadt und eine 1-h-Ankunftsverspätung in Freiburg-Wiehre bescherte.
Gefühlte 40°C ließen den folgenden Plan wenig vernünftig erscheinen - wir setzten ihn natürlich trotzdem um, mit Abstrichen: Einrollen auf der Schauinslandstraße über Günterstal bis zum Bohrer. Die Brückentag-Mopedhorden überzeugten spätestens da auch unseren jugendlichen Hansdampf Jürgen, besser den nicht ganz so hoch hinaufführenden, dafür aber weitgehend von dieser Seuche verschonten Weg über Horben zum Geiersnest zu nehmen. Steiler ist dieses Sträßchen auch noch, schöner allemal.
Es gab keinerlei Temperaturabkühlung, dafür stiegen beim Chronisten erhebliche Zweifel auf, ob die Pyrenäen angesichts der fehlenden Kondition nicht doch eine Nummer zu groß werden. Das war in Horben, kurz vor dem Hitzekollaps. Dann wurde es richtig steil, und im verbrannten Resthirn machte es "klick", das Ventil der Endorphinausschüttung öffnete sich. Nun lief es gefühlt wie geschmiert. Gleich kam der Plan auf, über die Vorberge/Hügel bis Müllheim oder gar Mulhouse durchzufahren.
Staufen-Grunern-Fohrenberg-Ballrechten: wir hatten im Überschwang die leicht rampigen Winzerwege entlang der Schwarzwaldausläufer samt Rheintal-Höllenhitze dann doch unterschätzt. In Ballrechten wurde daher der weise Entschluss gefasst, nun flach im Konvoi den Bahnhof Müllheim anzusteuern.
Nach einer Bäckerei-Pause in Heitersheim und einigen Verirrungen im Radwegenetz zwischen Buggingen und Müllheim erreichten wir dort gerade noch den französisch tiefgekühlten komfortablen SNCF-Triebwagen, der uns pünktlich nach Mulhouse brachte.Nach einer kleinen Rundfahrt durch die mittlerweile recht schön herausgeputzte Altstadt ließen wir uns zum elsässisch-deftigen Abendessen im Restaurant "Winstub Henriette" nieder. Wohlversorgt bestiegen wir um 21:24 Uhr unseren Nachtzug.
Gefühlte 40°C ließen den folgenden Plan wenig vernünftig erscheinen - wir setzten ihn natürlich trotzdem um, mit Abstrichen: Einrollen auf der Schauinslandstraße über Günterstal bis zum Bohrer. Die Brückentag-Mopedhorden überzeugten spätestens da auch unseren jugendlichen Hansdampf Jürgen, besser den nicht ganz so hoch hinaufführenden, dafür aber weitgehend von dieser Seuche verschonten Weg über Horben zum Geiersnest zu nehmen. Steiler ist dieses Sträßchen auch noch, schöner allemal.
Es gab keinerlei Temperaturabkühlung, dafür stiegen beim Chronisten erhebliche Zweifel auf, ob die Pyrenäen angesichts der fehlenden Kondition nicht doch eine Nummer zu groß werden. Das war in Horben, kurz vor dem Hitzekollaps. Dann wurde es richtig steil, und im verbrannten Resthirn machte es "klick", das Ventil der Endorphinausschüttung öffnete sich. Nun lief es gefühlt wie geschmiert. Gleich kam der Plan auf, über die Vorberge/Hügel bis Müllheim oder gar Mulhouse durchzufahren.
Staufen-Grunern-Fohrenberg-Ballrechten: wir hatten im Überschwang die leicht rampigen Winzerwege entlang der Schwarzwaldausläufer samt Rheintal-Höllenhitze dann doch unterschätzt. In Ballrechten wurde daher der weise Entschluss gefasst, nun flach im Konvoi den Bahnhof Müllheim anzusteuern.
Nach einer Bäckerei-Pause in Heitersheim und einigen Verirrungen im Radwegenetz zwischen Buggingen und Müllheim erreichten wir dort gerade noch den französisch tiefgekühlten komfortablen SNCF-Triebwagen, der uns pünktlich nach Mulhouse brachte.Nach einer kleinen Rundfahrt durch die mittlerweile recht schön herausgeputzte Altstadt ließen wir uns zum elsässisch-deftigen Abendessen im Restaurant "Winstub Henriette" nieder. Wohlversorgt bestiegen wir um 21:24 Uhr unseren Nachtzug.
E2: 6.6. Prades - Mijanès: französisches savoir vivre und Pyrenäen-Einsamkeit 6.6. Prades - Mijanès: französisches savoir vivre und Pyrenäen-Einsamkeit
63,2 km
2143 Hm
DB-kummergewohnt bat ich unseren Nachtzug-Schaffner, den Anschluss auf den Regionalzug von Perpignan nach Prades vorzumelden. Wir hatten in Perpignan 6 min Umsteigezeit, und das mit 3 bepackten Velos und Bahnsteigwechsel. Doch was bei der privatisiert-ruinierten DB undenkbar wäre: wir kamen nach einer nächtlichen Landesdurchquerung auf die Minute pünktlich in Perpignan an, der Umstieg klappte nahezu entspannt, der vorbereitete Plan B konnte zu den Akten gelegt werden.
Nur das Frühstück fehlte noch. Praktischerweise war Markt in Prades, so dass nach ausgiebigem Café/Croissant erst einmal eingekauft und das meiste davon auch gleich vertilgt wurde. Dennoch waren wir einigermaßen froh, auf unseren Velos zu sitzen und die geschäftige Stadt hinter uns zu lassen. Und schon nach wenigen km fanden wir unsere Pyrenäeneinsamkeit. Aber auch reichlich Hitze und Steilheit.: die Anfahrt zum ersten Pyrenäenpass, dem herrlichen Col de Jau. Wir passierten den schönen Kurort Molitg-les-Bains, der seine guten Tage wohl noch nicht hinter sich hat - im Gegensatz zu manch anderem Pyrenäen-Kurort, den wir durchfuhren. Im hübschen Bergdorf Mosset folgte eine kurze Rast zum Wasser- und Proviantfassen. Am Beginn der bald folgenden Serpentinengruppe traf ich auf einen trotz mäßiger Steigung schiebenden Rennradler. Der ältere Herr hatte bereits die letzte Passauffahrt seiner 100 km-Rundtour vor sich - und kein Wasser mehr. Damit konnte ich aushelfen. Allerdings machte er eher den Eindruck, dass er sich nicht so gern helfen lassen wollte und stieg kurzerhand wieder auf. Nicht lange danach traf allerdings auch Jürgen ihn schiebend wieder.
Eher unscheinbar: die Passhöhe. Aber mit schönem Panorama auf das Canigou-Massiv. Dahin wollten wir später ja auch noch. Mittlerweile trafen einige Rennradler-Gruppen ein, u.a. aus Großbritannien. Wir warteten auf Michael, es gab die unvermeidliche Studentenfutter-Runde, und dann ging es flott und idyllisch der Aiguette enlang Richtung Axat. Die flotte Fahrt endete aber ziemlich jäh an einem sonnig-heißen 14 %-Stich, dem Beginn des Anstieges zum Col de Garavel. In Roquefort-de-Sault gab es eine sehr nötige Brunnenpause, dann ging es wellig in ein Hochtal, mit erneutem Wasserfassen in Le Bousquet. Im Gegensatz zu 2008 zeigten sich die Pyrenäen von einer äußerst heißen Seite. Beruhigend, gerade für die älteren Herren: selbst im kleinsten Dorf hängt - gut beschildert - ein Defibrillator.
Der Rest bis zur Passhöhe: Formsache. Die Beine wurden allerdings nach der Nachtfahrt langsam müde. Wir beschlossen, mit der Quartierssuche zu beginnen. Der eigentlich noch anstehende Pailhères schien einer zuviel zu werden.
Nach kurzer Abfahrt und ebensolchem Anstieg gab es aber doch noch einmal ein Passbild: der Col des Moulis, direkt neben einer Weide voller Schweine. Ein Bild, das man bei uns leider so gut wie nicht mehr finden kann.
Einer rasanten Abfahrt ins obere Aude-Tal folgte die Enttäuschung: Escouloubre-les-Bains war für ein Quartier angepeilt. Dieser Ort gehört jedoch zu den schon gestorbenen einstigen Badeorten. In einem ehemaligen Hotelbau war zwar ein "chambres d'hôtes" angeschrieben, die dazugehörige Niederländerin hatte ihren Betrieb aber schon auf "a vendre" umgestellt. Das einstige Grand Hôtel des Ortes: eine langsam verfallende Ruine. Also weiter talwärts Richtung Usson-les-Bains. Hier sah es noch ruinöser aus. der Ort existierte nicht mehr. Was tun? Zähneknirschend machten wir uns doch noch an den Aufstieg Richtung Pailhères. Im folgenden Ort, Rouze, gab es wenigstens sichtbare Bewohner, wenn auch kein Quartier. Man empfahl uns den nächsten Ort, Mijanès. Dort gebe es ein Hotel.
Es war schon nach 18 Uhr. Die Zeit drängte. Jürgen bildete die Vorhut als Hotelfinder, Michael und ich ließen es gemächlicher angehen. Und wir hatten unveschämtes Glück: Mijanès machte eher den Eindruck eines weitgehend verwaisten Feriendorfes, und das genannte Hotel, das "Relais du Pailhères", hatte eigentlich geschlossen. Doch die freundliche Wirtin erlag Jürgens Charme und der Beteuerung, dass wir alle "très fatigué" seien. Sie bot uns nicht nur Quartier, sondern auch noch ein sehr gutes Abendessen. Glück gehabt.
Nur das Frühstück fehlte noch. Praktischerweise war Markt in Prades, so dass nach ausgiebigem Café/Croissant erst einmal eingekauft und das meiste davon auch gleich vertilgt wurde. Dennoch waren wir einigermaßen froh, auf unseren Velos zu sitzen und die geschäftige Stadt hinter uns zu lassen. Und schon nach wenigen km fanden wir unsere Pyrenäeneinsamkeit. Aber auch reichlich Hitze und Steilheit.: die Anfahrt zum ersten Pyrenäenpass, dem herrlichen Col de Jau. Wir passierten den schönen Kurort Molitg-les-Bains, der seine guten Tage wohl noch nicht hinter sich hat - im Gegensatz zu manch anderem Pyrenäen-Kurort, den wir durchfuhren. Im hübschen Bergdorf Mosset folgte eine kurze Rast zum Wasser- und Proviantfassen. Am Beginn der bald folgenden Serpentinengruppe traf ich auf einen trotz mäßiger Steigung schiebenden Rennradler. Der ältere Herr hatte bereits die letzte Passauffahrt seiner 100 km-Rundtour vor sich - und kein Wasser mehr. Damit konnte ich aushelfen. Allerdings machte er eher den Eindruck, dass er sich nicht so gern helfen lassen wollte und stieg kurzerhand wieder auf. Nicht lange danach traf allerdings auch Jürgen ihn schiebend wieder.
Eher unscheinbar: die Passhöhe. Aber mit schönem Panorama auf das Canigou-Massiv. Dahin wollten wir später ja auch noch. Mittlerweile trafen einige Rennradler-Gruppen ein, u.a. aus Großbritannien. Wir warteten auf Michael, es gab die unvermeidliche Studentenfutter-Runde, und dann ging es flott und idyllisch der Aiguette enlang Richtung Axat. Die flotte Fahrt endete aber ziemlich jäh an einem sonnig-heißen 14 %-Stich, dem Beginn des Anstieges zum Col de Garavel. In Roquefort-de-Sault gab es eine sehr nötige Brunnenpause, dann ging es wellig in ein Hochtal, mit erneutem Wasserfassen in Le Bousquet. Im Gegensatz zu 2008 zeigten sich die Pyrenäen von einer äußerst heißen Seite. Beruhigend, gerade für die älteren Herren: selbst im kleinsten Dorf hängt - gut beschildert - ein Defibrillator.
Der Rest bis zur Passhöhe: Formsache. Die Beine wurden allerdings nach der Nachtfahrt langsam müde. Wir beschlossen, mit der Quartierssuche zu beginnen. Der eigentlich noch anstehende Pailhères schien einer zuviel zu werden.
Nach kurzer Abfahrt und ebensolchem Anstieg gab es aber doch noch einmal ein Passbild: der Col des Moulis, direkt neben einer Weide voller Schweine. Ein Bild, das man bei uns leider so gut wie nicht mehr finden kann.
Einer rasanten Abfahrt ins obere Aude-Tal folgte die Enttäuschung: Escouloubre-les-Bains war für ein Quartier angepeilt. Dieser Ort gehört jedoch zu den schon gestorbenen einstigen Badeorten. In einem ehemaligen Hotelbau war zwar ein "chambres d'hôtes" angeschrieben, die dazugehörige Niederländerin hatte ihren Betrieb aber schon auf "a vendre" umgestellt. Das einstige Grand Hôtel des Ortes: eine langsam verfallende Ruine. Also weiter talwärts Richtung Usson-les-Bains. Hier sah es noch ruinöser aus. der Ort existierte nicht mehr. Was tun? Zähneknirschend machten wir uns doch noch an den Aufstieg Richtung Pailhères. Im folgenden Ort, Rouze, gab es wenigstens sichtbare Bewohner, wenn auch kein Quartier. Man empfahl uns den nächsten Ort, Mijanès. Dort gebe es ein Hotel.
Es war schon nach 18 Uhr. Die Zeit drängte. Jürgen bildete die Vorhut als Hotelfinder, Michael und ich ließen es gemächlicher angehen. Und wir hatten unveschämtes Glück: Mijanès machte eher den Eindruck eines weitgehend verwaisten Feriendorfes, und das genannte Hotel, das "Relais du Pailhères", hatte eigentlich geschlossen. Doch die freundliche Wirtin erlag Jürgens Charme und der Beteuerung, dass wir alle "très fatigué" seien. Sie bot uns nicht nur Quartier, sondern auch noch ein sehr gutes Abendessen. Glück gehabt.
E3: 7.6. Mijanès - Auzat: schöne Pässe, verkehrsberuhigende Pferde und Gewitterfronten7.6. Mijanès - Auzat: schöne Pässe, verkehrsberuhigende Pferde und Gewitterfronten
107,4 km
2506 Hm
Das Hotel hatte sicherlich auch schon bessere Zeiten erlebt. Kaum zu glauben, dass wir uns hier doch in einer touristisch zumindest angehauchten Gegend befanden. Wir verabschiedeten uns nach dem Frühstück von unserer liebenswürdigen Gastgeberin und machten uns an die verbleibende Auffahrt zum Port de Pailhères. Wunderschönes Sträßchen samt nicht enden wollender Serpentinengruppe. Etwas merkwürdig: auf den Verkehrsschildern wurde vor "Pferdeweidegebiet" gewarnt, auf den Weiden waren aber nur Kühe zu sehen. Bis dann eine große Herde Kaltblüter auftauchte, fast alle mit Alpglöckchen versehen. Etliche von ihnen standen mitten auf dem schmalen Sträßchen und machten keinerlei Anstalten, zur Seite zu gehen. Weder für uns, noch für zwei nachfolgende Autos. Jürgen filmte mit großem Vergnügen die erfolglosen Bemühungen der Fahrerinnen, an der Herde vorbeizukommen.
Auf der Passhöhe bot sich ein wunderbarer Rundblick auf die teils schneebedeckten Berge des Pyrenäen-Hauptkammes. Auf der Westseite überraschte die breite Straße und der schlechte Belag. Weiter unten wurde es gelb: wir kamen in die Ginsterregion.
Dann hatten wir genug vom Bergabfahren und bogen ab zum Col du Pradel. Wenn man denkt, dass es nicht mehr schmaler geht, sollte man diesen Pass fahren. Ultraschmal, wellig, mit einigen giftigen Rampen, sprich: ein Vergnügen. Auf der Ostseite: genauso schmal, schattig, wilde Felsenschlucht. Im hübschen, blumengeschmückten Dorf Mérial gab es eine Brunnenpause. Dann ging es wieder bergauf: auf der genauso schmalen D 20 fuhren wir aus der Schlucht heraus Richtung Col des Sept Frères. Wir passierten Kalkfelsformationen und Blumenwiesen, die stark an die heimatliche Schwäbische Alb erinnerten. Bereits knapp 2 km vor den sieben Brüdern erreichten wir den höchsten Punkt. Somit trafen wir von oben auf die eigentliche Passhöhe.
Auf dem Weg zum Col de Marmare passierten wir Prades Nr. 2 dieser Tour. Dies wurde im örtlichen Café mit einem kleinen Umtrunk/Imbiss feierlich gewürdigt. Ab dem Col de Marmare stand eigentlich die komplette "Route des Corniches" auf dem Plan. Doch ab jetzt begann auch unser tägliches Katz- und Maus-Spiel mit diversen Gewitterfronten. Die erste hing über den Andorraner Bergen und zog Richtung Ariège. Deshalb und aufgrund der noch schlechteren Vorhersage für den folgenden Tag beschlossen wir, auf die komplette Corniche-Befahrung zu verzichten. Stattdessen fuhren wir auf der winzigen D 2 nach Luzenac ins Ariège-Tal hinab und veranstalteten anschließend einen Expressritt auf der N 20 bis zum Abzweig ins Vicdessos-Tal. Der Verkehr auf der N 20 war nicht ganz so stark wie befürchtet, dennoch waren wir froh, als wir auf die ruhigere Straße Richtung Auzat wechseln konnten. Nun begann die Quartierssuche. In Niaux fragten wir in einem gerade schließenden Restaurant nach. Der Kellner empfahl uns seine Ferienwohnung in Auzat aufs wärmste. Bingo, das entsprach genau unserem Tagesziel. Unser frischgebackener Gastgeber wollte am Ortseingang von Auzat auf uns warten. Wir wandten die Methode vom Vortag an: diesmal fuhren Michael und Jürgen gemütlich, während ich mich beim abendlichem Eiltempo austoben durfte.
Unsere Verabredung in Auzat klappte perfekt. Unser Gastgeber musste nur noch seine verschleierten Frauen aus dem Garten ins Haus schicken, dann war der Weg in die Ferienwohnung frei. Abladen, trinken, zurückfahren der Nachhut entgegen.
Für's Abendessen, neben dem Frühstück der wichtigste Programmpunkt der täglichen Arbeit, fand sich ein Restaurant mit erstklassiger Küche, die "Bar des 3000". Wirtin war eine Elsässerin, die es in die Pyrenäen verschlagen hat. Somit konnte zumindest ein Teil der Konversation mal wieder in vertrautem Idiom erfolgen. Nicht ganz einverstanden war Madame allerdings damit, dass wir die Altstadt von Mulhouse sehr nett fanden. Na ja, sie ist auch gebürtige Straßburgerin.
Auf der Passhöhe bot sich ein wunderbarer Rundblick auf die teils schneebedeckten Berge des Pyrenäen-Hauptkammes. Auf der Westseite überraschte die breite Straße und der schlechte Belag. Weiter unten wurde es gelb: wir kamen in die Ginsterregion.
Dann hatten wir genug vom Bergabfahren und bogen ab zum Col du Pradel. Wenn man denkt, dass es nicht mehr schmaler geht, sollte man diesen Pass fahren. Ultraschmal, wellig, mit einigen giftigen Rampen, sprich: ein Vergnügen. Auf der Ostseite: genauso schmal, schattig, wilde Felsenschlucht. Im hübschen, blumengeschmückten Dorf Mérial gab es eine Brunnenpause. Dann ging es wieder bergauf: auf der genauso schmalen D 20 fuhren wir aus der Schlucht heraus Richtung Col des Sept Frères. Wir passierten Kalkfelsformationen und Blumenwiesen, die stark an die heimatliche Schwäbische Alb erinnerten. Bereits knapp 2 km vor den sieben Brüdern erreichten wir den höchsten Punkt. Somit trafen wir von oben auf die eigentliche Passhöhe.
Auf dem Weg zum Col de Marmare passierten wir Prades Nr. 2 dieser Tour. Dies wurde im örtlichen Café mit einem kleinen Umtrunk/Imbiss feierlich gewürdigt. Ab dem Col de Marmare stand eigentlich die komplette "Route des Corniches" auf dem Plan. Doch ab jetzt begann auch unser tägliches Katz- und Maus-Spiel mit diversen Gewitterfronten. Die erste hing über den Andorraner Bergen und zog Richtung Ariège. Deshalb und aufgrund der noch schlechteren Vorhersage für den folgenden Tag beschlossen wir, auf die komplette Corniche-Befahrung zu verzichten. Stattdessen fuhren wir auf der winzigen D 2 nach Luzenac ins Ariège-Tal hinab und veranstalteten anschließend einen Expressritt auf der N 20 bis zum Abzweig ins Vicdessos-Tal. Der Verkehr auf der N 20 war nicht ganz so stark wie befürchtet, dennoch waren wir froh, als wir auf die ruhigere Straße Richtung Auzat wechseln konnten. Nun begann die Quartierssuche. In Niaux fragten wir in einem gerade schließenden Restaurant nach. Der Kellner empfahl uns seine Ferienwohnung in Auzat aufs wärmste. Bingo, das entsprach genau unserem Tagesziel. Unser frischgebackener Gastgeber wollte am Ortseingang von Auzat auf uns warten. Wir wandten die Methode vom Vortag an: diesmal fuhren Michael und Jürgen gemütlich, während ich mich beim abendlichem Eiltempo austoben durfte.
Unsere Verabredung in Auzat klappte perfekt. Unser Gastgeber musste nur noch seine verschleierten Frauen aus dem Garten ins Haus schicken, dann war der Weg in die Ferienwohnung frei. Abladen, trinken, zurückfahren der Nachhut entgegen.
Für's Abendessen, neben dem Frühstück der wichtigste Programmpunkt der täglichen Arbeit, fand sich ein Restaurant mit erstklassiger Küche, die "Bar des 3000". Wirtin war eine Elsässerin, die es in die Pyrenäen verschlagen hat. Somit konnte zumindest ein Teil der Konversation mal wieder in vertrautem Idiom erfolgen. Nicht ganz einverstanden war Madame allerdings damit, dass wir die Altstadt von Mulhouse sehr nett fanden. Na ja, sie ist auch gebürtige Straßburgerin.
E4: 8.6. Auzat - Saint-Lary: französischer Montag, ein nüchterner Pass und ein Regengefängnis8.6. Auzat - Saint-Lary: französischer Montag, ein nüchterner Pass und ein Regengefängnis
89,2 km
1559 Hm
Erst spätabends waren wir vom elsässer ins algerische Quartier gewechselt. Dennoch mussten wir früh aufstehen - die Wettervorhersage! Frühstück gab es bei Monsieur nicht, er verwies auf eine Bar im benachbarten Vicdessos. Also: nüchtern packen und ab nach Vicdessos. Von den Damen des Gastgebers war auch am Morgen nichts zu sehen. Am Ortsausgang von Auzat machten wir uns noch kundig über die einstige große Aluminiumhütte des Ortes, die 10 Jahre zuvor dichtmachte und von der außer einigen Erinnerungstafeln nichts mehr zu sehen ist.
In Vicdessos fanden wir zwar Bar, Bäckerei und Kaufladen - alle hatten aber das gefürchtete französische Montagsphänomen: "fermé". Uns blieb nichts anderes übrig, als den ersten Pass, den Port de Lers, weitgehend nüchtern in Angriff zu nehmen. Ein übriggebliebener Brotrest, Studentenfutter und magnesiumverbessertes Brunnenwasser wurden brüderlich geteilt, dann ging es los. Wenigstens trafen wir unsere liebgewordene Freundin wieder: die "route barrée". Dank ihr reduzierte sich der Verkehr auf der Paßstraße erheblich: von ansonsten vielleicht 5-10 Fahrzeugen auf gerade mal zwei. Grund war eine Brückenrekonstruktion, die Baustelle war für uns aber problemlos passierbar. Ansonsten: gleich auf den ersten 4 km war die Auffahrt sehr steil, danach dafür ein Rollerpass, mit schönen Wasserfällen und Bergflora und am Schluss auch noch einigen Serpentinen im Begleitprogramm. Die anfangs makellos scheinende Sonne allerdings hatte sich bei unserer Ankunft auf der Passhöhe bereits teilweise hinter Wolken verkrochen. Warm blieb es trotzdem, nur fehlte das von Einheimischen versprochene Restaurant. Wir waren etwas enttäuscht und machten uns bald an die kurze Abfahrt. Da kam es in Sicht, das Restaurant. Es liegt etwas weiter unten, am Étang de Lers, sehr idyllisch und geöffnet. Nun strahlte auch Jürgen, der Tag war gerettet. Nachdem sich auch der Wirt über die Verzehrrechnung gefreut hat, ging es zügig weiter zur nächsten Passhöhe, dem Col d'Agnes. Zügig auch deshalb, weil die dunkle Wolkenwand am Pyrenäenhauptkamm nichts Gutes erwarten ließ. Sie zog nordwärts und drohte uns den Weg abzuschneiden! Die Westseite des Passes ist sicherlich schöner und anspruchsvoller als der Ostteil Wir hatten es aber eilig, um zumindest Aulus-les-Bains noch trocken zu erreichen. Hat bis auf einige Spritzer auch geklappt. Am Ortseingang von Aulus erinnert ein Mahnmal an die fast 700 hier ab 1942 internierten Menschen aus Westeuropa, die, weil sie Juden waren, zunächst im Lager in diesem abgelegenen Tal vegetieren mussten, bis man sie in die Vernichtungslager im Osten abtransportierte, wo die allermeisten ermordet worden sind.
Aulus ist heute ein etwas verschlafener Kurort. Immerhin gibt es noch Läden, Restaurants und sogar ein Hotel. Wir versorgten uns im Lebensmittelgeschäft mit Mengen von Obst und beobachteten die Wetterlage. Die Gewitterfront schnitt uns den Weg über den Col de Latrape nach Castillon ab, also planten wir um: aus der Berg- wurde eine Kette-rechts-Flachetappe, in der Hoffnung, so der Regenfront zu entkommen. Klappte zunächst auch: in flottem Zug ging es durchs Garbet-Tal bis Oust, das tiefschwarze Gewölk stets knapp links von uns. Auch in Oust war keine Chance auf einen Weg westlich in die Berge. Also ab nach rechts in Richtung Saint-Girons.
Doch schon wenig später folgte eine Zwangspause: der Chronist hatte in Vic eine äußerlich unscheinbare kleine romanische Basilika entdeckt. Die musste besichtigt werden, war aber verschlossen. Da tauchte eine Dame auf, die Küsterin, mit dem Schlüssel - und innen wurden wir mit Fresken, einer Kassettendecke und einer für französische Verhältnisse recht großen Orgel überrascht. Wunderschön, der Kirche in Zillis nicht nachstehend, doch leider arg renovierungsbedürftig. Der Glockenturm ist bereits wegen Einsturzgefahr gesperrt. Tief beeindruckt fuhren wir weiter, durch die Salat-Schlucht (so heißt der Fluss wirklich) auf dem uns schon von 2008 bekannten ehemaligen Bahntrassée, mitten hinein ins geschäftige Treiben von Saint-Girons. Die Wolken zogen mit und erfrischten uns in der Schlucht mit einigen Spritzern. In Saint-Girons gab es nochmals eine sehenswerte Kirche, die zum Leidwesen von Jürgen auch besichtigt wurde. Wir passierten den recht großen Fluss mitten in der Altstadt auf der steinernen "alten Brücke". Zwei Mädchen genossen den Sprung von einer hohen Mauer in den Salat.
Dann stand schon wieder ein Rollerabschnitt auf dem Programm. Dieser war Jürgen und mir eigentlich bekannt, legten wir ihn doch anno 2008 in Gegenrichtung zurück, im 50 km/h-Express im Windschatten eines Riesentraktors, ebenfalls auf der Flucht vor dem Regen. Nachteil dieser Aktion, wie sich jetzt herausstellte: von diesem Abschnitt haben wir heute keine Erinnerung mehr. Nun, weit kamen wir heute nicht mehr in Richtung Portet d'Aspet: vor uns baute sich eine pechschwarze Front auf, so dass wir in Moulis die Wahl hatten: weiterfahren ins Unwetter oder schleunigst Schutz suchen. Doch man erinnere sich: Frankreich und Montag! Beide vorhandenen Kneipen hatten zu, und so schafften wir es gerade noch unters Kirchenportal. Die Kirche selbst hatte natürlich auch Montag! Dann folgte der Weltuntergang: Platzregen, Hagel, Blitz und Donner - in kürzester Zeit war der Vorplatz der Kirche eine Art Fluss, schwallartig gespeist von etlichen Regenfallrohren der umliegenden Häusern. Irgendwann kam eine völlig durchnässte Reitergruppe vorbei, später noch eine. Wir waren einigermaßen geschützt, doch der Unterstand nicht sehr bequem. So wechselten wir, sobald der Regen dies zuließ, in die gegenüberliegende Scheune. Nun hatten wir wenigstens ein richtiges Dach über dem Kopf. Eineinhalb Stunden dauerte unsere Gefangenschaft, dann ließ der Regen endlich nach. Wir machten uns wieder auf den Weg. Nach kurzer Zeit konnten wir auch das Regenzeug wieder ablegen. Kleine Bäche waren inzwischen reißende Fluten, und der Wasserstand des Lez hatte sich mindestens verdoppelt.
In Luzenac erreichten wir wieder die Hauptstraße. Nun war es schon so spät, dass wir Quartier suchen mussten. Von der 2008er Tour hatte ich einige Herbergen in Erinnerung, als wir vom Portet d'Aspet gekommen sind. Doch wie schon erwähnt, es war "lundi", und selbst wenn "ouvert" an der Lokalität stand, so meinte das hierzulande "fermé". Auch die Herbergshoffnung in Argein war dahin - der wenig freundliche Herr wies uns brüsk ab, die Herberge existierte im Gegensatz zu ihren zahlreichen Werbetafeln nicht mehr. Nun war wieder einmal guter Rat teuer. Unsere bestens bewährte Methode kam zum Einsatz: der Chronist express voraus, die beiden Mitradler gemütlich hinterher. Und tatsächlich: in Saint-Lary, schon am Fuß der Passauffahrt, fand sich ein geschlossenes Hotel, aber auch eine geöffnete Herberge: Gîte du Pic de la Calabasse von Mme Estaque. Dieses war eigentlich schon besetzt, Madame hatte aber ohne zu zögern eine Lösung: wir bekamen, zu dritt etwas beengt, die Ferienwohnung. Und Abendessen wurde für die unvorhergesehenen Gäste auch gleich angekündigt. Einstweilen hatte ich aber noch wie vereinbart am Ortseingang die beiden Kollegen abzufangen. Das dauerte etwas, aber wieder einmal ging ein Reisetag erschöpft, glücklich und im wesentlichen trocken zu Ende. Wie schon gewohnt setzte der abendliche Regen erst nach unserer Ankunft und Verpflegung ein.
In Vicdessos fanden wir zwar Bar, Bäckerei und Kaufladen - alle hatten aber das gefürchtete französische Montagsphänomen: "fermé". Uns blieb nichts anderes übrig, als den ersten Pass, den Port de Lers, weitgehend nüchtern in Angriff zu nehmen. Ein übriggebliebener Brotrest, Studentenfutter und magnesiumverbessertes Brunnenwasser wurden brüderlich geteilt, dann ging es los. Wenigstens trafen wir unsere liebgewordene Freundin wieder: die "route barrée". Dank ihr reduzierte sich der Verkehr auf der Paßstraße erheblich: von ansonsten vielleicht 5-10 Fahrzeugen auf gerade mal zwei. Grund war eine Brückenrekonstruktion, die Baustelle war für uns aber problemlos passierbar. Ansonsten: gleich auf den ersten 4 km war die Auffahrt sehr steil, danach dafür ein Rollerpass, mit schönen Wasserfällen und Bergflora und am Schluss auch noch einigen Serpentinen im Begleitprogramm. Die anfangs makellos scheinende Sonne allerdings hatte sich bei unserer Ankunft auf der Passhöhe bereits teilweise hinter Wolken verkrochen. Warm blieb es trotzdem, nur fehlte das von Einheimischen versprochene Restaurant. Wir waren etwas enttäuscht und machten uns bald an die kurze Abfahrt. Da kam es in Sicht, das Restaurant. Es liegt etwas weiter unten, am Étang de Lers, sehr idyllisch und geöffnet. Nun strahlte auch Jürgen, der Tag war gerettet. Nachdem sich auch der Wirt über die Verzehrrechnung gefreut hat, ging es zügig weiter zur nächsten Passhöhe, dem Col d'Agnes. Zügig auch deshalb, weil die dunkle Wolkenwand am Pyrenäenhauptkamm nichts Gutes erwarten ließ. Sie zog nordwärts und drohte uns den Weg abzuschneiden! Die Westseite des Passes ist sicherlich schöner und anspruchsvoller als der Ostteil Wir hatten es aber eilig, um zumindest Aulus-les-Bains noch trocken zu erreichen. Hat bis auf einige Spritzer auch geklappt. Am Ortseingang von Aulus erinnert ein Mahnmal an die fast 700 hier ab 1942 internierten Menschen aus Westeuropa, die, weil sie Juden waren, zunächst im Lager in diesem abgelegenen Tal vegetieren mussten, bis man sie in die Vernichtungslager im Osten abtransportierte, wo die allermeisten ermordet worden sind.
Aulus ist heute ein etwas verschlafener Kurort. Immerhin gibt es noch Läden, Restaurants und sogar ein Hotel. Wir versorgten uns im Lebensmittelgeschäft mit Mengen von Obst und beobachteten die Wetterlage. Die Gewitterfront schnitt uns den Weg über den Col de Latrape nach Castillon ab, also planten wir um: aus der Berg- wurde eine Kette-rechts-Flachetappe, in der Hoffnung, so der Regenfront zu entkommen. Klappte zunächst auch: in flottem Zug ging es durchs Garbet-Tal bis Oust, das tiefschwarze Gewölk stets knapp links von uns. Auch in Oust war keine Chance auf einen Weg westlich in die Berge. Also ab nach rechts in Richtung Saint-Girons.
Doch schon wenig später folgte eine Zwangspause: der Chronist hatte in Vic eine äußerlich unscheinbare kleine romanische Basilika entdeckt. Die musste besichtigt werden, war aber verschlossen. Da tauchte eine Dame auf, die Küsterin, mit dem Schlüssel - und innen wurden wir mit Fresken, einer Kassettendecke und einer für französische Verhältnisse recht großen Orgel überrascht. Wunderschön, der Kirche in Zillis nicht nachstehend, doch leider arg renovierungsbedürftig. Der Glockenturm ist bereits wegen Einsturzgefahr gesperrt. Tief beeindruckt fuhren wir weiter, durch die Salat-Schlucht (so heißt der Fluss wirklich) auf dem uns schon von 2008 bekannten ehemaligen Bahntrassée, mitten hinein ins geschäftige Treiben von Saint-Girons. Die Wolken zogen mit und erfrischten uns in der Schlucht mit einigen Spritzern. In Saint-Girons gab es nochmals eine sehenswerte Kirche, die zum Leidwesen von Jürgen auch besichtigt wurde. Wir passierten den recht großen Fluss mitten in der Altstadt auf der steinernen "alten Brücke". Zwei Mädchen genossen den Sprung von einer hohen Mauer in den Salat.
Dann stand schon wieder ein Rollerabschnitt auf dem Programm. Dieser war Jürgen und mir eigentlich bekannt, legten wir ihn doch anno 2008 in Gegenrichtung zurück, im 50 km/h-Express im Windschatten eines Riesentraktors, ebenfalls auf der Flucht vor dem Regen. Nachteil dieser Aktion, wie sich jetzt herausstellte: von diesem Abschnitt haben wir heute keine Erinnerung mehr. Nun, weit kamen wir heute nicht mehr in Richtung Portet d'Aspet: vor uns baute sich eine pechschwarze Front auf, so dass wir in Moulis die Wahl hatten: weiterfahren ins Unwetter oder schleunigst Schutz suchen. Doch man erinnere sich: Frankreich und Montag! Beide vorhandenen Kneipen hatten zu, und so schafften wir es gerade noch unters Kirchenportal. Die Kirche selbst hatte natürlich auch Montag! Dann folgte der Weltuntergang: Platzregen, Hagel, Blitz und Donner - in kürzester Zeit war der Vorplatz der Kirche eine Art Fluss, schwallartig gespeist von etlichen Regenfallrohren der umliegenden Häusern. Irgendwann kam eine völlig durchnässte Reitergruppe vorbei, später noch eine. Wir waren einigermaßen geschützt, doch der Unterstand nicht sehr bequem. So wechselten wir, sobald der Regen dies zuließ, in die gegenüberliegende Scheune. Nun hatten wir wenigstens ein richtiges Dach über dem Kopf. Eineinhalb Stunden dauerte unsere Gefangenschaft, dann ließ der Regen endlich nach. Wir machten uns wieder auf den Weg. Nach kurzer Zeit konnten wir auch das Regenzeug wieder ablegen. Kleine Bäche waren inzwischen reißende Fluten, und der Wasserstand des Lez hatte sich mindestens verdoppelt.
In Luzenac erreichten wir wieder die Hauptstraße. Nun war es schon so spät, dass wir Quartier suchen mussten. Von der 2008er Tour hatte ich einige Herbergen in Erinnerung, als wir vom Portet d'Aspet gekommen sind. Doch wie schon erwähnt, es war "lundi", und selbst wenn "ouvert" an der Lokalität stand, so meinte das hierzulande "fermé". Auch die Herbergshoffnung in Argein war dahin - der wenig freundliche Herr wies uns brüsk ab, die Herberge existierte im Gegensatz zu ihren zahlreichen Werbetafeln nicht mehr. Nun war wieder einmal guter Rat teuer. Unsere bestens bewährte Methode kam zum Einsatz: der Chronist express voraus, die beiden Mitradler gemütlich hinterher. Und tatsächlich: in Saint-Lary, schon am Fuß der Passauffahrt, fand sich ein geschlossenes Hotel, aber auch eine geöffnete Herberge: Gîte du Pic de la Calabasse von Mme Estaque. Dieses war eigentlich schon besetzt, Madame hatte aber ohne zu zögern eine Lösung: wir bekamen, zu dritt etwas beengt, die Ferienwohnung. Und Abendessen wurde für die unvorhergesehenen Gäste auch gleich angekündigt. Einstweilen hatte ich aber noch wie vereinbart am Ortseingang die beiden Kollegen abzufangen. Das dauerte etwas, aber wieder einmal ging ein Reisetag erschöpft, glücklich und im wesentlichen trocken zu Ende. Wie schon gewohnt setzte der abendliche Regen erst nach unserer Ankunft und Verpflegung ein.
E5: 9.6. Saint-Lary - Vielha - Salardú: Schein-Fixie, sterbende Straße und doch noch Spanien9.6. Saint-Lary - Vielha - Salardú: Schein-Fixie, sterbende Straße und doch noch Spanien
74,5 km
2124 Hm
Spanien war angesagt, davor noch eine kleine Abenteuereinlage geplant. Zunächst aber wurden wir mit einem Erstklass-Frühstück beglückt, wofür der Hausherr zuständig war. Auch die Sonne schien bereits. Unser Frühsportprogramm bot eine nicht allzu schwierige sehr schöne Bergfahrt auf den Col de Portet d'Aspet. Nachdem wir den namensgebenden Ort passiert hatten, kamen auch noch einige Serpentinen. Oben auf der Passhöhe mussten wir feststellen, dass das nette Café-Restaurant von 2008 inzwischen wie so viele verlassen und auf dem Weg in den Verfall war. Dafür konnten wir eine Werbetafel für unsere damalige Edelherberge "Le Solayan" nicht übersehen. Dessen Konzept schien also trotz der arg abgelegenen Lage bis jetzt aufzugehen. Dieser kleine Werbeblock sei uns verziehen, die damalige Aufnahme (noch vor der Eröffnung) war einfach einmalig, und es freute uns, dass die Herberge immer noch existiert.
Die Abfahrt ins Ger-Tal war nun wieder Neuland: steil und flott, am Denkmal für den hier bei dere Tour-de-France 1995 tödlich verunglückten Fabio Casartelli vorbei. Unten warteten Michael und ich am Abzweig zum Col de Menté auf Jürgen, der üblicherweise auch bei der Abfahrt meist die Nase vorn hatte. Nach geraumer Zeit hielt ein PKW an, dessen Beifahrerin von Problemen unseres Benjamins mit der Kette berichtete. Mist. Gerade als ich nochmals hochfahren wollte, kam er doch noch. Er hatte ein Fixie, der Freilauf war kein Freilauf mehr, und weit und breit kein Meister Bonnefoux. Was tun? Jürgen teilte erstaunlich gefasst mit, dass er ab jetzt eben ohne Freilauf fahre. Also: Col de Menté unter verschärften Bedingungen! Auch dieser Pass war die Quälerei mehr als wert. Serpentinenhaltig und mit schönen Ausblicken aufs Ger-Tal und die umliegenden Berge. Die Passhöhe selbst liegt im Wald, besitzt aber neben volkstümlicher Schnitzkunst tatsächlich auch eine Pass-Restauration, selten in den Pyrenäen. Leider waren die betreibenden Damen keine große Hilfe: auf unsere Frage nach dem Wegzustand der Verbindung zum Col d'Artigascou meinten sie, das sei ein Wanderweg, allenfalls mit MTB passierbar. Nun, wir glaubten ihnen nicht. Doch als dann auch ein örtlicher Jugendleiter meinte, das sei nurmehr ein Waldpfad, ab dem Artigascou hinunter nach Melles dann aber eine geteerte Straße, kamen uns doch Zweifel, das Vorhaben zu wagen. Doch trotz Jürgens angeschlagenem Rad starteten wir den Versuch - zu groß war die Abenteuerlust. Und es war eine gute Entscheidung. Der "Waldpfad" erwies sich als großteils immer noch mit Asphaltresten bestückte Forststraße, für den allgemeinen Verkehr sogar freigegeben, und bis auf 2 ganz kurze Abschnitte sogar voll rennradtauglich. So erreichten wir ohne Probleme und nahezu flach den Col d'Artigascou. Die folgende Abfahrt nach Melles war in der Tat in früheren (Bergbau-)Zeiten geteert, wie das gesamte Straßennetz. Anno 2008 traf dies auch noch für die Melles-Abfahrt zu. Jetzt leider nicht mehr. Asphaltreste plus Grobschotter, so muss man das erste Drittel charakterisieren. Das wird aus einer ehemaligen D-Straße (D 85), die nicht mehr unterhalten wird und der die schweren Forstfahrzeuge den Rest geben. Schade.
Wir bremsten um die Wette, was aber auch Gelegenheit bot, die herrliche Pflanzenwelt zu fotografieren. Nicht zu vergessen: wir befinden uns im Bärenland (pays de l'ours). Erfreut stellten wir dann fest, dass ab dem ersten Gehöft der Asphalt erneuert worden war. Endlich konnten wir es laufen lassen. Melles, der erste Ort, äußerlich nahezu unverändert zu 2008, sogar das einzige und äußerlich sehr ansprechende Hotel existierte noch. Dessen Forelle schwamm dank Ruhetag unbehelligt im Waschbassin des Dorfes.
Unten im Garonne-Tal lauerte die von uns gefürchtete Nationalstraße ins spanische Val d'Aran, aber auch die Hoffnung auf eine Radladen in Bossòst. Erfreulich und einfach unglaublich: wie rücksichtsvoll speziell die spanischen LKW-Fahrer sich gegenüber bergwärts tretenden Velorecken verhielten: keiner drängelte, keiner ließ drohend den Motor aufheulen, keiner schnitt uns. Es wurde geduldig gewartet, bis man ohne Gefährdung überholen konnte. Undenkbar auf einer Bundes- oder Landstraße hierzulande, im Mutterland der aggressiven Raser.
Unerfreulich: Bossòst ist zwar ein schön herausgeputztes Örtchen, es fehlte allerdings ein Radladen. Für Jürgen bedeutete dies: weitere 16 km mit Fixie und die vage Hoffnung auf Besserung in Vielha. Gnadenlos heiß brannte die Sonne im nördlichen Val d'Aran, dafür hatten wir Rückenwind, und dank spanischer Siesta-Zeit hielt sich der Verkehr einigermaßen in Grenzen.
In Vielha suchten wir einen Radladen und wurden zunächst mit Regentropfen begrüßt. Schließlich fanden wir das Ski- und MTB-Center "Copos" im benachbarten Beltrén. Jürgen bremste vor dem Laden - und sein Fixie war kein Fixie mehr! Sehr witzig. Wir warteten dennoch auf das Ende der Mittagspause von Senor Copos. Dieser fand auch schnell die Ursache des Übels: die Speichenschutzscheibe hatte sich verkantet. Diesmal war es also nicht der Freilauf. Glück gehabt.
Inzwischen hatte es auch wieder aufgehört zu regnen. In unserer Richtung hing jedoch sehr schwarzes Gewölk über dem Port de la Bonaigua. Diesen Pass würden wir heute ohnehin nicht mehr schaffen. Immerhin kamen wir noch bis Salardú, am Beginn der eigentlichen Passrampe gelegen. Dort fanden wir herzliche Aufnahme in der Bar-Pension "Montanha". Auf Anraten des Besitzers inspizierten wir die romanische Dorfkirche und anschließend die Vinoteca "Eth Gris". Beide erwiesen sich als sehr gute Tipps unseres Herbergsvaters. Erstere spendete die nötige Seelen-, letztere dagegen deftig-gute katalonische Körpernahrung (obwohl: hier wird ja ein portugiesischer Dialekt gesprochen). Wir waren mehr als gesättigt und ignorierten den mittlerweile heftigen Regen.
Die Abfahrt ins Ger-Tal war nun wieder Neuland: steil und flott, am Denkmal für den hier bei dere Tour-de-France 1995 tödlich verunglückten Fabio Casartelli vorbei. Unten warteten Michael und ich am Abzweig zum Col de Menté auf Jürgen, der üblicherweise auch bei der Abfahrt meist die Nase vorn hatte. Nach geraumer Zeit hielt ein PKW an, dessen Beifahrerin von Problemen unseres Benjamins mit der Kette berichtete. Mist. Gerade als ich nochmals hochfahren wollte, kam er doch noch. Er hatte ein Fixie, der Freilauf war kein Freilauf mehr, und weit und breit kein Meister Bonnefoux. Was tun? Jürgen teilte erstaunlich gefasst mit, dass er ab jetzt eben ohne Freilauf fahre. Also: Col de Menté unter verschärften Bedingungen! Auch dieser Pass war die Quälerei mehr als wert. Serpentinenhaltig und mit schönen Ausblicken aufs Ger-Tal und die umliegenden Berge. Die Passhöhe selbst liegt im Wald, besitzt aber neben volkstümlicher Schnitzkunst tatsächlich auch eine Pass-Restauration, selten in den Pyrenäen. Leider waren die betreibenden Damen keine große Hilfe: auf unsere Frage nach dem Wegzustand der Verbindung zum Col d'Artigascou meinten sie, das sei ein Wanderweg, allenfalls mit MTB passierbar. Nun, wir glaubten ihnen nicht. Doch als dann auch ein örtlicher Jugendleiter meinte, das sei nurmehr ein Waldpfad, ab dem Artigascou hinunter nach Melles dann aber eine geteerte Straße, kamen uns doch Zweifel, das Vorhaben zu wagen. Doch trotz Jürgens angeschlagenem Rad starteten wir den Versuch - zu groß war die Abenteuerlust. Und es war eine gute Entscheidung. Der "Waldpfad" erwies sich als großteils immer noch mit Asphaltresten bestückte Forststraße, für den allgemeinen Verkehr sogar freigegeben, und bis auf 2 ganz kurze Abschnitte sogar voll rennradtauglich. So erreichten wir ohne Probleme und nahezu flach den Col d'Artigascou. Die folgende Abfahrt nach Melles war in der Tat in früheren (Bergbau-)Zeiten geteert, wie das gesamte Straßennetz. Anno 2008 traf dies auch noch für die Melles-Abfahrt zu. Jetzt leider nicht mehr. Asphaltreste plus Grobschotter, so muss man das erste Drittel charakterisieren. Das wird aus einer ehemaligen D-Straße (D 85), die nicht mehr unterhalten wird und der die schweren Forstfahrzeuge den Rest geben. Schade.
Wir bremsten um die Wette, was aber auch Gelegenheit bot, die herrliche Pflanzenwelt zu fotografieren. Nicht zu vergessen: wir befinden uns im Bärenland (pays de l'ours). Erfreut stellten wir dann fest, dass ab dem ersten Gehöft der Asphalt erneuert worden war. Endlich konnten wir es laufen lassen. Melles, der erste Ort, äußerlich nahezu unverändert zu 2008, sogar das einzige und äußerlich sehr ansprechende Hotel existierte noch. Dessen Forelle schwamm dank Ruhetag unbehelligt im Waschbassin des Dorfes.
Unten im Garonne-Tal lauerte die von uns gefürchtete Nationalstraße ins spanische Val d'Aran, aber auch die Hoffnung auf eine Radladen in Bossòst. Erfreulich und einfach unglaublich: wie rücksichtsvoll speziell die spanischen LKW-Fahrer sich gegenüber bergwärts tretenden Velorecken verhielten: keiner drängelte, keiner ließ drohend den Motor aufheulen, keiner schnitt uns. Es wurde geduldig gewartet, bis man ohne Gefährdung überholen konnte. Undenkbar auf einer Bundes- oder Landstraße hierzulande, im Mutterland der aggressiven Raser.
Unerfreulich: Bossòst ist zwar ein schön herausgeputztes Örtchen, es fehlte allerdings ein Radladen. Für Jürgen bedeutete dies: weitere 16 km mit Fixie und die vage Hoffnung auf Besserung in Vielha. Gnadenlos heiß brannte die Sonne im nördlichen Val d'Aran, dafür hatten wir Rückenwind, und dank spanischer Siesta-Zeit hielt sich der Verkehr einigermaßen in Grenzen.
In Vielha suchten wir einen Radladen und wurden zunächst mit Regentropfen begrüßt. Schließlich fanden wir das Ski- und MTB-Center "Copos" im benachbarten Beltrén. Jürgen bremste vor dem Laden - und sein Fixie war kein Fixie mehr! Sehr witzig. Wir warteten dennoch auf das Ende der Mittagspause von Senor Copos. Dieser fand auch schnell die Ursache des Übels: die Speichenschutzscheibe hatte sich verkantet. Diesmal war es also nicht der Freilauf. Glück gehabt.
Inzwischen hatte es auch wieder aufgehört zu regnen. In unserer Richtung hing jedoch sehr schwarzes Gewölk über dem Port de la Bonaigua. Diesen Pass würden wir heute ohnehin nicht mehr schaffen. Immerhin kamen wir noch bis Salardú, am Beginn der eigentlichen Passrampe gelegen. Dort fanden wir herzliche Aufnahme in der Bar-Pension "Montanha". Auf Anraten des Besitzers inspizierten wir die romanische Dorfkirche und anschließend die Vinoteca "Eth Gris". Beide erwiesen sich als sehr gute Tipps unseres Herbergsvaters. Erstere spendete die nötige Seelen-, letztere dagegen deftig-gute katalonische Körpernahrung (obwohl: hier wird ja ein portugiesischer Dialekt gesprochen). Wir waren mehr als gesättigt und ignorierten den mittlerweile heftigen Regen.
E6: 10.6. Salardú - Llavorsí - Alins: Regen am guten Wasser und alles entscheidende Mütter in Alins10.6. Salardú - Llavorsí - Alins: Regen am guten Wasser und alles entscheidende Mütter in Alins
61,3 km
1158 Hm
Erster Blick aus dem Fenster: Regen. Zweiter Blick: Regen. Nach dem Bar-Frühstück: Regen. Wenigstens hingen die Wolken so hoch, dass der Port de la Bonaigua noch sichtbar blieb. Half aber alles nichts: heute sollte es die erste richtige Regenetappe geben. Ein Pass dieses Namens hatte es auch nicht anders verdient.
Die 14 km bis zur Passhöhe zogen sich zäh dahin, zunächst ziemlich geradeaus in ein Hochtal hinein. Erst im letzten Drittel sorgten einige Serpentinen für Abwechslung auf der breit ausgebauten Straße. Eine besondere Schönheit ist dieser Pass wohl auch bei Sonnenschein nicht. Auf der Passhöhe trafen wir auf einige Rennradler, die ihr Trainingsprogramm trotz des wenig erbaulichen Wetters durchgezogen hatten und oben von ihren Begleitfahrzeugen eingesammelt wurden. Wir machten uns an die Abfahrt ins Val d'Aneu. Diese Seite des Passes ist zumindest im oberen Bereich sehr schön. Auch der Regen hörte auf. Gut. Aufgrund der weiter unten schnurgerade zur öden Rennstrecke ausgebauten Straße waren wir froh, hier nicht hinauffahren zu müssen. Einen Café-Zwischenstopp gab es in La Guigueta d'Aneu, den zweiten, einem Regenschauer geschuldet, in Llavorsí. Dann fuhren wir ins Val Ferrera. Aufgrund der nach wie vor drohenden Regenwolken kam allerdings eine Befahrung des Port de Cabús nicht mehr in Frage, und so beendeten wir unser Tagwerk etwas früh in Alins und suchten Quartier in diesem kleinen Dorf. Die Auswahl dafür war eher groß. Das erste Hotel behagte uns nicht, weil der Chef trotz des Einsatzes unseres ganzen Charmes das Frühstück nicht vor 8 Uhr servieren wollte. Wir aber wollten so früh wie möglich Richtung Andorra starten, des lieben Wetters wegen. Also hinüber zur Konkurrenz. Der dortige Wirt fragte bei seiner Mutter nach: Frühstück ab 7 Uhr-kein Problem. Ich informierte die Kollegen über die erfolgreichen Verhandlungen, wir wechselten die Straßenseite zum Hotel "Saloria". Dabei bekamen wir gerade noch mit, dass die Mutter des ersten Wirtes äußerst säuerlich auf ihren Sohn war. Als sie von unserem Begehr Wind bekam, hätte sie uns auch schon vor 8 Uhr frühstücken lassen. Nun, dieser Sohn hatte es leider versäumt, rechtzeitig seine Mutter zu fragen. Das ist manchmal ein schwerer Fehler.
Bis zum Abendessen verblieb noch reichlich Zeit, die wir für einen sehr ausführlichen Dorfspaziergang nutzten. Kein Haus blieb unbeachtet. Unser Hotelzimmer war sehr nett, und spätestens beim Abendessen erwies sich unsere Hotelwahl als goldrichtig: fünf fleischlastige Gänge, das hat sogar Jürgen fertiggemacht! Bis zum Rand abgefüllt begaben wir uns zur Ruhe - zufrieden dem obligatorischen Regen lauschend.
Die 14 km bis zur Passhöhe zogen sich zäh dahin, zunächst ziemlich geradeaus in ein Hochtal hinein. Erst im letzten Drittel sorgten einige Serpentinen für Abwechslung auf der breit ausgebauten Straße. Eine besondere Schönheit ist dieser Pass wohl auch bei Sonnenschein nicht. Auf der Passhöhe trafen wir auf einige Rennradler, die ihr Trainingsprogramm trotz des wenig erbaulichen Wetters durchgezogen hatten und oben von ihren Begleitfahrzeugen eingesammelt wurden. Wir machten uns an die Abfahrt ins Val d'Aneu. Diese Seite des Passes ist zumindest im oberen Bereich sehr schön. Auch der Regen hörte auf. Gut. Aufgrund der weiter unten schnurgerade zur öden Rennstrecke ausgebauten Straße waren wir froh, hier nicht hinauffahren zu müssen. Einen Café-Zwischenstopp gab es in La Guigueta d'Aneu, den zweiten, einem Regenschauer geschuldet, in Llavorsí. Dann fuhren wir ins Val Ferrera. Aufgrund der nach wie vor drohenden Regenwolken kam allerdings eine Befahrung des Port de Cabús nicht mehr in Frage, und so beendeten wir unser Tagwerk etwas früh in Alins und suchten Quartier in diesem kleinen Dorf. Die Auswahl dafür war eher groß. Das erste Hotel behagte uns nicht, weil der Chef trotz des Einsatzes unseres ganzen Charmes das Frühstück nicht vor 8 Uhr servieren wollte. Wir aber wollten so früh wie möglich Richtung Andorra starten, des lieben Wetters wegen. Also hinüber zur Konkurrenz. Der dortige Wirt fragte bei seiner Mutter nach: Frühstück ab 7 Uhr-kein Problem. Ich informierte die Kollegen über die erfolgreichen Verhandlungen, wir wechselten die Straßenseite zum Hotel "Saloria". Dabei bekamen wir gerade noch mit, dass die Mutter des ersten Wirtes äußerst säuerlich auf ihren Sohn war. Als sie von unserem Begehr Wind bekam, hätte sie uns auch schon vor 8 Uhr frühstücken lassen. Nun, dieser Sohn hatte es leider versäumt, rechtzeitig seine Mutter zu fragen. Das ist manchmal ein schwerer Fehler.
Bis zum Abendessen verblieb noch reichlich Zeit, die wir für einen sehr ausführlichen Dorfspaziergang nutzten. Kein Haus blieb unbeachtet. Unser Hotelzimmer war sehr nett, und spätestens beim Abendessen erwies sich unsere Hotelwahl als goldrichtig: fünf fleischlastige Gänge, das hat sogar Jürgen fertiggemacht! Bis zum Rand abgefüllt begaben wir uns zur Ruhe - zufrieden dem obligatorischen Regen lauschend.
E7: 11.6. Alins - Tor - Andorra - Soldeu: skurrile Einsamkeit und Disneyland11.6. Alins - Tor - Andorra - Soldeu: skurrile Einsamkeit und Disneyland
64,8 km
2408 Hm
Wie versprochen: unser Frühstück stand bereit. Etwas improvisiert, mit Thermoskannen-Kaffee. Wir waren ganz alleine im Hotel. Nachdem alles vertilgt war, befreiten wir unsere Räder aus der Abstellkammer und machten uns auf den Weg Richtung Port de Cabús. Bis ins sagenumwobene Tor führten 11 menschenleere km ein einsames Tal hinauf. Dann kam eine Brücke, an der angeblich ein blutiger Pferdekopf die weitere Asphaltierung verhindert hatte. Hier verkündeten auch zwei große Schilder, dass man sich auf die freie und private Parzelle von Tor-"Andorra" begebe. Katalonien hatte hier offensichtlich nichts mehr zu sagen. Mit leicht mulmigem Gefühl fuhren wir weiter. Der Schotterweg erwies sich aber als fahrbar. Dann die ersten Häuser des Dorfes, eigentlich Ruinen. Vielleicht 3 Häuser sahen so aus, als ob sie zumindest zeitweise noch bewohnt würden. Eine lebensnahe Vogelscheuche trug das Ihre zur Wildwestatmosphäre bei. Einziges sichtbares Lebewesen: eine ziemlich ausgehungerte Katze. Es wurde reichlich fotografiert, dann gingen wir das Schlußstück an: vorbei an der halbverfallenen Kirche sehr steil ein Seitental hinauf. Bald kam eine Brücke und die bange Frage: wo geht's weiter? Wegweiser gab es nicht. Wir schlugen den Weg nach links über die Brücke ein. Danach folgte der steilste und schlechteste Abschnitt des Weges. Ein Jeep überholte uns, seine Insassen bestätigten die Richtigkeit unserer Wahl. Der Rest: beinahe schon liebliches Weidegelände, nicht allzusteile Serpentinen unebener aber bergauf sehr gut zu fahrender Belag, viele Pferde und Mulis. Im Nachhinein wohl die schönste Passauffahrt der Reise.
Oben das Kontrastprogramm: von Andorra her ein sehr breites Asphaltband, das an der Grenze endete und offiziell "wegen schlechten" Zustandes gesperrt war. Wenn man von Tor kommt, kann man das Lachen über dieses Schild nicht verkneifen. Wir genossen das fast vollständige Rundpanorama auf Andorras Berge, verabschiedeten uns vom Nationalpark "Alt Pirineu" und begaben uns ins Herz des Konsumes. Zunächst einmal folgte jedoch eine breite Abfahrt bis nach Erts zur Kaffeepause. Um dem übelsten Rummel zu entgehen wählten wir ab La Massana den höhenmeterreichen Weg über Ordino und den Coll d'Ordino.
Nachdem man die letzten Häuser von Ordino hinter sich gelassen hat, kann man sich beinahe in gewohnter Pyrenäeneinsamkeit wohlfühlen. Wogegen die Dörfer in den Tälern Andorras wohl alle zu Gebirgsrummelplätzen mutiert sind. Auf der Passhöhe hatten Jürgen und ich noch die Gelegenheit, eine zweite, uns allerdings bestens bekannte Mutation zu bewundern: aus harmlosen Wolken bildeten sich über dem Süden des Landes jene, die wir gar nicht mögen. Wir machten uns deshalb zügig an die Abfahrt nach Canilo im Valira-Tal, dem Haupttal des Landes. Kurventechnisch ein Traum. Unten landeten wir auf der Hauptstraße Richtung Frankreich, mit entsprechendem Verkehr. Im Ort sorgten wir noch für eine Umsatzsteigerung in einem kleinen Dorfladen, dann bissen wir in den sauren Apfel. Die Bergfahrt wurde nicht nur durch den Verkehr, sondern auch noch durch eine Endlosbaustelle versalzen: man baut die Piste Stück für Stück vierspurig aus, quer durch die Dörfer im Tal. Freie Bahn den Blechlawinen. So quälten wir uns bis kurz vor Soldeu. Dort forderte uns ein erster Regenguss auf, für heute Schluss zu machen. Wir fanden am Ortseingang das sehr nette und erstaunlich preiswerte Hotel "Naudi". Kaum einquartiert, prasselte auch schon der Regen und grollte der Donner. Zur Gesundheitsvorsorge erstanden wir nach dem ersten Regendurchgang noch einige Rauchwaren, die ja im Steuerparadies besonders günstig sind.
Oben das Kontrastprogramm: von Andorra her ein sehr breites Asphaltband, das an der Grenze endete und offiziell "wegen schlechten" Zustandes gesperrt war. Wenn man von Tor kommt, kann man das Lachen über dieses Schild nicht verkneifen. Wir genossen das fast vollständige Rundpanorama auf Andorras Berge, verabschiedeten uns vom Nationalpark "Alt Pirineu" und begaben uns ins Herz des Konsumes. Zunächst einmal folgte jedoch eine breite Abfahrt bis nach Erts zur Kaffeepause. Um dem übelsten Rummel zu entgehen wählten wir ab La Massana den höhenmeterreichen Weg über Ordino und den Coll d'Ordino.
Nachdem man die letzten Häuser von Ordino hinter sich gelassen hat, kann man sich beinahe in gewohnter Pyrenäeneinsamkeit wohlfühlen. Wogegen die Dörfer in den Tälern Andorras wohl alle zu Gebirgsrummelplätzen mutiert sind. Auf der Passhöhe hatten Jürgen und ich noch die Gelegenheit, eine zweite, uns allerdings bestens bekannte Mutation zu bewundern: aus harmlosen Wolken bildeten sich über dem Süden des Landes jene, die wir gar nicht mögen. Wir machten uns deshalb zügig an die Abfahrt nach Canilo im Valira-Tal, dem Haupttal des Landes. Kurventechnisch ein Traum. Unten landeten wir auf der Hauptstraße Richtung Frankreich, mit entsprechendem Verkehr. Im Ort sorgten wir noch für eine Umsatzsteigerung in einem kleinen Dorfladen, dann bissen wir in den sauren Apfel. Die Bergfahrt wurde nicht nur durch den Verkehr, sondern auch noch durch eine Endlosbaustelle versalzen: man baut die Piste Stück für Stück vierspurig aus, quer durch die Dörfer im Tal. Freie Bahn den Blechlawinen. So quälten wir uns bis kurz vor Soldeu. Dort forderte uns ein erster Regenguss auf, für heute Schluss zu machen. Wir fanden am Ortseingang das sehr nette und erstaunlich preiswerte Hotel "Naudi". Kaum einquartiert, prasselte auch schon der Regen und grollte der Donner. Zur Gesundheitsvorsorge erstanden wir nach dem ersten Regendurchgang noch einige Rauchwaren, die ja im Steuerparadies besonders günstig sind.
E8: 12.6. Soldeu - Bolquère - Villefranche - Vinca: Passtankstellen, Gewitterspiele und Train Jaune12.6. Soldeu - Bolquère - Villefranche - Vinca: Passtankstellen, Gewitterspiele und Train Jaune
65,4 km
1230 Hm
Man präsentierte uns Frühstück nach Wunsch. Reich gesättigt machten wir uns bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zum Dach der Tour, dem Port d'Envalira. Abschnittsweise dreispurig ausgebaut, ist er nur mäßig steil und zumindest nach dem Abzweig zum neuen Tunnel auch richtig schön. Zumindest bis zur Passhöhe. Dort warteten gleich 4 Tankstellen vergeblich auf ein Geschäft mit uns. Auf der Abfahrt passierten wir einen weiteren Alptraum: den andorranischen Grenzort Pas de la Casa, ein Hochhaus-"Bergdorf" mit zwei Riesenparkhäusern. Nun vielleicht ist das ja auch ein brauchbares Konzept: den Touri-Wahnsinn auf einen Ort zu konzentrieren. Mit leichter Übelkeit fuhren wir weiter nach Frankreich - und hatten unser gewohnt-geliebtes Bild des leicht morbiden Charmes wieder.
Am folgenden Col de Puymorens war trotz Sperrung des parallelen Tunnels relativ wenig los. In La Tour de Carol steuerten wir den Bahnhof an, dem heftigen Wunsch einer Fahrt mit dem Train Jaune nachkommend. Jürgen erstand am Bahnhofskiosk ein Riesenbaguette mit Grillfleisch und Pommes. Da der nächste Zug erst in eineinhalb Stunden fuhr, beschlossen wir, die zugeführten Kalorien wieder loszuwerden und noch eine kleine Radetappe durch die Cerdagne einzuschieben bis zum Bf Font Romeu-Odeillo-Vía und dort einen Zug früher zu erwischen. Den Weg über die spanische Exclave Llívia kannten wir schon von 2008. Die Wolken- und Gewitterspiele in der Cerdagne gleichfalls. Diesmal schnitt uns jedoch ein heftiges Gewitter in rasendem Tempo den Weg zum Bf Font Romeu ab. Der Chronist schaltete daher auf "Express" und flog stattdessen regelrecht den Col de la Perche hinauf. Michael und Jürgen erkannten den Ernst der Lage und schalteten ebenfalls auf "Gewitter-Ex-Express". Und so schafften es alle drei. Punktlandung im Wartehäuschen des Bf Bolquère-Eyne, kurz vor dem Gewitter-Wolkenbruch. Wieder ein grandioser Sieg in unserem Regen-Wettlauf-Spiel.
Die folgende Fahrt im Train Jaune wurde natürlich trotz der kritischen Wetterlage im offenen Waggon genossen. Einmaliges Erlebnis, die Fahrt mit diesem Zug. in Höhe des Pont de Cassagne durchstießen wir die Wolkendecke von oben nach unten, und in Villefranche kamen wir sogar trocken an. Bis zur Abfahrt des Zuges nach Perpignan blieb noch Zeit für einen schnellen Kaffee.
Unser "großer" Zug brachte uns über Prades (den Start der Tour) nach Vinca. Dies war einer Planänderung geschuldet: da auch für die folgenden Tage keine zuverlässige Wetterlage zu erwarten war, die eine Abenteuereinlage mit ca. 30 km unbekannter Schotterstrecke über die Collade des Roques Blanches zuließ, beschlossen wir schweren Herzens, diese Einlage zum zweiten Mal zu streichen und stattdessen über die Canigou-Ostflanke auf teilweise bekannten Wegen gen Spanien zu fahren. Da bot sich Vinca und unser gastliches Quartier von 2008 an.
Wir verließen also in Vinca den Zug und fanden auch auf Anhieb die chambres d'hôtes "Las Tanes". Und der Empfang bei Roseline und Gilbert Gregot war wie vor 7 Jahren sehr herzlich. Abendessen gab es im Restaurant "la petite auberge de marie", familiär und sehr gut. Anschließend wollte Jürgen noch das legendäre Café de France gegenüber heimsuchen, die Bar mit dem freundlichen Pernod-Jünger. Hiermit war das Nostalgieprogramm abgehakt. Ach ja, geregnet hat es auch noch einmal kräftig.
Am folgenden Col de Puymorens war trotz Sperrung des parallelen Tunnels relativ wenig los. In La Tour de Carol steuerten wir den Bahnhof an, dem heftigen Wunsch einer Fahrt mit dem Train Jaune nachkommend. Jürgen erstand am Bahnhofskiosk ein Riesenbaguette mit Grillfleisch und Pommes. Da der nächste Zug erst in eineinhalb Stunden fuhr, beschlossen wir, die zugeführten Kalorien wieder loszuwerden und noch eine kleine Radetappe durch die Cerdagne einzuschieben bis zum Bf Font Romeu-Odeillo-Vía und dort einen Zug früher zu erwischen. Den Weg über die spanische Exclave Llívia kannten wir schon von 2008. Die Wolken- und Gewitterspiele in der Cerdagne gleichfalls. Diesmal schnitt uns jedoch ein heftiges Gewitter in rasendem Tempo den Weg zum Bf Font Romeu ab. Der Chronist schaltete daher auf "Express" und flog stattdessen regelrecht den Col de la Perche hinauf. Michael und Jürgen erkannten den Ernst der Lage und schalteten ebenfalls auf "Gewitter-Ex-Express". Und so schafften es alle drei. Punktlandung im Wartehäuschen des Bf Bolquère-Eyne, kurz vor dem Gewitter-Wolkenbruch. Wieder ein grandioser Sieg in unserem Regen-Wettlauf-Spiel.
Die folgende Fahrt im Train Jaune wurde natürlich trotz der kritischen Wetterlage im offenen Waggon genossen. Einmaliges Erlebnis, die Fahrt mit diesem Zug. in Höhe des Pont de Cassagne durchstießen wir die Wolkendecke von oben nach unten, und in Villefranche kamen wir sogar trocken an. Bis zur Abfahrt des Zuges nach Perpignan blieb noch Zeit für einen schnellen Kaffee.
Unser "großer" Zug brachte uns über Prades (den Start der Tour) nach Vinca. Dies war einer Planänderung geschuldet: da auch für die folgenden Tage keine zuverlässige Wetterlage zu erwarten war, die eine Abenteuereinlage mit ca. 30 km unbekannter Schotterstrecke über die Collade des Roques Blanches zuließ, beschlossen wir schweren Herzens, diese Einlage zum zweiten Mal zu streichen und stattdessen über die Canigou-Ostflanke auf teilweise bekannten Wegen gen Spanien zu fahren. Da bot sich Vinca und unser gastliches Quartier von 2008 an.
Wir verließen also in Vinca den Zug und fanden auch auf Anhieb die chambres d'hôtes "Las Tanes". Und der Empfang bei Roseline und Gilbert Gregot war wie vor 7 Jahren sehr herzlich. Abendessen gab es im Restaurant "la petite auberge de marie", familiär und sehr gut. Anschließend wollte Jürgen noch das legendäre Café de France gegenüber heimsuchen, die Bar mit dem freundlichen Pernod-Jünger. Hiermit war das Nostalgieprogramm abgehakt. Ach ja, geregnet hat es auch noch einmal kräftig.
E9: 13.6. Vinca - Molló: Zurück nach Spanien13.6. Vinca - Molló: Zurück nach Spanien
89,6 km
2239 Hm
Edelfrühstück, viel Selbstgemachtes. Wir verabschiedeten uns schweren Herzens. Hier ließe es sich auch länger aushalten. Es folgte die sehr schöne lange Anfahrt über Valmanya zum Col de Palomère. Leider hüllten sich die Gipfel des Canigou-Massivs in Wolken. Doch wir blieben trocken, auch auf der Forstwegverbindung vom Palomère zum Col de la Descargue. Dass es auf diesem Weg allerdings bis zur Tour de Batère noch einmal permanent bergauf geht, genauer: 400 hm, musste meiner Erinnerung entfallen sein. Jedenfalls zehrten diese 5 km Schotter doch arg an unseren Kräften. Und der Canigou blieb wolkenumspielt.
Die Abfahrt vom Col de la Descargue konnte ich, da regenfrei und das Velo mit ertüchtigten Bremsen ausgerüstet, vollauf genießen. Wir wählten für die Weiterfahrt Richtung Col d'Ares das winzige Sträßchen am Hang entlang über Montferrer. Dort gab es dank geschlossenem Restaurant eine längere Studentenfutter-Pause auf der Kirchhofmauer. Kaffeepause wurde dann in Le Tech eingelegt, in einem schon mehr als verlebten Restaurant.
Nun folgte die lange Anfahrt zum Grenzpass Col d'Ares. In Prats-de-Mollo wurde beratschlagt: Quartierssuche hier oder in Spanien? Man war einstimmig für Spanien, also weiter der Passhöhe entgegen. Jürgen fuhr voraus, ich blieb bei Michael, dem eine Magen-Darm-Verstimmung zu schaffen machte. Jürgen wartete am zweiten Vorpass auf uns, mit der bangen Frage, was denn die tiefschwarzen Gewitterwolken neben uns anstellen mögen. Nun, sie blieben uns gnädig und ließen uns um Haaresbreite trocken bis zur Grenze passieren. Erst kurz vor Molló hat es uns noch ein wenig erwischt. Damit war auch die Quartiersfrage geklärt: wir blieben in Molló und residierten im etwas noblen Hotel "Calitxo".
Die Abfahrt vom Col de la Descargue konnte ich, da regenfrei und das Velo mit ertüchtigten Bremsen ausgerüstet, vollauf genießen. Wir wählten für die Weiterfahrt Richtung Col d'Ares das winzige Sträßchen am Hang entlang über Montferrer. Dort gab es dank geschlossenem Restaurant eine längere Studentenfutter-Pause auf der Kirchhofmauer. Kaffeepause wurde dann in Le Tech eingelegt, in einem schon mehr als verlebten Restaurant.
Nun folgte die lange Anfahrt zum Grenzpass Col d'Ares. In Prats-de-Mollo wurde beratschlagt: Quartierssuche hier oder in Spanien? Man war einstimmig für Spanien, also weiter der Passhöhe entgegen. Jürgen fuhr voraus, ich blieb bei Michael, dem eine Magen-Darm-Verstimmung zu schaffen machte. Jürgen wartete am zweiten Vorpass auf uns, mit der bangen Frage, was denn die tiefschwarzen Gewitterwolken neben uns anstellen mögen. Nun, sie blieben uns gnädig und ließen uns um Haaresbreite trocken bis zur Grenze passieren. Erst kurz vor Molló hat es uns noch ein wenig erwischt. Damit war auch die Quartiersfrage geklärt: wir blieben in Molló und residierten im etwas noblen Hotel "Calitxo".
E10: 14.6. Molló - Ripoll (-Tarragona): erst flotter Zug, dann übler Knall und Tourende14.6. Molló - Ripoll (-Tarragona): erst flotter Zug, dann übler Knall und Tourende
39,4 km
100 Hm
In Anbetracht der für die Pyrenäensüdseite sich weiter verschlechternden Wettervorhersage der kommenden Tage und Michaels Unwohlseins wurde die Entscheidung getroffen, die restlichen beiden Tagesetappen zu streichen, den Bf Ripoll anzusteuern und von dort den Zug nach Tarragona zu nehmen. Zuvor wurden wir noch mit dem ersten Frühstücksbuffet der Reise beglückt. Wir ließen es zunächst gemütlich angehen. Inzwischen herrschte auch wieder trockenes Wetter. 33 km abwärts durchs Ter-Tal bis Ripoll standen auf dem Plan.
Wir veranstalteten daraus ohne Not eine Kette-rechts-Expressfahrt. Und die endete jäh 4 km vor dem Ziel: hinter mir tat es einen Schlag samt Schrei: Michael hatte mein Hinterrad touchiert, den Lenker verrissen und war bei Tempo 25 in den Straßengraben gekracht. Mann und Vorderrad verbogen. Der Schock saß tief, erst einmal wurden vorsichtig alle Gelenke auf ihre Funktionfähigkeit überprüft. Der Kopf schien dank Helm nur ein paar Kratzer abbekommen zu haben. Wir hielten einen PKW an, der uns bzw. Michael auf dem Rückweg mitnehmen wollte. Mittlerweile kam aber eine Ambulanz vorbei. Die hatten nach uns gesucht. Sie luden Michael samt lädiertem Rad ein und fuhren in die Klinik nach Campdevánol. Dort wurde er durchgeröntgt, seine Schürfungen mit viel Jod versorgt, dann durfte er wieder gehen. Eine Horde Schutzengel muss wohl ganze Arbeit geleistet haben!
Die Mossos (Verkehrspolizei) waren inzwischen am Spital ingetroffen und machten Unfallaufnahme per Google-Streetview! Wie nun weiter? Mit zwei gezielten Tritten wurde das Vorderrad wieder so in Form gebracht, dass es sich in der Gabel drehen ließ. Dann rollten wir vorsichtig nach Ripoll hinunter zum Bahnhof. Gut gekühlt brachte uns die RENFE nach Tarragona, wo wir von Tante und Onkel empfangen wurden.
Noch mal gut ausgegangen. Das Vorderrad wurde anderntags bei "Bicicletes Mariné" so gut es ging zentriert, so dass man beim Fahren kaum mehr was spürte. Wir erholten uns noch 2 Tage bei gutem Essen, Strand, ein wenig Kultur und natürlich Regenschauern in und um Tarragona, dann reizte es doch, geflicktes Rad und Nerven zu testen.
Wir veranstalteten daraus ohne Not eine Kette-rechts-Expressfahrt. Und die endete jäh 4 km vor dem Ziel: hinter mir tat es einen Schlag samt Schrei: Michael hatte mein Hinterrad touchiert, den Lenker verrissen und war bei Tempo 25 in den Straßengraben gekracht. Mann und Vorderrad verbogen. Der Schock saß tief, erst einmal wurden vorsichtig alle Gelenke auf ihre Funktionfähigkeit überprüft. Der Kopf schien dank Helm nur ein paar Kratzer abbekommen zu haben. Wir hielten einen PKW an, der uns bzw. Michael auf dem Rückweg mitnehmen wollte. Mittlerweile kam aber eine Ambulanz vorbei. Die hatten nach uns gesucht. Sie luden Michael samt lädiertem Rad ein und fuhren in die Klinik nach Campdevánol. Dort wurde er durchgeröntgt, seine Schürfungen mit viel Jod versorgt, dann durfte er wieder gehen. Eine Horde Schutzengel muss wohl ganze Arbeit geleistet haben!
Die Mossos (Verkehrspolizei) waren inzwischen am Spital ingetroffen und machten Unfallaufnahme per Google-Streetview! Wie nun weiter? Mit zwei gezielten Tritten wurde das Vorderrad wieder so in Form gebracht, dass es sich in der Gabel drehen ließ. Dann rollten wir vorsichtig nach Ripoll hinunter zum Bahnhof. Gut gekühlt brachte uns die RENFE nach Tarragona, wo wir von Tante und Onkel empfangen wurden.
Noch mal gut ausgegangen. Das Vorderrad wurde anderntags bei "Bicicletes Mariné" so gut es ging zentriert, so dass man beim Fahren kaum mehr was spürte. Wir erholten uns noch 2 Tage bei gutem Essen, Strand, ein wenig Kultur und natürlich Regenschauern in und um Tarragona, dann reizte es doch, geflicktes Rad und Nerven zu testen.
E11: 17.6. Les Borges del Camp - Prades - Poblet - La Plana: die Muntanyes de Prades locken17.6. Les Borges del Camp - Prades - Poblet - La Plana: die Muntanyes de Prades locken
84,5 km
1440 Hm
Eigentlich obligatorisch: eine Hinterlandrunde durch die Muntanyes de Prades. Nachdem das hartnäckige Regengebiet nun zumindest den Tarragonenser Raum verlassen hatte, starteten wir mit dem Zug von Tarragona nach Les Borges, hinter Reus. Von dort ging es bei Gluthitze über Vilaplana den wunderschönen Coll des Llebres hinauf. Trotz diesigen Wetters begeisterten die Ausblicke Richtung Francoli-Ebene und Meer genauso wie das endlose Kehrenlabyrinth.
Auf der anderen Seite wählten wir das winzige Sträßchen über Mont-ral. Da Michael und sein Rad guter Dinge waren, wagten wir uns weiter über Capafonts und den Coll de Capafonts nach Prades. Hier wurde eine Cola-Gedenkpause eingelegt - es war immerhin das Prades Nr. 3 der Tour. Dann machten wir uns an die Abfahrt hinunter nach Poblet. Dort stand Kultur an: wir besichtigten das Zisterzienser-Kloster, eines der drei ehemaligen Königsklöster Aragons.
Mutig geworden schlug ich vor, statt den nahen Bahnhof von l'Espluga anzusteuern noch ein wenig Francoli-abwärts zu fahren. Und so verlängerten wir über Montblanc bis La Plana-Picamoixons. Dabei konnten wir auch gleich erkunden, ob die alte Straßenverbindung Montblanc-Vilaverd noch befahrbar ist. Sie ist es!
Vom Bf La Plana-Picamoixons mit Wildwest-Ambiente brachte uns die gut gekühlte RENFE nach Tarragona zurück. Als Tagesabschluss gab es dann ein Meeresfrüchte-Gelage am Hafen im wie immer hervorragenden "L'Ancora".
Auf der anderen Seite wählten wir das winzige Sträßchen über Mont-ral. Da Michael und sein Rad guter Dinge waren, wagten wir uns weiter über Capafonts und den Coll de Capafonts nach Prades. Hier wurde eine Cola-Gedenkpause eingelegt - es war immerhin das Prades Nr. 3 der Tour. Dann machten wir uns an die Abfahrt hinunter nach Poblet. Dort stand Kultur an: wir besichtigten das Zisterzienser-Kloster, eines der drei ehemaligen Königsklöster Aragons.
Mutig geworden schlug ich vor, statt den nahen Bahnhof von l'Espluga anzusteuern noch ein wenig Francoli-abwärts zu fahren. Und so verlängerten wir über Montblanc bis La Plana-Picamoixons. Dabei konnten wir auch gleich erkunden, ob die alte Straßenverbindung Montblanc-Vilaverd noch befahrbar ist. Sie ist es!
Vom Bf La Plana-Picamoixons mit Wildwest-Ambiente brachte uns die gut gekühlte RENFE nach Tarragona zurück. Als Tagesabschluss gab es dann ein Meeresfrüchte-Gelage am Hafen im wie immer hervorragenden "L'Ancora".
E12: 20.6. (Tarragona-Figueras-)Llanca - Cerbère: Bonus-Radetappe auf der Heimreise20.6. (Tarragona-Figueras-)Llanca - Cerbère: Bonus-Radetappe auf der Heimreise
18,1 km
379 Hm
Die folgenden Tage waren wieder Strand, Kultur und Kulinarik gewidmet, selbst produzierter wie auch verwandtschaftlich eingeladener. Allzuviel von dieser Trias macht träge. Und da am Samstagabend der Nachtzug Cerbère-Mulhouse uns erwartete, lag nichts näher, als noch ein wenig Küstenstraßen-Auf-und Ab einzuschieben. Wir verabschiedeten uns also schon morgens von Gertrud und Manuel, deren grandiose Gastfreundschaft wir genießen durften, und fuhren mit dem Zug Richtung Norden.
Nach einigen Diskussionen wurde das Dalí-Museum in Figueras auch noch ins Heimreiseprogramm aufgenommen. Wir verließen also die kühle RENFE dort. Michael und ich visitierten das Museum, Jürgen eine Bar. Nachmittags ging es dann weiter, zuächst mit dem Zug nach Llanca, dann per Velo auf der Küstenstraße über Colera nach Port Bou. Dort gab es für Jürgen und mich ein letztes Bad im spanischen Meer, während Michael schon vorausfuhr auf den Grenzpass Coll des Belitres. In Cerbère schließlich nahmen wir gemeinsam noch ein französisches Bad, dann wurde noch einmal französisch-meeresfrüchtelastig getafelt, ehe wir den Nachtzug nach Mulhouse bestiegen.
Der Morgen graute, das Wetter gleichfalls: eiskalt und mit fiesem Nieselregen in Belfort. In Mulhouse regnete es wengistens nicht mehr, kalt war es aber auch dort. Auf den Ueli-Bier-Abstecher verzichteten wir und fuhren stattdessen mit dem Zug über Freiburg-Sigmaringen nach Aulendorf, wo wir Michael seiner Holden überreichten. Jürgen und ich fuhren weiter nach Wangen. Dort feierten dann abends alle drei nebst Holden und Familie den Tourabschluss im "Lamm".
Die Bilanz: 875 km, 24 Pässe und 18.000 hm
Nach einigen Diskussionen wurde das Dalí-Museum in Figueras auch noch ins Heimreiseprogramm aufgenommen. Wir verließen also die kühle RENFE dort. Michael und ich visitierten das Museum, Jürgen eine Bar. Nachmittags ging es dann weiter, zuächst mit dem Zug nach Llanca, dann per Velo auf der Küstenstraße über Colera nach Port Bou. Dort gab es für Jürgen und mich ein letztes Bad im spanischen Meer, während Michael schon vorausfuhr auf den Grenzpass Coll des Belitres. In Cerbère schließlich nahmen wir gemeinsam noch ein französisches Bad, dann wurde noch einmal französisch-meeresfrüchtelastig getafelt, ehe wir den Nachtzug nach Mulhouse bestiegen.
Der Morgen graute, das Wetter gleichfalls: eiskalt und mit fiesem Nieselregen in Belfort. In Mulhouse regnete es wengistens nicht mehr, kalt war es aber auch dort. Auf den Ueli-Bier-Abstecher verzichteten wir und fuhren stattdessen mit dem Zug über Freiburg-Sigmaringen nach Aulendorf, wo wir Michael seiner Holden überreichten. Jürgen und ich fuhren weiter nach Wangen. Dort feierten dann abends alle drei nebst Holden und Familie den Tourabschluss im "Lamm".
Die Bilanz: 875 km, 24 Pässe und 18.000 hm
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Ernährung
